Hexe

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Geburt und Ausbildung Geburtshaus von Zwingli in Wildhaus Ulrich Zwingli wurde als Sohn des Lokalpolitikers Johann Ulrich Zwingli und Maria Bruggmann am 1. Januar 1484 in Wildhaus im Toggenburg als drittes von elf Kindern geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren verliess Zwingli sein Heimatdorf und lebte während der nächsten vier Jahre als Schüler bei seinem Onkel, dem Dekan Bartholomäus Zwingli, in Weesen. 1494 wechselte er an die Lateinschule in Basel und später an die Lateinschule in Bern. Wegen seiner grossen Musikalität hätten ihn dort die Dominikaner gern in ihr Kloster aufgenommen, doch sein Vater war dagegen. So verliess Zwingli 1498 die Aarestadt und begann als Fünfzehnjähriger sein Studium an der Universität Wien. Von 1502 bis 1506 studierte er an der Universität Basel und schloss mit dem Titel Magister artium ab. Wie viele seiner Zeitgenossen wechselte Zwingli bald nach dem Magisterexamen und ohne gründliches Theologiestudium in die kirchliche Praxis. Im September 1506 wurde Zwingli zum Priester geweiht. Die Zeit als Pfarrer in Glarus 1506–1516 Im Spätsommer 1506 wurde Zwingli als «Kilchherrn» zum leitenden Pfarrer in Glarus gewählt. Am 21. September 1506 erfolgte mit einem feierlichen Essen die Einführung in sein Amt. Warum die Glarner gerade den 22-jährigen Magister beriefen, ist unklar. Zum einen dürfte Zwingli ihnen empfohlen worden sein. Zum anderen wollten die Glarner ihren Priester selber wählen und nicht den Vorschlag des Bischofs von Konstanz übernehmen. Eigentlich sollte nämlich der einflussreiche Zürcher Heinrich Göldi die einträgliche Pfründe, d. h. die Einkünfte der Pfarrei, vom Bischof erhalten. Göldi hatte auch schon eine beträchtliche Summe nach Konstanz überwiesen. Göldi wäre damit Inhaber der Pfründe und formell Pfarrer von Glarus geworden, doch er wollte nicht nach Glarus umziehen, da er die Stelle und ihre Einkünfte als eine Geldanlage betrachtete. Die Glarner waren aber nicht an einem Pfründenjäger interessiert und wollten einen richtigen Pfarrer. Deshalb brauchten sie dringend einen eigenen Kandidaten, den sie in Zwingli fanden. Nach der Wahl Zwinglis wurde es für Göldi schwierig, das Pfarramt gegen den Willen der Glarner zu übernehmen. Um nicht leer auszugehen, verlangte Göldi eine hohe Abfindung. Zwingli musste dazu bei den Glarnern Geld aufnehmen, und die Abzahlung des Kredits machte ihm noch lange zu schaffen. Bei der Kreditvergabe zeigten sich die Glarner durchaus grosszügig. Etwas weniger entgegenkommend scheinen sie beim Pfarrhaus gewesen zu sein; dessen Unzulänglichkeiten waren den Glarnern offenkundig bewusst. Als Zwingli 1516 um die Entlassung bat, versprachen sie ihm, wenn er bleiben würde, ein besseres Pfarrhaus zu bauen. Die Glarner Pfarrei umfasste mehrere Dörfer, neben Glarus die Gemeinden Riedern, Netstal, Ennenda und Mitlödi. Der Hauptort umfasste mit Riedern zusammen rund 1.300 Einwohner. Für die geistliche Versorgung war Zwingli zusammen mit drei oder vier Kaplänen zuständig. Über die Tätigkeit Zwinglis in Glarus ist wenig bekannt. Die wenigen Zeugnisse lassen keine Kritik an der Kirche erkennen. Er las die Messe und erteilte die Absolution. 1512 schrieb er an den Papst und bat um Ablass für die Glarner. Zwingli war auch Feldprediger und nahm an den Feldzügen der Glarner für den Papst gegen die Franzosen in der Lombardei 1512–1515 teil. Der Bauernsohn Zwingli schien sehr volksverbunden gewesen zu sein. Im Laufe der Zeit lernte er wohl alle seine Kirchgenossen kennen. In einzelnen Familien hatte Zwingli mehr als nur offiziellen Zugang gefunden. So übernahm der Geistliche die Patenschaft für verschiedene Kinder. Zwinglis ungebrochene Kirchlichkeit zeigt sich auch im Bestreben, einen angeblichen Splitter des Kreuzes Jesu nach Glarus zu holen, was ihm gelang. Um den Splitter würdig aufzubewahren, musste die alte Glarner Pfarrkirche erweitert werden. Auch dafür setzte sich Zwingli mit Erfolg ein. 1510 wurde die Kreuzkapelle angebaut, die ihren Namen von diesem Kreuzsplitter erhielt. Die Glarner sprachen aber noch lange von der Zwingli-Kapelle und nicht von der Kreuzkapelle. In den Glarner Jahren bildete sich Zwingli stark fort. Mit grossem Eifer studierte er viele Werke der antiken Klassiker und die Kirchenväter. Ausserdem lernte er griechisch und konnte so den Urtext des Neuen Testaments lesen, den Erasmus von Rotterdam 1516 in einer kritischen Edition veröffentlichte. Durch den Humanisten Erasmus lernte Zwingli, den eigentlichen Sinn der biblischen Texte zu suchen und zu erkennen. Dadurch fand er einen neuen, befreienden Zugang zur Heiligen Schrift. Trotz der Abgeschiedenheit des Bergtales Glarus stand Zwingli in regem Kontakt mit den Gelehrten seiner Zeit und war dadurch stets unterrichtet über das Erscheinen neuer Bücher. Zwingli besass am Ende seiner Glarner Zeit die damals bedeutende Zahl von über 100 Büchern. Zwingli wollte sein Wissen weitergeben. Auf seine Veranlassung stimmte die Landsgemeinde 1510 der Gründung einer Lateinschule zu. Auf dieser höheren Schule konnten die Knaben Grundkenntnisse in Latein erwerben und mussten nicht eine auswärtige Schule besuchen. Zwingli wurde zum Lehrer gewählt. Zu Zwinglis Schülern gehörten eine Reihe bedeutender Glarner: Valentin Tschudi, Zwinglis Nachfolger in Glarus, Aegidius Tschudi, Chronist und Politiker, und vermutlich auch Fridolin Brunner, der spätere Reformator des Landes Glarus. In der glarnerischen und eidgenössischen Politik anfangs des 16. Jahrhunderts wurde heftig gestritten, ob mit dem Papst, dem Kaiser oder mit den Franzosen zusammengearbeitet werden sollte. In Glarus ging es konkret vor allem darum, in wessen Dienste die jungen Glarner als Söldner treten sollten. Zwingli stellte sich stets auf die Seite des Papstes, was ihm mit einer stattlichen päpstlichen Pension von 50 Gulden vergolten wurde. Im Oktober 1515 nach der Schlacht bei Marignano endete die eidgenössische Grossmachtpolitik nach einer vernichtenden Niederlage gegen die Franzosen. Danach offerierten die Franzosen einen schnellen Friedensschluss, allerdings nicht zu vorteilhaften Bedingungen. Zwingli votierte dagegen und unterstützte weiterhin den Gegenspieler der Franzosen, den Papst. In Glarus wie auch in der Eidgenossenschaft schlug die Stimmung zugunsten der Franzosenpartei um. Die Stellung des päpstlichen Parteimanns und Propagandisten Zwingli wurde deshalb unhaltbar. Zwingli musste 1516 trotz grossem Rückhalt in der Bevölkerung weichen und wurde für drei Jahre beurlaubt. Nach Glättung der Wogen hätte Zwingli wieder das Glarner Pfarramt übernehmen sollen; doch er entschloss sich 1519, nicht wieder nach Glarus zurückzukehren und nahm eine Berufung an das Zürcher Grossmünster an. Die intensiven Studien und seine Erfahrungen in Glarus wie auch in Einsiedeln hatten den bis dahin sehr kirchentreuen Priester verändert. Die Entwicklung, die in Glarus begonnen hatte, führte Zwingli in neue Bahnen, und er wurde zu einem scharfen Kritiker der damaligen kirchlichen Zustände. Mit dem Land Glarus blieb Zwingli weiterhin intensiv verbunden. Mit verschiedenen Personen korrespondierte er auch weiterhin als Zürcher Pfarrer. Die Hauptschrift «Auslegen und Gründe der Schlussreden» von 1523 widmete er dem Landsgemeindekanton. Am 12. Oktober 1522 predigte Zwingli sogar noch einmal in der Pfarrkirche Glarus anlässlich der Primiz seines ehemaligen Schülers Valentin Tschudi. In dieser Predigt wurde die Veränderung Zwinglis deutlich. Was er früher den Glarnern gepredigt habe, so sagte er, sei nicht die Wahrheit gewesen. Die Glarner sollen davon Abstand nehmen. Zwingli distanzierte sich von seiner Verkündigung in den Glarner Jahren 1506 bis 1516.
 
Zwingli als Leutpriester in Einsiedeln 1516–1519 1516 berief Diebold von Geroldseck Zwingli als Leutpriester und Prediger in das als Wallfahrtsort berühmte Kloster Maria-Einsiedeln. Angesichts der dortigen Missbräuche der Volksfrömmigkeit begann er wider Wallfahrten und andre Missbräuche, und wider den seit 1518 in der Schweiz wirkenden päpstlichen Ablassprediger Bernardin Samson zu predigen. Er forderte sogar die Bischöfe zu Sitten und Konstanz auf, die Kirche nach Anleitung des göttlichen Wortes zu verbessern. Zu gleicher Zeit trat er aber auch aufgrund seiner Erfahrungen beim Italienfeldzug gegen die Demoralisation des Volkes durch das so genannte Reislaufen an, wie die Kriegsdienste der Schweizer in fremdem Sold damals genannt wurden. Als Konsequenz seiner Beteiligung am Krieg in der Lombardei übernahm er Erasmus' Überzeugung: «Der Krieg erscheint den Unkundigen als süss» (Dulce bellum inexpertis). Zwingli als Leutpriester am Grossmünster in Zürich Das Grossmünster in Zürich auf dem Murerplan (1576)Da die Zürcher Regierung ebenfalls gegen das Söldnerwesen war, verschaffte ihm diese Haltung das einflussreiche Amt als Leutpriester am Grossmünsterstift in Zürich, das er am 1. Januar 1519 antrat. Das Grossmünsterstift war damals nach der Kathedrale das angesehenste geistliche Stift im Bistum Konstanz. In seinen kunstlosen, aber klaren, allgemein verständlichen Predigten legte er fortlaufend die Evangelien aus. Das Volk und der Rat von Zürich liessen sich davon überzeugen. Sämtliche Prediger in Stadt und Land wurden 1520 von der Obrigkeit angewiesen, das Evangelium gemäss Zwinglis Auslegung zu predigen. 1522 veröffentlichte Zwingli seine erste reformatorische Schrift gegen das Fasten der römischen Kirche, Von Erkiesen und Freiheit der Speisen. Dieses Werk schrieb er aus Anlass des Fastenbrechens eines Freundes. Zwingli selbst war beim «Wurstessen» anwesend, aber nicht beteiligt. Mit der Schrift rechtfertigte er das Handeln, da das Fastenhalten gegen den christlichen Glauben verstosse. An den Bischof von Konstanz sandte er ein ebenso bescheidenes wie nachdrückliches Bittschreiben, in welchem er und zehn seiner Genossen erklärten, dass sie «mit Gott fest entschlossen seien, das Evangelium ohne Unterlass zu predigen» und in dem sie um Aufhebung des Zölibats nachsuchten. Damals bemühte sich Papst Hadrian VI. noch, Zwingli durch einen die Frömmigkeit des Reformators anerkennenden Brief von weiteren Schritten gegen die katholische Kirche abzuhalten. 1. Zürcher Disputation Als die Dominikaner in Zürich Zwingli Ketzerei vorwarfen, lud der Grosse Rat alle Theologen, die Zwingli der Ketzerei überführen könnten, auf den 29. Januar 1523 zu einer Disputation (1. Zürcher Disputation) über die von Zwingli aufgestellten Thesen nach Zürich ein. Etwa 600 geistliche und weltliche Personen fanden sich dazu in Zürich ein. Da die Abgeordneten des Bischofs von Konstanz, namentlich Johann Faber, gegen Zwinglis Thesen nur die Autorität der Tradition und der Konzilien geltend zu machen wussten, erkannte der Rat von Zürich Zwingli den Sieg zu. 2. Zürcher Disputation Auf einem zweiten, vom 26. bis 29. Oktober 1523 gehaltenen Religionsgespräch in Zürich wurde in Gegenwart von fast 900 Zeugen aus eidgenössischen Orten über «Bilderdienst und Messe» gestritten. Grund für die 2. Zürcher Disputation war die Predigt gegen Bilderverehrung und den daraus resultierenden Bildersturm. Es wurde beschlossen, dass die Bilder innerhalb eines halben Jahres entfernt werden sollten, damit das Volk durch weitere Predigten auf diesen Einschnitt vorbereitet werden könne. Der «Bildersturm», der also nicht an einem Tag und plötzlich erfolgte, führte u. a. auch zum sog. Ittingersturm. Ein drittes Gespräch 13. und 14. Januar 1524 (3. Zürcher Disputation) beseitigte auch die Messe. Noch im selben Jahr, am 19. April 1524 verheiratete sich Zwingli mit der 33-jährigen Witwe Anna Meyer, geborene Reinhard, mit der er schon vorher unehelich zusammengelebt hatte. Die Reformation in Zürich betraf nicht nur die Religion. Der Rat, unter Beratung Zwinglis, ordnete Schul-, Kirchen- und Ehewesen neu und gab Sittengesetze heraus. Zwingli hatte kein politisches Amt, aber grossen Einfluss – der Rat wusste, dass das Volk auf Zwinglis Predigten hörte. Glaubensbekenntnis 1525 gab Zwingli sein Glaubensbekenntnis «Von der wahren und falschen Religion» heraus, das er dem französischen König Franz I. schickte. Mit Luther und den anderen deutschen Reformatoren in vielen Punkten einig, verfuhr Zwingli doch in liturgischer Beziehung radikaler und verwarf die sog. leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl. Ab 1525 waren die Reformation und die Reform des Gottesdienstes in Zürich abgeschlossen. Es wurde das Abendmahl in beiderlei Gestalt in Gedächtnis gefeiert. Bilder, Messen und Zölibat waren abgeschafft, und es gab eine geregelte Armenfürsorge. Diese finanzierte sich aus Geldern, die durch die Säkularisation von Klöstern und geistlichen Stiftungen frei wurden. Ebenfalls 1525 wurde das bisherige Chorherrenstift Grossmünster in die Propstei am Grossmünster umgewandelt, um die Ausbildung weiterer reformierter Theologen sicherzustellen. Sie mussten Bibelexegese lernen und die gewonnenen Ergebnisse in deutschen Predigten dem Volk vortragen. Dadurch wurden die Theologen geschult und das Volk sollte in der Bibel verwurzelt werden. Zwingli war als Antistes der Leiter der Zürcher Kirche. In enger Zusammenarbeit mit Leo Jud übersetzte Zwingli zwischen 1524 und 1529 die Bibel neu in ein stark schweizerisch gefärbtes Deutsch. Diese Übersetzung ist heute als die «Zürcher Bibel» bekannt. Denkmal Ulrich Zwinglis vor der Wasserkirche in der Stadt Zürich Politik Zwingli sah Kirche und Staat in enger Zusammenarbeit und darin für die Obrigkeiten eine ernste Verpflichtung. Er erklärte, dass «die Obrigkeit, welche ausser der Schnur Christi fahren», das heisst die Vorschriften Christi sich nicht zum Massstab nehmen wolle, «mit Gott entsetzt werden möge». Der Landgraf von Hessen, Philipp der Grossmütige, welcher Zwinglis weittragende politische Ansichten teilte, organisierte im Oktober 1529 ein Streitgespräch zwischen Zwingli und Martin Luther in seinem Schloss in Marburg, den sog. «Abendmahlsstreit zu Marburg». Luther wies Zwingli allerdings schroff zurück, womit der Plan eines gemeinsamen protestantischen Vorgehens gegen Kaiser und Papst an theologischen Differenzen scheiterte. Philipp der Grossmütige und Zwingli hatten ehrgeizige Pläne. 1530 wollten sie «durch einen Bund von der Adria bis zum Belt und zum Ozean die Welt aus der Umklammerung des Habsburgers retten». Damals hatte Zwingli schon im Januar 1528 bei einem Religionsgespräch zu Bern auch diesen Kanton für die Reformation gewonnen. Ausserdem schien durch den Ersten Kappeler Landfrieden 1529 die drohende Gefahr eines Glaubenskriegs zwischen Zürich und den fünf katholischen Urkantonen vorläufig beseitigt. Tod im Zweiten Kappelerkrieg Doch 1531 kam es dann doch zu einem Religionskrieg in der Eidgenossenschaft, dem Zweiten Kappelerkrieg zwischen Zürich und den katholischen Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Bereits vorher waren Altgläubige wie beispielsweise die Mönche vor allem der Bettelorden aus den Klöstern vertrieben worden. Zwingli war es auch, der den Rat von Zürich zum 2. Kappelerkrieg gegen die Waldstätte drängte, um die Reformation, wenn nicht mit Überzeugung möglich, dann mit Feuer und Schwert auch in der Innerschweiz zu verbreiten. Am 11. Oktober 1531 unterlagen die Zürcher und Zwingli selbst geriet während der Schlacht bei Kappel am Albis in die Hände der katholischen Innerschweizer. Er wurde verhöhnt (so bot man ihm an, noch einmal die Beichte abzulegen) und anschliessend getötet. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in den Wind gestreut. Erst 1838 wurde ihm in Kappel und 1885 in Zürich ein Denkmal errichtet. Heinrich Bullinger wurde Zwinglis Nachfolger in Zürich. Er konsolidierte den reformierten Glauben und gilt als eigentlicher Begründer der reformierten Kirche. Zwingli besass einen scharfen Sinn für das Praktische, der ihn zu politischen Überlegungen befähigte. In die kirchliche Arbeit etwa mit der Prophezei, einer Art Volkshochschule, bezog er Laien ein. Zwingli und die Täufer Als Schattenseite seines Wirkens muss hingegen sein Verhältnis zur Täuferbewegung angesehen werden. Auf Zwinglis Drängen liess der Rat von Zürich alle Täufer entweder vertreiben oder nach Gefangennahme und Folterung hinrichten. Eines der damaligen Opfer war Felix Manz. Auch mit Balthasar Hubmaier, der im nahen vorderösterreichischen Waldshut wohnte, stand er auf schlechtem Fuss und wollte ihm kein Asyl geben, als dieser vor den Habsburgern flüchtete. Erst in jüngster Zeit (2004) fand eine versöhnende Versammlung zwischen Zürcher Reformierten und Täufern statt.
 
Zwinglis Reformation und ihre Wirkungen Zwinglis Reformation ging von anderen Voraussetzungen aus als Luthers und hatte bei vielen Gemeinsamkeiten auch deutliche Unterschiede zu seiner. Während Luther Missstände in der Kirche, die seinem Verständnis der Bibel widersprachen, entfernen wollte (z. B. den Ablasshandel), akzeptierte Zwingli in der Kirche nur das, was ausdrücklich in der Bibel stand. Von daher sind die reformierten Kirchen, noch ausgeprägter als die lutherischen, Kirchen des Wortes: kein Kirchenschmuck ausser Bibelsprüchen, keine Glaubensbekenntnisse, Liturgie ist nur das, was in der Bibel steht, sogar auf Musik im Gottesdienst wurde eine Zeit lang verzichtet – obwohl Zwingli selbst sehr musikalisch war. Auswirkungen der Theologie Ulrich Zwinglis sind vor allem in der deutschsprachigen Schweiz sowie im Waadtland festzustellen. Der Erfolg der Reformation ist dabei nicht ohne weitere Persönlichkeiten wie Johannes Oekolampad und Oswald Myconius in Basel, Berchtold Haller in Bern, Sebastian Hofmeister und Erasmus Ritter in Schaffhausen, Joachim Vadian und Johannes Kessler in St. Gallen und Johann Comander in Graubünden denkbar. In Deutschland gehen nur die reformierten Kirchen in Bad Grönenbach und Herbishofen auf Zwinglis Wirken zurück. Die übrigen reformierten Kirchen sind – wie sich am Heidelberger Katechismus ablesen lässt – stärker von Calvins Denken beeinflusst.
 
Jede Frau hat auf ihre Art eine Zugang zu ihrer "Hexe", hat magische Fähigkeiten ... im Grunde war der Kampf gegen die Hexen der Kampf des Intellekts gegen die großen intuitiven Fähigkeiten der Frauen, personalisiertes Aufbegehren des (männlichen) Intellekts gegen das nicht greifbare tiefe weibliche Wissen um die Zusammenhänge des Lebens. Nehmen wir die Fähigkeit der Frau, relativ schnell Stimmungen und Empfindungen aufzunehmen und zu deuten ... der Kontakt zur unsichtbaren Welt ist bei den Frauen einfach stärker, weil sie nicht so extrem auf ihren Verstand hin orientiert sind und gewisse Erkenntnisse, die auch Männern zugänglich wären, schlichtweg zulassen. Hier geht es um universelles Wissen, das man quasi abrufen kann, wenn man den Raum dafür läßt. Frauen, die ihre "Hexe" sehr stark kultiviert haben finde ich äußerst interessant ...
 
Man sollte bei diesem Thema Fakten von romantisierenden Schilderungen der Neopaganisten unterscheiden. Die Grenzen sind fließend und gute Fachliteratur selten.
 
Was ist denn bitte ein Neopaganist ? Von Schubladen halte ich ohnehin nicht viel ...
 
Das sind jene Neuheiden, die sich in Lobreden für vermeintliche "Kräuterfrauen" und "Geburtshelferinnen" ergehen, die angeblich damals schon die Große Göttin angebetet haben sollen und die den Flammen zum Opfer fielen. In der Schiene findet man auch viele Beiträge aus der amerikanischen Frauenbewegung wider - die auch in Deutschland zeitweise Anklang fand. Wobei dieses Thema dann auch aös beliebter Angriffspunkt gegen die böse böse (katholische) Kirche genommen wird (wobei meistens geflissentlich übergangen wird, daß die aus der Reformation hervorgegangenen "Kirchen" sich hier mächtig ins Zeug gelegt haben). Während meines Studiums der Rechtswissenschaften habe ich mich auf Rechtsgeschichte spezialisiert und habe eine Zeitlang interessenhalber mich mit diesem Thema befaßt und mußte ganz schnell einsehen, daß das Thema viel nüchterner zu betrachten ist. Deshalb beim Thema "Hexenverfolgung" weiter oben im Forum meine Hinweise zu einschlägigen Werken bzw. Quellentypen zur Recherche.
 
Vielen Dank für Deine Antwort. Na ja, ich denke, eine differenzierte Sicht ist immer angebracht. Sicher waren bei den verfolgten "Hexen" einige dabei, die gerade die Fähigkeiten des Schauens und der intuitiven Anwendung heilender Kräfte ausgebildet hatten. Und sicher ist die katholische Kirche nicht pauschal zu verdammen, weil sie sich den zersetzenden Strömungen der damaligen Zeit mit allen Mitteln zur Wehr setzte, was allerdings eben die Mittel nicht automatisch heiligt. Ich setze mich generell mit Themen nicht nur analytisch auseinander, für mich ist neben der kausal-vernünftigen Ebene auch immer die "Metaebene" des nicht begründbaren, aber meiner inneren Stimme zufolge stimmigen Gedankenguts ausschlaggebend für eine Beurteilung. Allerdings bekenne ich, daß ich mich so konkret noch wenig mit dem Thema Hexen auseinandergesetzt habe, vermutlich wesentlich weniger als Du. LG Sir Robin
 
Leicht OT: Wenn ich an die ganzen Mystikerinnen des Hochmittelalters denke (Mechthild von Magdeburg etc.), bin ich mir nicht so sicher, ob gerade die katholische Kirche wirklich ein grundsätzliches Problem mit einer explizit weiblichen "Fähigkeit des Schauens" oder einer "intuitiven Anwendung heilender Kräfte" hatte. (Wenn man denn von der Existenz derartig spezifisch weiblicher Kräfte ausgeht ^^ ). Insofern halte ich doch sehr viel eher den gesellschaftlichen Wandel im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit für ausschlaggebend. Wenn die Dinge plötzlich nicht mehr so laufen, wie man es gern hätte, braucht man eben einen Sündenbock und ein Ablenkungsmanöver...
 
Ich lese grad in dem Buch "Der ferne Spiegel" von Barbara Tuchmann. Sie schreibt, dass die Grundlage der Hexenprozesse auf die Vernichtung der Templer durch den franz. König Philipp den Schönen im Jahre 1307 geschaffen wurde. Philipp war auf die reichen Besitztümer des Templerordens scharf und um an deren Besitz zu kommen, plante er eine Vernichtungsaktion gegen die Tempelritter ( insgesamt 2000 Ritter). Als offizieller Anlaß zum Angriff auf die Templer wurde ihr zwielichtiger Ruf, der auf die geheimen Zeremonien des Ordens zurückging, genommen. Zitat aus dem Buch (S.50/51): Um die Beschlagnahme des Ordenseigentums zu rechtfertigen, beschworen die Anwälte des Königs jeden dunklen Aberglauben, jede Hexengeschichte und jede Teufelsangst des mittelalterlichen Vorstellungsvermögens herauf. Von gekauften Zeugen wurden die Templer der Grausamkeit, der Götzenverehrung und der Leugnung der Sakramente angeklagt; man warf ihnen vor, ihre Seelen dem Teufel verkauft und ihn in Gestalt einer riesigen Katze angebetet zu haben. Sodomie untereinander und Verkehr mit Dämonen ergänzten die Anklage. Die Aufnahmeriten des Ordens sollten die Schändung Christi, Gottes und der Heiligen Jungfrau eingeschlossen haben, wobei die Templer laut Anklage auf das Kreuz urinierten, darauf herumtrampelten und ihrem Prior den "Kuss der Schande" auf den Mund, Penis und Gesäß gaben. Um sich Mut zu diesen Praktiken zu machen, so sagte man, tranken sie einen Saft, der aus der Totenasche verstorbenenr Mitglieder und unehelicher Kinder der Templer gewonnen war. Hexerei und Magie galten im mittelalterlichen Leben als Realität, aber der Gebrauch, den Philipp während des siebenjährigen Melodrams der Templerprozesse davon machte, gab diesem Glauben eine schreckliche Aktualität. Von nun an wurden die Anklagen der Schwarzen Magie ein beliebtes Mittel, um Gegener zu Fall zu bringen. Auch die Inquisition scheute davon nicht zurück, wenn es galt, Ketzer zu verurteilen, vorzugsweise dann, wenn ein lohnender Besitz zu beschlagnahmen war. Philipp zwang den Papst, Klemens V, die Templerprozesse zu autorisieren, und mit dieser Macht ausgestattet, ließ er die Templer foltern. Die mittelalterliche Gerichtsbarkeit verurteile kaum jemanden ohne ordentliches Verfahren oder ohne Beweis, aber Beweise bestanden fast auschliesslich aus Geständnissen des Angeklagen und nicht aus Tatsachen und Geständnisse wurden fast ausschliesslich durch die Folter erwirkt. Die französische Regierung wurde korrumpiert, und die Grundlage für die Hexenprozesse der folgenden Jahrhunderte war geschaffen. Nun......wer hat's erfunden ???? ;) .......
 
Nach dem Fall der Kreuzfahrerbastionen in Syrien und Palästina in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verloren die Tempelritter ihren ursprünglichen Daseinszweck. Ihr Untergang nahte in Gestalt Philipps IV., genannt "der Schöne". Der Monarch war hoch verschuldet, auch bei den Templern. Den Orden zu zerschlagen, erschien ihm lukrativ. So nutzte er die Gerüchte über die Templer, um Gräuelpropaganda zu verbreiten und, unter Einschaltung der Inquisition, eine Hexenjagd zu eröffnen. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, ließ der französische König in einer Überraschungsaktion alle Templer in seinem Herrschaftsbereich verhaften. Die Vorwürfe: Sodomie – damit waren damals homosexuelle Handlungen gemeint –, Götzendienst und vor allem Ketzerei. Quelle: Spiegel-Online nicht die wissenschaftlichste Quelle, ich weis - aber nicht unbedingt grottenfalsch :) Interessant nur das zu der Zeit die Inquisition der Lesart schon ein fester Bestandteil der kath. Kirche war - und wer schon damit bei den Templern Erfolg hatte, warum nicht auch anderswo.........
 
Man sollte hier erstmal zwischen Hexerei und Häresie unterscheiden. Häresie wurde im MA wesentlich stärker verfolgt als Hexerei. Die Inquisition tritt erstmals nicht wegen Hexen auf, sondern wegen Häresie. Und dabei ging es zum großen Teil um christliche "Bewegungen" wie z.B. die Katharer. Die große Hexenverfolgung war keine Sache des Mittelalters, die ging nähmlich von mitte 15. bis etwa mitte 18. Auch war der Anteil der Hexenprozesse, an dem die kirchliche Inquisition aktiv beteiligt war, eher gerig. Bei diesen Prozessen handelte es sich meist um welche vor weltlichen Gerichten. Interessant dazu ist das hier: http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Geschichte/Patschovsky/aufsaetze/Inhalt/iv/hauptteil_iv.html Bitte vergebt mir RSF....
 
danke für den Hinweis, ich bezog mich in der Hauptsache auf den Thread direkt vor mir aber wieder was gelernt, bisher hab ich Inquisition und Hexenverfolgung immer in einen Topf geworfen
 
Zitat aus "Der ferne Spiegel": ".........Von gekauften Zeugen wurden die Templer der Grausamkeit, der Götzenverehrung und der Leugnung der Sakramente angeklagt;" Ich meine, dass Götzenverehrung auch unter dem Begriff "Andersgläubigkeit = Häresie" eingeordnet werden kann. Damit hatte Phillip der Schöne also die Vorwürfe gegen die Templer bewußt ausgewählt um mit Unterstützung der Inquisition an sein Ziel zu kommen. Die Vorgehensweise zur Zerschlagung des Templerordens, Vorwürfe der Häresie und Schürung des Aberglaubens in jede Richtung,wie auch Denunzierungen sowie erkaufte und erfolterte Geständnisse,diente später als Vorbild bei der Hexenverfolgung. ".....und die Grundlage für die Hexenprozesse der folgenden Jahrhunderte war geschaffen"(Zitat aus "Der ferne Spiegel) Hier noch ein interessanter WIKI-Link zum Thema Templer-Prozesse: http://de.wikipedia.org/wiki/Templerprozess
 
Huhu Welfin, geh mal in Ravensburg ins Musikhaus Lange und Frage nach dem Chef (ERich) und frage ihn nach dem Blechblas-Raum (erster STock FEnster zur Marktstrasse) dort war eine längere Zeit ein gewisser Herr untergebracht der am Hexenhammer mitgeschrieben hat. Es gibt in Ravenburg eine extra Hexenführung durch die Stadt - wäre vielleicht interessant für dich.
 
Gefunden: Heinrich Institoris (ca. 1430 bis ca. 1505), Verfasser des Hexenhammers, führte seinen ersten Hexenprozess in Ravensburg
 
Original von Hummelchen Gefunden: Heinrich Institoris (ca. 1430 bis ca. 1505), Verfasser des Hexenhammers, führte seinen ersten Hexenprozess in Ravensburg
Wow.....Danke Hummelchen! Im Musikhaus Lange sind wir durch meine musikalischen Kids Stammkunde......bei nächster Gelegenheit werde ich nach dem Chef verlangen ;) !
 
Vielleicht kennen wir uns ja...? Ich habe bis vor 4 Jahren dort noch gearbeitet. Wieviele Kids hast du denn?
 
Schon die alten Römer glaubten an Hexen. Man nannte sie 'Strix', es waren Frauen die die Gestalt von Eulen oder anderen Vögeln annehmen konnten. Der Gebrauch von Magie war in vielen orten üblich. Doch nachdem die Pest ausbrach suchte man nach Sündenböcken. Der Hexenhammer wurde dann leider zur richtigen Zeit geschrieben. Es ist so perfide, egal wie man es dreht, man ist immer der Schuldige. Es liest sich wie eine Gebrauchsanleitung. Es wurde ja auch noch die Hexenbulle geschrieben, von Papst Innozenz III, wenn ich mich nicht irre. Ab jetzt sind Hexen offiziel zur Jagd freigegeben. Opfer waren natürlich viele: Frauen, die extrem schön waren, die hässlich waren, sie rote Haare hatten, die vom Ehemann gegen eine andere ausgetauscht werden sollten, Hebammen, Kräuterfrauen, Frauen mit freiem Willen, mit auffälligem Muttermalen, etc.., Ich hab Bücher über Hexen in Luxemburg und es gab hier eine Menge. "Von Hexen und wildem Gejäg' Jean Haan. Darin stehen Methoden, um Hexen ausfindig zu machen. Und woran man Hexenwerke erkennt. Schlechtes Wetter, plötzliche Krankheit, Schmerzen, die Kuh gibt plötzlich keine Milch mehr, wer ist schuld?... ist ja klar. Es gab mal eine Hexe hier im land namens 'Bocktrees', sie war sehr gefürchtet. Wenn sie ein Haus betrat starben alle Kinder auf unerklärliche Weise. Ist nur ein Beispiel. Dann hab ich noch neben dem Hexenhammer das Buch 'Hexen im Mittelalter' von Susan Greenwood Schau da mal rein :)
 
Kättchen, nicht böse sein, aber es hilft nichts Threads auszugraben die vor 3 Jahren entstanden, wo du nichtmal weißt, ob es den Benutzer noch aktiv gibt, mir jedenfalls fiel die Benutzerin in dem letzten knappen halben Jahr hier nicht auf. Also immer aufs Datum gucken auch! ;) liebe Grüße Firiel (EDIT: Bin ich schon ganz doof heute? wie komm ich von Firiel auf Flygja?? Du verfolgst mich bis in meine Träume, Flygja *lol* :knuddel )
 
Zuletzt bearbeitet:

Neueste Beiträge

Oben