[...] Was machst Du mit Dingen die Du vor 30 Jahren benutzt hast? Hast Du die noch? Oder benutzt Du Kleidung oder sonstiges in 30 noch? Nein? Ich denke die gleiche Antwort würdest Du von einem Altvorderen hören, wenn er denn noch zu Dir sprechen könnte *fg*
Nun, manche wohnen in 100 Jhre alten Häusern, andere fahren 40 Jahre alte Autos, tragen 50 Jahre alte Uhren und haben 80 Jahre alte Bilder an den Wänden hängen. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie ließe sich beliebig fortsetzen. Man zeige mir einen modernen Meschen, an dem jedes Detail sich auf 10 Jahre um den aktuellen Zeitpunkt datieren lässt. Man wird kaum einen finden, die Regel sieht anders aus. Selbst bei hochgerüsteten modernen Armeen sind einige Waffensysteme älter, als die Soldaten, die sie bedienen. Schönes Beispiel: B-52 Von nicht ganz so hochgerüsteten Armeen mal ganz zu schweigen, wo ein Gutteil der Waffen deutlich älter ist als die hier genannten 30 Jahre. Das Argument mit "Schau Dir doch mal die Situation heute an, dann wirst Du sehen, dass 30 Jahre alte Sachen nicht mehr benutzt werden" kann ich also nicht gelten lassen. Und die Zeiten heute sind erheblich schnellebiger als die Zeiten damals.
[...] Außerdem geht es bei dem bösen "A" nicht darum ob etwas möglich is oder nicht, es geht darum ein stimmiges Bild einer Zeit für die Leute zu "malen". Und das kann ich nunmal nicht wenn ich mich auf "aber vielleicht"s einlasse.
Ich würde bei der Eingangsfrage nicht automatisch einen apologetischen Ansatz für eine unstimmige Darstellung wittern, damit tue ich dem Fragesteller möglicherweise sehr unrecht. Die Frage ist an sich völlig rechtens und bedarf einer ernsthafteren Auseinandersetzung als die inhaltliche Rezitierung eines Standard-Szene-Allgemeinplatzes. Also Butter bei die Fische: Wenn das Zeug nicht mehr benutzt wurde, warum war das so und was war dann mit dem Material passiert? Bei Kleidung dürfte die Sache relativ klar sein und das wurde auch schon angemerkt: Textilien nutzen sich bei regelmäßigem Gebrauch rasch ab und werden dann ersetzt. Die Stoffreste werden anderweitig verwertet, und sei es als Putzlappen. Bei Schmuck und Accessoires sieht die Sache sicherlich schon anders aus. Niemand wirft das Medaillon seiner Frau, seinen Ring oder seine Brosche weg, nur weil sie älter ist als 30, 40 oder 50 Jahre. Für ein solches Verhalten hätte ich, wenn argumentativ genutzt, gerne einen konkreten Beleg. Opas Ring oder Omas Brosche zu tragen, dürfte zu allen Zeiten gang und gäbe gewesen sein. Und wenn man die Dinge irgendwann nicht mehr tragen wollte, dann wurden sie zumindest aufgehoben. Bei Waffen und Rüstungen - und ich gehe mal davon aus, dass es dem Fragesteller größtenteils um eben solche ging - haben wir ein Konglomerat aus Effekten: Erstens wollte man technologisch auf einem modernen Stand sein, um dem Gegener überlegen zu sein. Waren neue Entwicklungen vorhanden, stellte, wer es sich leisten konnte, bald darauf um. Dabei sind sicherlich nicht alle Kämpfer wohlhabend genug, um jeden Trend unverzüglich mitzumachen. Es hat also zu jeder Zeit ein erkennbares Qualitäts- und Modernitätsgefälle unter den Kämpfenden einer kulturellen Gemeinschaft gegeben. Zweitens muss Rüstungs- und in schwächerem Umfang Waffenmaterial passen. Auch wenn Papis Ausrüstung technologisch noch up to date wäre, kann ich sie nicht unbeding automatisch nutzen. Sie passt vielleicht nicht gut genug, so dass ich neues Material für mich beschaffe. Drittens gibt es einsatzbedingten Schwund, der vielfältige Formen annehmen kann. Und, und, und... Alles Gründe dafür, dass Rüstmaterial nicht mehr unmittelbar genutzt wird. Aber was passiert
dann damit? Es löst sich ja nicht einfach auf. Auch hier haben wir viele Möglichkeiten. 1. Es löst sich tatsächlich auf. Metallwaren korrodieren nicht nur auf Schlachtfeldern und in Gräbern. 2. Es wird recycelt. Kettenhemden werden umgeschneidert, Schuppen umgesetzt, Platten neu zugeschnitten. Sicherlich auch eingeschmolzen. Der Aufwand beim Schürfen, Verhütten und Legieren dürfte Anreiz genug gewesen sein, fertige Metalle nicht einfach wegzuwerfen. 3. Es wird aus Nostalgie aufgehoben. Papis Schwert oder Opas Schild zierten vielleicht noch lange den eigenen Kamin. 4. Es wird für Notfälle gelagert und mitunter bei Bedarf auch tatsächlich genutzt. Die Schlacht von Visby etwa ist ein schönes Beispiel, was an obsoletem Material in städtischen Zeughäusern noch so schlummerte.