Die "dunkle Seite" des Martin Luther

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Das ist mir zu einfach gedacht. der Mensch hat mehrfach in seinem Leben die Möglichkeit sich anders zu entscheiden. Das gilt auch für Luther. Hier stehe ich, ich kann nicht anders Gott helfe mir. Dieser Satzt sagt nur aus das es um seine ganz private Einstellung ging. Wovon die nun wirklich geprägt war, ist heute schwer nachzuvollziehen.
Du hast Recht und mir ist zu spät aufgefallen, dass meine Aussage zu einfach gedacht war-übrigens zeigt allein schon Luthers Grosser Katechismus (immer noch sehr lesenswert :thumbup: ),dass er ein Kenner der Bibel war und auch deren "Zwischentöne" lesen konnte,denn das Gebot nicht zu stehlen bezog er auch darauf, dass man keine falschen Gewichte benutzen soll und dass man niemandem seinen Lohn vorenthalten soll--damals eine revolutionäre Sichtweise.
 
Belege für mein letztes Fazit ? ....kein Problem ! .... Papst Hadrian VI bekannte ...1522 :!: , daß alle Übel in der Kirche von der römischen Kurie ausgingen:
" seit vielen Jahren hat es auf dem Stuhl Petri verwerfliche Vorgänge gegeben, Mißbräuche in geistlichen Dingen, Übertretungen der Gebote, so daß alles hier böse und pervers geworden ist..."
zitiert aus : Peter de Rosa, "Gottes erste Diener", Knaur Verlag München 1991, S.149
Nun,auch wen de Rosa auch manches schrieb,was er dubios ist,so hat er in dem Fall Recht,wenn er Papst Hadrian zitiert, denn damals war die Katholische Kurie verlottert und alles Andere als christlich. So betrachtet kam die Reformation genau zum richtigen Zeitpunkt. Tragisch ist, dass Luther später nicht mehr zurück konnte, selbst wenn er es gewollt hätte,denn im Grunde war ihm die Reformation schlicht aus dem Ruder gelaufen. Wie sollte er z.B.den Reichsfürsten gegenüber reagieren,die einerseits reformiert waren, andererseits gegen die aufständischen Bauern kämpften, weil diese sich nicht mehr mit der Leibeigenschaft abgeben wollten?
 
Interessant ist, daß Luther witzigerweise zum Spielball mächtiger Parteien wurde: Warum ? Nun, Deutschland hat mit seinem "Fürstenverein" immer wieder die Gelegenheit verpasst sich in Dingen der Religion zu emanzipieren, wie es andere europäische Nationen problemlos taten. ( Wir entsinnen uns: der Historiker sagt: Deutschland geht einen "Sonderweg"...) Diese anderen Nationen vertraten eine Art von Staatskirchentum, in dem kirchliche Belange zunächst vom Souverän erlaubt werden mußten, aber auch der Klerus steuerlich zur Kasse gebeten wurde. Anders aber in Deutschland, welches nun mal kein "einig Vaterland" war. Jeder Fürst wachte streng über seine Pfründe, jeder suchte nur seinen persönlichen Vorteil. Und zu allem Überfluß: Der Souverän musste auch noch gewählt werden...und immehin 3 Kurfürsten waren Kirchenmänner ! Somit war Deutschland ein riesiges Groschengrab für die immensen Bedürfnisse der Renaissance-Päpste ! Natürlich wurde dies öffentlich beklagt: "Gravamina nationis germaniae" ist das Stichwort. Und dann kam Luther ! Und, man höre und staune: Maximilian I und selbst Karl V sahen in diesem "Unruhestifter" durchaus eine willkommene Gelegenheit Rom gefügig zu machen. Entweder in dem man Luther gewähren ließ, oder ihn unschädlich machte...Rom wurde mehr oder weniger erpreßt. Nur, Rom spielte da nicht mit sondern kochte sein eigenes Süppchen. Es gibt sogar das Gerücht, daß Luther der Kardinalshut angeboten worden sein soll, wenn er seinen Landesherren ( Friedrich der Weise) dazu überzeugen könne als Kurfürst Karl V nicht zu wählen ! Und dieses dringende Bedürfnis die Wahl zu verhindern war berechtigt, denn zu dieser Zeit gab es 2 rivalisierende Mächte gegen Rom: Spanien mit Neapel/Sizilien und Frankreich mit Mailand. Mit der wahl Karl V wäre Rom also in die Zange genommen worden. Und das war ein "no go !" Und hier liegt auch der Erfolg der Reformation, der rechte Zeitpunkt : Karl war nun so schwer beschäftigt sich mit Rom ( siehe auch " sacco di roma "), Frankreich und den Türken zu streiten, sich wählen zu lassen, sich seine Wahl durch reichlich ungünstige Zugeständnisse teuer zu erkaufen, daß da der kleine Augustinermönch zunächst einmal ganz unten auf seiner "to do-Liste" stand,..mit den nun bekannten Folgen ! :whistling: Das kuriose ist: Gerade Karl V, der die Kirchenfrage gerne selbst geregelt hätte, musste zunächst einmal den Papst bekämpfen und in die Knie zwingen, ehe er seinen Aufgaben nachgehen konnte. Nur, bis er dann endlich zum Zuge kam, war es viel zu spät, weil die Reformation inzwischen zum Selbstläufer geworden ist. Jetzt ging es für beide Seiten nur noch um Schadensbegrenzung: Rom mit seinem Konzil, Deutschland mit dem Religionsfrieden. Fazit : " dumm gelaufen...!" :D
 
Pit.
Wie sollte er z.B.den Reichsfürsten gegenüber reagieren,die einerseits reformiert waren, andererseits gegen die aufständischen Bauern kämpften, weil diese sich nicht mehr mit der Leibeigenschaft abgeben wollten?
ist so größtenteils unrichtig, denn der Bauernkrieg entstand ja nicht zwischen Leibeigenen und ihrer Herrschaft, sondern zwischen den restlichen Freien und Hörigen, die mit den Leibeigenen gleichgeschaltet werden sollten, worden waren. Es gab ja vorher den Unterschied der zehntpflichtigen, grunddienstpflichtigen, Hörigen und Leibeigenen. Und die "nicht Leibeigenen" wehrten sich gegen die Behandlung als Leibeigene und überzogene Dienste. In einer Welt ohne Zeitung, ohne Journalisten, mit befangenen Richtern und einer Bürgerschaft, die auch Nutznießer dieser Entwicklung war, waren aber die Übergriffe der Grundeigentümer und Zinsempfänger nur den Betroffenen und einigen Landpfarrern bekannt. Die anderen konnten sich solche Rechtsbrüche wie Urkundenfälschung, Urkundenschaffung etc. von "Edlen" oder gar Geistlichen garnicht vorstellen. Einfache , ungeübte Leibeigene hätten den Heeren der Fürsten nicht soviel entgegensetzen können.
 
Danke für die Infos,man lernt bekanntlich nie aus und ich gestehe,dass ich erst beginne,mich intensiv mit den Hintergründen der Reformation zu befassen.
 
Nun, kommen wir einmal zu den Bauernaufständen/-kriegen. Ja, richtig, es handelt sich nicht um ein einziges Ereignis, sondern um eine ganze Reihe von Aufständen und /oder kriegerischen Auseinandersetzungen, deren Ursprünge weit vor der eigentlichen lutherischen Reformationszeit liegen und die auch kein rein deutsches Phänomen waren. Der Historiker spricht hier von einem Zeitraum zwischen 1460 und 1524/25. Genannt seien hier der "Pfeifer von Niklashausen“, die Bundschuh – Bewegungen, hier v.a. die des Joß Fritz oder die Bewegung "Armer Konrad“ . Aber einige Auslöser gehen sogar bis in das 14.Jhd., oder genauer, in die Zeit der Verwüstungen nach den großen Pestzügen zurück. Gerade nach 1349, also einer Zeit wo ganze Regionen entvölkert waren, beriefen sich nun immer mehr Grundherren wieder auf ihre Rechte. Durch immer höhere Belastungen, welche von den grundherren z.Tl. auf die Schnelle erfunden wurden, gerieten selbst freie Bauern rasch in die unfreie Abhängigkeit und verarmten immer mehr. Die "alten Rechte“ der Bauern wurden immer mehr beschnitten und damit brannte die "Lunte“ bereits im 15.jhd. am Pulverfaß. Die entscheidenden Voraussetzungen für die Bauernerhebungen waren demnach: 1. die demographische Entwicklung und ihre Folgen 2. die zunehmenden Belastungen der ländlichen Bevölkerung durch z.B. neu-erfundene Steuern 3. ihre rechtliche Minderstellung 4. die fortschreitende Reformation mit der Umsetzung des "Göttlichen Recht“ 5. die Forderungen und Ziele der Aufständischen nach Rückkehr zum "Alten Recht“ Die Hauptforderungen der Bauernschaft findet man in der Flugschrift der 12 Artikel von 1525 wieder: Hierin forderten sie: 1. die freie Pfarrerwahl 2. die Abschaffung des Kleinzehnten, kirchliche oder gemeinnützige Verwendung der Großzehnten 3 .die Aufhebung der Leibeigenschaft 4. die freie Jagd und Fischerei 5. die Rückgabe der Wälder 6. die Reduzierung der Frondienst 7. die Einhaltung bestehender Besitzbedingungen 8. die Neufestsetzung der Abgaben an den Grundherren 9. die Verhängung fester statt willkürlicher Strafen 10. die Rückgabe der Allmenden 11. die Abschaffung des Todfalls 12. die Bereitschaft, auf alle Forderungen zu verzichten, die nicht gemäß Gottes Wort sind Dieses einmal zunächst in aller Kürze ! ;) Quelle: A. Laube et al., "Illustrierte Geschichte der frühbürgerlichen Revolution“ Dietz Verlag Berlin 1974 Und zum Nachlesen der Originalquelle: http://dfg-viewer.de/show/?set[mets]=http%3A%2F%2Fdaten.digitale-sammlungen.de%2F~db%2Fmets%2Fbsb00025768_mets.xml Quelle: BSB
 
Eine recht schöne Übersicht zur Chronologie der Bauernaufstände findet man übrigens hier: http://www.bauernkriege.de/GrosserDeutscherBK.html Quelle: Dipl. Ing. Dipl. gesell. wiss. Hans Holger Lorenz, http://www.bauernkriege.de/impressum.html Um die Ansichten Luther`s bezüglich der Bauern und ihrer Aufstände darzustellen, verweise ich, ausnahmsweise, mal auf die Seite von Wikipedia, welche diese eigentlich recht ordentlich wiedergibt. Aber auch, um noch einmal auf das ursprüngliche Thema dieses Threads zurüch zu kommen : auch hier kann man sich, orientierend, prima ein Bild zur Person des Martin Luther machen, und dieses durch Primärquellen entsprechend vertiefen: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther#Bauern Quelle: Wikipedia
 
schaut mal in die Galerie... ist auch "historisch" (1983): Erich Honecker als Vorsitzender des Luther-Kommitees.... das nenne ich den Bock zum Gärtner machen... PS: Gefunden von Ritter Kunz...
 
warum??? auch ein honecker war revulutionär. Und sogar bereit für seine überzeugung zu sterben. Was später daraus wurde... ist auch irgendwie wie bei luther. Alles schlechte beginnt mit der Übertreibung des Guten
 
...und ich wußte doch, daß ich hier im Forum schon mal etwas darüber gelesen habe :D : Der deutsche Bauernkrieg Quelle : MAF ...vllt. kann man ja zum Thema Bauernkrieg einfach dort anknüpfen und hier mit dem Eingangsthema weitermachen... :whistling:
 

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