Vielleicht hast du dich ein wenig zu sehr auf das Schlagwort Herrschaftspraxis eingeschossen. Ich würde eher überlegen, was damit gemeint ist und welche Schwerpunkte man daraus mit dem bekannten/zugänglichen Quellenmaterial bearbeitet werden können. Das Aufkommen des königlichen Urkundenwesens ist Herrschaft, wie es praktischer kaum geht (und Königsurkunden sind in der MGH wunderbar zugänglich). Die Zusammenarbeit von Königtum und Klerus ist Herrschaftspraxis. Die Kanonisierung von Stammesrecht ist Herrschaftspraxis. Kriegsdienst ist Herrschaftspraxis.Thronfolge ist Herrschaftspraxis. Man muss nur aufpassen, dass man dabei nicht in den Themen anderer Seminarsteilnehmer wildert. Und wenn sich immer noch nicht genug findet, ist die Quellen, die in den entsprechenden Werken bei diesen (dort kurz behandelten) angegeben werden, selbst erschließen und eigene Schlüsse ziehen, ein guter Plan. Kommt bei Professoren meistens gut an. Aber generell: Proseminar oder Hauptseminar? Titel des Seminars und (falls bekannt) Lieblingsthema des Dozenten? Geforderter Umfang? Kann ja sein, dass es ein Proseminar ist, bei dem dein Thema nur Verlegenheitsthema ist um genug Referate zu haben und sich der Dozent selber eigentlich gar nicht darin auskennt. Ich hatte mal Referat und Hausarbeit zu einem Thema, bei dem nach langer Recherche raus kam, dass es dazu nur eine einzige Urkunde als Quelle gab und ein ander Mal erwies sich das entsprechende Ereignis - ein Fest anlässlich einer Friedensschließung - schlicht als nicht nachweisbar. Wenn dem so ist, dann reichen die Aussagen der Literatur und ein bisschen an den Hauptquellen kratzen schon aus. Oder ganz mutig die Aussage: "Zu diesem Thema lässt die Quellenlage keine validierbare Aussage zu." verbunden mit einer kleinen (abgesprochenen) Themaverschiebung. Das krasse Gegenteil wäre, wenn der Dozent gerade selbst auf dem Gebiet forscht, es ein Hauptseminar ist und dein Thema zentral für den Aufbau des Seminars ist. Dann ist wenig Literatur keine Entschuldigung, dann sollte eigenständige Quellenarbeit erkennbar sein. Vielleicht sogar angebrachte Kritik an Aussagen der Forschung (aber nur, wenn es sich ergibt). Der Vorteil ist dann allerdings, dass man ruhigen Gewissens zum Dozenten gehen kann und in um Literatur- und Quellentipps bitten kann. "Ich habe ja schon das und das durchgesehen, aber die Aussagen sind mir zu knapp und oberflächlich. Kennen Sie vielleicht dazu vielleicht tiefer gehende Aufsätze?" Hat mich noch nie im Stich gelassen. Dann wird das schon. :thumbup: