Lazarener, welche Farbe die Beinlinge- oder was trugen die drunter?

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S. 138 f.
Von den priestern. Die heren, die priester die bruoder sint, die ewangelier die leccener sint, vnd die die erste wihi hant, die svn erberlich vnd geisliche an iren blattan vnd an ire hare besnitten sin, vnd svlen die berte schern mit scharsahsen dur des amptes willen, vnd dur die erwirdigi der heilikeit. Aber die leigen die nuit gewihet mvgen werden, die svlen han erber berte, nebent dem munde mit den gran. Wan vmbe den mvnt svnt sv scheren eins halmes breit, vnd ir har svl och erberlich gesnitten sin, vnd vf den houbet tragen kappa ane ziphele, alder hvete so es regenot alder heis ist. Von den leian. Die brvoder dis ordens dur die notdurfte der siechan, vnd wande och die gesunden svn dienon den siechan, so tragen alle linin gewant vnd liggen vffen betten, also dc der sieche habe ze minnesten zwei bette ob ers bedarf, vnd einen houbet phulwen vnd ein kussi vnd zwei lilachenvnd ein kulter von bounwollun alder von buggeran. Die priester vnd die ritter svn och ir bettegewant also han. Aber den anderen brvoderen den sol begnuegen mit eime bette, mit eime houbet phulwen, mit eime kussin, mit zwein lilachen vnd mit eime cultere.
 
"Von den Priestern. Die Herren, die Ordenspriester sind, die Evangelienleser und Lektor sind, oder die niederen Weihen haben, die sollen ehrbar und geistlich Tonsur und kurze Haare geschnitten bekommen. Und sie sollen sich die Bärte mit Rasiermessern (Scher-Sax, cooles Wort) abscheren wegen des Charakters ihres Amtes und der Würde des Heiligen Dienstes. Aber die Laien, die nicht geweiht sind, die sollen ehrbare (also nicht zu lange) Bärte um den Mund und an der Oberlippe haben. Aber um den Mund herum sollen sie sich "einen Halm breit" rasieren (anscheinend so, dass Lippen und Mundwinkel nicht zuwuchern? Wer weiß...) und ihr Haupthaar soll auch ehrbar (kurz) geschnitten sein. Und auf dem Haupt tragen sie die (Kapuze der) Kappa ohne Zipfel, oder Hüte wenn es regnet oder heiß ist. Von den Laien. Die Brüder dieses Ordens, wenn sie durch die Notwendigkeiten der Krankheit (niedergestreckt sind), und auch die gesunden Brüder, wenn sie gerade die Kranken pflegen, tragen alle leinerne Kleider und liegen auf Betten, so dass der Kranke mindestens zwei Betten (Matrazen?) hat wenn er ihrer bedarf und ein Federbett (Daunendecke?) und ein (Kopf-)Kissen und zwei leinerne Betttücher und eine Steppdecke mit Baumwolle oder Ziegenhaar als Füllung. (Wer hätte gedacht, dass der Lexer so genau bei Bettwäschebezeichnungen ist. Cooles Wörterbuch.) Die Priester- und die Ritterbrüder sollen das selbe Bettzeug haben. Aber den anderen brüdern sollen ein Bett (Matratze?) mit einem Federkopfkissen, einem Kissen, zwei leinernen Lacken und einer Steppdecke genug sein."
 
Und nicht vergessen: Diese Statuten sind von 1314! Sie geben gute Hinweise auf frühe Kleidung und sind insgesamt älteren Statuten anderer Orden recht nah, aber sie geben nicht die Kleidung der Lazarener im 12. Jahrhundert wieder. Höchstens im Ausgehenden 13. Jahrhundert. Außerdem interessant ist, das Heribert die zugegebener Maßen manchmal schwere Fachsprache der von ihm oben angeführten Literatur anscheinend etwas flüchtig gelesen hat. Der Ursprung der Lazarener aus dem armenischen Christentum und ihre ursprüngliche Verfassung in der Basiliusregel wird von Jankrift in "Leprose als Streiter Gottes" auf S. 30 f. und 121 ff. deutlich als Mythos (sinnstiftend für die Gemeinschaft, aber mit großer Sicherheit nicht der Realität entsprechend) einbgeordnet. Wörtlich vom Ende des Absatzes zitiert: "Daraus folgt, daß die Lazariter zu keinem Zeitpunkt der Basilius-Regel folgten." (JANKRIFT, Kay Peter: Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahre 1350. Vita Regularis 4. Münster 1995. ISBN 3-8258-2589-2. S. 123) Ebenso kann die Aussage zur Kleidung "einen konkreten Beleg gibt es leider nicht mehr, die alten Statutenbücher von Jerusalem und Seedorf gibt es nur noch in Fragmenten" zumindest für die 1314er-Statuten von Seedorf (auf die Jankrift in den Fußnoten unter der Kürzung "Statutenbuch" mehrfach - auf S. 125 sogar viermal hintereinander - verweist) als widerlegt gelten. Sich an die nur 24 Jahre jüngeren Statuten des OESA zu wenden, wenn 1314 bereits eine von diesen deutlich unterschiedliche, näher an den anderen Ritterorden liegende Statutenschrift entstanden ist (mit kaum Nähe zu den Regensburger Konstitutionen des OESA), hilft ebenfalls nicht. Aus den oben zitierten Statuten geht zwar hervor, dass eine Bundhaube tatsächlich nicht üblich gewesen sein dürfte (andererseits war sie 1314 auch schon aus der Mode), dass der "Hut" bei Regen und Hitze ein Strohhut gewesen ist, ist allerdings auf Basis der Seedorfer Statuten nicht nachweisbar. Soweit von mir. Ich denke jeder von uns findet in dieser Quellenaufbereitung Verbesserungen für seine Darstellung. Ich zumindest werde einige Dinge (Schuhform und Beinlingkonstruktion) nach Prüfung der jeweiligen Konstitutionen versuchen auf meine anderen Ordensdarstellungen zu übertragen. Und die Frage nach der Beinlingsfarbe ist nun auch geklärt. Merke: Es lohnt sich einfach immer an die originalsprachliche Quelle zu gehen. :thumbup:
 
Und da bin ich wieder. Zu den Statuten von Seedorf gehört auch etwas, das der Schreiber 1314 als "ältere Gewohnheiten" bezeichnete. So heißt es auf S.153:
Wie man sol liggen. Die bruoder die ligen nahtes in den hemeden begurtet vnd in den nidergewanden vnd in den linhosan.
Die Brüder sollen Nachts also in (Leinen-Unter-)Hemden, Gürteln, Unterröcken/-tuniken und "Leinenhosen", also Bruchen schlafen.
 
Verbesserung zum letzten Beitrag: Die Übersetzung ist falsch. Hemden passt zwar, aber nidergewanden steht für die Bruche, während linhosan dem Wortstamm nach eher als leinerne Beinlinge anzusprechen wären. Das wäre auch eine weitere Nähe zu den normativen Texten der anderen Ritterorden.
 

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