Zisterzienser um 1250

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Hallo zusammen, ich plane eine Darstellung als Zisterzienser um 1250 aus der Abtei Marienstatt bei Hachenburg (Westerwald). dafür bin ich zur Zeit auf der Suche nach Aussagen und Belegen speziell in Bezug auf den Damaligen Habit des Ordens. Also speziell Art der Kleidungsstücke, Farben (Weiß oder eher Grau? Schwarz oder doch ggf Braun...) und Materialien. Meine Frage ist nun, ob jemand zum Thema schon selbst Kenntnisse sammeln konnte, welcher sie oder er zu teilen bereit ist, bzw. ob mir jemand aus seiner Erfahrung heraus Quellen in Form von Bildern, Büchern etc. empfehlen kann. Tatsächliche Belege habe ich bis jetzt nicht gefunden. Nach den Aussagen die ich an anderer Stelle gelesen habe sehen meine dürftigen "Erkenntnisse" zur Zeit wie folgt aus: Bekleidung wurde, wie es die Regeln Benedikts vorgaben, aus lokal möglichst Günstig zu erwerbenden, ungefärbten Stoffen hergestellt. Bedeutet (zumindest für die "Tunika"?), dass es sich vermutlich um naturfarbene (dreckig weiße) Wolle oder ggf. Leinen gehandelt haben dürfte? Ggf. auch erst eher grau (Die Zucht im Mittelalter dürfte noch keine so weiße Wolle hervorgebracht haben, wie wir sie heute kennen?) und erst durch mehrmaliges waschen langsam weißer? Darüber getragen ein Skapulier, wobei ich hier Sowohl Aussagen finde, die von Schwarz sprechen (wie es heute der Fall ist), als auch Aussagen, welche einen Braunton postulieren. Daran angenäht wohl eine Zipfellose Kauze. Zusätzlich gab es noch die Cuculla (wie die Tunika in Weiß), welche aber weniger als Mantel getragen wird/wurde, sondern vielmehr als Festliches Gewand für besondere Gottesdienste (Engelhaftes Aussehen durch die weiten Falten etc.) Grundsätzlich gehe ich auch davon aus, dass die Tonsur zum Habit gehörte, konnte bis jetzt aber auch diesbezüglich nichts finden (nach welchen Vorgaben wurde denn die Tonsur geschoren?)
 
Ich fand bei meinem Besuch damals (vor zugegebenermassen schon 6 Jahren) das Museum im Kloster Walkenried im Harz sehr nett gemacht. Hier ist die Website: http://www.kloster-walkenried.de/index.php?sPage=0 Besuch lohnt sich auf jeden Fall, falls Du mal in der Nähe bist und vielleicht können die Dir ja auch per Mail Fragen beantworten.
 
Hallo Johannes, ich habe gerade im Rahmen eines Workshops für klerikale Darstellung 1100-1300 für die Zisterzienserin im 13. Jahrhundert ähnliche Sachen versucht herauszubekommen. Gut, die Tonsur war nun nicht unbedingt mein Thema, aber zu Farben u.ä. habe ich recht viel gefunden. Verabschiede Dich von dem Gedanken, dass im 13. Jh. die Franziskaner braun, die Dominikaner schwarz-weiß, die Zisterzienser weiß und die Benediktiner schwarz waren. Die Uniformität kam erst im Spätmittelalter auf. Gerade die Zisterzienser kehrten mit der strengen Einhaltung der Benediktregel wieder zu den Wurzeln zurück. Wie Du schon sagtest - alles, was billig in der Gegend zu haben war. Gab es graue Schafe, war die Kukulle eben grau. Waren sie hellbraun, waren es auch die Kukullen. Und waren sie weiß, dann eben so. Mein Lieblingsbild aus dieser Zeit zeigt die vier Gründeräbte der Töchterklöster La Ferté, Morimont, Pontigny und Clairvaux - einer hellbraun, einer dunkelbraun, einer dunkelgrau und einer weiß. Kuck Dir mal die Jungs ganz rechts auf dem Bild an: https://classconnection.s3.amazonaws.com/504/flashcards/1701504/png/untitled-14397A970D01DCF6C84.png (Quelle: https://www.studyblue.com/notes/note/n/quiz/deck/9379548) Ich habe ca. 70 Bildquellen aus den Jahren 1111 - 1570 nach Farben ausgewertet - da war so ziehmlich alles dabei. Erst ab 1340 sieht man immer wieder weiß und nichts anderes mehr. Dass Abt Alberich (1050-1109) eingeführt haben soll, dass die Zisterzienser als die "weißen Mönche" bezeichnet werden, ist von einigen Wissenschaftlern als umstritten beschrieben. Weiß sicherlich dann eher im Sinne einer Abgrenzug gegen "schwarz"(Benediktiner von Cluny) und im Sinne von "rein und gut". Otto von Freising, Zisterzienser und Bischof (1112-1158) hat dazu einiges verfasst. Bildquellen findest Du am Besten im Buch von James Frances: http://www.amazon.com/The-Cistercians-Medieval-Cistercian-Studies/dp/0879078707 Leinen war bei den Zisterziensern verpönt, man galt als verweichlicht, wenn man es trug. Insofern Tunika aus Wolle. Skapulier zur Arbeit, ansonsten die Kukulle. Vorschriften für Kleidung findest am besten hier: http://www.amazon.de/Ecclesiastica-officia-Gebräuchebuch-Zisterzienser-Jahrhundert/dp/3934551750 (ist zwar aus dem 12. Jahrhundert, aber viele Vorschriften galten auch später noch) Hier hast Du viele Beispiele, wann was getragen wurde (also Kukulle beim Klogang, Skapulier nur bei der Arbeit etc.) http://www.amazon.de/Ordensleben-Le...r=1-1&keywords=Ordensleben+und+lebensstandard Schau mal, ob Du den Zimmermann irgendwo in der Fernleihe noch kriegst. Der hat ein sehr ausführliches Kapitel über Mönchskleidung, hier allerdings für alle Orden. Spannend ist der Anhang, in dem anhand von Briefwechseln und Disputen zwischen den unterschiedlichen Orden, sowie Vorschriften und Statuten der einzelnen Orden die Unterschiede zu dieser Zeit beleuchtet werden. Hier findet man z. Bsp. Hinweise, dass Zisterzienser grundsätzlich in den Klöstern Beinkleider (Bruchen/ Beinlinge) ablehnten, weil sie ja nicht in der Regula Benedicti standen. Die Kommentare der Cluniazenser sind schon lesenswert. Hier hast Du auch noch ein schönes Kleidungskapitel drin: http://www.amazon.de/Zisterzienser-...37&sr=1-11&keywords=Studien+zur+zisterzienser Weiterführende Literatur wäre dann noch: http://www.amazon.de/Die-Zisterzien...TF8&qid=1427975651&sr=1-1&keywords=immo+Eberl, hier allerdings weniger über Kleidung. Für die Tonsur vielleicht mal hier schauen: http://employees.oneonta.edu/farber...2images/romanesque/manuscripts/moralia_q1.jpg (Quelle: http://www.tempus-vivit.net/taverne/thema/Darstellung-eines-Novizen). Lass Dich nicht von der Aussage bei TV verwirren, es handle sich hier um eine Darstellung von Konversen/ Laienbrüdern. Die Darstellung stammt aus Moralia in Job aus dem Jahr 1111 und zeigt Zisterzienser bei der Arbeit. Sieht man an der Tonsur. Laienbrüder trugen keine. Zur Form der Kukulle: 6 Teile (je eine Vorder- und Rückenbahn, 2 Ärmel und 2 Teile Kapuze), den 6 Engelsflügel nachempfunden. In Kreuzform geschneidert, um Christus nahe zu sein. Hildegard von Bingen schreibt in ihrem Kommentar zur Regula Benedicti twas von "gyrone" unter den Achseln - ich vermute mal, damit sind Geren gemeint, da sie beschreibt, dass die Kukulle an den Füßen weiter sein soll. Gute Darstellungen von Zisterziensermönchen aus der Zeit findest Du auch auf dem Grab des Hl. Stephan von Aubazine (um 1260): http://www.paradoxplace.com/Insights/Cistercians/Cistercian_Images/Etienne-BAR.jpg (Quelle: http://www.paradoxplace.com/Insights/Cistercians/Cistercians.htm) Der vordere dürfte eine Tunika mit Skapulier tragen, der hintere einen Mantel. Von den Frauen weiß ich, dass sie ab 1235 entweder Mantel oder Kukulle zum Gebet tragen sollten, je nachdem, was in dem Kloster üblich war. Für die Männer habe ich nicht recherchiert, ob es dort genau so gehalten wurde. Aber ein wenig kannst Du ja auch selber herausfinden. ;) Dann mal viel Spaß beim stöbern.
 
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Hallo Mara, wow, das ist ja in der Tat eine sehr umfangreiche Antwort – vielen Dank schon mal! :) Ich werde mich jetzt erstmal durch die Masse an Informationen arbeiten, auf die Du verwiesen hast und dann zu gegebener Zeit meine Ergebnisse hier mitteilen! :)
 
Ich interessiere mich bei den Zisterziensern zwar eher für die Zeit um 1550, weil da ein Vorfahre von mir als Prior noch einmal zu den Waffen gegriffen hat, was ich gerne einmal künstlerisch darstellen möchte, aber ich zitiere einfach mal die Literaturtipps die ich von Pater Dr. Bruno Hannöver von der Theologischen Fakultät Paderborn bekommen habe, die dürften für 1250 ebenso interessant sein: "Am hilfreichsten für Ihre Forschung hinsichtlich der Ordenskleidung der Zisterzienser im Laufe der Zeit ist m.E. der Beitrag über dieZisterzienser von Peter Dinzelbacher und Hermann Josef Roth in dem Buch: Kulturgeschichte der christlichen Orden (Hrgg. von Peter Dinzelbacher und James Lester Hogg). In diesem Beitrag werden auf den Seiten 356-359 auch die Änderungen in der Kleidung erwähnt. Soweit mit bekannt ist, gibt es noch in dem Buch von Jürgen Sydow und Edmund Mikkers: Die Zisterzienser. Dort, so habe ich in Erinnerung, war eine Beschreibung des mittelalterlichen Habites und dessen Änderung im Spätmittelalter: in dieser Zeit wandelte sich der ursprünglich weiße oder wohl eher graue Habit in die heutigen Farben weiß (Habit) und schwarz (Skapulier). Leider habe ich dieses Buch hier in Paderborn nicht bei mir, so dass ich nicht nachschlagen, bzw. die Seitenzahl angeben kann."
 
Das sind schon die wesentlichen Eckdaten und eine sehr gute Zusammenfassung. Ich würde nur noch ein paar "Tu das nicht"s anfügen :whistling: :
  • Finger weg von Gürtelstricken - Die Tunika (engärmelig, knöchellang, wollen, unkapuziert), ist mit einem schmalen Ledergürtel gegürtet und die Kukulle (weitärmelig - 1250 nicht trompetenärmelig, bodenlang, mit angenähter Kapuze, natürlich wollen, weit) fällt ungegürtet.
  • Zieh geschlossene (Wende-)Schuhe an - Sandalen sind für lausige Straßenbettelbrüder.
  • Leinen zeigt man nicht - Eigentlich ist es ja verboten, aber 1250 hat man das bei der Unterwäsche wahrscheinlich nicht mehr sooo genau genommen, was aber kein Grund ist es vorspitzen zu lassen.
  • Skapulier bleibt außerhalb der tatsächlichen Arbeit in der Truhe - Wäre ja noch schöner, wenn ein Vertreter des reichsten Ordens des Abendlands ständig im Äquivalent der Latzhose rumläuft.
Tonsuren, jaja, das leidige Thema... X/
 

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