Wikingerzeitliches Messer - Renneisen

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Xerxes

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Dieses Messer enspricht von Größe und Form den wikingerzeitlichen Funden aus Haithabu. Auch die typisch skandinavische Grifform wurde genau so gefunden. Die Klinge ist komplett aus selbst verhütteten Material. Rücken aus P-haltigen Eisen aus norddeutschem Raseneisenerz. Direkt aus der Luppe gezogen, also nicht gefaltet. Die Schneidleiste ist aus C-haltigen Stahl (ca. 0,8%) aus Magnetitsand von der Ostseeküste. 5 mal gefaltet. Die Klinge ist zwar am Bandschleifer in Form gebracht aber gefinished wurde ausschlißlich auf skandinavischen Sandstein. Der Griff ist aus Riegelahorn. Bei den historischen Funden waren die meisten Griffe aus Esche und Ahorn. Die Oberfläche ist nicht geschliffen sondern geschabt. Die Klinge ist nicht eingeklebt sondern einfach mit Übermaß in den Griff gepresst. Die Lederscheide ist aus selbst gegerbten Leder. Ein Freund von mir macht dieses Leder aus seinen Ziegen mit einer Grubenggerbung mit Rinde und Gehirn (für das Fett). Der Faden ist handgesponnener Wollfaden mit Krappwurzel gefärbt. Gruß Jannis
 

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Hi Janne, vielen Dank. So ein Mist, ich wollte eigentlich noch was ergänzen. Aber jetzt ist zu viel Zeit vergangen. Nun also so: Da vielen nicht bewusst ist, wie viel Arbeit in der Fertigung solcher Messer steckt, möchte ich hier mal eine kleine Anmerkung diesbezüglich machen. Wenn mein Kollege Timm und ich historischen Stahl herstellen, dann benötigen wir für 1Kg fertig schmiedbares Eisen ca. 80 Arbeitsstunden. Das beinhaltet das Sammeln des Erzes, den Bau des Ofens, die Verhüttung und das Raffinieren des Eisens/Stahls. Bei dem Erz für die Schneidlage dieses Messers muss man nochmal gut 10 Stunden dazu rechnen, weil ich über 300 Km fahren muss um das Erz zu sammeln und weil dass Sammeln selbst äußerst zeitaufwändig ist. Die benötigte Arbeitszeit für dieses Messer liegt insgesamt bei ca. 30 Stunden. Gruß Jannis
 
Meine aufrichtige Bewunderung für diesen hohen Grad des "Selbermachens".
 
Die Mühe hat sich aber echt gelohnt. Ein wirklich schönes Messer habt ihr da gemacht. Gibt es auch Fotos von dem Ofen, den ihr benutzt habt? Im kleinen Maßstab kann man sowas garnicht bauen, oder?
 
Moin Troglodyt, selbstverständlich gibt es Fotos und Videos von unseren Ofenreisen. Z.B. hier: http://www.xerxes-knives.de/178.html Es macht auch durchaus Sinn die anderen Seiten im Bereich "Rennofen" durchzustöbern. Da gibt es einige Infos zur historischen Eisenverhüttung. Ob man so einen Ofen im kleinen Maßstab nachbauen kann? Jein! Es ist mit Sicherheit möglich, einen kleinen Ofen mit relativ wenig Aufwand zu fahren. Ob dabei dann auch ein positives Ergebnis rauskommt, ist eine andere Sache. Und ob man das hergestellte Material dann auch schmieden kann und ob es gewissen Qualitätsansprüchen entspricht... Und dann sollte man schon ein ziemlich geübter Schmied sein, um dieses Material auch zu Klingen verarbeiten zu können. Aber wenn dich das Thema ernsthaft interessiert, werde ich dir gerne dabei helfen! Aber so "mal eben" ist das nicht! Gruß Jannis
 
Alleine schon aufgrund der zu 100% selbstgemachten Materialien ein absolut unvergleichbares, wunderschönes Unikat...!! :) =O =O :) Xerxes, Du hast geschrieben, daß die Schneidleiste aus C-Stahl ist... Hast Du die an den Messerkorpus aufgeschweißt (Feuerschweißen) / geschmiedet, oder per Spalt und Keil-Methode ( wie beim Axtbau) in den Korpus eingelegt und dann Feuerverschweißt...? Ich würde nur allzu gerne mal bei Euch einen oder mehrere Renneisenläufe und Schmiedegänge mitmachen... :) :) Wenn ich doch nur etwas mobiler wäre... ;( LG Halfdan Horntrinker
 
Moin Jannis, danke für das Hilfsangebot und den Link. Ich hab mir den Ofen zwar viel größer vorgestellt, aber nachmachen wollte ich das eher nicht, auch wenn ich es sehr faszinierend finde. Anschauen würde ich mir das aber auch gerne mal. Ich behalte euren Terminkalender mal im Auge. Viele Grüße Troglodyt
 
Hallo Halfdan, die Schneide ist stumpf aufgesohlt. Mir sind aus dem Frühmittelalter im nordeuropäischen Raum fünf Varianten bekannt. Drei-Lagen, eingesetzte Schneidleiste, aufgesohlte Schneidleiste, seitlich angesetzte Schneidleiste und die Variante, dass die Schneide U-förmig auf den Rücken aufgesetzt und verschweißt wird. Mechanisch gesehen ist es aber für ein Messer dieser Größe ziemlich irrelevant. Gruß Jannis
 
Du solltest Bücher schreiben! Danke für den Hinweis wie viel Zeit in einem Kilo Eisen steckt. Da ich momentan immer mal wieder an meinem Kettenhemd arbeite habe ich einen weiteren Anhaltspunkt für die Gesamtzeit bekommen die damals notwendig war ehe man sich ein solches Hemd überwerfen konnte. Habt ihr den Sand mit Pfannen ausgewaschen und aufbereitet? Oder befindet sich der Strand in der Nähe eines Erzausbißes? Hut ab zu der Liebe zum Detail!
 
Oha wie geil. Das ist nicht nur ein mega tolles Unikat, auch Hut ab vor der Mühe die darin steckt. Vielen Dank für den kurzen Abriss der Arbeitsstunden, meine nächste Frage wäre nämlich nach dem Gegenwert den man dafür auf den Tisch legen müsste, gewesen. Wahrscheinlich stößt man da in Bereiche vor, die keine bereit wäre zu bezahlen. Meinen höchsten Respekt.
 
Vielen Dank für den kurzen Abriss der Arbeitsstunden, meine nächste Frage wäre nämlich nach dem Gegenwert den man dafür auf den Tisch legen müsste, gewesen. Wahrscheinlich stößt man da in Bereiche vor, die keine bereit wäre zu bezahlen.
Bei so viel Mühe, kann man sich vermutlich gar nicht davon trennen, auch nicht für sehr viel Geld. Jannis, kannst Du bitte mal so einen Klumpen zeigen, wie Du den am Meer sammelst ? Nur aus Neugier. Wie viele Kilo musstest Du sammeln um so einen 3kg Brocken zu erarbeiten ? Und welches Volumen hatte das vorher ? Bisher war Metallgewinnung immer irgendwie Zauberei, aber nun kann sogar ich mir das vorstellen. Tolle Filmchen, danke fürs zeigen auf Deiner HP.
 
Hi Leute, vielen Dank für die Kommentare. Freud mich, dass euch das Messer gefällt. @ Gortroop: Nun ja, ich verkaufe solche Stücke schon. Aber du hast schon recht. Interessanter Weise sind die Käufer solcher Stücken fast nie Leute aus dem Hobby sondern Sammler. @Silvia: Um ehrlich zu sein, betracht ich das mittlerweile mit einer gewissen professionellen Distanz. Mich macht es eher traurig, wenn ich weiß, dass manche der von mir gefertigten Messer ihr Dasein in einer Vitrine fristen;-) Ich bin gerade dabei einige unserer Erze aufzulisten. Noch fehlen ein paar Erze. Wir fahren teilweise durch halb Europa, um die entsprechenden Erze zu sammeln. http://www.xerxes-knives.de/179.html Hier Infos zu dem Magnetitsand (Schneide). http://www.xerxes-knives.de/184.html Und hier das Raseneisenerz (Rücken): http://www.xerxes-knives.de/148.html Dazu möchte ich allerdings noch sage, dass Timm und ich die Rennofenverhüttung zusammen betreiben. Wir schmieden zwar auch manchmal zusammen an gewissen Projekten aber jeder von uns hat seine eigene Werkstatt und fertigt seine eigenen Sachen. Die Website und die dort ausgestellten Messer etc. sind von mir gefertigt. Timm macht auch ausgezeichnete Sachen, hat dieses Forum aber vor einiger Zeit verlassen. Gruß Jannis
 
Danke Jannis. Beeindruckend ! Lässt mich vor dem Wissen und der Kunst unserer Vorfahren einfach nur den Hut ziehen. Deine Projekte mag ich sehr und auch die Art wie Du ran gehst. Ich hoffe man trifft sich mal wieder irgendwo.
 
Das ist auch ein hübsches Messer geworden. Gebe immer noch gerne mit dem Messer an das ich von dir habe.
 
Hallo Xerxes, eine nicht zu fassend schöne Arbeit. Die Mühe die in dem Eisen Steckt kann ich Dir nachvolziehen. Aus eigener Erfahrung vor über 10 Jhren in Ribe habe ich teilgenommen an einem Rennofenprojekt eines jungen Archäologen - doch verblieb das gewonne Produkt bei Ihm. Ein Messer 100% A, so wie die meisten von uns es kaum je selbst herstellen werden. Achte gut darauf - es macht schon freude Deine Fotos zu sehen, wie viel Freude muss es erst machen ein solches Messer zu fertigen und zu besitzen. Danke und weiter so. Grüße sendet Olegsson aus Düsseldorf (Frühmittelaltermarkt in 46487 Wesel 12&13 September 2015 - www-zeitspruenge-ev.de)
 

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