Höllenfensterkleider und ihr Ruf...

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Anna von Magdeburg

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Thema Höllenfensterkleider. Ich weiß ja nicht, ob das nur hier in der Gegend so ist, oder ob auch andere von euch schon mal was in der Richtung bemerkt haben. Jedenfalls geht es darum, dass eben diese Kleider oftmals als Kleidung des einfachen/bäuerlichen Volkes angesehen werden. Ich geb's ja zu, mein erstes Gewand überhaupt war auch ein Höllenfensterkleid aus relativ grobem (schweineteurem) Leinen. Allerdings war das, bevor ich überhaupt irgendwas an Recherche durchgeführt hatte. Ich wollte halt einfach nicht normal angezogen auf die Märkte gehen... Aber man lernt ja dazu - könnte man meinen. Inzwischen habe ich schon einiges über Gewandungen geschrieben, und eigentlich sind sich alle Quellen einig, dass Höllenfensterkleider dem Adel zuzuschreiben sind. Warum hält sich dann ihr Ruf als bäuerliche Kleidung weiterhin?
 
Tja...warum gibt es den Mythos des gelben Kleids? Warum tragen Ritter Baumwollikeawaffenröcke? Warum trägt jeder 2. auf einem Markt am Gürtel ein Trinkhorn? Vielleicht.....weil es einfach ist bei anderen "ab zu schauen" anstatt zu recherchieren....weil man es nicht besser weiss......weil man es nicht besser wissen will......weil andere Falschinformationen bewusst oder unbewusst als angeblich korrekte Hinweise weitergeben? Es gibt viele Möglichkeiten ;)
 
Original von MaiaWarum hält sich dann ihr Ruf als bäuerliche Kleidung weiterhin?
Wo wird denn gesagt, daß ein Höllenfensterkleid bäuerliche Kleidung ist? Ich kannte es bisher auch nur als Teil der adligen Kleidung. Und auch nicht aus Leinen (Leinen wurde nur für Unterbekleidung genommen!) sondern eher aus feiner Wolle, Brokat oder Seide ... gefüttert und vielleicht noch mit Pelz verbrämt und bestickt, und das ist eindeutig höhergestellt. Ich stell mir so ein Höllenfensterkleid für eine Bäuerin auch reichlich unpraktisch vor. Ich lass mich aber auch gern eines besseren belehren :)
 
und warum jetzt Höllenfenster? ich hab noch nie so ein kleid gesehen.. gibts da reale bilder? wiso sexy? ich versteh grad gar nix ?(
 
Soweit ich weiß, war mit dem "Höllenfenster" der extrem weite Ärmelausschnitt des (ärmellosen) Überkleids gemeint. Der dem interessierten Betrachter einen hervorragenden Ausblick auf die darunterliegende Silhouette des (eng anliegenden) Unterkleids erlaubte.
 
@ Perchta gute Erklärung :D @ Brokkr heir ein Bild für dich von der Gummischwertfraktion :D :D :D
Cacile_rot.jpg
 
Die Zuordnung Höllenfensterkleid zu Bauern ist mir bisher noch nicht untergekommen... Nicht einmal gerüchteweise... Allerdings sieht man die hier bei uns auch höchst selten mal auf einem Markt. Mal eine Frage: Was trägt man korrekterweise da drunter? Oder, anders gefragt, wie war der Schnitt dieser Unterkleider? Soweit ich weiß, wurde in dieser Zeit ja schon figurbetont geschnitten. Hat jemand Infos dazu?
 
Original von Arandis Mal eine Frage: Was trägt man korrekterweise da drunter? Oder, anders gefragt, wie war der Schnitt dieser Unterkleider? Soweit ich weiß, wurde in dieser Zeit ja schon figurbetont geschnitten. Hat jemand Infos dazu?
Sehr eng und sehr auf Figur betont, was aber wiederum von der Kirche nicht gewoll. Da die Frauen damls schon sehr eitel waren kam der weite Surcote im den Höllenfenstern oben drüber ... und somit erklärt sich der Name für den Ausschnitt rechz schnell ...
 
was es alles gibt... ich dachte evtl das das so eine lustige erfingund war... ich dachte so ein ausdruck wie "Schnellschei*er-Hose"... oder was änliches.. aber auf das wär ich nie gekommen :whistling:
 
ist ja auch ! Die Kirche hat es den Frauen untersagt enge Klamotten zu tragen und somit ist der Surcot mit den Höllenfenstern geboren. Der seitliche Einblick sollte den Blick in die Hölle bedeuten. OT: Da war bestimmt die Enstehung der Vorhölle, die hat Beppi ja zu Glück letztes Jahr abgeschaft ...
 
ähm, hergils...... das is ne ziemlich späte abbildung (französische renaissance) hochzeit der höllenfenstersurcots war eher 14. jahrhundert :fliege ;)
 
Original von Arandis Mal eine Frage: Was trägt man korrekterweise da drunter? Oder, anders gefragt, wie war der Schnitt dieser Unterkleider? Soweit ich weiß, wurde in dieser Zeit ja schon figurbetont geschnitten. Hat jemand Infos dazu?
Ja! Sehr sogar! In dieser zeit waren die Schnitte ziemlich kompliziert und bestanden auch aus ziemlich vielen Teilen (Rekonstruierte Schnitte Z.B: Moybog, Herjolfsnes, Norlund, usw. alle auf Mitte bis Ende 14. datiert) Die Enge am Oberkörper erzielte man mit Knöpfen aus Metall (Zinn, Silber, Gold) oder aus Stoff gefüllt mit Rohwolle und Schnürungen. Ab der Hüfte wurde dann durch Ggeren eine große Rockweite erzielt (schnitte: http://www.personal.utulsa.edu/~marc-carlson/cloth/tunics.html ) Des weiteren waren sehr eng anliegende Ärmel der letzte Schrei. Diese Enge erzielte man auch mit einer Knopfreihe die im Extremfall (Moybog) sogar fast bist zur Schulter reichte. Auch eine Modererscheinung waren weite Ausschnitte die bis zum Schulterfrei reichen konnten. Grüßle Corti :tanz01
 
Ah, danke schön! Das Herjolfsneskleid kenne ich, das ist tatsächlich höchst kompliziert... Eine Freundin wollte ein passendes Kleid zum Höllenfenster, darum die Frage. Da muss sie sich wohl eine andere Schneiderin suchen als mich. ;)
 

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