Ich möchte gerne ein mal an den Beitrag von Silvia anknüpfen, ein paar Dinge aus fachlicher Sicht (bin Bibliotheksangestellter) klarstellen und einige Zweifel an der Idee äussern und Alternativvorschläge unterbreiten:
Kopien und eingescannte Bücher Unentgeltliche Fotokopien aus Büchern sind, sofern sie nicht das vollständige Werk abbilden (es sollten unter 20% des Umfangs sein) sind rechtlich kein Problem. Bereits das
Einscannen von Büchern hingegen schon! Damit haben wir als Bibliothel schon Probleme. Selbst, aus Bestandsschutzgründen ist prophylaktisches Digitalisieren von Büchern fragwürdig, selbst, wenn diese digitalen Abbilder nicht für Nutzer zugänglich sind. Und das gilt für Behörden! Es ist einfach so, dass das, was technisch möglich und rechtlich zulässig ist sehr weit auseinanderklafft. Dass das Urheberrecht deshalb sehr überholungsbedürftig ist, ist klar, doch sind die Positionen sehr kompliziert. Und dabei meine ich gar nicht mal so "einfache Bagatelle" wie die Sicherungskopie einer Musik-CD die man einem Freund schenkt, sondern um wesentlich komplexere Dinge aus den unterschiedlichen Ansichten von Forschungseinrichtungen, Autoren, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, Bibliotheken und weiteren. Um es einmal kurz zu erklären, warum denn Fotokopien zulässig sind und Digitalisate heikel: Beim Kopieren wird
EIN Abbild von einem Werksteil geschaffen. Dieses ist dann genau einer weiteren Person zugänglich. Beim digitalisieren hingegen haben mehrere Personen (wenn man es ins Netz stellt theoretisch die ganze Welt) Zugriff auf das Abbild. Und ganz klar, das ist natürlich einkommensschädigend für diejenigen, die es veröffentlicht haben. Deshalb stellen sich bei mir immer die Nackenhaare hoch, wenn ich hier lese, dass jemand öffentlich schreibt "...ich scann dir das mal ein!" - also vorsichtig, ihr bewegt euch da schon in einem gewagten Graubereich für Abmahnanwälte.
Die Bücherliste Ich glaube, es ist euch noch nicht bewusst, aber eure Idee ist, dass ihr einen Bibliothekskatalog aufbauen wollt, der den Bestand der Forumsmitglieder verzeichnet. So neu ist es also nicht, was ihr hier vorhabt
Ihr habt dann einen Standortnachweis für das Buch (also bei welchem User steht's im Regal), eine bibliografische Beschreibung (Autor, Titel und ISBN kriegt ihr denk ich ohne weiteres hin und und reicht für unsere Zwecke wohl auch) und sicher habt ihr früher odr später auch vor, eine Art Klassifikation zu entwickeln (zum Beispiel die Bücher zeitlich und/oder sachlich einzuordnen "FrühMi", "HoMi", "SpäMi"....). Das alles ist recht arbeitsintensiv und die Frage, die sich mir stellt: Warum diesen Aufwand betreiben und das Rad neu erfinden, wenn es solche Dinge schon gibt und Leute dafür bezahlt werden?
Vorhandene Strukturen nutzen Geht in "eure" Bibliothek und fragt nach! Sagt, für welches Thema ihr euch interessiert und der Bibliothekar kann euch dafür eine Literaturliste anhand verlässlicher Findmittel erstellen. Er ermittelt auch Titel, die die Bibliothek nicht selbst im Bestand hat und kann sie auch für euch beschaffen. Nutzt was da ist! Ich möchte hier auch noch etwas "Politisches" anführen, was ich im Netzt nur sehr ungern mache, es hier aber für angebracht halte, Silvia hat es ja schon angesprochen: Viele Steuergelder werden (so die allgemeine Meinung) "verschwendet" und "für die Kultur und Bildung bleibt nichts übrig". Klar! Wenn die Benutzungszahlen in bibliotheken zurückgehen streicht man ihnen die Mittel oder setzt sie woanders ein. Also nutzt die Bibliotheken (Archive, Museen)! Leider haben Bibliotheken mittlerweile den Ruf, Orte zu sein, wo ganz altehrwürdig Bücher gebunkert werden, man leise sein muss und wo man nix anfassen darf. Stimmt zum Teil, aber viel wichtiger ist Folgendes: Bibliotheken sind
Arbeitsorte. Wenn die Bücher nicht angefasst und gelesen werden, nützen sie niemandem. Auch das vorher angesprochene Thema des Urheberrechts ist davon betreoffen: Das Bibliothekswesen hat leider keine so große Lobby vorzuweisen, wie der Buchhandel. Wenn man hohe Benutzungszahlen vorweisen kann kann das jedoch als ein deutliches Zeichen für den Wunsch einer Lockerung des Urheberrechts interpretiert werden.
Ideen für das Forum Wann benötigt ihr Informationen über bestimmte Bücher? Für gewöhnlich dann, wenn ihr zu einem Thema recherchiert. Warum also die Bücherliste vom restlichen Thema loslösen? Ein Besipiel:
"Hallo, ich möchte gerne einen Engländer im 11. Jahrhhundert darstellen und mir dafür ein Paar passende Schuhe basteln. Könnt ihr mir da Quellen nennen?" -Schau dir mal das Buch "The Medieval Finds from York" an. Fertig. Gebt einfach bei euren Beiträgen gleich die Quelle mit an (ist doch eh schon Praxis hier, erfreulicherweise). So hat man alles beisammen, ohne sich extra Arbeit zu machen. Meine Erfahrung sagt, dass sich so eine Liste eh keiner anschaut sondern man sowieso einen Thread eröffnet der dann heißt "Suche Literatur über....". Die Arbeit kann man sich sparen, weil es wirklich schade ist. Und wegen der Versandausleihe: Ob ich jemandem nur den Titel nenne, und er sich das Buch selbst besorgen muss, ich es ihm verleihe oder eine Kopie zuschicke, das entscheidet im Einzelfall doch jeder sowieso für sich selbst, mit so einer Liste möchte ja sicher keiner eine Verpflichtung eingehen. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Dr. Osselbart - FA für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek [Bitte seht über Vertipper oder inkorrekte Groß- und Kleinschreibung hinweg, ich habe wohl zur Zeit ein Karpaltunnelsyndrom und meine linke Hand ist halb taub]