Felle und Leder gerben

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Falconer

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Wie ich sehe, wird hier wohl sehr viel über die Verarbeitung von Leder geschrieben, aber kaum etwas über die Zurichtung von frischen Häuten zu Leder und Fellen. Bzw: wie bekomme ich die Haut vom Tier. Von berufswegen könnte ich hier auf Wunsch einiges dazu berichten. ( Ebenso über das herrichten von Knochen etc). Bei Interesse, werde ich ein paar Kurzanleitungen hier geben. Habe aber dann vor wirklich beim Anfang zu beginnen, also totes Tier liegt da.......Es soll ja möglichst authentisch werden.
 
Ja, tuh das bitte, ich kenne einen Jäger und kann mir von dem Felle besorgen. :danke Habe ich schon mal gemacht, Rehhaut besorgt, abgeschabt, in Eimer mit Eichenrinde+Wasser und ein halbes Jahr drin gelassen. Dann rausgeholt und trocknen gelassen, ist steinhart geworden und dann hats ein Fuchs geklaut :cursing: :kopfwand :kopfwand Erklär gerne alles, einen Leser haste schon mal :) Knochen gerne auch, ich sauge alles Wissen auf. Und wer weiß? Vielleicht gibt mir der Jäger ja auch mal Knochen? prost1 VG Edgar
 
Schließe mich meinem Vorredner an, es besteht auch meinerseits großes Interesse! :D
 
Finde ich auch sehr Interessant und würde mich freuen darüber was zu lesen. :)
 
Nun denn, Ich versuche möglichst einfache Wege zum Erhalt eines Leders oder Fells aufzuzeigen. Das heisst es gibt auch aufwändigere und ausgefeiltere Methoden. Ich versuche mich auch auf Praktiken zu beschränken wie sie in historischen Zeiten angewendet wurden. Teil 1. Gewinnung des Rohmaterials Am Anfang steht ( Oder liegt) das tote Tier dessen Haut / Fell wir gewinnen wollen. Voraussetzung ist, dass es frisch ist und nicht haarlässig. D.h. bei beginnender Fäulnis beginnen sich die Haare und Epidermis ( oberste Hautschicht) vor allem an der Bauchseite abzulösen. Bei der Tätigkeit des Abhäutens ist es wichtig keine Verletzungen der Haut zu bewirken. Je nach Tierart lässt sich die Haut relativ gut abstreifen oder muss vorsichtig mit einem Messer vom Körper gelöst werden. Tiere mit dicker Haut sind da unempfindlicher. ( Reh, Kaninchen, Hirsch, Rind, Wildschwein, Bison etc). Dünnere Haut haben z.B. Fuchs, oder extrem: Feldhase. Schnitte durch die Haut können nicht wieder ungeschehen gemacht werden. Sinn ist es eine möglichst saubere Haut mit wenig anhaftendem Gewebe zu erhalten. Je weniger Fett und Gewebe anhaftend ist, umso besser. Es braucht etwas Uebung, aber es ist schlussendlich auch möglich als Einzelperson, nur mit einem Messer bewaffnet, einen Bison unter Feldbedingungen in nützlicher Frist komplett abzuhäuten. Selbst das Wenden des ganzen Tieres ist unter Ausnützung der Hebelwirkung der Beine alleine machbar. Ist auch gewünscht dass Nase, Ohren, Pfoten etc. optimal erhalten bleiben, bedingt dies ein sauberes herauslösen der Zehen bis zum Ansatz der Krallen, das herauslösen des Nasenknorpels und des Wendens der Ohren. Die können mit etwas Geschick komplett umgestülpt werden wie eine Socke. Auch ein Schwanz muss herausgelöst werden. Diese ganze Arbeit kann bei einem Ungeübten durchaus schon Stunden in Anspruch nehmen. Dennoch, die Zeit drängt damit nichts verdirbt. Die frisch abgezogene Haut kann nun in eine Gerberei eingeschickt werden oder man verarbeitet sie selber. Für den Versand ist es am einfachsten, man salzt sie komplett ein ( Streusalz ). Sie wird nicht gewürzt, sondern reichlich mit Salz eingerieben, wobei man achten muss, dass auch jede Hautfalte fest eingesalzen wird. Man braucht also schnell einige Kilo Salz. In diesem Zustand kann man die Haut abtropfen lassen. ( Salz zieht Feuchtigkeit heraus). So gut eingesalzen und aufbewahrt, ist eine Haut auch über längere Zeit ( d.h. auch Wochen bis Monate) lagerfähig. Dies ist eine Konservierung, aber noch keine Gerbung. D.h. das Salz kann wieder ausgewaschen werden und wir sind wieder im Urzustand. Zur vorübergehenden Konservierung kann eine Haut auch getrocknet werden. Wichtig ist , dass sie dabei gut aufgespannt wird, damit keine Falten entstehen wo sie nicht gut durchtrocknet. Wenn wir nun selber gerben wollen, waschen wir die frische Haut erst einmal aus. Blut und grober Schmutz soll so entfernt werden. Dazu wird zuerst kaltes Wasser benutzt. Bei warmem Wasser stockt noch vorhandenes Blut und kann schlechter entfernt werden. Im Waschbad wir ebenfalls Salz beigegeben ( 20 - 30 g /l) sowie auch bei Bedarf ein Waschmittel um Fette zu lösen. Die so behandelte Haut abtropfen lassen. Können wir nicht gleich weiterverarbeiten, kann die Haut zwischengelagert werden durch Einsalzen oder Einfrieren. Fortsetzung folgt. Falls Fragen sind, nur zu.
 
Na dann hier mal ne Frage zum auswaschen des Balg Gibt es zur mechanischen Beanspruchung Einschränkungen, d.H. muss auf der Fell/Haar Seite weniger oder gar nicht gewalkt werden. Dann noch ein nächster Punkt, muss beim auswaschen auf eine Strichrichtung geachtet werden? Ich denke mal richtige Vorbereitung hier ist mehr als die 1/2Miete Danke
 
In dem Zustand sind die Haare noch recht beweglich in der Haut verankert und vertragen auch etwas. Also je nach Verschmutzung darf durchaus auch mal gerubbelt werden. Wichtig ist, dass die Temperatur des Waschbades nicht zu hoch wird. also nur bis ca 20 Grad. Wie erwähnt, zum Blut herauswaschen lieber kälter.
 

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