Fragen zu wendegenähten Schuhen: Sohle und Methodik

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Halldora

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Hallo zusammen, ich arbeite gerade an meinem ersten Paar wendegenähter Schuhe. Ein Schnittmuster habe ich mir gemacht, Probeschuhe aus Stoff erfolgreich genäht. Jetzt geht's " ans Leder" und es tauchen Fragen auf. Ich hab hier das Forum komplett durchforstet und auch Meister Google befragt, aber nicht das Passende gefunden. Ich hoffe, Ihr könnt mir bei der Beantwortung helfen: Ich weiß, dass ich bei der Recherche über das Thema Einlegesohle bzw. doppelte Sohle gestolpert bin. Es ging darum, den Tragekomfort zu erhöhen und das Durchscheuern zu verzögern. Leider finde ich die Links nicht mehr und weiß daher auch nicht, wie eine solche Sohle im Zweifelsfall befestigt wird. Könnt Ihr mir da weiter helfen? Des weiteren weiß ich, dass man das Leder im feuchten Zustand bearbeiten soll, aber ich habe irgendwie keine passende Beschreibung\ Anleitung dazu gefunden. Kann mir jemand dabei weiter helfen? :danke schon einmal! viele Grüße aus dem Norden Halldòra
 
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, Schuhe nähen ist entsetzlich. Ich habe es probiert und werde es nie wieder tun. Gehört zu den wenigen Handwerken, die ich nie wieder angreifen werde. :cursing: Ich trage die Dinger aus reinem Trotz und trotz der Blasen an den Füssen. ;( Nun zu Deiner Frage: Meine Idee dazu wäre, die Einlegesohle am Schluss zuzuschneiden, weil Du dann erst die genaue Form kennst. Ich würde sie einlegen und mit Pattex an einigen Punkten fixieren. Variante zwei wäre den Schuh nochmals umdrehen und an Ferse und Schuhspitze mit wenigen Stichen zu fixieren. Hätte den Vorteil, dass Du sie austauschen kannst, wenn sie durchgelaufen ist.
 
Hallo Halldora Dies ist meiner Meinung nach eine hervorragende Seite, die - fast - keine Fragen und Wünsche offen lässt: http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/shoe/SHOEHOM5.HTM Am Ende gibt Marc Carlson auch unkonventionelle Tipps, um den Tragekomfort zu verbessern. Wobei, ich muss sagen, dass ich mit meinen Schuhen sehr gut zurecht komme und noch nie eine Blase hatte. Man muss den Fuss anders aufsetzen als mit modernen Schuhen. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Hallo, und danke schon einmal für Eure Antworten! @Bradwar Die Anleitung von Kauppias Matkalla habe ich auch benutzt, um das Schnittmuster zu erstellen. Die anderen Links werde ich mir noch mal anschauen. @Gerald: Sie Seite kannte ich noch gar nicht.Klingt sehr interessant! @ AndiP: Ich hatte auch schon daran gedacht, denn selbst zugeschnittene, lose eingelegte Sohlen habe ich in meinem aktuellen Paar Wendeschuhe schon drin liegen. Sie sind aber nicht befestigt und rutschen ein wenig.
 
Hallo Halldóra, ich frage einfach mal, um welche Zeitstellung geht es dir? Ich glaube, bei Hoch- oder Spätmittelalterlichen Schuhen auch von doppelten Sohlen (Leder) gehört zu haben, da kenn ich mich aber nicht so aus. Für Haithabu (Textilfunde glaube ich) beispielsweise geht man von Einlegesohlen aus Filz aus. Ich denke, ganz "A" wäre, sie möglichst passend zur Sohle zuzuschneiden und einfach nur einzulegen. Hier kann die Einlegesohle jedoch auch gerne mal verrutschen. Bei Einlegesohlen geht man davon aus, dass sie die Sohle vor Abrieb von innen schützen und unliebsamen Schweiß eher vom Leder fern halten. Wenn du die Sohlen fixieren willst, würde ich zu einem richtigen Lederkleber raten (beim fertigen Schuh). Beide Seiten, Sohle von innen und Einlage, gut bestreichen, die Einlegesohle in den Schuh gleiten lassen und nach ein paar Minuten schön fest klopfen. Das geht ideal über nem Schusterdreibein, kannst aber auch ein Stück Holz oder Ähnliches als Gegendruck verwenden. Ich habe drei Paar Wendeschuhe und seit ich die Einlegesohlen so verklebt habe, halten sie wunderbar. Bei der Pattex-Methode hatte ich die Einlagen nach jedem zweiten Lager wieder in der Hand. Eine weitere Möglichkeit, die Einlegesohle zu fixieren, wäre, sie vor dem Wenden an einigen Punkten an der Sohle fest zu nähen. Habe ich so bei wikingerkleidung.de gelesen, ich denke mal mit Stichen, die nicht komplet durch die Sohle gehen, sondern nur halb ins Leder und an der gleichen Seite wieder raus. Zu dem anderen Punkt, bei der Nassverarbeitung von Leder scheinen sich wohl die Geister zu scheiden. Alwina von wikingerkleidung.de (ich finde es zur Zeit auf ihrer Seite nicht mehr) hat mal betont, das Leder immer trocken zu verarbeiten, sowohl beim Nähen als auch beim Wenden. Ich möchte jetzt nichts Falsches sagen, aber ich glaube, der Andy von reenactment-bedarf.de näht trocken und wendet nass. Ich denke, wenn man, wie für Wendeschuhe empfohlen, nicht zu dickes und steifes Leder, sondern eher dünnes hernimmt, sollte die Verarbeitung komplett trocken funktionieren. Bei der "Nassmethode" lässt du das Leder einige Zeit im Wasser liegen, dass es sich schön vollsaugt und kannst es zum Verabeiten etwas abtropfen lassen, es bleibt dann noch längere Zeit feucht und lässt sich trotzem gut anfassen ohne zu tropfen. Ich hoffe, die Tipps konnten dir ein wenig weiterhelfen. Lieben Gruß Ollie
 
Moin, ich weis LH-Bereich.
bzw. doppelte Sohle gestolpert bin. Es ging darum, den Tragekomfort zu erhöhen und das Durchscheuern zu verzögern.
Gugg mal in meiner Galerie (Meine Klamotten), machen so Einige, so oder ähnlich ;) Einlegesohlen braucht man da (eigentlich) nicht, dann verrutscht auch nix. Funktioniert am besten so lange das Leder unbehandelt ist, sonst hält das "Birkenpech" nicht ;) Gruß, WvE
 
Eine Möglichkeit die ich verwendet habe ist ein 1 cm breiter Lederstreifen aus dem Obermaterial, welcher zwischen Oberleder und Sohle genäht wird. Und das Ganze so, daß nach dem Wenden auf der Außenseite in der Naht ein etwa 5 mm breiter Lederstreifen raussteht. Daran habe ich dann die Brandsohle aus 5 mm starkem Rindsleder drangenäht, aber nicht durchgestochen sondern mit einer Rundnadel nur bis zur Hälfte des Sohlenleders. Das hat den Vorteil, daß sich die Naht nicht abläuft und kein Wasser an der Naht in den Schuh zieht. Bei mir hat es so super funktioniert mit Karolinger Stiefeln. Grüßle Doralf
 
hallo noch mal, @Ollie: danke für die ausführliche Antwort. Ich wollte Ziegenleder verwenden, und mein eigentlicher Plan besagte, dass ich trocken nähen wollte. @ Wolfgang und Doralf: Dank auch an Euch! ich werde mich dann mal ans ausprobieren machen :)
 
aber nicht durchgestochen sondern mit einer Rundnadel nur bis zur Hälfte des Sohlenleders.
Auf der Hafengrabung in Andernach wurden vor ein paar Monaten jede Menge Schuhteile gefunden und da waren alle Sohlen so genäht :thumbsup: ...also die normalen Sohlen, der dünne Lederstreifen war da auch vorhanden, aber keine Zweitsohlen.
 
Eine Möglichkeit die ich verwendet habe ist ein 1 cm breiter Lederstreifen aus dem Obermaterial, welcher zwischen Oberleder und Sohle genäht wird. Und das Ganze so, daß nach dem Wenden auf der Außenseite in der Naht ein etwa 5 mm breiter Lederstreifen raussteht...
Ein solcher Randstreifen nennt sich auch Kether. Er wurde jedoch nicht zwingend dazu verwendet, eine zweite Sohle anzunähen, sondern zum Schutz der Sohlennaht. Der Kether kann um den gesamten Schuh laufen, aber auch nur teilweise, wie z.B. um die Fersenpartie herum. Es konnten aber auch Sohlenflicken am Kether befestigt werden, evtl. dann halt auch komplette Sohlen. Diese Technik (Kether) findet man frühestens ab dem 12. Jahrhundert. Z.B. beschrieben auch hier: http://www.der-wendeschuhmacher.de/der-wendeschuh/fertigungstechniken/ unter Punkt "5. Randstreifen/Kether". Quelle: http://www.der-wendeschuhmacher.de/ Lieben Gruß Ollie
 
Ich sehe bei Schuhen die vorne nicht sehr spitz werden keine Notwendigkeit den Schuh nass zu wenden. Nass verarbeiten würde ich (aber das ist echt ne Glaubensfrage fürchte ich) auch nicht. Aber, und das solltest du dringend beachten: grade bei Ziege -> Dehne das Leder vorher. Haut über das Türblatt und dranhängen oder wie auch immer. Sonst hast du mit etwas Pech die Schuhe nach zwei mal tragen 3 Nummern größer.
 
Ich sehe bei Schuhen die vorne nicht sehr spitz werden keine Notwendigkeit den Schuh nass zu wenden.
Ich wende meine Schuhe auch nicht nass und habe schon einige verarbeitet.
Aber, und das solltest du dringend beachten: grade bei Ziege -> Dehne das Leder vorher. Haut über das Türblatt und dranhängen oder wie auch immer. Sonst hast du mit etwas Pech die Schuhe nach zwei mal tragen 3 Nummern größer.
Das kann ich so nicht bestätigen. Habe bei der Verarbeitung von Ziegenleder es noch nie vorher gedehnt und die Schuhe sind immer noch in der Größe. Das konnte ich nur beobachten bei Schweineleder.
 
Hier im Forum wurde ich infiziert - ich habe mir für die Winterzeit das Nähen eines wendegenähten Schuhs (Haithabu-Fund - wahrscheinlich eher die "Stiefel-Form") vorgenommen und am Wochenende auch schon erste Gespräche auf dem wunderschönen Frühmittelalterlichen Handwerkermarkt in Wesel-Diersfordt geführt. Drei Alen, Garn und Wachs sind erworben. Ledermesser (Teppichmesser) ist vorhanden und eine Bezugsquelle für Leder notiert. Ich habe mir die Anleitung von "Kauppias Matkalla" auserkoren, da diese mir klar und deutlich, einfach und vernünftig vorkommt. Mit den eigenen wendegenähten wikingerzeitlichen "Stiefeln" will ich meinen allerersten (Fehl-)Kauf von sog. Haithabu-Schuhen endlich wettmachen. Damals habe ich a) Wildleder und b) schwarz und c) falsche Form - der Schuh hat schmale lange Lederbänder, eine Zunge usw. gewählt. IMHO praktisch alles "falsch" ... Jetzt zu meiner Frage: Wo bekomme ich nicht ganze Lederhäute Rind und Ziege für jeweils viel viel Geld, sondern passende Stücke (Sohle DIN A3 Rindsleder) und Schuhschaft entsprechend größer her... Gibt es, habt ihr passende Lieferanten? Empfohlen wurde mir Klaus Flach, Kiel. Da werde ich jetzt als erstes recherchieren, hier in meiner Heimat gibt es wohl auch 1 bis 2 "Lederfirmen" die vielleicht so etwas liefern können...
 

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