Freienfels war einer meiner ersten Mittelaltermärkte. Ich habe einige schöne Erinnerungen daran. Und ich werde die Petition nicht unterschreiben. Ich habe mal die Handvoll Pro- und Contra- Argumente auf der Petitionsseite durchgelesen. Auf der Contraseite hat schon einiges Hand und Fuß. Was dort angeführt wird, ist nicht immer gut, aber es ist weitgehend korrekt. Ich sehe das Problem ganz woanders: In diesem Land werden seit Jahrzehnten bevorzugt Parteien gewählt, die mit nur einem einzigen ernsthaften Programmpunkt Politik machen, nämlich dem Begriff "Sicherheit" und deren Vokabular mehr oder weniger aus nur drei Wörtern besteht: "verschärfen", "energisch vorgehen" und "überwachen". Der Freienfels-effekt ist nur ein klitzekleines Sandkörnchen am großen Strand der Folgen. Was war, nur als ein Beispiel, das uns und unser Hobby betrifft, mit der völlig überflüssigen und unausgegorenen Waffenrechtsverschärfung? In den letzten 20 Jahren gab es viele Verschärfungen, Neuregelungen und sonsige politische oder Gesetzesinitiativen, die mich persönlich betroffen, verärgert, eingeschrönkt oder gar privat oder beruflich bedroht haben. Das hat nie eine Sau interessiert. Im Gegenteil, bei einigen dieser Initiativen und Verschärfungen war der so grölende wie vollkommen intelligenzfreie Beifall an den Stammtischen, in der Presse, in den Computerforen groß. Warum, bitteschön, sollte ich also jetzt Leuten beistehen, nur weil die einen geliebten MA-Markt nicht verlieren wollen? Es bringt überhaupt nichts, im Einzelfall irgendwelche Petitionen zu starten, denn die Verschärfungen werden schneller erlassen, als wir sie überhaupt wahrnehmen, geschweige denn einzeln dagegen vorgehen können. Das Problem ist der Gesellschaft und unserem politischen System immanent. Es ist schlicht vollkommen sinnlos, solche Aufmüpfigkeiten zu starten, solange die Regierung so ist, wie sie ist und unsere Politik von den Leuten dominiert wird, die sie dominieren. Wenn jetzt tatsächlich - was wegen dem Gleichheitsgrundsatz ausgesprochen unwahrscheinlich ist - aufgrund irgendeiner Petition die aktuellen Vorschriften für Freienfels gesenkt werden, werden im gleichen Zeitraum 10 andere Neuregelungen erlassen werden, die solchen Veranstaltungen den Garaus machen. Man könnte schon etwas tun, aber nicht im Rahmen irgendeiner Petition. Das ist in etwa wie ein offener Protestbrief gegen die Machenschaften der Mafia; das geht denen am Arsch vorbei. Im besten Falle folgen sie dem Wortlaut der Petition und erlassen schnell eine Alternativregelung, die dann halt anderweitig die Sache abwürgt. Haben wir doch nun schon x-mal erlebt, oder? Was man tun kann, erfordert einen längeren Atem und mehr Rückgrat. Durchstehvermögen und Konsequenz. Als vor ein paar Jahren Ballerspiele verboten und selbst der Besitz derselben unter Strafe gestellt werden sollte (wieder mal eine Idee der beliebten politischen Amokläufer aus Bayern), ging ein Shitstorm gegen die betreffenden Politiker und Parteien durch's Netz. Diese realisierten, dass die vermeintlich entbehrliche Minderheit, die man da auf irgendeinem Altar des Populismus erst dämonisieren und dann opfern wollte, um wieder ein paar Stimmen an den Stammtischen zu gewinnen, gar nicht so klein war und man erkannte nach kurzer Kosten-Nutzen-Rechnung, dass man da wohl weitaus mehr aktuelle und zukünftige Wähler verlieren als gewinnen würde. Das und nur das ist das einzige Argument, das in der Politik zählt. Und nur damit kann man auf die Politik Druck ausüben. Nicht mit Appellen, nicht mit Vernunft, nicht mir Argumenten. Es gibt nur eine einzige Lösung: Die ganzen Minderheiten, die unter den Verschärfungen der letzten Jahrzehnte zu leiden hatten, die als entbehrliche Kleingruppe von den Parteien für ihre populistische Politik missbraucht worden sind, müssen endlich erkennen, dass viele Minderheiten zusammen eine Mehrheit bilden, sie müssen lernen, sich nicht nur für ihre eigenen Probleme zu interessieren, sondern auch anderen Gruppen beizustehen, selbst wenn deren Probleme im Augenblick gar nicht die eigenen sind. Sonst werden wir alle ständig gegeneinander ausgespielt. Was bei den Gamern funktioniert hat, sollte auch bei der MA-Szene funktionieren. LARPies, Gamer, Reenactors, Airsoftspieler und wer sich noch alles in den letzten Jahren über irgendwelche Verschärfungen oder gar Verunglimpfungen (z.B. als zukünftiger Amokläufer...) geärgert hat, sollte schlicht und ergreifend eines tun: Die etablierten, aktuellen Regierungsparteien, allen voran die mit dem "C" im Namen, nicht mehr wählen und das auch offen kundtun. Fertig.