Das Hoch und Spätmittelalter ist nicht mein Gebiet und die Franken waren nun nicht unbedingt für ihre Bogenschützen berühmt - was insofern verwundert, da laut Ausrüstungsstatuten Pfeil und Bogen das absolute Minimum waren und, da die Ausrüstung kumulativ war, somit nominell jeder Krieger eigentlich Pfel und Bogen haben musste. Was das fränkische Heer zu einer riesigen Pfeilschleuder gemacht haben müsste. Jedenfalls kann ich wieder mal für die eigentlich erfragte Zeit nicht viel betragen. Aber: Das Problem an sich ist ja ein grundsätzliches. Es zieht sich konzeptionell durch alle Epochen, in denen Bogenschützen militärisch eingesetzt wurden. Und wäre es kein Problem gewesen, dann stellte sich die Frage, weshalb es in antiken und mittelalterlichen Kriegen überhaupt noch andere Waffengattungen gegeben hat. Denn dann wäre der Bogen ja die entscheidende und alles andere hinwegfegende Waffe gewesen. Und hier ist wohl die Schlacht von Carrhae 53 v.Chr sehr erhellend, bei denen eine Römische Armee von schätzungsweise 40.000 Mann von den Parthern niedergemacht wurde. Eine der größten römischen Niederlagen der Geschichte nebenbei bemerkt. Laut der Überlieferung setzten die Römer u.a. darauf, dass den Parthern, über deren berittene Bogenschützen und deren Kapazitäten die Römer sehr wohl gut informiert waren, im Gefecht bald die Pfeile ausgehen würden, was man mit den entsprechenden römischen Formationen auszusitzen geplant hatte. Nun war allerdings der parthische Feldherr Surenas wiederum über die römischen Taktiken gut informiert und sorgte vor: Es steht geschrieben, dass er eigens ein Logistikkorps mit 1.000 Kamelen (sic!) einrichtete, welches seinen Bogenschützen vor und während der Schlacht unablässig Pfeile zuführte. Zahlen werden nicht genannt, aber die Pfeilmengen müssen, wie man unschwer schätzen kann, gigantisch gewesen sein. Die Römer, so die Chronisten, wurden unablässig mit Pfeilen beschossen. Ich denke, hier trennt sich die Spreu vom Weizen, also die echten Bogenprofis, deren Kriegführung auch konzeptionell vorrangig auf den Gebrauch von Bögen ausgelegt war, von den Amateuren, die im Bogen nur eine Ergänzungswaffe sahen, egal wie verbreitet er zahlenmäßig auch gewesen sein mag (siehe Franken - laut Aachener Kapitular musste jeder Krieger 12 Pfeile mit sich führen, wobei "mit sich führen" wohl am Mann hieß, über eventuelle Vorräte steht da nichts). Um den Bogenschützen wirklich eine so entscheidende Rolle zukommen zu lassen, muss die Logistik stimmen, wie die Parther zeigten.