Original von Finlir Geschlechterrollen und Archäologie.... das ist nahezu alles nicht nachweisbar. Die geschlechtliche Zuordnung der Gräber passiert über das beigegebene Trachtzubehör - dann können wir lediglich die soziale Rolle (oder um den vielleicht exakteren Begriff zu bemühen: das Gender) feststellen aber nicht das biologische Geschlecht. Sprich: Archäologe findet Grab, sieht zB. Halreif, Schwert (oder gar nur Dolch) und es ist ein Männergrab. Werden feine Fibeln und Schmuck gefunden, ist es ein Frauengrab.
Na, ganz so simpel ist es nun ja nicht. Immerhin sind z.B. Kochtöpfe in Männergräbern nicht selten. Trotzdem hat man die nicht als Frauengräber indentifiziert. Das gleiche umgekehrt: es gibt auch Waffen in Frauengräbern (die aber nicht als Hinweis auf kämpfende Frauen zu werten sind!). Man stützt sich da doch auf weitere Indizien, vor allem natürlich Vergleichsfunde.
Original von Finlir Das ist alles andere als eindeutig nachweisbares Wissen. Das setzt eine vorgegebene Rollenverteilung, die wir für die Gesellschaft voraussetzen (aber nicht wissen).
Original von Finlir Ich trage auch Kleid auf Märkten aber ich würde mir auch nicht nehmen lassen die Hose anzuziehen Denn es ist eben nicht nachweisbar, das Frauen nur Kleid getragen haben (und damit meine ich nicht nur so Ausnahmen wie Jeanne D'Arc).
Man kann sich nur auf die Belege stützen, die man hat. Alles andere bleibt Fiktion. Ich kann mir jetzt eine beliebiges Bild ausdenken, wie Frau "Wikinger" lebte, dachte und wie sie sich kleidete (auf null Belege gestützt) und führe das dann dem Publikum vor. Es gibt ja keinen Gegenbeweis. Das wäre dann deiner Meinung nach okay?
Da sind wir aber ganz schnell bei Hollywood.
Ich wiederhole was ich oben geschrieben habe:
Im Reenactment stellen wir keine Ausnahmen dar, weil dieses für den Besucher das Bild von der Zeit verfälscht. Die Wahrnehmung der Menschen ist halt so, das sowas ganz schnell zur Norm erklärt wird. Man muss doch bedenken, dass schon die Darstellung einer Person in historischer Kleidung an sich etwas Fremdes, Neues ist. Etwas, was der Besucher nicht kennt. Wenn man dann noch eine fiktive Ausnahme zeigt... ;( Zum Thema Hosen und "was ist vorstellbar": Bis weit in die Neuzeit war für Frauen das Tragen von Hosen nicht üblich. Ich gehöre nun zum älteren Semester und erinnere mich noch an die Zeit, als sich das Tragen von Hosen erst so ganz allmählich gegen großen Widerstand durchsetzte. Es galt als unschicklich. Meine Oma hat ihr Lebtag keine Hose getragen, das war für sie einfach
unvorstellbar! :huh: Genauso unvorstellbar, wie es jungen Mädchen heute vorkommt, dass Frauen in anderen Zeiten keine Hose tragen.
Man muss sich halt bemühen, dass man seine modernen Vorstellungen/Empfinden da raushält.