Das Hebammen die Schuld daran zugeschoben wurden, wenn Kinder tot, verkrüppelt oder in sonstiger Weise behindert zur Welt kamen, habe ich nicht bestritten. Im Gegenteil: Ich habe ausdrücklich gesagt, dass der Vorwurf des Kunstfehlers so alt ist, wie die Medizin selber. Ich habe auch zugegeben, dass der allgemein vorhandene Glaube an Schadzauber sein übriges dazu getan hat. Aber es war eben nicht die Kirche, die diesen Vorwurf erhob, sondern die betroffene Familie! Und was die Abtreibung angeht - auch das ist Klosterwissen. In den Schriften aus Salerno findest Du ebenso Rezepte, für die Förderung der Fruchtbarkeit, wie deren Verhinderung und Mittel, wie sich das Maleur beseitigen lässt, falls es mit dem Verhindern doch nicht geklappt hat. Die Kirche sorgte sich auch nicht um eine mögliche Unabhängigkeit der Frau, sondern um die Sünde, die angeblich dadurch begangen wird, dass Mann sein Sperma ohne Zeugungsabsicht verspritzt. Die theologische Begründung ist die Geschichte von Onan, der von Gott getötet wurde, weil er den Coitus interruptus praktizierte. (Mit der Begründung fordert der Papst heute noch, dass Geschlechtsverkehr nur in Zeugungsabsicht stattfinden darf). Wobei der Papst gut beraten wäre, sich die Sache mal aus jüdischer Sicht anzuhören. Danach bestand Onans Sünde darin, dass er der Witwe seines Bruders einen Erben vorenthielt, um selbst dessen Erbe anzutreten. Ich kann mit diesem Gerede von der "Unabhängigkeit der Frau" auch nur wenig anfangen. Im Mittelalter hätte eine Frau nur in seltenen Fällen dadurch gewonnen, ein Kind nicht zu bekommen. Kinder waren nicht nur Altersvorsorge, sondern sicherten auch den eigenen Status. Keine Kinder zu bekommen war sogar ein Scheidungsgrund. In weiten Teilen des Mittelalters standen Frauen unter der Munt des Ehemannes, konnten als Witwe aber Namen eines Sohnes regieren oder Geschäfte führen. Gab es keine Söhne, gab es auch keine Unabhängigkeit, sondern nur die Wahl zwischen Kloster und Munt eines männlichen Verwandten. Von daher war es sinnvoll, ein paar Söhne in Reserve zu haben.