Interessant wäre doch mal der Exkurs, wieviele ärmere Leute sich überhaupt Leinen leisten konnten. Nur weil es heute bei uns billiger ist als Wolle, war das damals nicht automatisch auch so. Wie komme ich darauf? In der Benediktregel aus dem 6. Jh. steht, dass Mönche die Sachen billig herstellen lassen sollen. Gerade im Hochmittelalter, als die Reformorden aufkamen (ich denke da an die Zisterzienser) wurde zu den Benediktregeln wieder zurückgekehrt, dies hieß auch, dass die Unterwäsche auch aus Wolle war (Belege habe ich dafür genügend gefunden). Leinen wurde selbst bei den Benediktinern nur den Knaben von Cluny gestattet, da man ja nicht verweichlichen wollte. Wäre Leinen so billig gewesen, hätte man es damals aus den klösterlichen Kleiderkammern ja nicht verbannt. Im Umkehrschluss: Welcher Bauer oder Handwerker konnte sich Leinen leisten? Nur weil auf Bildern was Weißes zu sehen ist - muss das dann immer Leinen sein? Selbst die Schleier der Nonnen waren damals aus Wolle. Klar besitzt jeder von uns mindestens ein Unterwäscheteil aus Leinen, aber worauf stützt sich diese Erkenntnis? Weil sie sich besser waschen lassen? Weil jeder eines hat? Ich habe über einen Briefwechsel zwischen der Nonne Heloise und dem Abt Abelard (11./12. Jh). gelesen, da bittet sie darum, das die Nonnen aufgrund der besseren Waschbarkeit Leinenunterkleider tragen dürfen. Ob sie bewilligt wurden, weiß ich nicht, aber allein die Frage impliziert doch schon, dass es selbst im 12. Jh. nicht selbstverständlich war, dass man Leinenunterwäsche trug. Aus der eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es Wollstoffe gibt, die man durchaus direkt auf der Haut tragen kann und die sowohl leicht als auch blickdicht sind und nicht kratzen!!!!. Insofern nehmen sie sich kaum was mit Leinen, man schwitzt auch nicht mehr.