Ich habe 3 Jahre Botanik als Hauptfach gehabt, und unser Lehrer hat derartiges auch gerne durchgenommen, als Beispiel "wo eure Jeans herkommen". Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, 70+ Jahre alte Quellen zu zitieren, und im selben Atemzug andere Aussagen als überholt zu bezeichnen! Davon losgelöst, auch hier wieder Okhams Skalpell bemühend, Baumwollzelte ohne adäquate Imprägnierung funktionieren nicht, schon gar nicht bei den Abmessungen und Winkeln der Römer! Die Aussage erlaube ich mir ausnahmsweise mal mit "!", denn Zelte / Zeltplanen bauen ist, unter anderem, seit 10 Jahren mein Broterwerb, davor haben wir in Manufaktur "Middelaldazelte" genäht. Schon im 19ten wurde Baumwolle imprägniert, wenn nicht eh Leinen-Hanf genommen wurde. Canvas war bis Mitte der 1800er ein Leinen-Hanf Gemisch! Nennen also die o.g. Quellen als Material Canvas, dann war es Leinen-Hanf, nicht Baumwolle. Die Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz führt im 18. Jahrhundert bereits an, dass Baumwolle nicht mit Nesselstoff zu verwechseln sei, wenngleich auch ein Baumwollnesselstoff existiert. Daher die immer wieder auftauchenden Quellen zu vermeintlichen Baumwollstoff, der jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Nessel ist! Ende des 19ten Jahrhunderts wollte die US Armee Kegelzelte aus Baumwolle einführen, unter anderem um die teureren Wedgetents aus Leinen "Duck" abzulösen. Es war ein Fehlschlag und erst die "Dogtents", teilweise mit Gummibeschichtung(!) machten die Baumwollzelte beim Militär salonfähig! Die Existenz von Baumwolle steht nicht in Frage, die Massenproduktion, die eine Nutzung als Zeltplane erlaubt, jedoch schon! Baumwolle als Massenprodukt wurde erst ab ca 1793, durch die Erfindung der Cotton Gin durch Eli Whitney, die die Baumwollfasern von den Samenkapseln trennte, erschwinglich. Last but not least, die geteerten Segel sind keine Gedankenspiele, sondern Fakten, basierend auf Recherchen des Universitets Historiska Museum Schweden! Kurzer Faktencheck: - Baumwolle ist a) ohne Imprägnierung nicht ausreichend dicht und b) für den genannten Zeitraum nicht erschwinglich. - Nesselstoff scheidet, wegen der hohen Wasseraufnahme des Stoffes - Leinen ist, anscheinend, aus späteren Zeiten zumindest bekannt - Wolle gibt es Quellen (Römer) und Originale (19. Jahrhundert) die die Funktionalität beweisen Welche Quellen gäbe es? In der Heimskringla hebt ein Attentäter "Den Stoff des Zeltes am Bollwerk an". Nach Haralds Tod schreibt die Heimskringla, dass ein "Zelt aus kostbarem Leinen" über seinem Sarg gebaut wurde. --> Webstoff? Arnor erzählt über die Orkney Jarls, dass sie “schwarze Zelte tragen”, sleit blóu tjaldi (Arnor 5,19, B 320) --> Dunkle Wolle, Leder oder Teerhaut? Die Haensna Thoris Saga schreibt in Kapitel 16, das Gunnars Tochter ein Zelt ohne Türen hatte --> Oseberg Bauform? In der Laxdaela Saga, kapitel 47, macht sich Kjartan mit 60 berittenen Kriegern und Zelten auf. --> Leder scheidet aus, da zu schwer In Egills Saga baut Thorolf ein Schiff, komplett mit Zelt. --> Es wird immer wieder zwischen "Landzelten und Schiffzelten unterschieden Generell scheint Zelt ein mobiles Dach zu sein, denn manche Zelte werden mit Dutzenden bewohnt, andere schnell auf dem Schiff aufgebaut. Heisst, wir haben für das FMA 3 Optionen: - Leder - Wolle - Leinen Quellenangabe: John Billings - Hardtack and Coffee (an account of life and war in the 10th Massachusets Artillery) Lexikon der Biologie - Herder Oekonomische Encyklopädie - J. G. Krünitz Universitets Historiska Museum Schweden