Wer Luther verstehen, oder gar interpretieren will, der muß seine Schriften im Original lesen ! Und weiterhin muß man auch die Schriften seiner Zeitgenossen, egal ob Gegner oder Freunde, im Original lesen ! Nur das schütz einen vor einem falschem oder verfälschtem Verständnis seiner Ansichten. Sekundärquellen sind zwar durchaus hilfreich, aber wenn , wie im Falle Luthers, derartig viele Primärquellen (chronologisch) zur Verfügung stehen, dann ist man gut beraten diese auch zu verwenden. Es wird der wahren Meinung des Reformators sehr viel näher kommen, als die Aussagen gewisser interpretatoren. Und damit gibt es auch keinerlei Grundlagen mehr für mehr oder weniger wüste Spekulationen oder "Fehlinterpretationen". Und dann wird man auch eine gewisse Art von Evolution in seinen Schriften erkennen, ...man wird feststellen, daß sich der "Mensch" Luther in seinen Ansichten grundlegend geändert hat. Und welche Sorgen, Nöte, Ängste oder gar Aggressionen den "Menschen Luther" plagten, auch das erschließt sich nur aus dem Studium seiner Original-Schriften...und der Kenntnis der Zeit und des Zeitgeistes jener Epoche. Aber auch hier helfen nur die Original-Quellen... Fazit: Nur so lassen sich auch Luthers Schriften gegen Juden, Hexen, Bauern und Behinderte erst verstehen, wenn man sich also "glaubhaft" in seine Gedankenwelt verstzen kann... Ja, es ist richtig: Luther wollte keine Kirchentrennung. ! Nein, er wollte letztlich nur auf einen schweren Mißstand innerhalb der bestehenden Kirche aufmerksam machen ! Einen Mißstand von vielen. Und diese Mißstände konnten, laut Luther, nur durch ein allgemeines Konzil behoben werden da hier einige apostolische Dogmen im Spiel waren, wie eben der Ablasshandel. Mit den 95 Thesen wurde die Ablass-Problematik , Dank der schnellen Verbreitung durch die Druckkunst, wurde dieser Haupt-Mißstand öffentlich gemacht und die folgen darauf sind ja nun historisch bekannt... Dieses geforderte Konzil kam leider erst kurz vor Luther`s Lebensende, als Konzil von Trient (1545 - 1563) zustande. Auch dessen Aussagen und Folgen für die Kirchengeschichte sind bekannt. Der Almosen-Ablass wurde übrigens 1567 durch Papst Pius V mit der Konstitution " Etsi Dominici" verboten, und der Ablass-Handel im Jahre 1570 mit der Konstitution "Quam plenum" mit der Strafe der Exkommunikation ! Fazit : aus katholischer Sicht war eigentlich der "Fall Luther" ein Glücksfall um die beherrschende römisch - katholische Kirche wieder auf den rechten Weg zurück zu bringen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und das unterscheidet Luther von den früheren "Reformatoren" ! Und so sehen es katholische Theologen auch ! Alles andere ist nur Populismus und "Wunschdenken" einiger Eiferer und Fanatiker.