LotlBotl
Well-known member
Als ich das damals in einem gewissen anderen Forum präsentiert habe, kam das ja so überhaupt nicht an, hier geht das glaube ich viel besser, also zeige ich mal was ich so in meinem arbeitslosen halben Jahr getrieben habe. Weil ich seit diesem Jahr einen eigenen Stand auf dem Burgfest auf der Botenlaube bei Bad Kissingen habe, sollte dann natürlich die Leonardo Carbone Gewandung mal Stück für Stück ausgetauscht werden. In der Gruppe wirkt sowas immer top, alleine sieht man aber halt doch eher nach Touri aus und dann kann man keinen Stand betreiben. Und wenn Otto von Botenlauben ja sowieso die wichtigste mittelalterliche Person unserer Gegend ist, und ich jetzt Stammpersonal da oben werden soll, nehmen wir doch auch die passende Zeit her. Also habe ich mich mal an der Grabplatte von Otto von Botenlauben orientiert. Dass die in seinen letzten Jahren angefertigt wurde gilt hier auch als unumstößliche Tatsache, aber selbst das hat hat dort zu Streitigkeiten geführt, weil die Kleidung ja eindeutig darauf hinweist dass die Platte in einer ganz anderen Zeit angefertigt sein worden muss. Und wenn ich nicht Otto von Botenlauben darstelle, darf ich die Platte garnicht als Quelle nehmen. Meine Güte, Hochadel in Bayern kennt sich ja bestimmt untereinander, da kann dem einen doch gefallen was der andere an hatte und lässts sich nachschneidern. Die Ärmel auf der Grabplatte habe ich, weil mir alles andere komisch vorkam, so interpretiert, dass ein kurzärmeliger Surcot über einer langärmeligen Cotta getragen wird. Gut, das war natürlich alles falsch, wie man mir gesagt hat, weils ja garkeine Surcots gibt(oder gabs keine Unterwäsche? Auf jeden Fall war mein 3-Schichten-Aufbau falsch) Weil ich die Idee hübsch fand, habe ich das ganze in Wappenfarben genäht, also blau über weiß, soll ja zum Hut passen. Der Hut ist ein Jagdhut mit Federn, selbst zusammengefilzt und das ganze andersrum aufgesetzt um einen schönen turmhohen Hut zu bekommen. Gibts sehr wenige Bildquellen zu, aber das wenige Bildmaterial das man von den Landgrafen von Leuchtenberg hat, hauptsächlich Münzen und die Helmzier am Wappen die offensichtlich eine Miniatur seiner Selbst ist, deutet auf hohe Hüte mit eben drei Federn und vor Allem auch in entsprechender Zeit auf umgedrehte Jagdhüte hin. Macht sonst keiner, also find ich das schick. Obwohl ich Wolle garnicht vertrage geht der Hut lustigerweise, vermutlich weil die Haut da oben stark fettet. Material ist,bis auf wenige Ausnahmen, Leinen. Warum wenn ich Adel darstelle? Weil ich zum darstellen nunmal eine komplette Gewandung brauche, nicht Teile davon, die Rolle auch feststeht und nicht geändert wird, ich wie gesagt Wolle so nah an der Haut einfach nicht vertrage und mir Seide in der Menge nicht auf einen Schlag leisten kann. Idee dahinter ist, jetzt wo die Gewandung fertig ist ab und zu mal Stück für Stück Einzelteile durch Seide zu ersetzen. Und da habe ich mit meiner Darstellung noch Glück, denn protzen liegt dem Leuchtenberger(bis auf wenige Ausnahmen) fern. Frei nach dem Motto "Ich bin nicht reich geworden indem ich Geld ausgegeben habe!". Aber auch ein hübscher chemisch(so genau brauch ichs dann auch wieder nicht) Garngefärbter Seidenstoff mit verschiedenfarbigen Schuss und Kettfäden kostet seine 40€. Also Leinen. Leinen ist toll. Borten dran fand ich auch hübsch und hab mir sagen lassen dass ich das nicht gedurft hätte und die Gewandung jetzt wegwerfen muss. Aber ich mag auch meine Borten. Wenn ich mein neues Obergewand aus Seide näh, mach ich das dann im Stil der blauen Tunicella, nur ohne Stickereien. Dann hab ich Farbabsätze und Borten in einem Schritt. Fein. Das wird dann ja wohl passen. Das Bild ist quasi meine "Bewerbung" gewesen, bevor ich meine Zusage bekommen habe sollte ich ja meine Gewandung vorführen: http://imageshack.us/a/img560/2114/fertigj.jpg Die Gürteltasche da ist übrigens eine Ocarinatasche. Nicht "A", aber ein schönes Instrument. Harfen sind mir zu teuer und alles andere könnte ich sowieso nicht spielen. Auch im Bild der Google Chrome Buckler, der ja eine ziemliche Protestwelle ausgelöst hat. Da ich noch etwas Stoff übrig hatte, es aber für nicht viel anderes gereicht hat, habs dann halt noch einen Wappenrock hinterher, da gleich den Versuch etwas andersfarbig zu füttern. Da habe ich die zwei passenden Teile je übereinandergenäht und umgestülpt, hätte ich dann wohl im Überwendling nähen sollen, hab aber wieder den Standardstich benutzt, da die Umsäumung per umklappen aber wegfällt wenn die fransende Seite ja zwischen den Schichten liegt, trotzdem nicht schlecht geworden, meine ich. Das Kettenhemd ist noch das mit dem ich mal vor langer Zeit überhaupt mit Mittelalter angefangen habe, verzinkt, offen, aber Kette ist teuer, drum wird das halt erweitert wies mir sinnvoll erscheint. Zur Zeit arbeite ich da am Halsschutz, der dann übers Kinn gehen soll, aber nicht über den Mund. Und irgendwann möchte ich einen etwas späteren Topfhelm, dann drück ich mir nicht ständig die Nase platt und ne Helmzier kann ich dann auch draufsetzen. Und eine Puppe von mir selbst schnitzen wird sicher spaßig. Untergewand ist hier noch das gleiche wie in Zivil, ich mache aber bei Gelegenheit noch ein Leibhemd mit Reitschlitzen und eine Bruche ohne Naht zwischen den Beinen, außerdem zusätzliche Beinlinge und eine kurze gefütterte Cotte bei der ich noch irgendwas zwischen die Stofflagen klemme, BW Decke wär in meinem Fall wohl nicht das ideale. Im Prinzip ist letzteres also das was man sich heute unter einem Gambeson vorstellt. Ganz ungepolstert is ja auch nix. http://imageshack.us/a/img13/2716/cimg8866l.jpg Die Gürteltasche hier ist auch nicht "A". Die brauch ich aber zum kassieren. Schön zu sehen auch die LC Stiefel, die bleiben aber jetzt bis auf weiteres. Ich mag es wie fertig der Gegner auf dem Bild aussieht, dabei hatte der doch nur ne Kettenhaube und Nasalhelm, ansonsten kein Zusatzgewicht und seine Schuhe sind auch deutlich sportorientierter... Naja, ich glaube Intention und Anspruch sollte klar sein, ich bin einfach Charakterdarsteller und Fechter, betreibe also weniger Living History in dem Sinne dass exakt alles so sein muss wies damals war. Bin ja schon glücklich keine Kunstfasern mehr zu tragen. Wichtig sind mir vor Allem die Schnitte, das macht ja den Großteil der Optik aus.
- "Recherche. Nähen. Recherche. Alles vorher gemachte entsorgen. Nähen. Recherche. Alles vorher gemachte entsorgen..." Und diesmal lass dann bitte das Leinen als Obergewandmaterial gleich weg, ausser für die Unterkleidung, und nimm zumindest Wolle, wenn nicht gleich Seide. Und mit Leinenunterkleidung gilt die Ausrede, Wolle nicht zu vertragen nimmer; dafür gibts zuviele Leute mit selbem Problem, die es mit Leinenstoff unterhalb auch durchdrücken und nix merken. Und wenn dir ein Veranstalter kommt mit: "tu komische borten drauf", dann fragst ihn mal nach welcher historischer Quelle, und erst wenn er dir eine bringt, dann folgst ihm. DU musst Professionalität vermitteln, der Veranstalter wird auch ohne Borte an deinem Gewand sein Geschäft machen! Und jetzt zu glauben, dass deine Darstellung besser wird weil dir 5 Leute hier vielleicht sagen, ach wie schön sie doch ist, ist ein Irrglaube! 2. Absolution gibts hier von mir für deine Fehlinterpretation der Quellen sowie Missachtung sämtlicher Quell-Datierungen sicher nicht. Kann mich nur den Tempus-Leuten anschließen. Die Ärmelreko ist definitv falsch, sondern diese im 13./beginnenden 14. so beliebten im Oberarmbereich weiten, langärmligen Ärmel. Die seltsame Umhangsverschlussvariante will ich jetzt garnicht weiter ansprechen. Wie Rotschopf es sagt: Schaut nett aus, aber historisch korrekt ists für die Zeitstellung und Quellenlage nicht. Meine 50 cent. Vielleicht hart - aber ehrlich.
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