Wilfried Tenneberg
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Dies schrieb ich im Beitrag Nr. 6. Inzwischen ist mir ein Foto untergekommen, wo etwa in den 70er Jahren ein Inder so einen Bogen nutzt. (John Seymour: Vergessene Künste, Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH, 1984, S. 176): "In Indien beobachtete ich Arbeiter, die das sogenannte Fachen, das Lockern und Reinigen der Baumwolle, übernahmen. Sie sitzen in abgedunkelten Schuppen mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, in der einen Hand einen Fachbogen, in der anderen eine Holzkeule. Sie versetzen die Bogensaite durch einen Schlag mit der Keule in Vibration und tauchen ihn dann in den verheddderten Baumwollhaufen. Dadurch wird die Baumwolle aufgelockert und zu einer wurstförmigen Flocke verdreht, die dann zum Spinnen genutzt wird." Wie auf der mittelalterlichen Abbildung im Buch von Mazzaoui hängt der Bogen an einem Seil von der Decke. Auf eine Reproduktion dieses Fotos verzichte ich wegen der schlechten Druckqualität und rechtlicher Fragen. Ähnliche Fotos habe ich unter dem Stichwort "Kardieren" bei wikimedia commons gefunden, alte Abbildungen und aktuelle. Ich gehe davon aus dass diese Technik schon lange vor 1100 Verwendung fand. Dass bis ins 20. Jahrhundert hinein und vereinzelt noch heute diese Technik angewendet wird, belegt dass die europäische Herstellung von Baumwollstoffen ab Beginn 12. Jahrhundert hochmechanisiert und somit sehr effizient war. Fachen der Baumwolle mit dem Bogen, Aufnahme von 2011 Quelle: wikimedia commons, gemeinfreiZum öffnen und trennen der Fasern wurde seit dem frühen 12. Jhdt. ein Bogen benutzt, der über einem Tisch hängend in den Faserhaufen getaucht wurde. Die Bogensehne wurde in Schwingungen versetzt, wodurch sich die Fasern öffneten.