C
Cord
Guest
Haben wir die richtige Sichtweise auf die Vergangenheit? Können wir wirklich aus den bisherigen Funden und Überlieferungen verlässlich Rückschlüsse folgern? Oder bleiben da nicht vielleicht doch Zweifel, und damit Spielraum für den eigenen Verstand und die eigene Kreativität? Grabfunde, Ausgrabungen und dergleichen können immer nur kleine Ausschnitte wiedergeben in denen obendrein auch noch Interpretationsspielraum ist. Die schriftlichen Überlieferungen stammen meist aus kirchlicher Feder, und deren Sicht auf Wahrheiten war schon immer stark „eingefärbt“. Versetzt man sich also in die Lage eines Menschen der Epoche, und des Siedlungsgebietes, in dem sich die eigene Darstellung abspielen soll, so kommt man schnell an den Punkt an dem man für Probleme Lösungen finden muss. Wir lernen das am besten in Lagern. Das macht sicher auch einen Reiz im Lagerleben aus. Und das ging mit Sicherheit unseren Ahnen genauso. Warum soll also vor vielen hundert Jahren nicht jemand auf die gleiche Idee für eine Problemlösung gekommen sein wie man selbst? Weil es bisher keinen Fund dazu gibt? Was nicht belegt ist hat es das nie gegeben? Ein einfaches Beispiel: Die wenigen Fotos meiner Urgroßeltern sehen immer ähnlich aus. Sie sitzt auf einem Stuhl in strengem, dunklem, hochgeschlossenen Kleid. Urgroßpapa steht dahinter. Entweder im Anzug, oder in Uniform. Aber waren das meine Urgroßeltern? Nach dem Prototyp eines Hobbyauthentikers ja! Ich kenne meine Uroma aber vielmehr im Hauskleid aus Polyester. Von Strenge keine Spur. Und meinen Uropa in seiner ewigen Arbeitsjacke von der Werft. Immer hatte er einen Zigarrenstumpen im Mundwinkel. Auf den Fotos nie! Gelacht wurde damals nicht! Oder doch? Ich glaube also, der Blick auf die Vergangenheit durch die Archäologenbrille ist zu stark simplifiziert. Da machen wir es uns entweder zu einfach, oder vielleicht auch zu schwer. Sicher sollten wir den Verstand unserer Ahnen nicht unterschätzen. Das gehört sich erstens nicht, und zweitens blockiert es unsere eigene Kreativität. Wie heißt es in einem Werbespot so treffend? "Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das weitergeben des Feuers". Denkt man in Ruhe darüber nach, wird Toleranz einfacher. Oder geht es uns am Ende doch nur wieder darum „besser“ zu sein als andere?