Hosen für die Pikten^^

[Hermann von Eykstern]

Wies auch im Wikipedia-Link steht, ist das mal wieder ein Ableitung von einem lateinischen Wort: Picti = Die Bemalten. Wobei zu klären ist, ob diese sich "nur" mit Färberwaid bemalt oder wirklich tattoowiert haben. Da habe ich noch keine 100% sicheren Ergebnisse. Vielleicht trifft auch beides zu. Aber werte Herren, das entfernt sich jetzt wirklich ein wenig vom Ausgangsthema. Leider kommt von Max gerade kein Feedback mehr, ich fasse aber mal ein wenig zusammen, was ich bisher für meine Darstellung recherchiert habe (etwas allgemeiner gehalten. Ich versuche gerade entsprechende Quellen explizit für Gallien und das heutige GB zu finden, um damit meine Annahmen zu untermauern): Zumindest ab der (frühen) Latènezeit sind mir diverse, als Hosen interpretierbare Quellen für die Kelten bekannt (z.B. die Abbildungen auf der Schwertscheide im Grab 994, Hallstatt). Es gibt aber auch verschiedene Quellen, die man als "hosenfrei" interpretieren kann. Viele Darsteller tragen gerade in früher angesiedelten Darstellungen (Hallstatt) keine Hosen oder "nur" Wickelröcke.In verschiedenen Diskussionen (während einiger Veranstaltugen, in Fachforen usw.) kam, aber auch immer wieder zum tragen, dass es dann auch wahrscheinlich nicht DEN Hosentypen gegeben hat. Ganz populär sind natürlich die weiten Plunderhosen, interpretieren lassen sich jedoch auch eng anliegende Stücke und vereinzelt sogar "knielange" oder kürzere Hosen. Spekulativ wurden auch schon öfters Wadenwickel oder Beinlinge angeführt. Die Kelten (verzeiht bitte, dass ich diesen Begriff jetzt selbst so inflationär nutze, aber ihr wisst ja worum es geht und ich habe meine Kritik dazu ja schon geäußert) und ihre Nachfahren haben sich gerade im britischen Raum recht lange gehalten und vieler Orts mit anderen Kulturen / Ethnien vermischt, als auch regen Handel und interkulturellen Austausch betrieben (bekanntlich gibt es viele Funde von z.B. römischen und griechischen Gefäßen und Kunstgegenständen in keltischen Gräbern und ehemaligen keltischen Einzugsgebieten). Deshalb liegt die Annahme von verschiedenen Modeformen und weiteren Entwicklungen sehr nahe. Die Situation was die piktischen Stämmen betrifft ist wie gesagt noch etwas schwieriger, weil die Fund- und Quellenlage da noch dünner ist, als sie in diesen Epochen anderen Orts ohnehin schon ist. Ich möchte an dieser Stelle nocheinmal auf ein anderes Forum verweisen, das "Forum Gallicum" in dem es u.a. in den Jahren 2005 und 2008 bereits Hosendebatten in recht ausführlicher Form gegeben hat (ihr findet dort auch eine Vielzahl weiterer Quellen, ich wollte mir dann mal sparen alles mehrfach aufzuführen. Übrigen findet man auf anderen Szeneseiten wie z.B. Tempus-Vivit ähnliche Threads): http://forum.hassiaceltica.de/index.php?page=Thread&threadID=56 http://forum.hassiaceltica.de/index.php?page=Thread&threadID=1914 Ich hoffe, dass Max sich jetzt bald nocheinmal meldet und uns etwas mehr von seinem Vorhaben erzählt. Ansonsten wäre ich jetzt ersteinmal soweit am Ende mit meinen Ausführungen zu den "Beinkleidern bei den Kelten". Liebe Grüße Edit: Liuthar war mit der Worterklärung schneller. Sorry Leute, ich lerne nebenbei für einige Klausuren und bin deshalb gerade nicht so schnell ...

 

[Max Rabenflügel]

Feedback kommt sofort, also ich hab den Rat beherzigt und erstmal billigen Stoff genommen für die maße. Bis jetzt alles in Ordnung, hab mich für die Variante entschieden jeweils ein Hosenbein aus einem Stück zu machen, bis zum Schritt ist alles jetzt genäht. Ob ich evtl nen Zwickel mit reinnehme werd ich entscheiden wie es am besten sitzt mit den Stecknadeln beim hinknien. Ansonsten nicht anliegend, aber auch nicht zu schlaberig

 

[Pafnutii]

So, dann will ich das hier mal aufwaermen. Falls du in den Vorstellungsthread geschaut hast, hast du vielleicht geshen, dass ich in Schottland Archaeologie studiert habe. Die Pikten gehoeren also zu den Dingen von denen ich Ahnung habe. Aber erst mal was vorneweg. IMHO solltest du dir erst mal darueber klar werden was du eigentlich willst. - Fantasy, LARP, Living history, Reenactmen? Im Augenblick hab ich eher das Gefuehl, dass das bei dir Richtung historisch angehauchte Fantasy geht. Wenn du das willst ist das in Ordnung. Jeder wie er will. Nur solltest du dir dessen bewusst sein. - Wenn du dich fuer living history/Reenactment entscheiden solltest, stellt sich die Frage nach der Dargestellten Region und der Zeitstellung. Anhand der archaeologischen, historischen und ikonographischen Quellen (das sind die Sachen an denen du dich bei solch einer Darstellung orientieren solltest) wird es kaum moeglich sein Regionale Unterschiede im Erscheinungsbild der Pikten zu erkennen. Also ist die Zeitstellung die wichtigste Frage. Wuerde mich da irgendwo zwischen dem 7. und dem fruehen 9. Jahrhundert einpendeln. Die Zeit davor kannst du echt vergessen. Und zwar ganz einfach deswegen, weil die meisten Bildsteine in diese Zeit (also 7.-9. Jh.) datieren und das die wichtigste Quelle fuer dich waere. Das Problem mit den Pikten ist naemlich, dass sie im Gegensatz zu Wikingern, Angel-Saxen, Franken etc. nie Beigaben mit in die Graeber gegeben haben. Schriftquellen die im Piktenland verfasst worden waeren sind auch nicht bekannt (allerdings schreiben Iren und Angelsachsen ab und zu was ueber ihre Nachbarn). Abgesehen von den Graebern ohne Beigaben hat die Archaeologie auch sonst nicht allzuviel Piktisches ergraben. Das hat mehrere Gruende, die hier erst mal egal sind. In jedem Fall: Bildsteine sind wichtig. Ich wuerde dir auf jeden Fall raten selbst zu recherchieren. Drei Quellen kann ich ans Herz lege : 1. Leslie Alcock, Kings and Warriors - Craftsmen and Priests in northern Britain AD 550-850. Das Buch bietet einen hervorragenden und tiefen Ueberblick ueber alle Bereiche fruehmittelalterlicher Kultur in Schottland, von Gesellschaftsstrukturen ueber Waffen, Krieg, Tracht, Kunst und Handwerk bis hin zum Siedlungswesen. 2. Ian Fraser, The Pictish Symbol stones of Scotland Zeichnungen und Fotografien von ueber 200 Bildsteinen und Bildsteinfragmenten. An den haeufigen Menschendarstellungen solltest du dich bei deiner Darstellung orientieren. 3.Isabelle und George Henderson, The Art of the Picts. Ebenfalls Abbildungen von vielen Bildsteinen. Aber wesentlich mehr Kunstgeschichtliches Bla bla drumherum. Hat im Gegensatz zu dem von Fraser auch ein Kapitel ueber etliche der wenigen Metallobjekte, die die Archaeologie zu Tage gebracht hat. Das bisschen was es da gibt sollte man schon kennen. So, und jetzt sage ich dir auch gleich warum es Sinn macht selbst zu recherchieren und nicht nur hier im Forum anzufragen (auch was in Buechern steht sollte man immer kritisch hinterfragen). Hast dir jetzt schon ne Hose gemacht, ne? Kannste wegschmeissen, verkaufen oder verschenken. Sowohl Schrift- als auch Bildquellen zeigen, dass die Pikten keine Hosen trugen. Getragen wurde lediglich eine Tunika, entweder knie- oder knoechellang. Wohl oft aus Wolle. Leinen wuerde ich aber nicht ganz ausschliessen. Saugt sich aber schnell mit Wasser voll. Deswegen wuerde man das wohl nur als Adeliger oder sonst zu Gelegenheiten tragen zu denen man vor dem Schottsichen Wetter geschuetzt ist. Wenn es Wolle ist, ist das uebrigens hervorragend an Schottische Bedingungen angepasst. Wer schon mal Kilt getragen hat weiss, dass man damit gar nicht so friert. Wie praktisch die knoechellangen Tuniken sind, schwante mir als meine Ex mal mit langem Rock in Glasgow unterwegs und total begeistert war. Der Rock wurde zwar unten nasse, im Gegenteil zur Hose klebte er allerdings nicht an den Beinen. Sie merkte die Naesse also gar nicht. Der Rock hielt immer noch warm. Wer schon mal in Schottland unterwegs war weiss, dass man da nass wird. Regen, sumpfiger Boden, ueberall kniehohes Heidekraut, dass nach dem Regen (also fast immer ;-) auch nass ist. Wenn man da ne Hose traegt, tieft die nach fuenf Minuten und klebt am Bein, macht kalt. Eine lange Tunika, die unten weit ist, wird zwar auch nass, aber das merkst du nicht. Die waermt immer noch. Als Grundausstattung wuerde ich folgendes empfehlen: 1x Knielange Tunika (Wolle) 1x Knoechellange Tunike (Wolle) 1x Rechteckumhang mit Knochennadel zum verschliessen (spaeter vielleicht ne passende Fibel) 1x Gugel, aber ohne Zipfel!!! 1x Schuhe (Wuerde mich an den Funden aus Iona orientieren. Das ist zwar Dalriada, aber die Schuhe sehen aus wie die auf den Bildsteinen. Der einzige Schuh aus einem sicherlich Piktischen Kontext ist etwas aussergewohnlich und ausserdem wohl ein Frauenschuh. 1x Guertel - Entweder Textil, z.B. Brettchengewebt oder Leder mit einer einfachen D-foermigen Bronze- oder Eisenschnalle. Ach und noch was. Weil ich das gerade gesehen habe. Nur weil man in der Latenezeit andernorts Hosen getragen hat, hat man das etliche Hundert Jahre spaeter und 1000km weiter Nordwestlich nicht auch zwangslaeufig getan. Kelten ist eh so ein schwammiger begriff. Das was an den Pikten im wesentlichen Keltsich gewesen sein duerfte, war die Sprache. Das mit dem vorindoeuropaeisch wird mittlerweile von Sprachwissenschaftlern stark angzweifelt.