Handel im frühen Mittelalter

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Viator

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Hallo, Ich schreibe für mich gerade die vorhandenen literarischen und archäologischen Belege für den Handel im frühen Mittelalter zusammen. Vielleicht Könnt Ihr diese Liste mit dem einen oder andern Beispiel ergänzen... :wacko: - Im Lechfeld wurden zahlreiche Waffen und meisterlich gefertigte Silbertauschierungen aus dem 06. und 07. Jhdt gefunden, die Ihren Ursprung in Italien haben. (Quelle: diverse Alamannengräber um Schwabmünchen und Schwabegg. Die Ausstellungsstücke liegen im archäologischen Museum in Königsbrunn bei Augsburg) - Die sog. Jonaschnalle aus St. Ulrich in Augsburg wurde in Südfrankreich aus einer Walrippe gefertigt. - Im Gräberfeld Dillingen - Schretzheim wurden verschiedene Gegenstände (z.B. Gehäuse von Meereschnecken aus dem Mittelmeer.) gefunden, die eindeutig aus dem Süden stammen. (Quelle: Römisches Museum Augsburg) Hat jemand noch das eine oder andere Beispiel für einen Beleg aus dem frühen Mittelalter? Mich interessiert im speziellen das 06. und 07. Jahrhundert. Literarisch arbeite ich mich gerade durch die politischen Hintergründe (Patrick Geary - die Merowinger). Liebe Grüsse, der Viator
 
In Altenerding, unter anderem: - Porzellanschnecken (u.a. Kaurimuscheln und Tigerschnecken) waren als Bestandteil der merowingerzeitlichen Amulettgehänge in der Frauentracht nicht selten; die wirst du in fast jedem größeren Gräberfeld finden. Bei Pleterski heißt, daß sie über den oströmisch/byzantinischen Bereich nach Mitteleuropa gelangt seien (evtl zusammen mit der dahinterstehenden Symbolik). - Bernstein(perlen). Nach Süddeutschland importiert entweder von der Nord- oder von der Ostsee. Schwerpunkt im sechsten Jahrhundert. - Bergkristall, v.a. Perlen und Amulettanhänger, aber auch z.B. für besonders edle Schnallenbügel. Wohl mediterran oder byzantinisch. - Meerschaumperlen und -anhänger. Aus Kleinasien. - Zu den Glasperlen haben wir ja Experten hier ;), da lassen wir besser die ran. Die besonders teuren Reticella- und Millefioriperlen waren offenbar nördlich der Alpen ab ca. 550 gebräuchlich und stammen ebenfalls aus dem Mittelmeergebiet. -Vielleicht wären noch die Spathen mit Schmiedemarken zu erwähnen. Für Schretzheim sind dir vielleicht schon drei Schwerter begegnet, die als Schmiedemarke ein umgedrehtes (oder normales) "S" bzw eine leicht offene "8" haben. So ein Schwert wurde z.B. auch in Klettham gefunden, weitere in Nordendorf, Seengen, Marnheim und Neudingen. Das Kletthamer Schwert gehört ins siebte Jahrhundert. (Nach: Hundt u.a., "Altenerding II") (Alle sonstigen Angaben nach: Losert, "Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Altenerding in Oberbayern...", scrîpvaz-Verlag 2003)
 
Als Tip : Es gibt ein wunderbares Buch von Carsten Müller-Boysen „Kaufmannsschutz und Handelsrecht im frühmittelalterlichen Nordeuropa“ ISBN: 3 529 01837 6 Kann ich nur empfehlen .. Gruß Hergils
 
Geliebäugelt hätte ich mit dem Titel schon mal, Hergils, mich hat nur das "Nordeuropa" abgeschreckt. Wie weit "runter" reicht das denn für dieses Werk?
 
Moin .. Ja, leider nur Nordeuropa ... ( sorry, my point of interest) aber es sollte doch auch Werke für den Innereuropäischen-Handel geben, wenn nicht, sehe ich hier ein Potential für min. eine Habilitation ... ;) und mehrere Promotionen Hergils
 
Ich hatte Letzte Woche ein längeres Gespräch mit einem angehenden Archäologen aus Bonn. Laut Ihm gibt es bisher weder eine Hausarbeit, Semesterarbeit noch eine Habilitation über das Thema "Handel im frühen Mittelalter". **** Mich beschäftigt die Frage, in wie weit die alten Römerstraßen als Handelswege im frühen Mittelalter relevandt waren. :) liebe Grüsse, der Viator
 
Moin .. @ Viator Was hältst du denn von : der Reihe "Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa", umfasst 6 Bände (und Band 7 ist "nur" das Register) 1. Methodische Grundlagen und Darstellungen zum Handel in vorgeschichtlicher Zeit und in der Antike 2. Der Handel im westlichen Mittelmeer während des Frühmittelalters / Dietrich Claude 3. Der Handel des frühen Mittelalters 4. Der Handel der Karolinger- und Wikingerzeit 5. Der Verkehr 6. Organisationsformen der Kaufmannsvereinigungen in der Spätantike und im frühen Mittelalter Gruß Hergils, der ein wenig verwundert ist über die Recherche einiger Leute PS: dein angehender Archäologe soll sich seinen Studiengebühren wiedergeben lassen
 
Lieber Hergils, damit wir uns richtig verstehen.... Ich danke Dir herzlich für deinen wiederholten Literaturtip. Das Lechfeld und Augsburg wurde erst um 600 a.D von den Merowingern erobert. Was soll ich in diesem Fall mit einer Abhandlung über den Handel in Nordeuropa? ?( Mir geht es um handfeste archäologische Belege und die Frage, welche Rolle die ehemalige Römerstraße (z.B. die Via Claudia Augusta) im fürhen Mittelalter gespielt hat. Daß sie in Norddeutschland eine Rolle gespielt haben steht außerhalb jeglicher Diskussion (Vgl. Die Franken - eine Welt in Bewegung; der Begleitband zur Ausstellung) Wie sieht die Situation in der selben Epoche im Süden aus? Welche Beweise sind dafür vorhanden? liebe Grüsse, der (unter Bücherseiten vergrabene) Viator
 
Original von Viator Das Lechfeld und Augsburg wurde erst um 600 a.D von den Merowingern erobert.
Sicher? ?( Müßte das nicht hundert Jahre früher passiert sein? (De facto-Eroberung durch die Franken um 510, s.Chlodwig I, und offiziell geben die Ostgoten die Alemannia dann 537 an die Franken ab.) Ohne dem vielbelesenen Hergils vorgreifen zu wollen :rolleyes: : Es würde mich sehr erstaunen, sollten die alten Römerstraßen plötzlich keine Rolle mehr für den Handel nach Italien gespielt haben. Die Via Claudia lief über den Reschenpaß, nicht wahr? So viele begehbare und halbwegs befestigte Alpenpässe gibt es ja nun nicht. Zumal sie im späteren Verlauf des Mittelalters durchaus noch benutzt wurden. Und Handel als solcher fand ja ganz offensichtlich im FMA in nicht geringem Maß statt. Der einzige Unterschied ist, daß ab der Mitte des sechsten Jahrhunderts die Langobarden in Oberitalien sitzen. Da müßtest du dir vielleicht mal die politischen Beziehungen im Verlauf der Jahrhunderte anschauen, ob da eventuell mal kriegsbedingt ein Einbruch gewesen sein könnte. Oder geht es dir mit deiner Frage ganz konkret um die Art der Waren, die zu einer bestimmten Zeit von Ort A nach Ort B verhandelt wurden? Denn dann, fürchte ich, mußt du dir doch eins der Bücher aus Hergils' letztem Post besorgen.
 

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