Das Schmieden eines Wikingerschwerts

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nprovos

Guest
Hallo Leute, eines meiner momentanen Projekte ist das Schmieden eines Wikingerschwerts. Ich lasse mich grob von Funden aus Norwegen inspirieren. Die Werkzeuge und Materialien sind alle modern, die Prinzipien sind allerdings die gleichen die vor tausend Jahren auch verwendet worden sind. Da es ein bisschen schwierig ist beim Schmieden zu photographieren, lasse ich eine Videokamera mitlaufen. Hier sind die Videos, die ich bisher gemacht habe. Das Feuerverschweißen und Tordieren eines Stabs: [media]https://www.youtube.com/watch?v=9L-9c1Ar4Cs[/media] Das Feuerverschweißen des Bundels in die Schwertform: [media]https://www.youtube.com/watch?v=43MqWRj7KEE[/media] Das Schmieden der Schneidekanten: [media]https://www.youtube.com/watch?v=oRFIO6VDz_8[/media] Meine Kommentare sind in Englisch, aber falls es fragen gibt, kann ich Dir in Deutsch beantworten. Niels.
 
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Hi Niels, schöne Videos ! Finde ich klasse gemacht. Nun fehlen noch ein würdiges Parier und ein schöner Knauf. Bin gespannt. Welche Stahlsorten hast du verwendet? ...übrigens schöne Werkstatt....alles was das Schmiedeherz begehrt....
 
schöne Videos ! Finde ich klasse gemacht. Nun fehlen noch ein würdiges Parier und ein schöner Knauf. Bin gespannt. Welche Stahlsorten hast du verwendet?
Für die Schneidekante habe ich W1 benutzt. Für die tordierten Stäbe benutze ich 1095 und 15n20 - für dieses Schwert sind es wenn ich mich richtig erinnere 11 Lagen. Momentan bin ich bei 20 Stunden Arbeit. Bevor ich mich an die Parierstange oder den Griff ran wagen kann, muß ich noch viele Stunden beim Schleifen verbringen. Der nächste Schritt ist die Geometrie zu verfeinern, dann werden die Hohlkehle und Schneidekanten geschliffen und danach zum härten. Der Griff wird vermutlich recht schlicht werden, da ich das Tauschieren oder andere etwaige Techniken noch lernen muß. Niels.
 
Ist zwar :eek:ff1 aber ich muss echt sagen das du einen sehr geilen Maschinenpark hast :) Liebe grüße Christian
 
Sehe ich auch so Katan! Ich finde auch die Musik verdammt cool und deine Kommetare auf Englisch sind auch klasse, Niels (bist du Muttersprachler?)! Gefällt mir sehr! Ich hab schonmal kurz auf deiner Website spioniert. Respekt! Du hast sowohl beim Schmieden als auch auf dem "Security-Sektor" echt was drauf... Liebe Grüße Phillipp
 
Sehe ich auch so Katan! Ich finde auch die Musik verdammt cool und deine Kommetare auf Englisch sind auch klasse, Niels (bist du Muttersprachler?)! Gefällt mir sehr!
Deutsch ist meine Muttersprache, aber ich bin ein bisschen außer Übung :) Hier ist ein kleines Update. Ich habe das Schwert flach geschliffen und geätzt, um die Grundlage zum Schleifen der Hohlkehle herzustellen. Hohlkehle wird nächstes Wochenende geschliffen. SWF2.jpg Niels.
 

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Hi Niels, schöne Arbeit :thumbsup: Sauber tordiert und schön gerade Bahnen... Welche Stähle hast du verwendet und wie willst du die Wärmebehandlung machen? Wäre auch super, wenn du zur fertigen Klinge was zum Gewicht und zur Gewichtverteilung schreiben würdest. Und ich muss auch sagen, eine super ausgerüstete Schmiede. Von sowas kann ich nur träumen. Bei mir wird alles von Hand geschmiedet und das ist nun wirklich nicht immer schön... Auch deine Videos gefallen mir gut. Gute Mischung aus Unterhaltung und Information... Gruß Jannis
 
Hallo Jannis, vielen Dank für Deine Komplimente.
Welche Stähle hast du verwendet und wie willst du die Wärmebehandlung machen? Wäre auch super, wenn du zur fertigen Klinge was zum Gewicht und zur Gewichtverteilung schreiben würdest. Und ich muss auch sagen, eine super ausgerüstete Schmiede. Von sowas kann ich nur träumen. Bei mir wird alles von Hand geschmiedet und das ist nun wirklich nicht immer schön...
Wie oben schon erwähnt, die Schneidekanten sind W1 - also so um 0.9% Kohlenstoff. Die tordierten Stäbe sind 1095 und 15n20 (2% Nickel, 0.75% Kohlenstoff). Ich hätte lieber einen bisschen weicheren Stahl als 1095 genommen, aber ich hatte nicht Anderes parat. Direkt nach dem Schmieden hat das Schwert so um die 1800 Gramm gewogen. Jetzt ist es bei 1600 Gramm. Nach dem Schleifen der Hohlkehle und der Schneidekanten wird es hoffentlich wesentlich leichter sein. Das Härten wird bei 815℃ in Parks #50 geschehen und fürs Anlassen plane ich eine Stunden bei 260℃. Die Schmiede ist schon sehr schön. :D Da ich im Prinzip nur ein paar Stunden pro Wochenende Zeit habe, erlaubt es mir der Lufthammer wesentlich schneller zu arbeiten als komplett per Hand. Niels.
 
Hi Niels, stimmt, habs überlesen. Die Stahlkombination ist doch voll in Ordnung. Solange die verwendeten Stähle von der Wärmebehandlung gleich sind... Allerdings wundert mich die Anlasstemperatur. Ich empfehle dir mal die Begriffe "Blausprödigkeit" oder Blauversprödung" nachzuschlagen. Relativ reine Kohlenstoffstähle, insbesondere Mn- und Ni-haltige Stähle, neigen im Anlassbereich zwischen ca. 220 und 360 Grad zu Versprödung. Besonders der Bereich um 250 Grad sollte vermieden werden. Franz Rapatz hat dargestellt, dass die Kerbschlagzähigkeit bei 250 Grad auf einen Wert unterhalb der Zähigkeit direkt nach dem Abschrecken fällt. Du hast also bei ca. 250 Grad sowohl einen Härte- als auch einen enormen Zähigkeitsverlust. So erreichst du eine noch schlechtere Kerbschlagzähigkeit als direkt nach dem Abschrecken. Nur Stähle mit erhöhten Si-Gehalt sind resistent gegen Blausprödigkeit. Der W1 mit 0,1-0,25% Si dürfte aber eher anfällig auf Blausprödigkeit sein. Ich persönlich würde die Klinge bei 200 Grad anlassen. Anschließend die Schneiden vor Aufheizen schützen und den Mittelteil der Klinge bei ca. 400 Grad anlassen. Gruß Jannis
 
Allerdings wundert mich die Anlasstemperatur. Ich empfehle dir mal die Begriffe "Blausprödigkeit" oder Blauversprödung" nachzuschlagen. Relativ reine Kohlenstoffstähle, insbesondere Mn- und Ni-haltige Stähle, neigen im Anlassbereich zwischen ca. 220 und 360 Grad zu Versprödung. Besonders der Bereich um 250 Grad sollte vermieden werden. Franz Rapatz hat dargestellt, dass die Kerbschlagzähigkeit bei 250 Grad auf einen Wert unterhalb der Zähigkeit direkt nach dem Abschrecken fällt. Du hast also bei ca. 250 Grad sowohl einen Härte- als auch einen enormen Zähigkeitsverlust. So erreichst du eine noch schlechtere Kerbschlagzähigkeit als direkt nach dem Abschrecken. Nur Stähle mit erhöhten Si-Gehalt sind resistent gegen Blausprödigkeit. Der W1 mit 0,1-0,25% Si dürfte aber eher anfällig auf Blausprödigkeit sein.
Da hast Du leider recht. Blausprödigkeit war mir ein unbekannter Begriff. Im Englischen wird das auch "tempered martensite embrittlement" genannt. Leider ist es recht schwer, Izod/Charpy Tests für die verschiedenen Stähle zu finden. Ich habe was für L6 gefunden: http://www.crucible.com/eselector/prodbyapp/tooldie/champloy.html, aber hatte bisher kein Glück bei W1 oder 1095. Niels.
 
Hi Niels, zu dem konkreten Stahl hab ich auch nichts gefunden. Aber ich zitiere mal Franz Rapatz: Die Edelstähle. Vielleicht hilft dir das weiter. "Es zeigt sich, daß bei etwa 200 Grad die Zähigkeit etwas zunimmt, sodann bei 250-300 Grad einen Tiefstwert erreicht und dann entsprechend der abfallenden Festigkeit wiederum zunimmt. Besonders deutlich können diese Erscheinungen im Schlagdrehversuch erkannt werden." Ebd.: S. 56. Weiter schreibt er, dass lediglich die Elemente Molybdän und Silizium in erhöhten Mengen diese Versprödung verhindern. Bei allen anderen niedrig- und mittellegierten martensitischen Werkzeugstählen soll man diesen Anlassbereich meiden. Ich weiß, dass einige große amerikanischen Messerhersteller trotzdem gerade in diesem Bereich anlassen. Das hat aber mehr mit deren Verbraucherpolitik als mit einem metallurgischen Nutzen zu tun. Meist sind da benutzerfreundliche Härtewerte um die 58 hrc gefragt, wobei die Zähigkeit eher Nebensache ist. Bei einem Schwert ist die Zähigkeit aber, wie ich finde, ein sehr wichtiges Kriterium. Gruß Jannis
 
Hohlkehle und die Schneidekanten sind fast fertig geschliffen. Alles muss noch ein bisschen weiter verfeinert werden. Bald gehts zum Härten. Hier noch ein paar neue Bilder. SWFE1s.jpg SWFE2s.jpg SWFE3s.jpg SWFE4s.jpg Niels.
 

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Sieht super aus. Bin auf die fertige Klinge gespannt, denn auf diesen Bildern sieht die Klinge noch etwas fleckig aus (normal in dem Zustand) und ich kann die Linien und Kanten nicht genau erkennen... Ach ja, was wiegt die Klinge jetzt? Gruß Jannis
 
Ich hab mir jetzt mal die Videos angeschaut, haben was Slapstick-artiges an sich :thumbsup: Mich würd interessieren, was du mit dem Schwert tust, wenn es fertig ist.
 
Ach ja, was wiegt die Klinge jetzt?
Gewicht ist jetzt um die 1250 ± 100 Gramm und wird vermutlich noch ein bisschen leichter wenn die Klinge scharf ist. Wenn sie das härten überlebt werde ich es hier melden. ;) Niels.
 
Ich hab mir jetzt mal die Videos angeschaut, haben was Slapstick-artiges an sich :thumbsup: Mich würd interessieren, was du mit dem Schwert tust, wenn es fertig ist.
Das Schwert geht auf den Haufen mit den anderen Schwertern, die ich gemacht habe. Hier ist ein neues Video, daß mit dem Härten abschließt. [media]http://www.youtube.com/watch?v=li21-j79WPY[/media] Niels.
 
Gute Arbeit :thumbup: Sieht super aus. Nur das Gewicht erscheint mir etwas hoch. Wie dick ist denn die Klinge und wie tief ist die Hohlkehle? Gruß Jannis
 
Momentan ist die Klinge ca. 5.5mm dick. In der Mitte der Hohlkehle sind es ca. 3mm. Die Klinge ist 91cm lang. Ich denke, daß das Gewicht auf 800 Gramm runter gehen wird. Niels.
 

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