@ Jorunn Das ist eigentlich schon geklärt: es gibt keine Belege für Baumwolltextilien bei den Wikingern. Damit ist die Frage im Sinne des Threaderstellers beantwortet: Nein, für Wikinger in der Living History raus. Danach hat sich dann ein kleiner Spin-Off entwickelt, wie es denn europaweit mit Baumwolle aussah. Ergebnis: Ja, bekannt auf jeden Fall, zumindest bis (inklusive) Höhe Frankenreich schon im Frühmittelalter. Im römischen Reich schon seit der Antike. Durch die intensiven Handelsbeziehungen der Wikinger ist es eher wahrscheinlich, dass zumindest in Händlerkreisen dieses Material bekannt war. Ob Verwendung im Einzelfall (Schmuckbesätze o.ä.) aber nicht bekannt, weil ebenfalls nicht belegt. Was jetzt durchaus die sinnvolle Frage provoziert, warum man das Zeug dann nicht verwendete, wenn man es schon kannte. Darauf basierend hat sich dann aber eine Aussage ergeben, die man dahingehend verstehen konnte, dass Baumwolle als Textilrohstoff eh völlig unbrauchbar sei und es von daher generell keinen Sinn mache, sie zu verwenden. Das kann ich so nicht unkommentiert lassen, da es in dieser Form schlicht unschlüssig ist. Als seriöses Argument für eine konkrete historische Verwendung im Rahmen von textilen/modischen Fragestellungen ohnehin nicht anwendbar (Überlange Schnabelschuhe sind auch höchst bescheuert, unpraktisch und materialaufwendig und trotzdem hat es sie gegeben; nur ein Beispiel aus vielen, in denen das 'logische' Argument der Vorzüge und Nachteile nicht greift, weil Menschen in Sachen Mode oft irrational handeln), erschien es mir auch inhaltlich lückenhaft. Mir schien, hier sollte nur die Nichtbelegtheit der Baumwolle irgendwie logisch untermauert werden. Das ist erstens, wie erwähnt, in Sachen Mode und Textilien nicht unbedingt immer notwendig und angebracht, zweitens aber grundsätzlich eine sinnvolle Überlegung in der Geschichtsforschung. Beispiel: Gab es eigentlich irgendwann in der Geschichte 7 Meter lange Reiterlanzen? Man denke doch nur an die Reichweite! Gefunden hat man ja nur die Lanzenspitzen. Und bei der Infanterie gab es so was ja auch zeitweise. Antwort: Weil eine solche Lanze auf dem Pferderücken schlicht nicht führbar wäre ist das als höchst unwahrscheinlich zu bewerten. Wenn man aber nun so argumentiert, dann muss man das auch sorgfältig tun. Da sah ich in diesem Falle Mängel und nur, um sich was schönzureden, ist die Logik-Methode zu schade. Die Argumetation nach common sense ist legitim und auch als wissenschaftliche Argumentation anerkannt, darf aber nicht leichtfertig und oberflächlich genutzt werden. Wenn das wiederum sorgfältig und in einem Bereich getan wird, in dem diese Methode anwendbar und sinnvoll ist, dann ist es auch nicht als aufbauschend und spekulativ zu bewerten. Freilich: es ändert, unabhängig davon, zu welchem Schluss man kommt, nichts an der konkreten Beleglage und ist daher im Sinne der Eingangsfrage nicht unbedingt hilfreich.