Werkzeuge eines Bauern

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Anaphory

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Ich durchpflüge gerade das Internet auf der Suche nach dem Werkzeug, das sich auf einem durchschnittlichen Hof finden ließe. Ich erwarte keine gute Quellenlage, daher hier keine Einschränkung auf eine bestimmte Zeit, Region oder soziale Stellung. Bisher fand ich einen Artikel, der Inventarlisten aus spätmittelalterlichen Protokollen englischer Gutshöfe listet http://www.uv.es/consum/briggs.pdf, Irgendwo müsste man das Staffelsee-Inventar (um 810) auffinden können, aber „Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 92“ bekomme ich hier nicht, und auch, wie man an das (idealisierte?) Inventar von Asnapium aus dem Brevium Exempla aus der gleichen Zeit kommt, wüsste ich gerne. Interessant dürfte auch eine Übersicht der Funde aus Colletière am Lac de Paladru (untergegangen 1035) sein, gerade wegen der großen Zahl Holzfunde, die dort durch Luftabschluss überlebt haben. Die Seite der französischen Regierung über die dortigen Ausgrabungen (landw. Werkzeug: http://www.culture.gouv.fr/culture/arcnat/charavines/en/cpagri.htm) ist nicht besonders ergiebig. Was für Quellen lassen sich noch zu diesem Thema finden?
 
Interessant wäre, in welchem Zeit- und Kulturraum sich die Recherche bewegen soll? Und was für ein Bauer? Häusler/Kätner? Weinbauer? Dann könnte man die Bildquellen genauer angehen- PS: Der Link zu dem englischen Artikel ist großartig! Danke! :)
 
Wie Niclas schon bemerkt hat ist es ohne zeitliche & räumliche Eingrenzung schwer. Wichtig wäre auch noch ob Du Werkzeug, landwirtschaftliches Gerät oder beides meinst? Wenn das geklärt ist können wir auch entsprechende Verweise liefern.
 
Ich durchpflüge gerade das Internet
So ändern sich die Zeiten. Früher wurde der Acker gepflügt :D Im Frühmittelalter noch mit einem Hakenpflug und später dann mit einem Wendepflug. Es gibt auch Siedlungsfunde sowie auch Grabbeigaben von Arderschaaren, bzw, Pflugschaaren. Aber wie meine Vor-Schreiber schon richtig bemerkten, wäre es für weitere Informationen hilfreich zu wissen in welcher genauen Zeitstellung und in welcher Region dein Bauer lebt und arbeitet. :ritter07
 
http://larsdatter.com/sitemap.htm hier gibts eine übersicht mit titel "agriculture" von jeder menge bauern bei der arbeit. je nach bauernart kann das alles mögliche sein, sicheln in verschiedenen größen, rebmesser, hippen, spaten, hacken, heugabeln, schubkarren, pflüge, der weinbauer braucht nicht das selbe wie der viehhalter oder der kornbauer, klar.
 
Die Frage war weniger als Frage zur individuellen Re-Kreation einer passend (gewandeten und) ausgerüsteten Persona gedacht (dafür würde ich explizit fragen) und mehr, um die ökonomische Situation im GroMi [sic] zu verstehen. Soweit Einschränkungen helfen, ist mein Hauptinteresse an der Situation von nicht besonders spezialisierten (sagen wir mal, 1ha urbares Land mit Getreiden und Brachland und einzelne Tiere der Art der Region) Bauern des deutschen Sprachraums um 1100. Gilt denn für landwirtschaftliches Gerät etwas anderes als für deutlich aufwändiger zu beschaffendes und zu lagerndes einigermaßen spezielles Werkzeug? Ich hätte beispielsweise folgende Dinge erwartet:
  • Grundlegende Holzgerätschaften (Spaten, Knüppel, Dreschflegel, Kübel etc.) finden sich in jedem Haushalt, der überhaupt etwas besitzt.
  • Weil quasi jeder bei der Ernte mithilft, sind in jedem normalen Haus ein oder zwei Sicheln zu finden, und auch Messer sind häufig.
Aber wie geht es darüber hinaus weiter? Beispiel: Hat so gut wie jeder Haushalt eine Axt, gibt es ein paar Äxte in der Nachbarschaft bei zufälligen oder bei reicheren Nachbarn, oder nur ganz wenige, bei Nachbarn die vielleicht einen besonderen Bedarf daran haben (weil sie viel Zimmermannsarbeit machen oder ähnliches)? Gibt's da vielleicht Rechtsquellen, weil eine entsprechende Leihgabe nicht zurückkam? Die entsprechenden Fragen sind vermutlich auch davon abhängig, wie spezialisiert so ein Werkzeug ist, aber im Zusammenhang mit spezialisierten Werkzeugen noch eine andere Frage: Besitzt der ausreichend wohlhabende GroMi-Bauer, der einen Werkzeugtyp zweimal besitzt, eher zwei ähnliche, universell einsetzbare Exemplare, oder eher zwei verschiedene Exemplare mit deutlich verschiedenen Einsatzzwecken?
So ändern sich die Zeiten. Früher wurde der Acker gepflügt :D
Die Wortwahl war bewusst :D
 
wenn ichs nicht überlesen habe, wurde ein häufiges bäuerliches Werkzeug das "Laubmesser"zum Abschneiden dünner Äste noch nicht erwähnt. Diese Messer hatten an einer etwa 10 cm langen Angel mit Griff eine etwa 10 cm lange "Minisichel". Zur Fütterung des Hornviehs oder der Schafe soll u.a.Lindenlaub besonders tauglich gewesen zu sein.
 
Nun, ein paar Sensen wird der Hof schon gehabt haben, es braucht ja jeder männliche Hofbewohner eine, wenn Korn etc geschnitten werden muß. Und Bauer ist wieder so ein Dingen. Es kommt eben auch darauf an, ob der Hof nur Anteile an der Allmende hat oder Eigenland, oder beides. Bei einer Hofgröße mit nur 1ha Land dabei würde ich aber nicht von einer Hofstelle reden, das ist mehr ein kleiner Häußler o.ä. Denn da kann ja noch nichtmal eine Kuh von leben/gehalten werden. Die ökonomische Situation der Landwirtschaft hat sich aber im Laufe des Mittelalters gewaltig geändert, sind ja so rund 1000 Jahre. In der Zeit gabs Klimaänderungen, Erfindungen etc. Und um 1100 wurden gerade im HRR die -rodedörfer gegründet, also es fand eine Umwandlung von "Wald " in Acker und Grünland statt. Was aber auf keinem Hof gefehlt hat, Sägen. Also unsere heutige Schrotsäge und die Tischlersäge/Einhandsäge/Bügelsäge.
 
naja, Wald ist eine lange Zeit des Mittelalters so eine Sache, Stichwort Hudewald... Denn 1ha= 4 Morgen hat ein mann mit 2 Ochsen an 4 Tagen komplett bearbeitet, also gepflügt etc. Wenn Du da so die 3 Felderwirtschaft der Zeit um 800ff ansetzt, sind das 2 gescheite Gärten und eine Wiese für die Kinder zum Spielen... Hänge mal getrost mit Wald und Hudenutzungsrechten , Allmendeweide und Acker/Brachland eine 0 an den 1 ha und nimm das Ergebnis mal 2. Dann landest Du bei extensiver Landwirtschaft einer Familie mit Vater, Mutter und Kindern+ Eltern des Mannes bei einer Betriebsgröße, die die Familie mehr schlecht als recht ernährt und kleidet.
 
Natürlich eine Vermutung, so rein theoretisch hätte man das benötigte Brennholz natürlich auch im örtlichen Brennholzhandel kaufen können , und das Bauholz, das so alle 20-30 Jahre gebraucht wurde, beim Holzfachhandel oder beim Zimmermann. Aber da mir kein Beleg für solche Gewerke bis zum HoMi bekannt sind, vermute ich mal stark, das die zum Roden des Waldes und zur Holzbeschaffung selbst Hand anlegen mußten. Tja, und nur mit der Axt einen Baum umhauen, der so mehr als 30 cm hat, ist schwierig. Und die gefundenen Hölzer haben gerade Stirnflächen, das geht mit ner Axt in Hirnholz auch schlecht ... Da muß einer Sägen gehabt haben. Und dauernd Sägen leihen, macht der Nachbar auch nicht lange mit ... Also vermute ich mal ganz stark, das auf Höfen sowohl eine Schrot als auch eine Bügelsäge vorhanden war. Sogut waren die Zähne nun wirklich nicht
 
Ich frage deshalb, weil ich gelesen habe (und leider nicht mehr weiß welche Quelle das war), dass es in einem kleinen Dorf (vielleicht Montaillou?) nur 1 gute Axt gab die alle verwendeten die einen Baum fällen mussten. Denn dass man Bäume mit der Säge gefällt hat, geben die Quellen die ich kenne nicht her. Sägen sieht man beim Balken sägen (oder beim Menschen zersägen, das ist noch öfter abgebildet ;) ) oder bei Möbeltischlern, aber nicht beim Holzfällen. Feuerholz war ohnehin Knüppelholz, das konnte man mit dem Gertel schlagen. Aber Bauholz .. gute Frage! Da Bauholz ohnehin im Besitz und unter der Verfügungsgewalt des Grundherren stand, könnte ich mir denken, dass man auch die Werkzeuge für den Hausbau beim Grundherrn erbat. Denn da gehört ja ohnehin mehr dazu als eine Säge.
 
Niklas, wann? Die längste Zeit des Mittelalters war der Wald frei, also Holz holen war Privatsache und der Wald /das Holz gehörte keinem Grundherrn. Das Mittelalter ging eben von ~500 bis 1500, was Du ansprichst, ist ev. die Zeit ab 1300, also der "letzte Huster" des MA. Dann gibts eben noch deutliche Unterschiede in den Regionen. Ich weiß ja nicht, ob Du schon mal trockenes Knüppelholz im Wald gesammelt hast, aber das wird mit nem Hackmesser nix, da ist ne Bügelsäge angesagt. Wir reden hier über Bauern, sprich Landwirte, die von ihren Feldern leben können. Tagelöhner und Leibeigene mit eigenem Herd hatten zumindest in der Zeit ab 1700 ein Anrecht auf Brennholz als Deputat, da hast Du recht. Aber , man kann nun mal kein Pfostenhaus ohne Säge bauen und Zimmerleute gabs in den meisten Orten nicht. Es sind nun mal Pfostendurchmesser von 40 cm , Eiche, gefunden worden. Und die Bäume werden ohne Schrotsäge keine Pfosten. Und wenn es im Westfrankenreich ein Dorf ab, das sooo arm war, das die nur eine Axt im Dorf hatten, ist das bedauerlich, aber sicher nicht für Europa von 500-1500 anzunehmen. Und selbst wenn wir uns auf 1100 festlegen, sry, der Sachsenaufstand von 1073 war in der Masse ein Bauernaufstand, ich glaube kaum, das die zwar n Schwert und ne (ev. schlechte) Rüstung auf dem Hof hatten, aber keine Säge und anderes Werkzeug. WWW. poppenwind .de zeigt ein Bild: http://www.poppenwind.de/bauernkrieg1.jpg Sieht nicht nach armen Leuten aus, und auch nicht nach einem Beil pro Dorf
 
Nun, ich denke wir sollten ein gewisses Niveau bei der Diskussion halten: Bitte etwas mehr historisches Arbeiten und weniger "Ja, ich kann aber .. und ich denke" - das mit dem Bild ist ein Witz, oder??? Du redest von 1100 und postest Renaissancekunst?? - der Wald war keineswegs die längste Zeit des Mittelalters frei, das ist Blödsinn - ich hab sogar eine Darstellung eines Klaubholzsammlers, und ja ich sammle Knüppelholz weil ich damit mein Wohnzimmer heize :) Und eine Säge hab ich noch nie gebraucht Aber um nicht auf die selbe Schien zu geraten wie du gerade: - Das man schon im 11.Jahrhundert zwischen Bauholz und Knüppelholz unterschied ist nicht nur textlich belegt, sondern sogar sprachlich im englischen Sprachraum nachzuweisen: "Timber" aus dem herrschaftlichen Französisch im Gegensatz zu "Wood" aus dem angelsächsischen. - es gibt hinreichend Bildbelege die Menschen beim Arbeiten mit Gerteln/Hippen/Haumessern im Zusammenhang mit Holz zeigen, aber keine mit Säge! - beim Hausbau gibt es zahlreiche Sägeabbildungen, aber da ist nicht unbedingt gleich anzunehmen dass JEDER der irgendwann ein Haus bauen musste gleich eine Säge hatte. Eine mögliche Erklärung habe ich bereits gegeben, will aber noch ein Beispiel anführen: Weil fast jeder pflügen musste, hatte jeder einen Pflug zu Hause??? Nein, und die kommunale Verwendung DIESES Werkzeugs ist hinreichend belegt. Also bitte zurück zu einer etwas wissenschaftlicheren Herangehensweise und etwas weiter weg von "hätte - werde - könnte" ;)
 
Naja, zum Niveau sach ich ma nix 500 -~1100/1200 sind ~600/700 Jahre, danach kam es erst auf, das die Rechte am Wald eineschränkt wurden. Ausgenommen Bannwälder, aber deren gabs nicht sooo viele. 1100/1200 sind so mal eben bloß 300/400 Jahre auch danach gabs noch Allmendewald. Also , stimmt denn schon, mit die meiste Zeit war frei. Das man zwischen Bau und Knüppelholz unterschied/scheidet , liegt in der Natur der Sache. Ich schreibe hier von Leuten, die einen Hof besitzen, von dem sie Leben können, also Bauern und nicht Tagelöhnern, Minipächtern o.ä. Um 1100 waren ja nun die wenigsten landwirtschaftlich Tätigen wehrpflichtig. Könnten wir uns darauf einigen, diese Gruppe als Bauern zu bezeichnen??? Was das Renaissance Bild angeht, es zeigt Leute während des Bauernaufstands, bei dem man ja nun an die armen gebeutelten Bauern denkt, die so viele noch im Hirn haben. Die lage der Bauern im Hochmittelalter war politisch um einiges besser. Ich frage mich, wie Du darauf kommst, das es nicht auf jedem Bauernhof mindestens einen Pflug gab? So ein Teil ist nun mal während der Saatvorbereitungszeit täglich im Einsatz. Und bei 30 Morgen Ackerland bist Du logischerweise, -so per definitionem-, 30 Morge (Tage) am Pflügen. Ausleihen is nicht, brauchste selber. Und abgesehen davon, einen Hakenpflug bzw das Holz dazu findest Du beim Brennholzsammeln und auch ein einfacher Scharpflug ist mit Beil, Keilen und Säge schnell gebaut. Dies trifft natürlich für manche Regionen nicht zu. Z.B. für Leute, die illegal im Bannforst siedeln wollten, Harzer Bergleut mit ihrem Stückchen Land und andere "Bauern". Und zwischen England Schottland und Südfrankreich gibts dazu noch gewaltige Unterschiede.
 
Und bevor der Niklas die Krise kiegt, es gibt auch gewaltige Unterschiede in den Rechten "der Bauern" zwischen dem "sächsischen Reichskreis/Sachsen " sowie anderen Gebieten. Man kann also nicht von einem Hof in der Heide (z.B.) auf eine "Hofstelle " in der Altmark oder Brandenburg schließen. Geschweige denn von einem Hof in Dithmarschen oder im Land Hadeln auf einen in Tirol. Noch nichtmal von einem "durchschnittlichen " Hof . Denn wo liegt der "Durchschnitt" von "quasi Nichts" und "einem Grafen ebenbürtig"?
 
Allmendewaldrechte erstrecken sich aber so in Bausch und Bogen nicht auf das Bauholz schlägern, mein Guter, daher ist der Vergleich sinnlos. Ein Renaissancebild ist für gar nichts hier aussagekräftig, weder für Werkzeuge, noch für Bauern im Mittelalter, noch für Sägen oder sonst ein Thema hier im Thread. Es gehört nicht hier her und belegt auch überhaupt nichts. Das jeder Bauer einen Pflug besaß ist so absurd, dass es nicht weiter zu kommentieren ist. In deiner Vorstellung scheint auch jeder Bauer alleine irgendwo in der Einöde gehaust zu haben. Zugtiere und Pflug waren in den meisten Fällen im Besitz der reichsten Gemeindemitglieder und wurden gemeinschaftlich genutzt. Das Stichwort hier ist Dorfgemeinschaft, und stell dir vor .. das gabs schon seit der Jungsteinzeit. ;) Wenn dir das heute nicht sinnvoll erscheint, fein .. aber das interessiert mich nicht, weil es nur eine Meinung ist. Wo du aber recht hast, ist die Unterscheidung der Hofklassen, Regionen und der einzelnen Zeitfenster. Da müssten wir uns erstmal festlegen über wann, wo und wen wir reden.
 

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