Befestigung des Tassenbandes ohne Tassenscheibe

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user4117

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Endlich bin ich fündig geworden, wie ein Tassenband auch ohne Tassenscheibe befestigt wurde. Bislang fand ich nur Abbildungen, die zwar klar machten, dass das Band durch eine Art "länglichem Knopfloch" von innen nach außen geführt wurde, aber wie es dann letztlich hielt, blieb rätselhaft. In der Kathedrale von Rouen (F) fand ich nun an der Skulptur der Begräbnisstätte des Herzens von Richard Löwenherz eine klare Darstellung und habe sie fotografiert. Am Ende des Gewebes wurde eine Wulst gearbeitet, die das Tasselband am Durchrutschen hindert. Wie das gemacht wurde, bleibt allerdings unklar und bedarf einiger Versuche. Habt Ihr Ideen dazu? Klick zur Galerie (Quelle: eigenes Foto) Noch eine Anmerkung: An sämtlichen Begräbnisstätten in der Kathedrale von Rouen wurden die Tasselbänder mit einer tiefen durchgehenden Mittellinie dargestellt. Was lässt sich daraus schließen? Waren es grundsätzlich zwei nebeneinander liegende Bänder? (Die Quaste am Ende deutet eher nicht darauf hin.) Waren sie so gemustert/zweifarbig? Wie interpretiert ihr das?
 
Was spricht dagegen, das Band einfach mit ein paar Stichen von innen direkt neben dem Durchlass an den Mantelstoff zu heften? Auf jeden Fall ein sehr interessantes Bild. Der "Knubbel" könnte einfach durch ein Doppeltnehmen des gewebten Bandes erreicht worden sein, vielleicht unter Zuhilfenahme eines länglichen Holzstücks o.ä. als Einlage, um den "Knubbel" etwas dicker und stabiler zu machen. Wenn so etwas als eine Art Knebel fungieren würde, könnte das Knopfloch dahinter auch etwas schmaler sein und voila - müsste halten... Die eingetiefte Mittellinie halte ich für eine steinmetztechnische Andeutung einer - zugegebenermassen eher einfachen - Musterung. Ich gehe genau wie Du eindeutig von einem einteilgen Band aus. Hast Du vielleicht noch mehr Bilder von der Skulptur? Mich würde z.B. auch die Schließe am Halsausschnitt im Hintergrund brennend interessieren...
 
Das Einzige, was gegen Annähen sprechen würde, wäre die Unmöglichkeit, den Mantel zu öffnen. Der Mantel muss dann immer über den Kopf an- und ausgezogen werden. Das Doppeltnehmen des Gewebes, ist ein guter Gedanke. Vielleicht sind die Enden auch so verflochten worden, dass der Knubbel entsteht. Eine entsprechende Einlage würde das gut stabilisieren. Die Schließe am Hals habe ich nicht extra fotografiert. Aber auf einem anderen Bild ist sie trotzdem etwas besser zu sehen, wenn auch in der Vergrößerung etwas unscharf. Sie ist quadratisch mit acht (wahrscheinlich) Steinen besetzt. Ich habe mal alle Detailaufnahmen in die Galerie gestellt. Sie sind von Richard und von Heinrich dem Jüngeren, seinem Bruder. Die Gürtel finde ich klasse. (Übrigens beide ohne Knoten getragen.) So flach wie sie an der Schließe fallen, sehen sie wie gewebte Gürtel aus mit entsprechenden Beschlägen.
 
Danke für die weiteren Bilder. Gibt es eigentlich eine exakte Datierung der Grabskulptur? Gestorben ist der gute Richard ja 1199, Du schreibst in den Bildüberschriften aber etwas vom 14. Jhdt. Ist die Grabplatte so viel später gearbeitet worden? Ich hoffe nicht, ich finde die Gürtel nämlich auch wunderschön und würde da zu gerne "klauen". ;) Was die Gürtel angeht bin ich der Meinung daß der (gewebte) Textilgürtel doch häufiger vorgekommen sein muß als man ihn heutzutage bei Rekonstruktionen antrifft. In diversen gefundene Gürtelschnallen hat sich zwischen den genieteten Blechen das Gürtelmaterial erhalten, und das war häufig gewebtes Textil. Außerdem sieht man den von Dir auch beobachteten Fall des Gürtels bei vielen Grabplatten, was mMn auch eindeutig ein textiles Material nahe legt.
 
Ich habe nur eine Angabe zu den Grabskulpturen gefunden - und zwar zu der von Wilhelm I. (+942). (Quelle: wikipedia.de) Die gotische Kirche entstand ja erst ab 1180, der Chor erst in den Jahren 1220-1230. Kann schon gut sein, dass die Grabmäler erst danach gestaltet wurden. Jetzt bin ich kein Kunsthistoriker, aber ich würde sagen, sie sind in gleichem Stil gefertigt. Wobei Wilhelm I. deutlich andere Kleidung trägt. Nun hat er aber auch deutlich früher gelebt. Die Kleidung lässt jedenfalls bei Richard und Heinrich auf das 12. Jahrhundert schließen. Warum sollte das dann nicht auch auf die anderen Gegenstände zutreffen? Vielleicht kriegen wir das ja noch heraus.
 

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