Holzfunde haltbar machen

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Kadlin

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Hallo Gemeinde, bei Grabungsarbeiten auf unserer "heimatlichen Burg" wurden im Bereich des Brunnens verschiedene Holzgegenstände geborgen, die nun, da sie in trockener Umgebung gelagert werden langsam vergehen. Ich meinte bei den Ausgrabungen in Haithabu (Bootsplanken und Eichendielen in der Siedlung), gelesen zu haben, das den Archeologen zur Haltbarmachung eine Art Gel zur Verfügung steht. Leider finde ich diesen Artikel im Moment nicht und es wird langsam dringend, da die Eimerdauben, Holzkugeln und andere Kleinigkeiten nun langsam anfangen zu gammeln. Und da sie in einem kleinen Privatmuseum auf der Burg ausgestellt werden sollen, wäre es schade, wenn sie nicht erhalten werden könnten ... Kann mir jemand helfen? Grüße Sandra
 
Da kann vielleicht das nächstgelegene größere Museum weiterhelfen, oder die nächste Uni mit entsprechender archäologischer Abteilung. Oder das Landesamt für Denkmalpflege ...
 
Wenn ich es von dem Besuch richtig im Kopf habe, wird in der Archäologischen Zentralwerkstatt in Schleswig, mittels eines nasschemischen Verfahren das Wasser in den Holzzellen langsam mit einem Wachs ausgetauscht. Da zu wird das Holz in großen Tanks gelager in dem das Wachs in einer bestimmten Konzentration flüssig gelöst ist. Durch einen osmotischen Ausgleich wird dabei dann die Konzentration in den Holzzellen zu der umgebenden Lösung angeglichen. Welches Wachs das war hab ich gerade nicht im Kopf könnte aber noch mal nachhorchen.
 
Darf ich die dumme Frage stellen warum ihr da grabt wenn ihr von Archäologie bzw von der Aufarbeitung und Konservierung der Funde keinen Schimmer habt? Auch wenn das jetzt echt nicht nett klingt: Da sind die Sachen im Boden besser aufgehoben 8|
 
Darf ich die dumme Frage stellen warum ihr da grabt wenn ihr von Archäologie bzw von der Aufarbeitung und Konservierung der Funde keinen Schimmer habt?
Nicht gleich Mutmaßungen anstellen... das müssen keine gezielten Archäo-Grabungen gewesen sein... Vielleicht nur ein neuer, ganz kurzer Graben für die Rohre der Dachentwässerung? - Annahmen gleichen dem Lächeln einer Katze, die gar nicht da ist (irgendwie so ähnlich bei Einstein) :D
 
Aber wenn man bei Grabungen (egal, ob im Garten oder auf dem Acker und gerade bei alten Anlagen, wie Burgen) etwas findet, was alt sein könnte, ist die Meldung ans Denkmalamt zumindest in D von den meisten Denkmalschutzgesetzen vorgeschrieben. Deshalb gab es ja vor ein paar Wochen den Aufschrei, weil irgendwelche Vollpfosten ein paar Säbel geschrottet haben. Und ich meine mich zu erinnern, dass in Rheinland-Pfalz Grabungen auf oder an Denkmälern genehmigungspflichtig sind. Von daher: Wenn das Denkmalschutzamt noch nicht informiert ist: Schleunigst nachholen!
 
Stabilisierung mittels Epoxitharz oder verflüssigtem Plexiglas unter Vakuum wäre noch eine Möglichkeit, wir bei brüchigem oder porösem Holz gemacht um es z.B. Auf der Drechselbank bearbeiten zu können. Ist aber je nach Größe der teile nich ganz einfach weil dann eine große Vakuumkammer benötigt wird.
 
Autsch'n das klingt bei alten Sachen nicht zielführend. Ein Archäologe, mit dem ich lose bekannt bin, hat dazu noch folgenden Tipp gehabt: Um zu verhindern, dass da wertvolle archäologische Funde kaputt gehen: 1. Bitte Funde dauerhaft ins Wasser legen (kann destilliertes Wasser seiu, muss es nicht). 2. Unbedingt und nicht sparsam ein Anti-Pilz-Mittel ins Wasser geben, weil es sonst bald gammelt und stinkt und Algen wachsen. 3. Das Wasser in Abständen austauschen. So gewinnt man wertvolle Zeit. Der Hinweis auf PEG ist nicht zielführend. Auch Fachämter machen je nach Lage eine Zuckerkonservierung, die auch Laien hinkriegen. Und bitte, bitte auf jeden Fall beim Denkmalschutzamt Bescheid sagen. Die können vermutlich auch jemanden benennen, der sich damit auskennt und euch beim Konservieren und Datieren helfen kann.
 
PEG und Zuckerlösungen werden von manchen Restauratoren verwendet. Das o.g. Wachs ist Paraffin. Man kann zelluläre Strukturen dadurch stabilisieren, daß man in einer aufsteigenden Alkoholreihe die Objekte ( zellulär) entwässert und anschließend in ein Bad mit geschmolzenem flüssigem Paraffin einlegt. Durch die vorherige Entwässerung kann nun das Paraffin gut in die Zellen eindringen und beim Abkühlen und Aushärten das Objekt stabilisieren.
 
Ich hatte vergessen zu erwähnen, daß nach der aufsteigenden Alkoholreihe und der damit verbundenen Entwässerung ein Medium zur gleichzeitigen Durchmischung der anschließenden Alkohol-Paraffinlösung benötigt wird. Hierzu wird z.B. Xylol verwendet. Aqua dest. ist übrigens ein wirklich "Materialfreundliches" Medium. Gerade auch bei der Konservierung von Metallen...wo enthaltende Salze die Korrosion eher weiter fördern...
 
Wenn euch die Funde wertvoll sind. Finger weg vom Selbstversuch. Und wie bereits erörtert. Melden, auch wenn der Fund für euch noch so unbedeutend erscheint.
 
Die Wasser-Methode hört sich für mich als Laien immer noch am einfachsten an ... :) Aber jetzt würde mich doch mal interessieren, was ihr unternommen habt und wie es den Funden geht. Gibt es irgendwo Fotos?
 
Hallo Aixlibris, vielen Dank für Deinen PDF-Link. Er ist abgespeichert und wird an die zuständigen Personen weitergeleitet. Nun noch zwei Sätze zum Vorgehen hier; Die Grabungen waren angekündigt und wurden von Archäologen begleitet. Die Funde sind geborgen und sollen in einem eigens dafür geschaffenen Raum auf dem Gelände der Burgruine gezeigt werden. Es ist also keine Rede von unerlaubter Grabung und Entfernung der Funde vom Fundort. Man wollte/will hier alles richtig machen. DIESE Informationen hätte man von mir bekommen können, wenn man nachgefragt hätte. Dies ist nicht geschehen. Sobald die Funde an Ort und Stelle sind, werde ich gern hier im Forum den Termin bekanntgeben, damit sich jeder einen Eindruck davon verschaffen kann, ob es gut und richtig war, die Funde zu bergen und für die Nachwelt haltbar zu machen. Grüße Kadlin
 
Wenn schon ein Archäologe die Ausgrabungen begleitet, weshalb wurde dieser nicht nach dem Verfahren oder Kontakten gefragt?
 
Wenn ich es von dem Besuch richtig im Kopf habe, wird in der Archäologischen Zentralwerkstatt in Schleswig, mittels eines nasschemischen Verfahren das Wasser in den Holzzellen langsam mit einem Wachs ausgetauscht. Da zu wird das Holz in großen Tanks gelager in dem das Wachs in einer bestimmten Konzentration flüssig gelöst ist. Durch einen osmotischen Ausgleich wird dabei dann die Konzentration in den Holzzellen zu der umgebenden Lösung angeglichen. Welches Wachs das war hab ich gerade nicht im Kopf könnte aber noch mal nachhorchen.
Restauratoren verwenden hierzu bestimmte Wachse oder Harze. Die Funde werden in Becken zuerst in Wasser gelagert, welches regelmäßig ausgetauscht werden muss. Während dieser Austausch geschieht befreit man die Objekte in einer Art "großem Waschbecken" von Schlamm und ähnlichen Anhaftungen. Später werden dem Wasser chemische Zusatzstoffe beigemischt. Das Resultat kann man sich so vorstellen, als wenn das Holz "austrocknet". Bei kleinen Objekten ist alternativ auch die sogenannte Gefriertrocknung möglich. Beide Verfahren benötigen allerdings Fachwissen und spezielle Arbeitsgeräte und Materialien. Auf jeden Fall sollten Laien unbedingt ihre Finger von "Restaurierungsversuchen" an historischen Objekten lassen. Es hat schon seinen Grund, dass der Beruf des (archäologischen) Restaurators ein Studium voraussetzt. Kontaktiert am besten ein großes Museum oder die zuständige Archäologie in eurer Nähe. Alternativ ist es auch möglich, Fundobjekte durch sogenannte freie Restauratoren konservieren zu lassen. Dies ist jedoch eine kostenspielige Angelegenheit.
 

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