Hallo Sven, habe gerade mal in der Publikation nachgesehen. Es gibt aus Haithabu genau ein Exemplar aus den Gräbern. Es kommt aus Grab 914, Südgräberfeld-Ost. Bei der Bestattung handelt es sich um eine Sargbestattung, die keine weiteren (erhaltenen) Beigaben bis auf die Gerätefibel enthielt. Von dem Leichnam ist nur noch der Schädel sehr schlecht erhalten, trotzdem lässt sich anhand dessen allerdings klar sagen, dass die Fibel im Halsbereich lag. Bei der Fibel selbst handelt es sich um eine Gerätefibel von L. Thunmark-Nyléns Typ 2. Dieser ist typisch gotländisch und datiert in das 10. - Anfang des 11. Jahrhunderts. Der Fibel fehlt (vermutlich erhaltungsbedingt) die ursprüngliche eiserne Nadel. Auffällig ist, dass die Fibel weder die typischen Ketten trägt und außerdem im Vergleich mit gotländischen Gräbern deutlich zu hoch am Körper liegt. Trotzdem trägt sie massive Abnutzungsspuren, sowohl von angehängten Ketten, wie auch durch das normale Tragen. Die Position der Fibel am Körper passt allerdings zur Kleinfibelmode Haithabus des 10./11. Jahrhunderts. Entsprechend wird das Grab nicht als das einer Gotländerin interpretiert, sondern wohl eher einer "Einhimischen" / Westskandinavierin, die eine gebrauchte gotländische Fibel in westskandinavischer Mode als Hemdschließe getragen bzw. mit ins Grab bekommen hat. - Die Fibel wurde also wohl "second-hand" besorgt. Was gotländische Trachtfunde in Haithabu angeht, sollte man entsprechend vorsichtig sein. Was Gerätefibeln angeht, kann ich so nichts weiter dazu sagen, in welcher Stückzahl diese weiter im Fundmaterial enthalten sind (außer dass sie sehr sehr sehr selten sind). Um zu zeigen, wie selten gotländische Bestandteile der Frauentracht in Haithabu sind, reicht es die Dosenfibelfunde aus Haithabu zu nehmen. Bis heute sind nur drei Exemplare gefunden worden. Auf den Gräberfeldern von Thumby-Bienebek und Langballigau, in der Siedlung von Kosel und in Füsing gibt es keine Gerätefibeln. Auch auf den Gräberfeldern zwischen Ribe und Eider fehlen sie komplett. Zum Gräberfeld von Kosel kann ich im Moment nichts sagen, weil ich die entsprechende Magisterabeit noch nicht kenne. Aber im jütländischen Vergleich dürften hier auch keine zu erwarten sein. Für eine süddänische Darstellung der Wikingerzeit gilt also: Finger weg von gotländischen Trachtbestandteilen. Wenn Deine Freundin also unbedingt eine Gerätefibel auch wirklich in ihrer eigentlichen Bestimmung tragen will, sollte sie eine Gotländerin darstellen, die es ja gegebenenfalls auch mal (kurzzeitig) an die Schlei verschlagen haben kann. Aber ansässig in Haithabu ist wohl eher nix. Beste Grüße