Genau. Daher meine Ursprünglich Kritik daran, dass solche Szenarien immer wieder als Argument pro "Kriegerin" ins Feld geführt werden.
Verstehe. Dann bin ich in diesem Punkt bei Dir.
Wenn Du denkst, dass ich mich bei der Analogie irre kannst Du mir das gern geradeaus sagen.
Ja, das tue ich. Das Tierreich ist groß, das Verhalten entsprechend divers. Es gibt Räuber-Beute-Kampf, bei dem stimmt Deine Analogie weitgehend. Es gbit ritualisierten Kampf (Rangordnung...), bei dem stimmt sie erst recht. Aber es gibt eben auch noch weitere Kämpfe, frag z.B. mal eine Bärin, die ihre Jungen verteidigt. Es gibt ebenfalls mit menschlichen Kriegen zu vergleichende Kämpfe, insbesondere, aber nicht nur im Reich der Insekten. Im Falle der Insekten, das nur nebenbei erwähnt, bestehen die Armeen in den allermeisten Fällen ausschließlich aus Frauen. Wenn wir nun schon Analogien zum Tierreich heranziehen, dann dürfen wir nur Fälle gleicher Kampfanlässe miteinander vergleichen. Tun wir das, kommen wir in der Tat zu erstaunlichen Analogien, denn auch beim Menschen gibt es ritualisierte Kämpfe, Räuber/Beute-Kämpfe im übertragenen Sinne und so ziemlich alle weiteren Kampfmotivationen. Diese Analogien gelten aber nur, wenn wir dieselben Kämpfe miteinander vergleichen. Wäre das Prinzip: Flucht > Aufgabe > Kampf > Kampf bis zum Tod tatsächlich dogmatisch, dann wären weder Freiwillige für Himmelfahrtkommandos, noch Kamikazepiloten noch Selbstmordattentäter denkbar. Alle hat es aber nachweislich gegeben und gibt es immer noch. Man sieht, dass es so einfach eben nicht ist. Wenn wir nun diesen Vergleich mit dem Tierreich bzw den Grundlagen der Fauna in den Bereich Mann / Frau fortführen, dann kommen wir ebenfalls zu bestimmten, theoretisch verwendbaren Erkenntnissen: Die Natur an sich hat zwar bei höheren Lebewesen in der Tat eine Art Aufgabenteilung eingeführt, nach der das Weibchen, weil unmittelbar notwendig zur Fortpflanzung, einen wertvolleren Stellenwert innehat und deshalb in der Regel die weniger gefährlichen Lebensbereiche übernimmt während das Männchen den, nennen wir es mal, "offensiveren" Bereich abdeckt. So sind zum Beispiel meistens die Männchen auffälliger (Balz) und damit auch gegenüber Fressfeinden gefährdeter. Auch das Verhalten ist bei Männchen eher dominant, teils provokativ und risikobereiter als bei Weibchen. Auch wenn es der grassierenden Gleichmacheritis widerspriht, von der Natur her sind Kapazität- und Verhaltensunterschiede zwischen Männchen und Weibchen nun mal seit Jahrmillionen etabliert. Auch wenn wir Menschen uns gerne für etwas Besseres halten stehen wir doch genetisch eindeutig in dieser Tradition und können sie, auch wenn wir es vielleicht aus politisch-gesellschaftlichen Gründen gerne wollten, nicht einfach wegdefinieren. Allein: Auch hier ist die Analogie nur auf den ersten Blick eindeutig und auch nur dann, wenn man sich auf die bestätigenden Details konzentriert, also quasi asymmetrisch argumentiert. So ist es zwar einleuchtend, dass eine säugende Tiermutter in erster Linie beim Nachwuchs bleibt (auch noch so emanziperte Männchen können dem Kind leider nicht die Brust geben), das trifft aber bei Rudeltieren nicht generell auf die Weiblichkeit zu. Männchen und Weibchen gehen etwa gemeinsam auf die - gefährliche - Jagd. Bei Löwen etwa gehen gezielt in erster Linie (nicht immer!) die Weibchen auf die Jagd, weil die Männchen, mit Mähne, auf Imponiergehabe gepolt und mit so viel Kraft, dass sie kaum noch gehen können, die Jagd in den meisten Fällen schlicht verbocken. Also nicht etwa Paschagehabe, sich von den Mädels bedienen zu lassen, nein, die Damen sind bei den Löwen die treibende Kraft, die wollen die Jungs nicht dabeihaben. Auch bei Territorialkriegen von Schimpansen etwa kämpfen die Damen sehr wohl mit. Und zwar aus dem Grund, dass sie von einer Niederlage natürlich signifikant mitbetroffen wären. Man sieht, der Natur sind kämpfende Frauen nicht nur bekannt, sie sind weit verbreitet, wenngleich, insbesondere bei ritualisierten Kämpfen höher entwickelter Tierarten, natürlich die Männchen hier den wichtigeren Part spielen. Aber eben nicht unbedingt bei Kämpfen, bei denen es um das Schicksal der Gemeinschaft geht. Nun habe ich aber mit all diesen Analogien zum Tierreich ein großes Problem: Es ist ja nun schon nur bedingt akzeptiert, wenn man mit anderen Kulturen, Regionen oder gar Zeiten argumentiert. Würde ich versuchen, wiking'sche Kriegerinnen mit Frauen bei der Bundeswehr zu untermauern, wird diese Argumentation recht schnell als unseriös und unwissenschaftlich eingestuft. Wenn ich schon Menschen mit Menschen nicht so einfach vergleichen kann, wie viel weniger seriös bzw anerkannt kann dann ein Vergleich Mensch-Tier sein? Ich würde daher auf Vergleiche mit dem Tierreich oder Grundlagen der belebten Natur nur zurückgreifen, wenn es sich geradezu aufdrängt.
Dass man einem unterlegenen Feind immer einen Ausweg/Rückzug lassen soll, damit er nicht bis zum letzen Mann kämpft, ist Kriegsführung 101.
Nur wenn man sich auf die Theorie des Sun Tsu bezieht. Es gibt genügend Beispiele in der Kriegsgeschichte, in denen genau das gnadenlos nach hinten los ging und man dadurch vielleicht eine Schlacht gewann, aber dafür den Krieg verlor.