Ok, die Erkenntnisse aus den Fragmenten von drei verschiedenen Kleidungsstücken, die im Reliquiar waren: Alle Teile sind aus mit Leinengarn vernähtem Wollstoff. Alle Stoffe sind trotz unterschiedlicher Stärke und Abnutzungsspuren absolut blickdicht. Alle Teile haben dieselben Nähte. Nähte: Zwei Stoffstücke werden durch die Bank durch Überlappen (1,5 bei dem groben Stücken, sonst 0,8-1,2 cm) und Überwendlichstich an beiden Enden verbunden. Zu beachten ist, dass versucht wird auf der Außenseite des Kleidungsstücks nur eine der so entstehenden Stichreihen sichtbar sein zu lassen (erklärt, dass bei der Tunika unter immer nur eine "weiße Linie" zu sehen ist). Wenn man die Überlappung auf der Innenseite festnäht, nimmt die Nadel vom drunter liegenden Stoff nur ein oder zwei Fäden auf, wodurch die Naht praktisch unsichtbar wird. Der Stichlänge und Abstand variieren zwischen den drei Kleidungsstücken: Beim groben sind es durchschnittlich 3 mm oder etwas mehr, bei den feineren 2 mm oder etwas weniger. Am Saum wird einfach umgeschlagen, mit einem Heftstich(innen lang - schon mal 2 cm, außen relativ kurz - 3-5 mm) fixiert und dann mit Überwendlichstich die Kante befestigt. Beim groben konnte ich keinen klaren Saum identifizieren, bei den feineren ist dieser Saumstich nochmal feiner als der an den anderen Nähten und von Außen kaum zu sehen, Stichabstände von 1-1,5 mm scheinen die Regel zu sein. An einer Stelle sieht man auch wunderbar, dass sich erst die normale Naht bis zum Ende herunterzieht und dann umgeschlagen und Saum genäht wurde. Genäht wird übrigens mit Garn aus zwei Fäden. Ca. 0,6 mm oder wenn gröber ca. 0,9 mm dick. Tja. Ich trenne dann mal den Ärmel, den ich schon genäht habe wieder auf. Stoffe: Das gröbere Kleidungsstück hat einen naturbraunen Stoff, der sehr dunkel ist und entweder ausgebleicht ist, oder generell einen Stich ins Graue hat (was noch durch eingewebte hellere Fäden verstärkt wird). Es gibt ein einzelnes Nachtstück, das lose herumliegt und in Form zu diesem Stück passt, aber weniger grau- und mehr braunstichig ist, weshalb ich von Ausbleichen ausgehe: Das kleine Stück wird einfach nie oben gelegen haben. Die Fäden sind recht grob (stellenweise fast 1 mm) und ziehen viele "Haare", ohne dass der Stoff verfilzt oder zu einer durchgehenden Decke gewalkt ist. Es scheint sich hier um einen der oft beschriebenen "härenen" Stoffe zu handeln. Betrachtet man die Webungen und Stoffe, die sonst erhalten sind, dann ist das schon sehr minderwertiger Stoff. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es einfach an den groben Fäden liegt, aber es ist entweder Leinwandbindung oder ein einfacher Fischgratköper, bei dem immer nur ein Faden zusätzlich übersprungen wird. Die beiden feineren Stoffe sind in Leinwandbindung haben mit ca. 0,6 mm dünnere Webfäden und sind ebenfalls nicht verfilzt. Ein Kleidungsstück war ein helles naturbraun, das eher ins orange als in Richtung grau oder schwarz ging und im Gegensatz zu den groben Teilen keine helleren oder dunkleren Fäden eingewebt hatte. Das andere feinere Kleidungsstück hat einen ins Gelbliche gehenden sehr einheitlichen Ton. Mein erster Gedanke war "Zwiebelschalen", aber ohne chemischen Test muss ich einschränken, dass es auch eine Wolle ähnlich den Coburger Fuchsschafen sein könnte. Und jetzt ein paar Bilder, die es offiziell nicht gibt, aber wir sind ja im Mitgliederbereich.
Vergleich "
naturhellbrauner Wollvelour" von Naturtuche mit groben Stoff links und feinerem naturbraunen Stoff recht:
Saumdetails vom feineren naturbraunen Kleidungsfragment:
Ich wünschte echt ich wäre ein Profifotograf mit gescheiter Ausrüstung...