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Wenn man den Chorumgang im Kölner Dom betritt und in die sog. Johanneskapelle (links der Achskapelle) schaut, der wird neben dem Beichtstuhl einen mit grünem samt verhängten Rahmen finden. Was verbirgt sich hinter diesem Vorhang wird man sich fragen ? Nun, die Antwort ist unglaublich, denn hinter diesem Vorhang befindet sich der sog. große Fassadenplan „F“, ein aus 11 Pergamentbögen zusammengesetzter Plan der Westfassade mit beiden Türmen, im Maßstab 1:42, der um 1320 in Tuschzeichnung hergestellt wurde. Der Plan hat eine Höhe von 406 cm und eine breite von 166 cm. Schon Aegidius Gelenius erwähnte ihn im Jahre 1645 als „Idea“ :
zitiert aus "De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae“von Aegidius Gelenius, Köln 1645, fol 232 Dieser Plan hat eine bewegte Geschichte hinter sich, wie man auf einer Inschrift lesen kann. Oder genauer gesagt: der Plan verschwand vermutlich Ende des 18.Jhd, während der Invasion der französischen Revolutionstruppen. Das Domkapitel hatte in dieser Zeit lediglich den Domschatz in Sicherheit bringen können, während z.B. die Archivstücke geblieben sind, und von den Franzosen nach Paris gebracht wurden. Durch einen Zufall wurde der Kunstsammler Sulpiz Boisserée, der 1808 begann den Dom zu vermessen und dabei den Verlust des Planes bemerkte, durch einen Freund (der hessische Baudirektor Georg Moller) auf den Plan aufmerksam gemacht. Dieser Plan lag bis dato unbeachtet auf dem Speicher des Gasthofs „ Zur Traube“ in Darmstadt, der nach dem Frieden von Lunéville als Lager und Umschlagplatz der Franzosen und der Hessen diente. Boisserée reiste nach Darmstadt, musste jedoch Feststellen, dass der Plan geteilt worden ist, und die wichtigere südliche Hälfte des Plans fehlte nach wie vor. Aber auch die Südhälfte fand sich in den nächsten Jahren wieder, auch hier durch Zufall: Der schon oben erwähnte G.Moller bearbeitete die Ansicht der Westfassade nach einem Kupferstich, und dabei fiel ihm auf, dass er ein sechsbahniges Fenster der Westfassade auf einem in Paris gerade erschienenen Kupferstich gesehen hat. Und zwar in einer Ansicht, wie man sie nur mit kenntnis des Originalplanes darstellen konnte. Boisserée und Moller bemühten sich seit dieser Entdeckung, die Originalquelle des Kupferstiches zu finden, und das interessanterweise über „gute“ Freunde wie z.B. J.W.v.Goethe und J.Grimm. 1816 konnte Boisserée aufgrund der verbesserten Deutsch-Französischen Beziehungen für Köln erwerben. Aber erst 1840 wurde der Plan wieder zusammengefügt, und konnte nun im Hohen Dom der Bevölkerung gezeigt werden. Quellen: Kölner Domblatt Jg.2007: Die Wiederauffindung des Fassadenplanes F und seine Ausstellung im Kölner Dom" von A.Wolff, Ss. 275-304; "Der Kölner Dom" , von H.Friese, S. 147; "De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae“von Aegidius Gelenius, Köln 1645, fol 232„Conservat Archivum accuratam ideam structurae illius cuius nec mole nec elegantia similem in Europa invenire esset, nisi bella & adversitates Conditoris magnum praeclusissent.”