wie stelle ich die korrekte spämi Schmiede zusammen

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Hallo Allerseits :) Ich habe nun einige Zeit hier und auch in anderen Foren gesucht, aber irgendwie keinen Threat gefunden, der so richtig den Kern meines Anliegens trifft. Sollte ich schlicht zu doof gewesen sein die Richtigen Suchbegriffe zu verwenden und das ganze an mir verborgener Stelle schon lang und breit durchgekaut worden sein, haut mir gerne virtuell einmal auf den Hinterkopf :keule1 Zum Thema: Ich beschäftige mich nun eine Zeit lang mit dem Thema schmieden und habe meine bisherigen Versuche auf einer selbstgebauten Variante der Kistenesse, einem ehemaligen Farbsprühgerät als Winderzeuger und einer Eisenbahnschiene als Amboss Ersatz durchgeführt. Zum Schmelzen ein aus Holzlatten zusammengezimmerter Formkasten mit Industriellen Formsand aus der Bucht und ein Schamott Tiegel ebenfalls aus der Bucht. Da ich das Ganze aber auf Dauer (jedoch eher mittel bis langfristig gedacht) auch auf Märkten (im Lager unserer Gruppe) durchführen möchte, will ich es in eine historisch korrekte Form bringen. Das Ganze soll von der Dimensionierung ausreichen um kleinere Gegenstände wie Nägel, Haken oder auch kleiner Messerklingen zu schmieden sowie um Zinn, Bronze und Ggf. Kupfer in kleinem Stil für bspw. Fibeln, Tasselscheiben etc. zu gießen. Dazu wüsste ich gerne, ob mir jemand Hinweise und Tipps geben kann, wie ich mir das ganze zusammenstelle und ob meine bisherigen Gedanken so halbwegs hinkommen. Die zeitliche Einordnung liegt Richtung 1380 - 1400. Luftzufuhr: ich gehe mal einfach davon aus, dass alle tretradvarianten die es so gibt pauschal nicht infrage kommen. Bleibt wohl der Balg. Die bequeme Variante des Doppelkammer Balges ist so wie ich es sehe nicht in diese Zeit einzuordnen, oder? Bleibt also für eine kontinuierliche Luftzufuhr die Kombination zweier Bälge. Nun bin ich mir nicht sicher, ob das häufig verwendete lederne Rückschlagventil am Auslass belegbar ist (konnte mal zumindest nichts finden, was dafür spricht). Wäre sicherlich aber die einfachste Variante. Wenn nicht "a", dann evtl. zumindest halbwegs vertretbar, weil man es nicht sieht? Die Alternative, wenn das Rückschlagventil nicht hinhaut, wäre dann wohl der Esse Stein. Dazu die Frage ob es dafür irgendwelche Bezugsquellen gibt oder ob einem lediglich der Selbstbau bliebe (Wobei ich aktuell nicht den leisesten Schimmer habe, wie ich sowas hinbekommen sollte ^^) Die konkrete Funktionsweise des Guten Stückes erschließt sich mir - um ehrlich zu sein - aber auch noch nicht... Grundsätzlich dachte ich bei der Konstruktion des Balges an etwas in dieser Art: https://plus.google.com/photos/117785991649355646207/albums/5718016478173209105?banner=pwa Esse: Ich gehe davon aus, dass sich das Ganze auf dem Boden abgespielt hat, oder? Ich habe zwar in einigen Beiträgen gelesen, dass es im spämi auch Essen auf Beinen gegeben hätte, habe bis jetzt aber keine Bildbelege finden können. Das einfachste wäre wohl der Bau einer Lehm esse auf dem Boden, oder? Hat dazu jemand evtl. Bildmaterial, wie der eine oder andere sowas schon umgesetzt hat? Wobei auch das verwendete Material bzw. die Mischung durchaus interessant wäre. Amboss: Da habe ich bis jetzt so gar keine Ahnung. Im Prinzip wüsste ich gerne, welche Amboss formen für 1400 belegbar sind? Tiegel: Da ich auf Dauer gerne einige verschieden große Tiegel hätte und das ganze ja auch ein Verschleißgegenstand ist, würde ich sie künftig gerne selbst fertigen. Nun stellt sich mir die Frage, welches Material ich verwende, bzw. was ich Mische. Ton + Sand + Pferdemist liest man immer mal wieder. Woran erkenne ich das Richtige Mischungsverhältnis? Muss das ganze separat gebrannt werden oder erledigt sich das beim ersten Schmelzgang von alleine? Gießformen: Da ich primär Dinge nachgießen möchte bietet sich für mich die Variante mit Formsand und zwei Rahmen + Trennmittel geradezu an. Gibt es auch ein historisch Vergleichbares verfahren (halt nicht gerade mit rotem, industriellen Formsand)? Oder bleiben mit nur Varianten wie verlorene Formen aus Ton u.ä.? So, das waren mal eine ganze Menge Fragen. Da das ganze wirklich weitgehenden Authentisch werden soll bin ich durchaus auch für kritische Kommentare in diese Richtung sehr dankbar. Vorab vielen Dank für jede Wortmeldung :D
 
Google mal Feldschmiede, kaiser Maximilian, Reisige da müßten Bilder zu sehen sein
 
Hi, schau mal bei http://tethys.imareal.sbg.ac.at/realonline/ vorbei und suche dort mal nach Amboss, Schmiede, Blasebalg etc. in deinem Zeitraum (dürften nicht viele Bilder sein). Nimm zur Sicherheit 1300-1500 für die Suche und siebe von Hand aus. Der typische Amboss zu deiner Zeit war der quadratische Block Eisen, der, nach unten etwas schmaler werdend, in einen massiven Holzsockel eingelassen war. Diese Blasebalgform(zumindest ungefähr) gab es zu dieser Zeit schon, ob sie ein Rückschlagventil hatten, weiss ich leider auch nicht, würde ich aber auf Märkten und ähnlichen Veranstaltungen nicht so eng sehen. Essen um 1400 waren in der Regel gemauert, was aber natürlich nur bei einer stationären Esse machbar ist. Wenn ein Schmied unterwegs schmieden musste, gab es natürlich die Möglichkeit sich eine Bodenesse zu graben, bzw. mit Lehm etc. zurechtzumachen(Ich weiss aber nicht ob das zu dieser Zeit noch gemacht wurde, mWn gibt es aus dieser Zeit keine Funde oder Beschreibungen über "Feldessen"). Denke auch daran dass viele Veranstalter (ich kann da nicht für alle Sprechen, aber zumindest bei mir in der Gegend ist das so) etwas dagegen haben wenn der Stadtgarten etc. umgegraben wird, auch wenn man das Gras aussticht und später wieder einsetzt. Hier muss man evtl. Abstriche in Kauf nehmen und etwas Tricksen. Gruss Jörg
 
Bei großen Zügen etc war eine Feldschmiede dabei, auf Wagen... die Waldesse/Bodenesse gabs zwar auch, sowas wurde ja noch bis 1958 praktisch gelehrt in Deutschland, aber die eignet sich nur für "Kleinkram"/Reperaturen. Als Amboß dient dann ein Vorhammer oder was sonst gerade festes da ist. Ansonsten gabs auf jedem größeren Gehöft , in jedem Dorf und in Städten sowieso nen Huf und Wagenschmied, bzw die Schmiede dazu. Zu jeder Bauhütte gabs logisch auch einen, und bei jedem Bergwerk. Das ein Kollege allein von Ort zu Ort gezogen wäre, unwahrscheinlich. Und sollte das einer versucht haben, na, da hätts wohl Ärger mit der Zunft gegeben. Wagenschmied, Nagelschmied und Waffenschmied/Mestemaker waren unterschiedliche Berufe, die sehr drauf geachtet haben, das da keiner in´s Handwerk pfuscht. Das selbe gilt für Gießer... Also Zinngießen und Messermachen und Nägelschmieden und Häringe machen geht für einen schon mal garnicht , jedenfalls nicht für einen "ehrlichen"
 
Hallo Johannes, erstmal wünsche ich Dir viel Erfolg bei dem Projekt. Wie Wilfrid auch würde ich Dir aber dazu raten, es bei einem Handwerk zu belassen. Insbesondere vom Metallguss kann ich Dir nur abraten, insofern Du nicht Willens bist, Dich neben den historischen auch mit modernen Sicherheitsaspekten eingehend auseinanderzusetzen. Die werden of übersehen, spielen aber eine riesige Rolle. Mit dem Feuer spielen ist die eine Sache - mit der Schmelze eine ganz ganz andere... Hier geht es schnell nicht nur um die eigene Gesundheit und ein paar Brandblasen sondern auch um das Wohlergehen von geneigten Zuschauern. Zum Thema Schmiede im 14. Jhd. gibt es zumindest ein Thema auf Tempus Vivit!: http://www.tempus-vivit.net/taverne/thema/schmied-im-14-jahrhundert . Vllt durchsuchst Du die dortige Taverne (=Forum) nochmal. Es lässt sich sicher dort noch mehr finden. Zum Thema Schmelziegel gibt ein Thema hier im Forum, welches einige Deiner Fragen denke ich beantworten kann: Tiegel Hinsichtlich Aufbau, Ausrüstung und Bestückung von Schmieden kannst Du im Internet nochmal auf die Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftung studieren (http://www.nuernberger-hausbuecher.de/). Darüber hinaus ist auch eine Recherche auf Karen Larsdatters Seite (http://www.larsdatter.com/) wie immer ein Muss - dort wirst Du viele weitere Abbildungen finden. Sorry wenn das jetz kein direktes How-To ist und nicht alle Deine Fragen direkt beantwortet werden. Würde ich eine Quelle dafür kennen, hätte ich Dir auch die mitgegeben. Stattdessen kann ich nur mit dem Angebot einer spannenden Recherchereise behilflich sein, die Dir wohlweislich viel mehr bringen kann und wird, als eine "Mach-so-dann-mach-so" Homepage. Durch das Studium der obigen Quellen wirst Du viele neue Erkenntnisse, Hinweise und auch mögliche Nachschlagewerke in der Literatur finden und gewinnen. Sicher genug, um das Projekt zielführend und mit einem gesunden Anspruch an Belegbarkeit zu starten. Wie gesagt: Viel Erfolg!! Aber, wie ebenfalls schon betont, "Safety First" - Augen wachsen nicht nach! Heiner
 
Danke Hein er, die Abbildungen der Hausbücher habe ich gesucht.... Es reicht übrigen ein großer, langer nicht zu hoher Blasebalg ohne Ventil vorn. Unter dem Ansaugloch entsprechender Größe hängt einfach ein Stück Rindsleder so, das es fast anliegt. Das macht der Luft schon Platz , wenn Du aufziehst, wenn das Teil vorn durch die Pfeife Luft zieht, macht auch nichts, solange die kalt ist. Der Mundstein verhindert , das die Pfeife durch die Strahlungswärme warm wird und das eben Heißwind aus der Esse eingesogen wird. Bei 2 Bälgen , die in eine Pfeife arbeiten, naja, wenn der Winkel spitz genug ist, zieht der auch nicht vorne sondern durchs Ansaugloch. Ein Ventilleder oder so ist auch nicht nötig. Als Amboß eben einer mit nur einem Horn, so bis 50 kg, sonst kannste das Dinen schlecht bewegen. Die in den Hausbüchern dürften die heute üblichen Stückgewichte um 100 kg gehabt haben...
 
@Wilfried
Bei großen Zügen etc war eine Feldschmiede dabei, auf Wagen...
Gibt es dafür auch Quellen? Das kenne ich bisher nur aus späterer Zeit, fände es aber zwecks Darstellung auch sehr Interessant.
 
Da SpäMi nicht soo meine Zeit ist, habe ich mir das nicht gemerkt. Es war einmal ein Bild im Kontext Kaiser Maximilian und Hofverlegung/Kriegszug und dann Feldlager o.ä. oder Hoftag, wo man am Rande eben so eine Schmiede sehen konnte Auch im Zusammenhang mit Reisigen müßte sowas zumindest für 1400 ff zu finden sein. Aus dieser Zeit waren jedenfalls die Bilder/Radierungen. Für mich wars damals nix, weil ohne LKW sind die Teile nicht in endlicher Zeit von a-b zu transportieren .
 
Ui, erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. :danke Ich kam leider über das Wochenende nicht dazu hier rein zu schauen, da wir im kleinen Rahmen "angelagert haben". "Sorry wenn das jetzt kein direktes How-To ist und nicht alle Deine Fragen direkt beantwortet werden" Das bedarf sicherlich keines sorry! Im Gegenteil sind Deine Verweise (und auch die der anderen) Gold wert. Tatsächlich habe ich vor meinem posting hier versucht solche zu finden, habe mich offensichtlich aber in der Tat zu doof angestellt... Ich arbeite mich jetzt mal durch alles durch und werde mich mit meinen Erkenntnissen dann wieder hier melden :) Zum Thema verschiedene berufe: dass ein Nagelschmied keine Bronze gegossen hat und der Hufschmied keine Messer gefertigt ist mir durchaus klar. In der Tat möchte ich meine eigene Darstellung auch bewusst in die Gießer Richtung auslegen (was die Sicherheitsfragen angeht, bin ich recht gut im Bilde, da ich im RL als Industrie Programmierer auch viel in großen Industriellen Gießereien und Schmieden unterwegs bin und dort jedes Mal erst lang ein breit die Sicherheitsunterweisungen genießen darf). Jedoch möchte ich dennoch, dass ich mit meiner Ausrüstung auch in der Lage bin kleiner Metalteile welche in unserer gruppe immer mal wieder benötigt werden (wie eben bspw. simple geschmiedete Nägel etc.) zu fertigen. Dabei geht es mir nicht darum, dies auf einem Markt darzustellen, sondern vielmehr darum, dass ich solche Objekte eben zum Eigenbedarf bzw. für unsere Gruppe anfertigen kann. Johannes
 
Komplexes Thema, das du zusammengestellt hat. Hier Anmerkungen zu einer kleineren Auswahl: Kenne mich mit dem von dir angesprochenen Zeitraum nicht so gut aus, bei mir ist die Zeitstellung etwa 400 Jahre früher. Aber zu den Blasebälgen kann ich schon etwas beitragen. Für den von dir angesprochenen Zweck reichen kleine Bälge mit einer Korpus-Länge von etwa 35 - 40 cm locker aus, wenn sie effektiv gebaut wurden. Unsere wurden zuerst immer größer, inzwischen gehen wir den umgekehrten Weg. Zum schmieden von kleinen Objekten reichen sie eh, und wir können mit unseren (oben angegebene Größe) standartmäßig 70 - 100 g Bronze/Messing in etwa 10 min gießen. Aber auch 250 g klappt recht gut. Wenn ein Essestein verwendet wird benötigt man kein Rückschlagventil an der vorderen Düse. Meine Vermutung (!) ist, dass im Frühmittelalter auch keine in die Blasebälge eingebaut wurden. Oft sieht man Röhren als Düsen, wir benutzen kegelförmige aus Blech gedengelt, so wird die Luft schön fließend komprimiert. Wenn du dich sicherer fühlst kann, dort wo die Luftdurchführung aus dem Korpus zur Düse geführt wird, eine kleine an einer Krampe bewegliche Blechplatte als Rückschlagventil aufgenagelt werden. Die Düse hat ja einen großen Radius und wird darüber auf den zugearbeiteten Korpus gesteckt. Bei Luftzug wird das Plättchen in Richtung Düsenauslass gedrückt, bei Beenden fällt sie wieder vor die Öffnung (ist insgesamt etwas schwer zu erklären). Die Düsen der beiden Bälge werden so in etwa 4 - 5 cm Entfernung zur Düse des Essesteins positioniert. So wird beim Pumpen vorgewärmte Luft mitgerissen und erhöht die Effektivität. Beim Aufziehen wird nur Luft vor den Düsen gezogen und keine Glut aus der Esse. Der Essestein kann aus Speckstein geschnitzt werden, es gibt aber auch einen Fund aus Lehm. Er wirkt als Hitzeschild mit eingelassener Düse um die Luft in die Esse zu führen. Weiteres zum Essestein auch auf Skelmirs Blog (wobei ich die beiden seitlichen Düseneinschnitte überflüssig finde wenn der Abstand stimmt): http://www.skelmirs-werkstatt.de/index.php?page=haithabu---essestein-aus-speckstein Irgendwo hat sich Skelmir auch zum Thema Rückschlagventil an der Düse ausgelassen. Soweit für´s erste... Grüße Jonst
 
Hallo Johannes, die Bälge aus deinem Link hat mein Kollege Timm gebaut. Wir benutzen sie für die Rennofenverhüttung. Wenn du konkrete Fragen zum Bau der Bälge hast, kannst du mich einfach hier im Forum anschreiben. Ich leite die Fragen dann weiter. Gruß Jannis
 

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