@ Wilhelminus: Hier ist die versprochene Gegenrede zum Thema ^^ .
Durch Reden mit einem Geistlichen Franziskaner Mönch habe ich so einiges was mit der Geschichte der Kirche zu tun hat gelernt. Bis ins 13 Jahrhundert durften Priester Heiraten! erst durch die dezimation der Priester durch Syphilis usw. wurde das Zöllibat erfunden.
Da hat, fürchte ich, der gute Bruder seine Kirchengeschichte nicht mehr allzu genau im Kopf (Naja, zu "ihrer Zeit" waren die Franziskaner ja selber Rebellen gegen das Establishment;
vielleicht muß man's da nicht so genau nehmen). Du kannst du Geschichte des Zölibats (soweit rekonstruierbar)
hier nachlesen, Wilhelminus. Kurzfassung: Vom Vatikan vorgeschrieben war die Ehelosigkeit schon sehr früh (ab viertes Jahrhundert), nur dran gehalten (das hat der Franziskaner auch wahrscheinlich gemeint) hat sich lange Zeit keiner. Die ersten Syphilis-Epidemien waren übrigens viel später als im dreizehnten Jahrhundert, meine ich.
Danach wurden auch die Geschichten mit kein Sex vor der Ehe erfunden und Männlein und Weiberlein in den Badehäusern ( heute Swingerclubs ßß ) getrennt.
Ja,
das würde euch so passen, nich? (Hmpf. Lustmolche.) Tut mir leid, aber die Geschichte mit der Enthaltsamkeit ist schon ein
bißchen älter. Und was heißt hier bloß "kein Sex vor der Ehe"? Grundsätzlich kein Sex
in der Ehe, außer zum Zweck der Kinderzeugung. Kein Sex 40 Tage vor Weihnachten sowie 40 Tage vor und nach Ostern, kein Sex 8 Tage nach Pfingsten, kein Sex am Sonntag, kein Sex vor allen hohen Feiertagen, kein Sex während der Menstruation einer Frau und so weiter und so fort... (Angaben mal wieder nach "P.Riché, Die Welt der Karolinger", der wiederum die Schriften des Bischofs Jonas von Orleans zusammenfaßt). Bloß gut, daß es mit der Einhaltung dieser Vorschriften wohl nie sehr weit her war. Wahrscheinlich wären unsere Vorfahren sonst ausgestorben...
Auch unser Karnevall wurde als Heidnich verboten. Aber wir Kölner taten es heimlich. Daher dürften es noch viele altglaubende die alten Rieten heimlich im Mittelalter praktiziert haben.
Korrigier' mich, wenn ich mich täusche, aber soweit ich weiß, wurde der Karneval erst während der Reformation, also
nach dem Mittelalter, verboten. Während des Mittelalters wurde Fastnacht, Fasching und Karneval eifrigst begangen - als christliches Fest, mit dem Pfarrer an der Spitze. Dafür, daß nicht-christliche Religionen im Mittelalter noch weiter praktiziert worden wären, kenne ich wirklich keinerlei Hinweise. Hand aufs Herz. Ich bin gerne bereit, was Neues zu lernen, aber bis zur Erbringung eindeutiger Hinweise halte ich das Mittelalter für durch und durch katholisch (soweit es nicht ketzerisch war, natürlich).
Da Europa aber zu dieser Zeit nicht so modern war und nicht erschlossen gab es viele Priester die ihr leben aushauchten beim Versuch die Germanen zu Christianisieren!! Und einige Gegenden werden bestimmt lange zeit gemieden worden sein. Da von da keiner wieder kahm
Zu unmodern solltest du dir das damalige Europa aber auch nicht vorstellen. Die letzten Märtyrer hier, die mir aus dem Stegreif einfallen, sind Bonifatius (Mitte 8.Jahrhundert) und unser bayerischer Emmeram in Aschheim (bei dem die Datierung ungefähr so umstritten ist wie seine ganze Story, aber spätestens frühes achtes Jahrhundert). Die Kirchenorganisation ist unter Karl dem Großen (um 800) bereits mehr oder minder abgeschlossen und das gesamte Reichsgebiet wird in Bistümer und Pfarreien unterteilt. Die Pfarrer konnten vielleicht nicht immer ordentlich Latein, aber das Gebiet des Frankenreichs war tatsächlich "verwaltungstechnisch" ab dieser Zeit schon erfaßt. Und ich weiß zwar nicht, was Lilith damit zu tun hat, aber sie wird in der Bibel tatsächlich einmal erwähnt. Die Geschichte von der Heirat mit Adam stammt allerdings aus der jüdischen Tradition, nicht aus der christlichen. @ Pazl: In dem Wikpedia-Artikel heißt es ja, daß das Ganze auf die Schriften dieses Herrn Leland vom Ende des 19ten Jahrhunderts zurückgeht. Paßt das dann nicht ganz genau zu der üblichen romantischen Okkultismus-Begeisterung des "nervösen Zeitalters"? Darauf geht ja ein Großteil der heutigen Esoterik-Welle noch zurück. Ich wäre jedenfalls sehr skeptisch bei der ganzen Angelegenheit.