Sind sich unsere singenden Musiker eigentlich darüber im klaren, dass auf Grund der kleineren Körpergröße der Menschen im Mittelalter (somit kürzere Stimmbänder), die Singstimmen im allgemeinen höher waren als es heute der Fall ist ?
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.. bei mir tauche die Frage auf, als ich mich wundertet das unsere alten Kirchenlieder so „hoch“ geschrieben sind ...
Die Stimmbandanatomie hat keinen direkten Bezug zur Körpergröße. Bin 1,83 m und singe hohen Tenor. Kenne aber auch 1,60 m Baritone und Bässe. Dass der durchschnittliche Tonhöhenambitus (anatomisch zur Verfügung stehende Sing/Sprechtöne) früher höher gewesen wäre, ist reine Spekulation, aber möglich. Die Aufzeichnungen der alten Kirchenmusik meinte keine absolute Tonhöhe im Sinne von a´=440 Hz (Kammerstimmton der heutigen Orchester), sondern eine relative. Man konnte beliebig, nach empfundenem Wohlklang anstimmen. Dabei konnte der z.B. Ton "d" der Guidonischen Reihe (die Töne nach Guido von Arezzo, dem Begründer der Notenschrift, um 1020), jeden beliebigen Ton, unter Beibehaltung des Tonnamens einnehmen. Auf eine gemeinsame, verbindliche Tonhöhe einigen, musste man sich nur beim Stimmen von zusammengespielten Instrumenten - diese variierte örtlich, lokal stark. Es gab aber ein Klangideal, welches hoch angestimmte Gesänge mit dem aufsteigen der Seele in den Himmel assozierte. So gab es schon in frühen Zeiten der ersten Mehrstimmigkeit (schon ab dem frühen 10. Jhd. gab es zweistimmiges
Organum) falsettierende Sänger. Diese sangen alles eine Oktave höher, waren aber keine Kastraten, wie später in den Barockopern.
Von daher ist meine Stimme, sofern ich sie überhaupt hätte erheben dürfen, rein völligst unA
Da wär ich mir gar nicht so sicher. Zumindest in Hildegard's Kloster, hättest Du die himmlischsten Melodien singen dürfen. Editierungsnachtrag: Wobei ich Deine Stimme natürlich nicht kenne. Sollte Dein eingestrichenes c jedoch mehr dem Krächzen eines Raben, als dem tragenden Klang einer entsprechenden Orgelpfeife gleichen, hast Du wohl sicher Recht.