Interessant ist, daß Luther witzigerweise zum Spielball mächtiger Parteien wurde: Warum ? Nun, Deutschland hat mit seinem "
Fürstenverein" immer wieder die Gelegenheit verpasst sich in Dingen der Religion zu emanzipieren, wie es andere
europäische Nationen problemlos taten. ( Wir entsinnen uns: der Historiker sagt: Deutschland geht einen "Sonderweg"...) Diese anderen Nationen vertraten eine Art von
Staatskirchentum, in dem kirchliche Belange zunächst vom Souverän erlaubt werden mußten, aber auch der Klerus steuerlich zur Kasse gebeten wurde. Anders aber in Deutschland, welches nun mal kein "einig Vaterland" war. Jeder Fürst wachte streng über seine Pfründe, jeder suchte nur seinen persönlichen Vorteil. Und zu allem Überfluß: Der Souverän musste auch noch gewählt werden...und immehin
3 Kurfürsten waren Kirchenmänner ! Somit war Deutschland ein riesiges Groschengrab für die immensen Bedürfnisse der Renaissance-Päpste ! Natürlich wurde dies öffentlich beklagt: "
Gravamina nationis germaniae" ist das Stichwort. Und dann kam Luther ! Und, man höre und staune:
Maximilian I und selbst
Karl V sahen in diesem "Unruhestifter" durchaus eine willkommene Gelegenheit Rom gefügig zu machen. Entweder in dem man Luther gewähren ließ, oder ihn unschädlich machte...Rom wurde mehr oder weniger erpreßt. Nur, Rom spielte da nicht mit sondern kochte sein eigenes Süppchen. Es gibt sogar das Gerücht, daß Luther der
Kardinalshut angeboten worden sein soll, wenn er seinen Landesherren (
Friedrich der Weise) dazu überzeugen könne als Kurfürst
Karl V nicht zu wählen ! Und dieses dringende Bedürfnis die Wahl zu verhindern war berechtigt, denn zu dieser Zeit gab es 2 rivalisierende Mächte gegen Rom:
Spanien mit Neapel/Sizilien und Frankreich mit Mailand. Mit der wahl Karl V wäre Rom also in die Zange genommen worden. Und das war ein "no go !" Und hier liegt auch der Erfolg der Reformation, der rechte Zeitpunkt : Karl war nun so schwer beschäftigt sich mit Rom ( siehe auch "
sacco di roma "), Frankreich und den Türken zu streiten, sich wählen zu lassen, sich seine Wahl durch reichlich ungünstige Zugeständnisse teuer zu erkaufen, daß da der kleine Augustinermönch zunächst einmal ganz unten auf seiner "to do-Liste" stand,..mit den nun bekannten Folgen ! :whistling: Das kuriose ist: Gerade
Karl V, der die Kirchenfrage gerne selbst geregelt hätte, musste zunächst einmal den Papst bekämpfen und in die Knie zwingen, ehe er seinen Aufgaben nachgehen konnte. Nur, bis er dann endlich zum Zuge kam, war es viel zu spät, weil die Reformation inzwischen zum Selbstläufer geworden ist. Jetzt ging es für beide Seiten nur noch um Schadensbegrenzung: Rom mit seinem
Konzil,
Deutschland mit dem
Religionsfrieden. Fazit : "
dumm gelaufen...!"