Heidensohn
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Bei meinen ersten Versuchen mir Kleidung der Westslawen und/oder Dänen des 10. Jahrhunderts zu recherchieren, stellte sich schnell Ernüchterung ein. Die Quellenlage ist so dünn, dass ich inzwischen an der Tragfähigkeit der relativ einheitlichen "Wiki-Klamotten" zweifle, wie ich sie bisher so gesehen habe. Mal ehrlich: Aus den paar Fetzen und so rudimentären Ritzbildern werden eigenständige Stilrichtungen abgeleitet? Die Hafenfunde aus Haithabu sind ja ganz nett, aber der Umfang dessen was aus ihnen abgeleitet wird, ist teilweise gruselig. Deswegen habe ich ein paar Fragen an die Wiki- und Slawendarsteller: Wie haltet ihr es mit Parallelschlüssen? Sind Teile eurer Kleidung an früheren/späteren Quellen oder Quellen aus benachbarten Kulturkreisen orientiert? Wie geht ihr damit um? Wie aussagekräftig/hilfreich ist eine räumliche/zeitliche Festlegung im Bezug auf Kleidung - und die Bitte "Sag doch erstmal wo und wann." bei Hilfsanfragen im Forum? Und: Auf Basis welcher Quellen wird eine Andersartigkeit "nordischer" oder "slawischer" Kleidung von ottonisch-fränkisch-sächsischer Kleidung nachvollziehbar? Sicher: Kulturelle Unterschiede gab es. Aber waren die so groß, wie wenn man heute einen Ottonendarsteller und einen Wikidarsteller nebeneinander stellt? Kann man diese Unterschiede überhaupt aus moderner Warte klar identifizieren? Kann man nicht mit genau so guten Argumenten sagen, dass die Kleidung der einfachen Dänen im 10. Jahrhundert im Wesentlichen aussah wie die einfacher Sachsen derselben Zeit? Bei Licht betrachtet, finde ich eine Garnitur aus Leinenhemd, knielanger seitlich mit Geren versehener naturfarbener Wolltunika ohne Besätze oder Verzierungen, Bruchenvariante, Beinlingen, einfachen Wendeschuhen und Wollkappe für einfache Männer zwischen 800 und 1300 universell - unabhängig vom "Volk". Aber das ist die Meinung von jemanden, der sich bisher nur in quellenreicheren Zeiten darstellerisch herumgetrieben hat. Was meinen alte Hasen dieser Zeiten?