Bin ich da aufm falschen Dampfer?
So krass hätte ich's jetzt nicht gesagt ^^ . Aber Tatsache ist (und das merke ich in diesem Forum täglich): wenn man sich die Dinge mal genauer anschaut, muß man sich sehr schnell von lieb gewordenen Klischees verabschieden, und dann merkt man meistens auch, daß die Dinge bei weitem nicht so simpel und eindeutig sind, wie man es oft hört oder liest. Dazu gehören auch die Hexen (das Gros der "typischen" Hexenverfolgungen, wie man sie kennt, mit Folterungen und Verbrennungen, fand nun mal nicht im Mittelalter statt, sondern in der ach so aufgeklärten Neuzeit, Carcassone ist viel früher als die großen Hexenverfolgungen z.B. in Deutschland). JuliavonGroßgarnstadt hat da mal eine sehr interessante
Zusammenfassung geschrieben. Das braucht oft erst mal ein gehöriges Umdenken (geht zumindest mir so), wenn ich etwas doch zu "wissen" glaube, und dann weist mir jemand nach, daß es aber ganz anders war... ?( Andererseits ist ein neuer Blick auf angeblich Altbekanntes auch unheimlich spannend. Zu den Karten: Die Entstehung und Verbreitung der Tarot-Karten scheint ja exzellent dokumentiert zu sein, da gibt's meine ich, wenig Raum für Spekulationen. Allein, wenn man sich die Preise für handgemalte Miniaturen anschaut, ist klar, daß solche Spiele für den Normalbürger unerschwinglich waren. Zu Runen kann ich wenig sagen, aber deren Verwendung war ja räumlich von jeher stark begrenzt (im wesentlich auf Nordeuropa). Im Süden Deutschlands spielten sie während des Frühmittelalters offenbar schon kaum eine Rolle. Ob sie in Frankreich überhaupt verbreitet waren, weiß ich gar nicht. Da (würde ich jetzt spekulieren) gab es dann auch keine Traditionen, auf denen sich irgendeine Mystik hätte entwickeln können. Ansonsten denke ich, daß die mittelalterliche Spiritualität sich primär an anderen Einflüssen orientierte. Da gab es das florierende Reliquien(un-)wesen, die Wallfahrten, Fasten und Bußübungen und die Heiligenverehrung. Ich weiß nicht, ob da überhaupt noch ein zusätzlicher "Bedarf" bestand. Was Ausnahmen natürlich nicht ausschließt. Auf einem Elfenbeinkästchen aus der Karolingerzeit, das ich in einer Ausstellung gesehen habe, waren über den zwölf Aposteln die Tierkreiszeichen abgebildet. Vielleicht nur eine Übernahme antiker Kunstformen, aber ich fand's trotzdem bemerkenswert.