Lazarener, welche Farbe die Beinlinge- oder was trugen die drunter?

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Das mit dem Bettelorden ist mir auch neu ?( Gut mit den Lazarenern hab ich mich jetz nicht sooooo bechäftigt. Ich dachte immer, das wären leprakranke Templer oder sowas.... Gut das man denen nicht die neuesten und besten Sachen gegeben hat, versteh ich. Dann müsste aber genaugenommen ein Radmantel weg und durch ein Umhängetuch oder sowas ersetzt werden, oder nicht?
 
Nur eine kurze Richtigstellung, um Verwirrung zu vermeiden. Nein, der Lazarus-Orden war kein Bettelorden. Da "Bettelorden" ein feststehender Begriff ist (wie seine lateinisierte Form "Mendikanten"), der klar definierte Gruppe von Orden bezeichnet (OFM, OFMConv, OFMCap, OSM, OCarm, OESA/OSA), ist eine Verwendung dieses Begriffs für einen Orden, der eine Bettelerlaubnis hatte aber lange vor den Mendikanten gegründet und nie zu ihnen gezählt wurde, sachlich falsch und für weniger versierte Leser irreführend.
Lieber Heidensohn, da muss ich dir widersprechen, der Lazarusorden war dennoch ein Bettelorden und bestand auch daher weitaus länger als alle anderen herkömmlichen Bettelorden wie der Franziskaner Orden oder der Dominikaner Orden. Ferner darf man nicht vergessen das der Lazarusorden durch armenische Mönche gegründet wurde und somit auch nicht der römischen Kurie unterstand, die erfolgte erst in den frühen Jahren des 13. Jhd. Demnach gestattete 1212/13 Papst Innozenz III. weiterhin das Betteln unter Einbezug der Einführung der Regeln des Augustinus von Hippo. siehe auch: Kay Peter Jankrift - Leprose als Streiter Gottes [font='Arial, Helvetica, sans-serif']F. Meffert, - Caritas und Krankenwesen bis zum Ausgang des Mittelalters[/font] [font='Arial, Helvetica, sans-serif']W.G. Rödel, Werden und Wirken im Lazarusorden, Köln 1974[/font] [font='Arial, Helvetica, sans-serif']E. Sauer, Der Lazariter-Orden und das Statutenbuch von Seedorf, Freiburg 1930[/font] [font='Arial, Helvetica, sans-serif']E. Feigl, Der militärischen und hospitalischen Ritterordens des heiligen Lazarus von Jerusalem. Memento, Wien[/font] [font='Arial, Helvetica, sans-serif']Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem Priorat Deutschland in der Erzdiözese Freiburg e.V. [/font] @Martin Moser, die Bischofsdarstellung gehört nicht zur Darstellung des Lazarusordens und ist somit auch nicht Diskussionsrelevant, diese dient nur einem gewissen Schauspiel welches nichts mit dem Lazarusorden zu tun hat.
 
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Ferner darf man nicht vergessen das der Lazarusorden durch armenische Mönche gegründet wurde und somit auch nicht der römischen Kurie unterstand, die erfolgte erst in den frühen Jahren des 13. Jhd. Demnach gestattete 1212/13 Papst Innozenz III. weiterhin das Betteln unter Einbezug der Einführung der Regeln des Augustinus von Hippo.
Hierbei möchte ich noch nachtragen, das die Regeln des Augustinus von Hippo auch erst 1255 durch Papst Alexander IV. bestätigt werden, bis 1212/13 galten noch die Regeln des heiligen Basilius von Caesarea und der oströmischen Kirche und 1262 bestätigt Papst Innozenz IV. den Lazarusorden als "ordo millitae"
 
"Bettelorden" ist in der heutigen katholischen Kirche, ebenso wie in der historischen Forschung ein feststehender Begriff für ganz bestimmte Ordensgemeinschaften. Man kann da (wenn man gut arbeitet) nicht zwischen "herkömmlichen Bettelorden" und dem eigenen achsowunderbarspeziellen Sonderbettelorden rumdifferenzieren wie es einem gefällt. Punkt. Der Begriff steht und das sowohl im populären - siehe wikipedia, z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Bettelorden - als auch im professionellen Bereich:
Bettelorden (Mendikantenorden) Mit den B. entstand im 13. Jh. eine Form des Ordenslebens, die sich durch Spiritualität und Funktion, Besitz und Erwerb, Organisation und Wirkungsfeld wesentl. vom älteren Mönch- und Kanonikertum unterscheidet. Die B. stehen in einem engen Zusammenhang mit den orthodoxen und heterodoxen religiösen Bewegungen des HochMA, deren Zielsetzung - Erfüllung der Forderungen des Evangeliums, Nachfolge Jesu und der Apostel, Buße und Verbreitung des Wortes Gottes - sie teilen bzw. in ihren heterodoxen Ausprägungen bekämpfen. Ihre Entstehung ist nicht ohne den sich im 12. und 13. Jh. vollziehenden sozialen und ökonom. Wandel - Intensivierung der Geldwirtschaft und der gewerbl. Produktion, Wachstum der Städte und Anstieg der Bevölkerung sowie Zunahme der horizontalen und vertikalen Mobilität - zu erklären.
Quelle: Lexikon des Mittelalters. CD-ROM Ausgabe. Metzler 2000. LexMA 1 Sp. 2088-2093. Zur Erklärung: Das LexMA gilt als der kleinste gemeinsame Nenner der ordentlich zerstrittenen Mittelalterforschung. Es ist nicht unfehlbar, aber bietet einen zuverlässigen Satz von Grundbegriffen, Definitionen und Ausführungen, die wissenschaftliche Arbeit zum Mittelalter erheblich erleichtern. Ihm widerspricht man nur mit guten Belegen und klarer Argumentation. Da fallen die Lazarener nicht rein. Das kann man so akzeptieren. Man kann sich aber auch noch die folgende Textwand durchlesen. ;) --- Die Lazarener waren ja nicht freiwillig arm und bettelnd, weil sie Christus nachfolgen wollten, die Wirtschaft und Gier ihrer Zeit verachteten, und/oder der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten wollten. Sie waren arm und bettelten, weil das eben das ist, was in der mittelalterlichen Gesellschaft Hauptbetätigung und -verdienst für Leprakranke ist. Bettelorden sind nicht einfach nur Bettler. Das "arme Kleid" des Franziskus ist nicht das Kleid eines armen Bettlers, eines einfachen zivilen Menschen: Franziskus Kleid ist die Konstruktion eines Apostelkleides, des Kleides eines besitzlosen ganz auf Gott ausgerichteten evangelisierenden und evangelisierten Menschen, der sich ohne Not in Not begibt. Noch weniger trage die anderen Bettelorden "Bettelgewänder": Sie, wie Beispielsweise die Dominikaner, tragen die Kleider des geistlichen Standes, während sie sich evangelisierend ohne Not in Not begeben. Wie passt das zu Leprakranken. Die kann man im Sinne der Bettelorden pflegen, sie selbst aber sind per se in so großer Not, dass sie den freiwilligen Schritt nicht mehr vollziehen können, der den spirituellen Kern der Bettelorden (zumindest in ihrer Frühzeit) ausmacht. Heribert, Du sagst selbst, dass die Lazarener 1262 als ordo militiae bestätigt wurden. Ein Ritterorden kann aber per Definition schwerlich ein Bettelorden im Sinne der allgemein üblichen Definition sein: Pferde und Rüstungen und so - das muss entweder dem Bruder oder dem Orden gehören, obwohl in den Bettelorden der Frühzeit Besitz solcher Werte absolut verpönt war. Die Bezeichnung der Brüder als "arm" hat in dem Kontext gar keine Aussagekraft: Eigentlich ist jeder Ordensbruder eines jeden Ordens "arm". Nach Deiner Ausführung waren die Brüder ja noch nicht einmal ein "neuer", ein "Reform-"Orden, sondern kamen aus griechisch-armenischer Tradition, die das Konzept des Bettelordens meines Wissens nach gar nicht kennt. Genau genommen noch nicht einmal das Konzept des Ordens (aber das zu erklären würde wirklich zu weit führen). Ein Bettelorden nach allgemein akzeptierter Definition ist Teil der westlichen, römischen Kirche weshalb der Status des Ordens vor seinem Anschluss an selbige sowieso nur wenig Gewicht hat. Ich muss mich deshalb selbst korrigieren. Bei einem Übergang 1212 bis 1255 fällt die Ausformung des Lazarusordens als Teil der römischen Kirche genau in die Entstehungszeit der beiden großen ersten Bettelorden der Minderbrüder und Dominikaner und nicht wie von mir behauptet lange vor diese. Das wiederum bedeutet aber, dass spätestens 1262 der Papst Konzepte, Vorstellungen, ja fertige Urkundenvorlagen und fähige Berater gehabt hätte, um die Lazarener zu einem Bettelorden zu machen. Stattdessen schreibt der ordo militiae: Es ist also eine schon den Zeitgenossen bewusste Unterscheidung vorgenommen worden. Der Papst wollte dass die Lazarener kein Bettelorden sind, sonst hätte er sie anders bezeichnet. Das ausdifferenzierte Fachvokabular dafür hatte er schon. Der Lazarusorden war ein Orden, dessen Mitglieder bettelten. Er war wahrscheinlich auch (ich habe kein Bullarium der Lazarener hier und die von Dir aufgeführten Werke ebenfalls nicht) ein Orden, dessen Mitgliedern der Bettel päpstlich erlaubt war. Er war ein bettelnder Orden, aber (nach meinem Wissensstand, auf Basis Deiner bisherigen Aussagen, lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber dann bitte mit einem lat. Quellentext etc., etc. ...) kein "Bettelorden". Ohne solche Begriffsklarheit ist eine zielführende Diskussion nicht möglich. Wer im Zusammenhang mit den Lazarusorden "Bettelorden" liest und in diese Richtung weiter recherchiert, der verrennt sich. Das will ich nicht. :no Ein weiterer Punkt: Die immer mal wieder auftauchenden Bezüge auf die Augustiner/Augustinereremiten (OSA/OESA) in Heriberts Posts. Daran bin ich nicht ganz unschuldig, habe ich mit der Übersetzung der Regensburger Statuten von 1290 dieses Ordens doch verführerisch einfache Quellen verfügbar gemacht. Aus meiner Sicht erschließt sich aber nicht, warum sich ein Ritterorden im Heiligen Land, umgeben von anderen Ritterorden, in seinen Kleidungsgewohnheiten an den mühsam ausgehandelten Statuten eines Zwangszusammenschlusses verschiedener italienischer Eremitengemeinschaften orientiert haben soll. Oder umgekehrt. Nur weil sie dieselbe in praktischen Dingen schwammig formulierte Regel haben (die sie wie schon angemerkt mit noch sehr vielen anderen Gemeinschaften teilen, die alle seeehr unterscheidlich gekleidet waren)? Weil die zwangsvereinten Eremiten danach zufällig den Namen des Verfassers dieser Regel im Namen trugen? Da muss mehr kommen. Sicher: Die Grundlagen monastischer Kleidung bestehen für beide Orden und die Konstitutionen von 1290 sind ein gutes Beispiel für solche Grundzüge um 1300. Aber nicht besser oder schlechter geeignet, als die der Dominikaner, Prämonstratenser, Serviten, Mercedarier, oder Kreuzherren. Und definitiv schlechter, als die der Hospitaliter. Und das sind alles der Augustinus-Regel folgende Orden. Deswegen postuliere ich zum Abschluss mal ganz provokant und unernsthaft (und fachlich zu etwa 90% falsch): Die Lazarener trugen ihre schwarzen Mäntel vorne bis zur Brust zugenäht mit angenähter Kapuze und darunter weiße Tuniken und Skapuliere mit angenähter Kapuze. Denn das haben die Dominikaner so gemacht und auch die Prämonstratenser (nur mit weißen Mänteln) und auch die Serviten (nur mit schwarzen Tuniken und Skapulieren). Und die waren ja streng genommen auch Augustiner und Serviten und Dominikaner waren ja sogar auch Bettelorden und die Dominikaner hatten in der 2. Hälfte des 13. Jh. gute Kontakte ins Heilige Land. Und überhaupt. :zunge
 
@Heidensohn, selbst wenn die Konstitutionen von 1290 stammen, wer sagt denn, das die Kleiderregel nicht schon früher angewandt wurde zumal bereits durch Raimond du Puy (1158 - 1160 ) eine ähnliche Kleiderregel aufgestellt hatte als er gleichzeitig Großmeister der Hospitaliter und der Lazarener war. Aber ich gebe dir hier recht, das hierbei die einzelnen Historiker sich nicht eindeutig einig sind und auch die Fragmente der Statutenbücher von Jerusalem und Seedorf diesbezüglich sehr lückenhaft sind, zumal die die Zweitschrift von Siegfried von Schlatt 1314 auch von Frau E. Sauer 1930 teilweise in Frage gestellt wird, für den heutig existierenden Orden ohne Zweifel erhaben erscheint. Ich bin leider kein Historiker, ich kann mich nur auf diese Informationen stützen die ich vom neu gegründeten Orden bekommen habe.
 
@ Heribert: Und warum verwendest Du nicht diese Kleiderregel Raymond de Puys, bzw. verweist darauf? Sie ist anscheinend zeitlich, räumlich und von der Ordensausrichtung her viel logischer für Deine Darstellung, als die Augustinereremiten. Und sie würde auch mich sehr interessieren. Ich kann nicht beweisen, dass die Konstitutionen nicht schon vor 1290 bestanden und angewandt wurden. Negative Beweise sind naturgemäß eher undankbare Dinger. :| Sich auf das Fehlen negativer Beweise zu stützen ist also naturgemäß eher unsichere Argumentation. ;) Dass es eine grundlegende Ähnlichkeit zwischen Raimonds Regel und der der Augustinereremiten gibt, verwundert nicht. Letztendlich griffen solche Gewohnheiten/Regeln/Statuten auf dieselben Vorbilder oder aufeinander zurück, wenn es um allgemeine Dinge ging. Deswegen sind die Details und die Wortwahl in solchen Texten ja so wichtig. Denn auch im Mittelalter waren 80 Jahre 80 Jahre und haben die größten Paragraphenreiter die Vereinssatzung geschrieben. Apropos Details: Auch wenn es die Grenze zur Rechthaberei überschreitet (ich bin kein guter Mensch), so möche ich doch anmerken, dass ich im obigen Post eine Stellungnahme zu meiner vorangehenden Argumentation zum Thema "Bettelorden" vermisse. Gute (Frei-)Nacht.
 
Aber ich gebe dir hier recht, das hierbei die einzelnen Historiker sich nicht eindeutig einig sind und auch die Fragmente der Statutenbücher von Jerusalem und Seedorf diesbezüglich sehr lückenhaft sind, zumal die die Zweitschrift von Siegfried von Schlatt 1314 auch von Frau E. Sauer 1930 teilweise in Frage gestellt wird, für den heutig existierenden Orden ohne Zweifel erhaben erscheint. Ich bin leider kein Historiker, ich kann mich nur auf diese Informationen stützen die ich vom neu gegründeten Orden bekommen habe.
Sorry, Sebastian, mit dem Zitat hier war auch die Argumentation über das Betteln und der Lazarusorden als Bettelorden zu verstehen, leider hatte ich das nicht mehr so deutlich gemacht, Asche auf mein Haupt. Aber gerade die Zweitschrift der Statuten von Seedorf von 1314 ist eben in seinen Fragmenten bis heute noch sehr umstritten. Aber deshalb halte ich dich nicht für einen Rechthaber, sondern schätze dich als einen mit dem ich endlich mal sinnvoll über den Lazarusorden diskutieren kann, der aber auch selber in der Mittelalterszene steht und auch wirklich weiß wovon ich spreche. Außer dir und Bruder Clemens hat sonst keiner entsprechende Kenntnisse über diesen Orden, für die meisten anderen Ordensdarsteller ist der Lazarusorden sehr unbekannt, viele wussten bisher noch nicht mal von der Existenz dieses Ordens, weil sonst nur die Templer, Johaniter und der Deutsche Orden am bekanntesten ist und das sehe ich jedesmal auf den einzelnen Veranstaltungen und wenn mal was darüber bekannt war, dann nur über die Lazarusritter. Leben, Wirken und Ordensstruktur ist fast allen total unbekannt.
 
Danke Heidensohn !!! :allah Das war mit Abstand die beste Argumentation die ich hier gelesen habe...absolut genial !!! :thumbsup: So stelle ich mir eine fachliche Diskussion vor....Bitte weiter so !!! :thumbsup: ...Und gelernt habe ich auch einiges... :danke
 
Das Fehlen einer verlässlich durchedierten Statutensammlung ist aber kein Argument dafür den Lazarusorden als Bettelorden zu sehen. Es ist die Begründung für das Fehlen von Argumenten dafür. Das bedeutet nicht, dass man einen Joker hat, sondern dass man überhaupt keine passende Karte hat. Auf der anderen Seite habe ich oben Argumente dagegen aufgeführt: Bezeichnung als ordo militiae, personelle und organisatorische Nähe zu den beiden großen Ritterorden, Ausformung im Hl. Land, ein Ritterorden kann nach gängiger Definition kein Bettelorden sein. Keines davon baut auf den umstrittenen Statuten auf. Das sind relativ niedrige Karten, aber sie passen. Das lässt aus meiner Sicht nur den Schluss zu, dass der Lazarus-Orden nach derzeitigem Forschungsstand kein Bettelorden, sondern ein Hospitalorden mit Umformung zum Ritterorden war. Was - ich wiederhole mich - nach gängiger Begrifflichkeit, die im Mittelalter bereits bestand, eine Einordnung als Bettelorden fast schon automatisch ausschließt.
 
Die Argumente von Heidensohn, warum es sich nicht um einen Bettelorden handelt, sind stichhaltig und problemlos nachvollziehbar. Bei einigen Recherchen bin ich auf Aussagen gestoßen, daß z.B. ein Ordenshaus im Jahre 1275 ein Jahreseinkommen von 10 Mark in Silber hatte. Nicht viel, aber immerhin ein geregeltes Einkommen, auf welches noch die wohl oft genug recht üppigen Spenden und Schenkungen angerechnet werden müssen, welche ebenfalls für die Zeit des ausgehenden 13.Jhd. beurkundet sind. Weiterhin ist auch von mehreren Zehntanteilen, welche nach einem Prozeß dem Ordenshaus zugesprochen und beurkundet wurden , die Rede. Alles in allem also ein guter Grund sich von dem, wohl demnach nicht historisch korrekten, Bild eines Bettelmönches zu verabschieden. :whistling: Auch scheint der Orden nicht unter den Begriff der Almosensammler zu fallen, da hierzu nur die monastisch geführten Hospitäler und Einrichtungen der 4 Heiligen Antonius, Hubert, Valentin und Quirinus anghörten. persönliche Anmerkung: Während meiner Recherche bin ich, nachdem ich Suchbegriffe wie "Statutenbuch von Seedorf" etc. eingegeben habe, haufenweise auf Seiten gestossen, deren historische Seriösität stark bezweifelt werden darf. Auch bin ich, logischerweise, immer wieder auf unser Forum gestossen. Aber auch hier, so hat Heidensohn ja gerade dargelegt, sind gewisse Unsicherheiten oder gar historische Irrtümer, vorhanden. Alles in allem macht das aber eine gute und gründliche Recherche sehr schwierig, wenn man hier mühselig die Spreu vom Weizen trennen muß. Was aber wieder beweist: man muß schon sehr tief in die Materie einsteigen und gründlich suchen, um ein halbwegs vernünftiges Statement abgeben zu können. ;( Bei den ersten paar Treffern bei Google ist man da jedenfalls fehl am Platz....
 
Stattdessen schreibt der ordo militiae: Es ist also eine schon den Zeitgenossen bewusste Unterscheidung vorgenommen worden. Der Papst wollte dass die Lazarener kein Bettelorden sind, sonst hätte er sie anders bezeichnet. Das ausdifferenzierte Fachvokabular dafür hatte er schon.
Ein weiterer Beleg für diese Bezeichnung des Ordens findet sich auf der Jerusalemkarte des Matthaeus Parisiensis welche in der Mitte des 13.Jhd. angefertigt wurde. In der angehängten Bilquelle ist am linken Bildrand deutlich Dom(us) Militu(m) S(ancti) Lazari zu lesen : http://2.bp.blogspot.com/-FBOjLXETQ-E/UUsASF7fUpI/AAAAAAAAAUU/FmMih_CNDfY/s1600/City_Acre.jpg Bild-Quelle:http://juliejingliu.blogspot.de/ Und bis Mitte des 12. Jhd. besaß der Orden eine eigene Mühle im Bereich der Westmauer Jerusalems.
 
:thumbsup: Noch besser !!! :danke Ich denke damit werden sich bestimmt die einen oder andern noch offene Fragen bzgl. des Lazarus-Ordens klären lassen, zumal diese Statuten doch schon so oft erwähnt wurden... :D
 
Ich geh gerade grob auf der Suche nach Kleidungsregeln durch. Bei den Schwestern wird ein Kleid und eine Haube erwähnt. Auch eine Geldmenge, die die Schwestern für die Anschaffung ihrer Kleidung jährlich erhalten haben. In der Version der dort wiedergegebenen Augustinus-Regel steht nichts neues drin. Gemeinsame Kleiderkammer, sich nicht streiten, mit dem zufrieden sein, was man kriegt: Das Übliche. Dann wird es interessant: S. 137 wird ein wenig über die Gründung des Ordens erzählt (sollte man nicht alles für bare Münze nehmen).
[...] do nam der kunic vnd sin ritterschaf nach gotlicher offenunge an ir mentele vnd an kappa, an ir schilte vnd an ir wafenroke ze eime zeichene ein gruene cruce vnsers heren ihu. xpi. nach irme schepher ewiclich zu tragenne [...]
" Da machten der König (Balduin, der Leprakranke, Königreich der Himmel und so) und seine Ritter aufgrund einer göttlichen Offenbarung an ihre (Ritter-)Mäntel und (Reise-)Kappa, an ihre Schilde und Waffenröcke als Kennzeichen ein grünes Kreuz (das Zeichen) unseres Herren Jesu Christi, um es nach ihrem Schöpfer (Willen) ewig zu tragen." Es geht sogar noch weiter, wenn kurz darauf erzählt wird, dass dieser Schöpfer/Gründer der Hl. Lazarus selbst war, der Balduin im Traum erschienen war (die genannte Offenbarung) und dass er ihm nicht nur die Organisation des Ordens, sonder explizit auch das Aussehen an dem gewande nach gottes ordenunge diktierte. Danach musste das ganze natürlich noch durch den babest des stvoles von rome aprobiert werden, der festlegte, dass die Brüder nach der Regel des Hl. Augustinus leben sollten und (Achtung!) nach den gesezeden der bewertun gewoneheit der heiligen vettere. Ich hab extra nochmal im Lexer (mittelhochdeutsches Wörterbuch siehe hier http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/MWV/wbb) nachgeschlagen was vettere heißen könnte. Es heißt tatsächlich Vetter/Vaterbruder/Onkel/Anverwandter. Bezieht sich also mit ziemlicher Sicherheit auf die Hospitaliter, deren Gesetze und bewährten Gewohnheiten übernommen wurden. Zumindest kam es dem Schreiber in Seedorf zu seiner Zeit so vor.
 
Und weiter geht's: S. 138
Wie dc gewant. Das gewant dis ordens sol alsus sin. Die cappa die da sint rit cappa die svlen sin kembelin alder von anderme einvarmene tveche dc nvit weltlich si, vnd daran vornan ein grvene cruce, einer spange lanc vnd eines geleiches, vnd den vbergenden stab ein teil kurzer. Aber an den wafenroeken vnd an den schilten sol man ein groezer cruce tragen, so die brvoder in dem heiligen lande ze strite varent, vnd an dem baner och groz cruce. Ze anderen ziten so frid ist so riten die bruoder in ritmentelen. Aber ze gottesdienste vnd ze tische alder ze genne, so svlen sv gan in mentelen die erberlich vnde geisliche gesnitten sin, von kembelichen tveche dc nuit ze kospar si noch ze boese. Aber ze svmmer so tragen tvnne mentele mit snueren, vnd hindenan nuit vsgesnitten, vnd daran ein grvene cruce zeder linggun situn in der lengi vnd in der mase als an der kappun da vor geschriben ist. Daz ander gewant dc sint die roeke, vnd die vber roeke svlen die bruoder han nuit nach weltlichem sitte gesnitten. Wan die vber roeke vornan ane spize geren, vor ganz ze mase lanc, vnd die vnderen roke dervnder begurtet. Aber kursenna vnd bellezevnd tekelachen svlen sin nuwan von schafen vnd von geisvellen. Die hosa svnsin wis alder swarz nuit kosper, vnd anne furfueze, vnd lederhosa so man riten sol. Vnd ze anderen ziten svn die schuohe nuit gesnveret noch geringot, noch gesnabelot, wan erberliche gesnitten stende.
Übersetzung kommt.
 
"Wie die Kleidung sein soll. Die Kleidung dieses Ordens soll so sein: Die Kappa die Reitkappen sind, die sollen aus gekämmten (kann auch "Kamelhaar-" heißen, aber wtf...?) oder von anderem einfarbigen (Woll-)Tuch sein, das nicht weltlich sein soll. Und daran soll vorne ein grünes Kreuz, das eine Spanne lang und ??? (geleiche kann Gelenk heißen) und den oberen Stab (des Kreuzes) einen Teil kürzer. Aber an den Waffenröcken und an den Schilden soll man ein größeres Kreuz tragen, wenn die Brüder im Hl. Land in den Kampf ziehen und an das Banner soll auch ein großes Kreuz. Zu anderen Zeiten, wenn Frieden ist, dann reiten die Brüder in Reitmänteln (Juchu, ein neues Kleidungsstück :pinch:). Aber zum Gottesdienst und bei Tisch und beim Gehen, da sollen sie in ehrbar und geistlich geschnittenen Mänteln aus gekämmten (oder wieder Kamel-?) (Woll-)Tuch, das nicht zu kostbar sei und auch nicht zu grob. Aber im Sommer sollen sie dünne Mäntel tragen mit Schnüren (geschlossen) und hinten nicht ausgeschnitten (also ohne halbkreisförmige Halseinbuchtung, sondern mit gerader Langseite des Halbkreises). Und an diesen Mänteln sie ein grünes Kreuz auf der linken Seite in Länge und von den Maßen wie an den Kappen, von denen oben geschrieben wurde. Das zweite Kleidungsstück sind die Röcke (Tuniken) und die Überröcke sollen die Brüder nicht nach weltlicher Art geschnitten haben. Denn die Überröcke sollen vorne keine Geren haben, passend lang sein und der Unterrock gegürtet. Pelzrock (kursen = Pelztunika=pelicium) und Pelze und Felldecken sollen nur aus Schafs- und Lammfellen (oder doch Ziegenfellen?) sein. Die Beinlinge sollen weiß oder schwarz aber nicht kostbar sein. Und sie sollen ohne "Vorderfüße" sein (also nicht mit Steg, aber auch nicht mit ganzem Fuß, sondern gerade runter, um die Ferse zugenäht, aber vorne offen - hab ich aus Faulheit bei meiner SpäMi-Schamlatzhose so gemacht und ist toll) und beim Reiten sollen es Lederbeinlinge sein. Zu (allen) anderen Gelegenheiten sollen die Schuhe nicht geschnürt oder mit Schnallen sein, und erst recht nicht mit spitzen Schnäbeln versehen, sondern ehrbar geschnitten (also Schlupfschuhe, maximal knöchelhoch)." Das ist doch mal ziemlich genau. 8o
 
ber im Sommer sollen sie dünne Mäntel tragen mit Schnüren (geschlossen) und hinten nicht ausgeschnitten (also ohne halbkreisförmige Halseinbuchtung, sondern mit gerader Langseite des Halbkreises). Und an diesen Mänteln sie ein grünes Kreuz auf der linken Seite in Länge und von den Maßen wie an den Kappen, von denen oben geschrieben wurde.
Juhu ich hab alles richtig gemacht. Ich hab schnüre drin und Keinen Halsauschnitt, zumindest keinen direkten halbkreis, eben damit man hinten eine Art Kragen hat wie beim Klaramantel
Das ist doch mal ziemlich genau. 8o
Und wieeeee :knuddel :danke
 

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