Heidensohns Großprojekt: Die Bettelorden im 13. Jahrhundert

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Heidensohn

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Mein Fernziel ist es eines Tages eine komplette Ausstattung für jeden der vier großen Bettelorden des 13. Jahrhunderts zu haben. - Es ist ein sehr fernes Ziel... ;( Die vier Orden sind: - Der Ordo Fratrum Minorum (OFM), auch Minderbrüder oder Franziskaner genannt. Braune Kutte mit Kapuze, Strick als Gürtel. - Der Ordo Predicatorum (OP), auch Predigerbrüder oder Dominikaner genannt. Weiße Tunika, weißes Skapulier, schwarze Cappa (Mantel) mit Kapuze. - Der Ordo Eremitarum Sancti Augustini (OESA), auch Augustiner-Eremiten genannt. Weiße Tunika, weißes Skapulier, schwarze Kukulle, schwarzer Ledergürtel. - Der Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo (OCarm), auch Karmeliter genannt. Braune Tunika, braunes Skapulier, weißer Mantel. Ich möchte alles so gut belegt wie möglich erstellen. Das bedeutet, dass ich mit der Hand nähe, Quellen sammele wie ein Eichhörnchen Nüsse und am Ende etwa 1000€ bei Kappi gelassen haben werde (wenn's reicht). Achja: wenn ich fertig bin, wird sich wohl auch das Tonsurproblem auf natürlichem Wege gelöst haben.
 
Als erste vorzeigbar ist der Augustiner-Eremiten-Habit. Als Quelle dienten vor Allem die Regensburger Gewohnheiten von 1290 und die Fresken in der Grabkirche von St. Nikolaus von Tolentino. Bei ernsthaften Interesse gebe ich meine Übersetzungen gerne weiter. Bisher existiert nur die leichte Sommerausführung des Habits. Weniger als das Folgende zu tragen war den Brüdern nur mit Sondergenehmigung und dann auch nur innerhalb des Konvents gestattet. Bruche Ungebleichtes Leinen, überknielang.
OESA-Bruche.JPG
Tunika naturweiße leichte Wolle, seitliche Geren, knöchellang, Ärmel am Handgelenk noch etwas zu weit.
OESA-Tunica.JPG
Skapulier naturweiße leichte Wolle, mit angenähter Kapuze.
OESA-Skapulier.JPG
OESA-Tunica%2BSkapulier.JPG
Kukulle schwarze leichte Wolle (aus Kostengründen chemisch gefärbt), Mittelgeren, zu kurz geraten, mit angenähter Kapuze.
OESA-Kukulle%2BSkapulier%2BTunica%2BGuertel.JPG
Dazu ein einfacher Gürtel (momentan leider noch nicht schwarz, wie es die Quellen fordern), Wendeschuhe und fertig ist die Grundausstattung - und dreckig gemacht habe ich sie auch schon.
OESA-komplett.JPG
OESA-Detail-Ruecken.JPG
OESA-Angelegt.jpg
OESA-UntererSaum.JPG
OESA-Innennahtdetail.JPG
Als nächstes wird es wohl an den Franziskanerhabit gehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
sehr schön... aber da wird wohl "Heidensohn" in "Pfaffensohn" umbenannt werden MÜSSEN. :)
 
Sehr schöne Arbeiten! :thumbsup: Ich weiß, alles von Hand genäht... es will kein Ende nehmen und irgendwann hat man es dann doch geschafft. Wenn du alles fertig hast, kannst du dich in Erfurt als Luther (Augustinerkloster) oder als Meister Eckhart (Predigerkloster) bewerben.
 
sieht sehr gut aus und ist ne Heidenarbeit, Respekt :thumbsup:
 
Wow! Ich mag mir garnicht vorstellen, was das fürne Arbeit war, aber sieht echt gut aus und steht dir auch noch wunderbar.
 
Respekt, sieht richtig gut aus! :thumbsup: Nur wer ein solches Gewand von Hand genäht, kann ermessen an wie vielen Stellen man sich in einen einzigen Finger stechen kann. :D Stimmt's?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke für die netten Worte. Ich sag mal: Der Anfang ist gemacht. :D @ Fridebarth: Naja, man bekommt ja Übung mit der Zeit schmerzfrei zu nähen. Aber den Abschluss des Skapuliers habe ich während einer Bimmelbahnfahrt quer durch den Apennin genäht. :kopfwand Nur ein großer Tempovorrat hat Blutflecken auf dem Machwerk verhindert.
 
Schnittskizze des in Assisi erhaltenen Gewandes ist von hier übernommen, stammt aber eigentlich von der Schweizerin, die das Teil vor inzwischen fast dreißig Jahren mal gewaschen hat. Das coole ist: Sie hat das Teil auch auf links gedreht.
Flury-Lemberg%2016%20Detail.JPG
Ich werde nächsten Monat ein Praktikum in Italien nutzen, um mir das Ding selbst mal so genau wie möglich anzusehen. Ich habe aber bereits die Proportionen der Schnittskizze auf mich umgerechnet. Da viele Abbildungen der frühen Minderbrüder, besonders die sehr realistischen von Giotto (die immerhin von Minderbrüdern und dem Papst selbst in Auftrag gegeben wurden - Giotto hatte beim Malen praktisch ständig Minderbrüder um sich) die Kutten durchgehend geradezu kriminell weit zeigen, habe ich die Länge der Kutte für mich auf bodenlang gesetzt und den Rest entsprechend umgerechnet.
OFM-Plan1.JPG
Da alle Abbildungen (und die Ordensregeln/Konstitutionen) Kapuzen an der Kutte fordern und der Halsausschnitt beim Original recht ausgefranst aussieht (als hätte man dilettantisch eine Kapuze abgetrennt und als Extrareliquie verscherbelt), habe ich noch eine einfache Kapuze mit Länge, wie in den Abbildungen ergänzt. Danach habe ich die Teile aus naturhellbraunem Wollstoff (Dank an naturtuche.de) geschnitten. Der Stoff ist zwar etwas heller, als die Bilder des Originals zeigen, aber vollkommen im Rahmen der Fresken Giottos. So sah es zu beginn der Arbeit aus:
OFM-Arbeitstisch.JPG
Und so danach: Links oben die Ärmel, recht oben die Kapuze, links die Mittelteile, rechts die Gerenteile.
OFM-FertigZugeschnitten.JPG
Es wird wohl das weiteste Kleidungsstück, das ich je tragen werde. Die Schulternaht sitzt näher am Ellebogen, als an der Schulter... Aber das stimmt mit den Abbildungen überein. Sobald ich in Assisi begutachtet habe wie die Nähte am Original gemacht wurden, lege ich mit dem Nähen los. Und wenn es dann fertig ist, wird es innen teilweise mit Leinen ausgekleidet wie das Original.
 
mach fotos falls du kannst!!! war als Kind mal in Assissi... damals hab ich jedoch nicht daran gedacht dass ich dort nachschauen könnte ^^ ist definitiv interessant! also dokumentier uns bitte alles was du dort so auffindest an Hinweisen zum Gewand :) von Saum- bis Nahttechnik ^^ Gewebe etc. ^^
 
Wow, du bist der HAMMER! Das sieht alles wirklich sehr sehr gut aus und wie genau und akribisch du arbeitest! REspekt! Ich gehöre ja zu der Sorte, die ohne Schnittmuster arbeitet, einfach drauflos, da etwas weniger und da nen Keil rein - ferig :)
 

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