Leserbrief

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marled

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Heute war ich danndoch recht sprachlos. In unserer örtlichen Tageszeitung stand ein Leserbrief zum Mittelaltermarkt in Trier, Dazu kam ein allgemeiner Leserbrief unter dem Titel "Glorifizierung einer dunklen Zeit". Für mich erstaunlichster Satz darin: "Offensichtlich sind die Darstellerinnen und Darsteller einer infantilen Regression in Verbindung mit einem gewissen Machtgefühl erlegen" Zitat: Trierischer Volksfreund, 12.7.2014, Leserland S. 32. Nun denn, dann werde ich mich mal wieder meiner infantilen Regression ergeben! Marled
 
Tja,damit müssen wir wohl leben ;) .Ich gebe mich aber sehr gern der ,,infantilen Regression,, hin,und bekomme immer wieder einen,,spüontanen Feudeausbruch :zunge ,,wenn ich den Neid nicht involvierter Sauerstoff-Atmer bemerke :D .
 
... da siehst mal was so manch einer von uns Mittelalterdarstellern denkt ; und er ist leider sicher nicht allein mit seiner Meinung. Die Formulierung infantile Regression ist allerdings schon starker Tobak , in Bayern wird unser Zeugs auch " nur " oftmals als Schmarrn bezeichnet. :bye02 Aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen ; ich persönlich erlebe selbst oftmals den " Widerstand " , immer mal sogar in der eigenen Familie, aber zieh mein Ding trotzdem durch ... auf das Mittelalter prost1 !!!
 
Vermutlich auch nur einer von der Fraktion, für den die "Gute, Richtige" Deutsche Geschichte erst ab ´68 beginnt. Aber sonst auch gar keine Ahnung von Geschichte hat.... :kopfhau
 
Ist aber auch selbstverschuldet... was sieht man auf den üblichen Märkten? - Pranger - Schaukampf - Waffenständer Die Besucher/innen an meinem Spielestand fragen immer wieder: "Haben die damals gespielt? Die mussten doch nur arbeiten." Und sind erstaunt, dass es durch die Unmenge kirchlicher Feiertage durchaus die Möglichkeit und durch die Natur des Menschen stets und allezeit Lust zum Spiel gab. (und gehen etwas schlauer davon... i.A. traurig, weil sie gegen mich verloren haben 8o )
 
Stimmt... addiere dann noch ein paar düstere Gothics und gar zu unverständlich erscheinen dann die Gedanken des Leserbriefschreibers nicht mehr...speziell nach dem Markt in Trier... :wiki1 :rauch01
 
Ich frage mich angesichts der Aussage, was besagter (Ein?-)Bildungsbürger eigentlich auf dieser Veranstaltung gesucht hat? Ich bin so frei, ihm einfach mal zu unterstellen, dass er sich selbst besser fühlt, wenn er mit bedeutungsschweren Worten um sich wirft (schön öffentlich in einer Zeitung) und Leute, deren Tun er nicht versteht (bzw. verstehen will) runterputzt. Dafür gibt's in meinem Wortschatz sogar einen eigenständigen beleidigenden Ausdruck, den ich hier wegen der Netiquette nicht verwende und mit dem diese Person jetzt unbekannterweise von mir abgestempelt wird. :D
 
Ich bin kein Freund von Dieter Nuhr, möchte ihn aber in Bezug auf den Leserbrief gerne zitieren, weil's so schön passt: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten."
 
Ist es möglich den Artikel hier zu verlinken. Ich würde gerne den ganzen Leserbrief lesen.
 
Also ich kann nur sagen, die Realität der "Erwachsenen" erscheint mir nicht als erstrebenswerter Lebensraum. Er kann sich ja mal überlegen, warum das so ist. Allerdings hat das nicht viel mit meinem Hobby zu tun.
 
Zu meinem Glück entsteht mein Selbstbild größtenteils aus meiner Selbstwahrnehmung und ist kaum von generalisierenden Vorverurteilungen anderer abhängig. Was mich aber nicht davon abhält, mich über mir Unliebsames zu beschweren. Auffällig erscheint mir die Bezeichnung des Mittelalters als "dunkle Zeit" und die Ablehnung der "Glorifizierung" selbiger. Ohne zu hinterfragen, ob tatsächlich glorifiziert wird und vor allem ohne zu hinterfragen, ob der Glorifizierung als solcher etwas Ablehnenswertes innewohnt. Die "dunkle Zeit" beinhaltet jedenfalls ein starres Gesellschaftssystem, das kaum soziale Veränderung für den Einzelnen bereithält. Das scheint mir für die meisten, die eine "dunkle Zeit" postulieren, das Hauptmerkmal zu sein - dieser Mangel an Freiheit verursacht durch die Fremdbestimmung durch Obrigkeit und Kirche. Im Gegenzug bestand dafür in wesentlich größerem Ausmaß die Möglichkeit, sich durch selbstbestimmte Arbeit selbst zu verwirklichen und seinen Arbeitsalltag selbst einzuteilen. Ebenso wurden die Grundlagen für die persönliche Existenz zumeist selbst und direkt hergestellt. Das ist nun mal so in einer Gesellschaft, deren Existenzsicherung auf Landwirtschaft beruht, die von einem Großteil der Bevölkerung betrieben wird. In unsere postmodernen postindustriellen Gesellschaft hat sich das Ausmaß an Freiheit nicht erhöht. Lediglich die Bereiche in denen Freiheit oder vermeintliche Freiheit stattfindet haben sich verschoben. Geh mal zu einem mittelalterlichen Bauern und sag ihm, er soll gefälligst um 7 Uhr morgens sein Zuhause verlassen und 8 Stunden ununterbrochen für Fremde schuften und darf in der Zeit nicht heimgehen oder andere Tätigkeiten (wie etwa Flöte spielen während dem Schafehüten) ausführen. Und die Hälfte von dem was er verdient muss er abgeben. Für diese Abgabenquote und dieses Ausmaß an Frondiensten hätten vor 1000 Jahren alle Burgen gebrannt. Tatsächlich könnte man auch von einer Enteignung der Bevölkerung sprechen. Zwar haben mittlerweile alle Geld (wer keines hat bekommt welches vom Staat), aber kaum einer verfügt über Produktionsmittel. Also kaum einer kann kann sich selbst versorgen, weil keiner Geld herstellen kann - und ohne Geld (und den Staat, der dieses zur Verfügung stellt und den Wert garantiert) kann keiner seine Existenz sicherstellen. Weil im Gegensatz zum armen Mann der dunklen Zeit der Großteil der modernen Bevölkerung keine Möglichkeit hat sich Ziegen und Hühner in seiner selbstgebastelten Hütte zu halten (das ist ja heute alles durch den Staat streng und teuer geregelt) kann auch keiner der Abhängigkeit entkommen. Die Kirche der dunklen Zeit konnte glaubhaft das Paradies versprechen - inklusive Schritt-für-Schritt-Anleitung und Erfolgsgarantie. In unserer modernen Gesellschaft darfst du dir den Weg ins Paradies selber suchen. Ohne Garantie, ohne Sicherheit. Nur mit ganz viel Vielleicht und der Zuversicht, dass man nicht zu intensiv glauben darf. Solche Typen wie dieser Franz aus Assisi, der behauptet, dass Gott ihm im Schlaf erscheint und daraufhin als Einsiedler lebt, gelten heutzutage als verrückte Penner und werden psychiatriert (also unter Freiheitsentzug mit bewusstseinsveränderten Substanzen behandelt). Insofern erscheint mir die zweifellos oftmals vorhandene Regression keinesfalls infantil sondern vielmehr als das Aufzeigen alternativer Gesellschafts- und Existenzmodelle. Wer bereits mit der Präsentation historisch überlieferter Lebensalternativen überfordert ist hat auch keine Offenheit und kein Empfindungsvermögen für neue Alternativen. Solche intoleranten Charaktere sind zentnerschwere Klötze an den Beinen der Evolution der menschlichen Gesellschaften. Solche Menschen sind schuld daran, dass alles bleibt wie es ist. Solche Menschen tragen die Verantwortung dafür, dass nichts besser werden kann.
 
Solche intoleranten Charaktere sind zentnerschwere Klötze an den Beinen der Evolution der menschlichen Gesellschaften. Solche Menschen sind schuld daran, dass alles bleibt wie es ist. Solche Menschen tragen die Verantwortung dafür, dass nichts besser werden kann.
Bei uns im Kreisverband des Roten Kreuzes hängt unter anderem ein eingerahmter Spruch: "Optimisten wollen die Welt verändern, nicht den Status Quo erhalten." Stimmt. Ich lass solche Leute einfach labern, denn wer sich beschwert, macht ja in der Zeit nix schlimmeres.
 
einer dunklen Zeit
Ich frage mich gerade, welche Zeit für die Menschen in 500 Jahren dunkler gewesen sein wird, das Mittelalter oder unsere Zeit, in der wir gerade dabei sind, das zu zerstören, was für unser Leben und Überleben notwendig ist. Vielleicht sollte ich mich eher fragen, ob es in 500 Jahren überhaupt noch jemanden gibt, der darüber nachdenken kann. @AndiP Schön geschrieben.
 
jepp... Andi P. :thumbsup: ... allerdings könnte jetzt die alte Frage auftauchen: "Was haben uns die Römer gebracht?" - "Nichts, außer sauberes Wasser, Krankenversorgung, Bildung, mehr Freizeit, eine Altersversorgung, gute Straßen.... " ;) ... und Fussball! Allerdings wäre es heute abend mühsam, wie im englischen Frühmittelalter zwischen den Dörfern, heute zwischen Argentinien und Deuschland zu spielen. Ach nein, Amerika gab es ja auch nicht vor 1492.
 
Regt euch nicht auf... was glaubt ihr denn was ich im 19Jh schon alles an den Kopf geworfen bekommen habe von unseren (Ein)Bildungsbürgern der 68er Fraktion. Da ist das noch Kindergartenniveau. Inzwischen halte ich es mit dem Spruch: Was juckt es eine dt. Eiche wenn eine Sau sich an ihr kratzt. Ignorieren tut den Herrschaften nämlich meistens besonders weh :)
 
Jeder von uns ist wegen seinem Hobby komisch angesprochen worden. Habe mehrere "komische" Hobby´s :) Ich denke mir meist auch..."Ja ja,schwätz du nur.Keine Ahnung von der Materie aber keinen Dunst.". Was mir mehr Gedanken macht ist der Name der Zeitung: "Trierischer Volksfreund"..... Aber egal,solche Fuzzi´s gibt es immer und überall. Aber mich würde der Wortlaut des Briefes auch interessieren. Gruss Bernd
 
Hm, dunkle Zeit . . . Na, die gab es doch wirklich im Mittelalter :thumbup: Wann? Morgends bevor die Sonne aufging und abends wenn sie unterging; nicht mit einem Mal sondern sich stetig erhellend oder verdunkelnd. Aber anscheinend kennt sich der Schreiber dieses Leserbriefes an den Trierischen Volksfreund auch nicht so recht mit seinem Deutschen Wortschatz aus, und hätte nicht doppelt gemoppelt infantil vor die Regression gesetzt, denn psychologisch betrachtet bedeutet ja schon die Erwähnugn der Regeression, daß sich der Rest des Satzes auf infantiles Verhalten beziehen wird. Ach ja, aber was das jetzt mit dargestellter Historie i Zusammenhang bringen soll - ich weiß das nicht. Hätte ich damals versucht meine zwei Infanten von ihrem kindlichen Gepräge abzubringen versucht, hätten die mir kindlich etwas gehustet und sich wieder ihrem Gameboy zugewand. Und manchmal ist es auch garnicht mal schlecht, sich das eine oder andere kindliche Verhaltensmuster zu bewaghren Es grüßt der Sohn meines Vaters
 
ich war ja in trier auf dem Markt und da war eine Dame (so um die 40), die an der Kasse stand und meinte:"Wohnen die da echt in Zelten von damals? In dem Alter? Das sind doch voll die Freaks! nach dem Satz hatte ich gute Lust, der Dame eine Standpauke zu halten.....naja aber dafür bin ich wohl doch zu nett^^
 
ich war ja in trier auf dem Markt und da war eine Dame (so um die 40), die an der Kasse stand und meinte:"Wohnen die da echt in Zelten von damals? In dem Alter? Das sind doch voll die Freaks!
Ja, leider. Auch wir würden feststehende Häuser bevorzugen, aber die wenigsten Veranstalter haben die Möglichkeit ausreichend Rekonstruktionen auf archäologisch fundierter Basis zur Verfügung zu stellen. Auch wären unsere Darstellungen in einem solchen historisch korrekterem Umfeld wesentlich wirklichkeitsgetreuer möglich. Aber der derzeitige Finanzierungszustand des Bildungs- und Museumsbereichs erlegt uns bedauerlicherweise prekäre Verhältnisse auf. Wir können versuchen, so gut als möglich mit eigenen Mitteln zu kompensieren, aber auch wir erreichen die Grenzen unseres Möglichen. Und ja, meine Dame, ich stimme Ihnen zu. Ohne ein gesteigertes Maß an Idealismus ist das keinesfalls zu bewältigen. Daher freut es mich, dass Leute wie sie unsere Leidenschaft teilen und und Veranstaltungen wie diese mit Präsenz und Eintrittsgeldern unterstützen.
 

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