mediziner und hexen

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Also, als "Hexe" ganz sicher die normale, für ihren Stand übliche Kleidung einer Frau zu ihrer Zeit - zur "Hexe" wurde sie ja erst, wenn sie mit dieser Beschuldigung angeklagt wurde
Genauso ist es. Zur "Hexe" wurde eine bis dahin unbescholtenene, im Stile der Zeit und ihres Standes bekleidete Person durch Denunziation, Verdacht und Anklage. Hierzu ein noch kleiner Exkurs zur Rechtsgeschichte der frühen Neuzeit: Die Hexentheoretiker beider Konfessionen der frühen Neuzeit beriefen sich, um eine Person des Malefizverbrechens anzuklagen, auf die 4 Elemente der Hexenlehre: 1. Teufelspakt 2. Teufelsbuhlschaft 3. Hexensabbat 4. Schadenszauber Diese 4 Elemente galt es im Hexenprozeß allesamt zu beweisen, und ihr Geständnis, da es sich ja um ein "crimen exceptum"( = Ausnahmeverbrechen) handelte, durch die nicht unübliche " fortgesetzte " Tortur zu erzwingen. Erst mit diesem Geständnis war der Prozeß abgeschlossen und das Urteil konnte vollstreckt werden. Einzelne Elemente sind, für sich alleine stehen, aber bereits in älteren Werken der Justiz vertreten. Der Schadenszauber ist bereits im Sachsenspiegel vertreten, und die Constitutio Criminalis Carolina (CCC) von 1532 unterscheidet 3 Arten von Schadenszauber: 1.Schadenszauber mit Teufelspakt 2. Schadenszauber ohne Teufelspakt 3. harmloser Zauber Nur die ersten beiden Delikte wurden übrigens, gemäß der " Carolina" mit dem Tod bestraft. Das Malefizverbrechen ist aber aus der Sicht der Juristen der frühen Neuzeit nicht nur ein "crimen exceptum", sondern auch um ein " crimen mixti fori". Dies bedeutet, das ein Malefizverbrechen, nach Erscheinen des " Malleus" im Jahre 1486 nicht nur von der weltlichen, sondern auch , in Symbiose, von der kirchlichen Justiz verhandelt wurde. Vor dieser Zeit war noch weitgehend eine Trennung der Delikte zu finden: Das Verbrechen der Häresie wurde von den kirchlichen Gerichten verhandelt, das Verbrechen des Schadenszaubers z.b. nach den Buchstaben der "Carolina" von den weltlichen Gerichten.
 
naja, echte Hexen sehen aus wie ganz normale Frauen, machen auch keinen "Hokuspokus" und tanzen auch nicht bei Nacht um irgendwelche Steine. Meist haben sie sich ein umfangreiches Wissen um Kräuter und Psychologie angeeignet. Von Oma bis ... Internet. Oft sind sie auch sehr gläubig, weil sonst das erlebte nicht zu verarbeiten ist. Und es muß Dir schon verdammt dreckig gehen oder Du mußt sie schon sehr gut und lange kennen, bis Du sie erkennen kannst. Echte Hexen hat man nie verfolgt, denn auch die Hexenjäger wollten sich DAMIT nicht anlegen
 
Du mußt sie schon sehr gut und lange kennen, bis Du sie erkennen kannst. Echte Hexen hat man nie verfolgt, denn auch die Hexenjäger wollten sich DAMIT nicht anlegen
Nun, in England war das scheinbar kein Problem: Im Jahre 1645 bezeichnete sich ein gewisser Mathew Hopkins, ein ehemaliger Jurastudent, selbst als " Generalhexenfinder", und wütete über 1 Jahr in den Grafschaften Ostenglands. Ausgestattet mit einem Legitimationsschreiben kassierte er 20 Schilling pro entdeckter Hexe, und war damit für zahlreiche Hinrichtungen verantwortlich. Noch heute gibt es v.a. in Südafrika die sog. "Witch smeller" Eine herrliche Parodie zu diesem Thema findet man übrigens in der Black Adder Folge : "Witchsmeller Pursuivant" :D
 
Die Geschichte des realen Mathew Hopkins kam übrigens 1968 , frei nach dem Roman "Witchfinder General" von Ronald Bassett, vom Regisseur Michael Reeves unter gleichem Titel ( deutsche Fassung : " Der Hexenjäger" ) mit dem Hauptdarsteller Vincent Price in die Kinos.
 
hi, ich habe mich vor kurzem mit dem thema Heilerinnen im Mittelalter auseinandergesetzt und diese sogenannten "hexen" es kommt natürlich drauf an welche Zeit du dir aussuchst. Vergiss ganz schnell das bild einer Hexe mit roten Haaren, Hakennase mit Pickel, Fledderklamotten und Katze auf der Schulter. Ich such gerade nach Worten um jetzt hier kein Geschichtsbuch abzuschreiben. Am anfang wurden nur die Heilerinnen der hexerei bezichtigt. Dieser Wahn wurde irgendwann (glaube es war 10 jh.) von der Kirche geschürt, da die Medizin und Heilkunst überhand nahm und die Kirche es nicht sooo gern sah wenn Krankheiten mittels Kräuter geheilt wurden, denn laut Kirche "Gott heilt alles" Da die Kirche ja an die Auferstehung glaubte, musste ja keiner Angst vor dem Tod haben, solang er ein frommes, sündenfreies Leben geführt hat. hierzu reicht eine einfache Bauern gewandung. dann gab es noch diese "hexen" die sich der dunklen Magie bedient haben, welche solchen kram wie lebendige Maulwürfe in einem topf braten und solche sachen gemacht haben, die standen zum Teil so unter trance weil sie -ja heute spricht man von drogen- berauschende Kräuterdämpfe eingeatmet haben. die haben zum teil dadurch angst verbreitet.... später wurden selbst die Beginen als hexen bezeichnet.... also da müsstest du dir wirklich erstmal ne zeit raussuchen. weil zum teil wurde man schon als hexe bezeichnet nur weil eine frau ein muttermal hatte das sogenannte teufelsmal, oder wenn dich der NAchbar nicht leiden konnte oder oder oder Ich empfehle das Buch von Annerose Sieck "Heilerinnen im Mittelalter" ISBN kann ich dir grad nicht sagen. Das Buch hab ich verliehen. Im Buch "die Ritter" von Walter Hansen findest du auch einige passagen darüber zb über Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) er war der Größte Autor der Zauberei lt. Universitätsprofessor dr. Peuckert Zitat aus dem Buch: ....die weltlichen Paragraphen gegen das Hexenunwesen finden sich zu beginn des Mittelalters unter anderem im bayrischen volksgesetz dem Lex Bajuvariorum (um 759 n. Chr). Der Gesetzgeber bezweifelte damals nicht, dass es hexen und hexenmeister gab, die imstande waren ernten und vieh durch beschwörung zu vernichten. die entsprechenden strafen waren bemerkenswert human im vergleich zu den barbarischen gesetzen der späteren hexenprozessen.... ... weitere gesetzte wurden 771 von herzog tassilo erlassen.... Das Buch ist absolut zu empfehlen, hier findest du auch Zaubersprüche usw. aber erstmal ne zeit raussuchen und eine region. ich hoffe ich habe nicht zu sehr ausgeholt und für Verwirrung gesorgt :)
 
Am 20. Januar 1260 schrieb Papst Alexander IV. in einer Order an seine Inquisition, Hexen seien nicht aktiv zu verfolgen, sondern auf Anzeigen hin festzunehmen. Prozesse gegen Hexen sollten bei Zeitmangel zurückgestellt werden, die Bekämpfung von Häresien habe Vorrang. Und übersetzt: Verdammt noch mal! Lasst mich doch mit den Weibern in Ruhe! Um uns herum lauter Besserwisser die mir erklären wollen wie man als Kirchenmann seinen Job machen soll! Schafft mir die mal lieber von Leib! Die brennende Hexe gab es de facto also nicht im Mittelalter. Das kam erst mit - ich sag's immer wieder gerne - der Aufklärung in Mode ... Seltsamer Weise ...
 
Die brennende Hexe gab es de facto also nicht im Mittelalter. Das kam erst mit - ich sag's immer wieder gerne - der Aufklärung in Mode ... Seltsamer Weise ...
Das stimmt Strafen waren zb lt. Volksgesetz: "Wenn einer des anderen Getreidefeld mit Zauberkünsten bespricht und dabei ertappt wird,soll er mit 12 Solidis büßen. Auch muss er das ganze nächste Jahr lang dessen Familie und Hauswirtschaft oder Vieh in seine Obsorge nehmen. Wenn der, dessen Getreide besprochen wurde etwas in diesem Jahr verliert, so ersetze es ihm der andere. Wollte der aber leugnen, so soll er mit 12 Eideshelfern abschwören oder sich im Zweikampf messen"
 
Am anfang wurden nur die Heilerinnen der hexerei bezichtigt. Dieser Wahn wurde irgendwann (glaube es war 10 jh.) von der Kirche geschürt,
Ist so nicht ganz richtig, aber es ist schon korrekt, daß gerade heilkundige Frauen wie z.B. Hebammen der Geistlichkeit suspekt waren. Der erste überlieferte Fall von Verfolgung einer Frau wegen Zauberei soll aus dem Jahre 1074 stammen. Hier wurde eine Frau verdächtigt, die Menschen mit Hilfe von Zauberei verwirrt zu haben und ist durch Sturz von der Stadtmauer exekutiert worden. Allgemein gilt in Expertenkreisen aber, daß, was wir heute als Hexenverfolgung bezeichnen, in den Jahren 1420-1430 in der franz. Dauphiné, den Franz. und Schweizer Alpen und im Jura begann, also Regionen, in der sich die Waldenser angesiedelt haben. Die Beginen sind in der Tat, u.a. aufgrund ihrer liberalen Ansichten bzgl der Religionsausübung, der Häresie und Ketzerei verdächtigt worden. Und auch die Prüfung auf sog. Teufelsmahle, die sog. " proba stigmata" galt in der frühen Neuzeit ein probates Mittel um eine Hexe zu identifizieren. Das Hexenmal galt sogar als beweisendes " Indiz" und berechtigte den Hexenkommissar zur Einleitung der "peinlichen Befragung".
Am 20. Januar 1260 schrieb Papst Alexander IV. in einer Order an seine Inquisition, Hexen seien nicht aktiv zu verfolgen, sondern auf Anzeigen hin festzunehmen. Prozesse gegen Hexen sollten bei Zeitmangel zurückgestellt werden, die Bekämpfung von Häresien habe Vorrang.
Interessant ist aber v.a. die Bulle " Summis desiderantes affectibus ", die sog "Hexenbulle", die Papst Innozenz VIII am 5.Dez. 1484 veröffentlichte. Diese Bulle war letztendlich die Legitimaton für Heinrich Kramer( Henricus Institoris) den "Malleus" zu verfassen.
 
Hm, wir befinden uns im Bereich "Living History und Reenactment". Und es wird ernsthaft hier über "echte" Hexen gesprochen ...?
 
Die Frage ist, bis wann gab es Hexen, nicht wann wurden Hexen wo verfolgt. Leute, die an "übersinnliches" Glauben, Tricks anwenden, um diesen Glauben auszunutzen (bewußt oder unbewußt) usw, gibt es noch heute und gab es früher, zumindest schon zur Völkerwanderungszeit auch unter ähnlicher Bezeichnung. Im 19 jhdt wurde noch eine Frau wegen Betruges bestraft, weil sie den Leuten weisgemacht hat, sie könne "Zaubern". Aber das gehört zur Hexenverfolgung. Es ist uninteressant, ob man das nun glaubt oder nicht, die glauben genauso wie früher dran. Und geben sich genau wie früher nicht/selten zu erkennen. Sonst klappt das mit der Hexerei nämlich nicht. Ich kenne 2, reicht oder?
 
Ich denke, dass man ein paar Begriffe auseinander halten sollte, die unser "modernes" Hexenbild prägen, nämlich Glaube an die Wirksamkeit von Flüchen bzw. Schadzaubern, Ketzerei/Häresie und Kräuterheilkunde. Der Glaube an die Wirksamkeit von Flüchen und Schadzaubern ist weit älter als das Mittelalter und bis in die Neuzeit existent. Er lässt sich aber relativ problemlos ins Christentum integrieren und war daher aus kirchlicher Sicht kein Problem. Ob nun jemand das Vieh des Nachbarn verhext oder vergiftet, ist erstmal eine weltliche Angelegenheit. Für die Kirche ist es eher eine Geldquelle, weil sich darüber Amulette verkaufen lassen. Der Teufelspakt als Ursache ist eine Erfindung der Neuzeit, deshalb mischt erst in dieser Zeit die Kirche bei der Verfolgung mit. Ketzer und Häretiker, d.h. alle die sich in Widerspruch zur offiziellen Lehrmeinung der katholischen Kirche setzen, werden dagegen schon aus Gründen des Machterhalts verfolgt. Da kann im Einzelfall auch mal der Vorwurf erhoben werden, jemand habe Schadzauber betrieben - aber es ist die Ausnahme, nicht die Regel. Ob nun Beginen und Begarden, Waldenser, Hussiten, Katharer oder Arianer - das sind alles Bewegungen, die von "wahren" christlichen Glauben abgefallen sind (auch wenn sie von sich behaupten sie seien im Besitz der alleinseeligmachenden Glaubenswahrheit). Das Wissen um die Wirkung von Kräutern war dagegen kein Verfolgungsgrund. Viel anderes, als Kräuter, Mineralien und Tierbestandteile gab es schließlich nicht, um daraus Medikamente herzustellen. Die zum Teil noch aus der Antike stammenden Rezepte wurden in den Klöstern gesammelt und weiter tradiert. Die "Physika" der Hildegard von Bingen ist ein schönes Beispiel für eine Sammlung aus antiker Überlieferung und "Volksmedizin". Ich sehe auch sonst nicht, wo Hebammen in Konkurrenz zum Kloster stehen sollten. Kreißsäle sind eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Probleme traten soweit mir bekannt ist, immer nur auf, wenn es bei der Geburt zu Komplikationen kam. Der Vorwurf von Kunstfehlern ist so alt, wie die Medizin selber und da der Glaube an Schadzauber weit verbreitet war (s.o.), ist nicht verwunderlich, dass solche Vorwürfe auch gegen Hebammen erhoben wurden. Einen sehr guten und gut dokumentierten Artikel über die Entwicklung und Rezeption der Hexenverfolgung gibt es übrigens hier: http://www.storicamente.org/05_studi_ricerche/streghe/voltmer.htm
 
Der Grund warum Hebammen verfolgt bzw als Hexen bezeichnet wurden war der, dass HEbammen nicht nur fürs Kinder auf die Welt bringen zuständig waren, sondern auch wussten wie man diese abtreibt. das heisst die Frau wurde unabhängiger. sie selbst konnte entscheiden ob sie ein kind auf die welt bringen will oder nicht. das sahen weder die männer noch die kirche gern. auserdem machte mann auch die hebammen zu späterer zeit dafür verantwortlich wenn die kinder behindert oder tot zur welt kamen, des war unter umständen auch ein todesurteil für die hebamme. die hebamme hatte die heutige rolle des frauenarztes. so laut dem buch Heilerinnen im Mittelalter
 
Also wenn man die Kritiken über das Buch ließt rührt sich bei mir der Skeptiker über das Fachwissen der Autorin ...
 
Schreibfehler, Wiederholungen, Unbewiesene Klischees ... Das ganze Klingt halt irgendwie viel zu sehr nach dem typischen bösen Mittelalter in denen Frauen allesamt schlecht behandelt wurden und das man zu gerne bewiesen und angeprangert haben will. So die Kritiker.
 
Das Hebammen die Schuld daran zugeschoben wurden, wenn Kinder tot, verkrüppelt oder in sonstiger Weise behindert zur Welt kamen, habe ich nicht bestritten. Im Gegenteil: Ich habe ausdrücklich gesagt, dass der Vorwurf des Kunstfehlers so alt ist, wie die Medizin selber. Ich habe auch zugegeben, dass der allgemein vorhandene Glaube an Schadzauber sein übriges dazu getan hat. Aber es war eben nicht die Kirche, die diesen Vorwurf erhob, sondern die betroffene Familie! Und was die Abtreibung angeht - auch das ist Klosterwissen. In den Schriften aus Salerno findest Du ebenso Rezepte, für die Förderung der Fruchtbarkeit, wie deren Verhinderung und Mittel, wie sich das Maleur beseitigen lässt, falls es mit dem Verhindern doch nicht geklappt hat. Die Kirche sorgte sich auch nicht um eine mögliche Unabhängigkeit der Frau, sondern um die Sünde, die angeblich dadurch begangen wird, dass Mann sein Sperma ohne Zeugungsabsicht verspritzt. Die theologische Begründung ist die Geschichte von Onan, der von Gott getötet wurde, weil er den Coitus interruptus praktizierte. (Mit der Begründung fordert der Papst heute noch, dass Geschlechtsverkehr nur in Zeugungsabsicht stattfinden darf). Wobei der Papst gut beraten wäre, sich die Sache mal aus jüdischer Sicht anzuhören. Danach bestand Onans Sünde darin, dass er der Witwe seines Bruders einen Erben vorenthielt, um selbst dessen Erbe anzutreten. Ich kann mit diesem Gerede von der "Unabhängigkeit der Frau" auch nur wenig anfangen. Im Mittelalter hätte eine Frau nur in seltenen Fällen dadurch gewonnen, ein Kind nicht zu bekommen. Kinder waren nicht nur Altersvorsorge, sondern sicherten auch den eigenen Status. Keine Kinder zu bekommen war sogar ein Scheidungsgrund. In weiten Teilen des Mittelalters standen Frauen unter der Munt des Ehemannes, konnten als Witwe aber Namen eines Sohnes regieren oder Geschäfte führen. Gab es keine Söhne, gab es auch keine Unabhängigkeit, sondern nur die Wahl zwischen Kloster und Munt eines männlichen Verwandten. Von daher war es sinnvoll, ein paar Söhne in Reserve zu haben.
 
"Wenn jemand vom Teufel getäuscht nach Sitte der Heiden glaubt, dass irgendein Mann oder eine Frau eine Hexe sei und Menschen isst und er sie deshalb verbrennt oder ihr Fleisch zum Essen gibt oder sie isst, werde er mit dem Tode bestraft". (Capitulatio de partibus Saxoniae, KdG, 782) Wenn es zutrifft, dass der Begriff strigam mit Hexe übersetzt wird, dann gab es diesen Begriff schon früher. Mit diesem Gesetz zeigte sich aber auch die Angst der Christen vor okkulten Dingen, die den Heiden nachgesagt wurden. Okkulte Dinge kanten die Christen ja schon selbst aus dem alten Testament. (z.B. 5.Buch Moses 18, 10-11). Was nun die viel zitierte "Hexenverfolgung im Mittelalter" angeht, so gebe ich Amici in allen Punkten recht !
 
Ich denke, dass man ein paar Begriffe auseinander halten sollte, die unser "modernes" Hexenbild prägen, nämlich Glaube an die Wirksamkeit von Flüchen bzw. Schadzaubern, Ketzerei/Häresie und Kräuterheilkunde.Der Glaube an die Wirksamkeit von Flüchen und Schadzaubern ist weit älter als das Mittelalter und bis in die Neuzeit existent. Er lässt sich aber relativ problemlos ins Christentum integrieren und war daher aus kirchlicher Sicht kein Problem. Ob nun jemand das Vieh des Nachbarn verhext oder vergiftet, ist erstmal eine weltliche Angelegenheit. Für die Kirche ist es eher eine Geldquelle, weil sich darüber Amulette verkaufen lassen. Der Teufelspakt als Ursache ist eine Erfindung der Neuzeit, deshalb mischt erst in dieser Zeit die Kirche bei der Verfolgung mit.
Genau das habe ich bereits im Beitrag Nr. 20 mit den 4 Elementen der Hexenlehre detailliert beschrieben. Das Novum ist aber, das erst in der frühen Neuzeit, mit der "Hexenbulle" und dem sich daraus legitimierenden "Malleus" dem bis dato nur für die weltliche Justiz interessante Schadzauber jetzt mit der geistlichen Komponente, nähmlich der "Hexerei" verknüpft wurde. Ich habe es in Nr. 20 ja bereits als neu geschaffener Begriff " crimen mixti fori" beschrieben. Mit dem "Malleus" wurde der Schadzauber mit den 3 Elementen des Teufelkontaktes zu den nun gültigen Elementen der Hexenlehre verknüpft, und diese wurden gerade in der Übergangszeit des 16. zum 17. Jhd. durch die bekannten Hexentheoretiker dogmatisch verbreitet. Ich verweise hier vor allem auf die Werke von Peter Binsfeld ( Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum ) und Martin Antonius Delrio ( Disquisitionum magicarum libri ***). Gerade die zunehmende Flut von Veröffentlichungen zur Hexenlehre ist auch ein Grund für ihre Ausbreitung, und ist damit, wie die Reformation, zur Entwicklung des Buchdrucks proportional. Desweiteren ist auch der "Malleus" schuld am Rollenbild der Frau bzg. der Malefizverbrechen. Kramer definiert hier den Begriff "femina" mit "fides minus", also " wenig Glauben" und liefert hierfür gleich zahlreiche Belege aus der Bibel. Weiterhin findet man auch in diesem Werk auch folgende Aussage : Wenn sich eine Frau anmaßt zu heilen, ohne die die Heilkunst studiert zu haben, ist sie eine Hexe und muß sterben. Aber auch gerade im aufgewühlten Zeitalter der Gegenreformation war eine tief verwurzelte Furcht vor dem "Bösen" und dem "Unbegreiflichem" im Volk verwurzelt. Es herrschte eine extreme Fömmigkeit, die die Anderartigkeit nicht zuließ. Und andersartig und damit suspekt waren nun einmal "heilkundige" Frauen, wie z.B. Hebammen. Der Grad zwischen Glück und Verderben war für diese Frauen extrem schmal, v.a. während der Höhepunkte der Hexenverfolgung, in der Zeit des 30-jährigen Krieges. Gerade in dieser Zeit, die durch Tod, Verwüstung, Seuchen und Mißernten durch Klimaveränderungen geprägt war sind die meisten Traktate veröffentlicht worden, aber auch die ersten zarten Gegenstimmen, wie die Friedrich Spees, wurden laut.
 
tja, so ist das mit dem Hexenglauben , Ulrich Schon KdG hat die "Hexenverfolgung" verboten, zumindest die heidnische Variante
 
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