Protzen mit Schlichtheit?!...

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Also das mit dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt möchte ich mal anzweifeln. Ich sehe den eher bei den Geisteswissenschaften und vor allem Sprachen - wobei das leider wenig Früchte zu tragen scheint... :whistling: Wäre dem nämlich wirkilch so, dann wäre Deutsch vielleicht nach wie vor eine der bedeutenden Wissenschaftssprachen.
 
@Jorunn: Na, irgendein Hintertürchen findet sich ja immer - Gottseidank sind die Bildungspläne ja heutzutage sehr frei interpretierbar... :whistling: :thumbsup: Naja, Hraban, kommt in den weiterführenden Schulen vielleicht hin. Da schmeißt man ja schon Physik, Chemie und Biologie in einem Fach zusammen... :pinch: Aber in den Grundschulen? Der Heimatsachunterricht ist sehr naturwissenschaftlich ausgerichtet. Aber egal, das ist :eek:ff1
 
noch mehr OT:
Zitat von »Katharina di Mauro« Na hoffentlich waren wenigstens noch die Erdbeeren drin! Nee, leider nicht! :S
Wär ja auch nicht "A" gewesen. Heute morgen habe ich im Radio gehört, dass die heute bei uns verkaufte Erdbeere von chilenischen Indianernstämmen (Mapuche-Indianer) stammt und erst im 18. Jh. nach Europa eingeführt wurden. Wobei - wenn es Walderdbeeren gewesen wären, die waren seit der Steinzeit auch schon bei uns bekannt.... ;) (http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeeren) :back
 
Erdbeeren?... alles, was am Boden wächst ist sowieso kein Obst für den Herrentisch. Aber es ging ja um "schöne schlichtheit" :D
 
Zurück zum eigentlichen Thema. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass wenn man in schlichter Klamotte unterwegs ist, viel weniger fotografiert wird. Wenn man die VA-Bilder von Marktfotografen ansieht: Meist nur Prunk und Protz.
 
Stimmt :D ich hab auf all den viiiielen Worms Fotos die es online gibt, nur einmal meine spülende Tochter entdeckt. Ganz schön langweilig was wir so machen :whistling:
 
Es ist ja auch einfach die Frage, für wen macht man es. Und die meisten machen es für sich (ja, auch wenn manche behaupten, sie wollen andere bilden oder einem Publikum eine tolle Show abliefern). Ich übrigens auch, nur dass ich das nicht irgendwie versuche, es begründen zu wollen.
 
Mir ist das mit dem einfachen Lagern auch aufgefallen. Letztes Wochenede auf einem Markt haben uns nur ein paar wirklich interessierte Menschen entdeckt zwischen den ganzen Schrebergärten (Ritterlager). Wir haben einfach Sachsenleinenzelte ein kleines Sonnensegel und sitzen hauptsächlich auf unseren Truhen. Die Leute haben sich aber eher für die toll ausgebauten Ritterlager interessiert. Warscheinlich waren sie von den vielen Holzkonstruktionen sehr angetahn oder der vielen Waffen und Wappen die da Standen und Hangen. Und die Hauptfotos von vielen Veranstaltungen zeigen Ritter und vor allem Musikgruppen ist mir mal so aufgefallen. Wir haben unseren Kochplatz direkt am nicht abgezäunten Lagerrand so dass jeder der interessiert ist beim kochen zuschauen kann. Wir haben ein Wurzelgemüse (Möhren, Pastinaken und Zwiebeln) über dem Feuer hängen gehabt und ein Vater meinte zu seinem Sohn: Schau mal da hängt ein Obstsalat. ?(
 
Naja, nun stellt euch mal die Datenverarbeitung im Hirn eines normalen Tagestouristen ohne großartige Vorbildung vor: - das menschliche Auge funktioniert nun mal so, dass es am ehesten das wahrnimmt, was bunt ist oder sich viel bewegt, - das Ohr meldet vor allem, was Krach macht, - und das Hirn ist darauf gepolt, die Informationen für richtig wichtig zu halten, die entweder en masse reinkommen oder bekanntes bestätigen. Folge: Die bunten, lärmenden Haufen, die Hollywoodklischees entsprechen werden wahrgenommen und die elendsgrauen Ausnahmen als unwichtig ausgeblendet. :heul
 
Man glaubt, was man sieht... leider sieht man meist, was man glaubt. (leider nicht von mir, aber trotzdem wahr)
 
Sehen wir doch mal von der Seite des Veranstalters: Er möchte das den Leuten das geboten wird was sie sehen wollen. Dank Film und Fernsehen. Also wird mal mächtig aufgerüstet. Viel Waffen, Rüstung und Glanz. Die Schow muss laufen. Die Leute wollen die Ritter und Burgfrauen sehen und die einfache Magd nicht. Bunte Zelte mit Baldachine und Tafeln fürs Festgelage. Ja so ist das Bild vom Mittelalter wasa die Leute haben. Jetzt kommt das was viele gerne Darstellen wollen und auch tun: Schlichte helle Zelte, einfache Bekleidung, keine Waffen und Rüstungen. Genau das ist was die Leute nicht kennen und meinen das ist kein Mittelalter. Fazit: Diese verdrehte Wissen behommt man fast garnicht aus den Köpfen der Leute heraus. Wie würde eine VA nach diesen Punkten aussehen: Ein paar Zelte für den Adel und den paar Rittern. Einige Planen die zum Schutz aufgespannt sind und Strohsäcke.
 
Irgendwie hat man den Eindruck, dass schlicht als schlecht wahrgenommen wird. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ein Rittergewand von L. Carbone, vielleicht sogar noch aus Polyester mit viel Glitzer-Glatzer macht schon was her, vor allem bei den "verkleideten" Marktbesuchern. Wer will es ihnen verdenken. Und dann kommen wir, die doch ein anderes Bild vermitteln wollen wie man sich den mittelalterlichen Alltag des größten Teils der Bevölkerung vorstellen könnte. Da treffen Welten aufeinander. Wie gesagt, versuchen wir den wenig wirklich Interessierten ein wenig von unserem Wissen weiterzugeben. Dann war doch das Lager schon ein großer Erfolg wenn ich bei mindestem einem Besucher ein Aha-Erlebnis erzeugen konnte. Klasse statt Massenbefriedigung. Und sei es bloß bei der Gruppe von Landfrauen die sich sichtlich gefreut haben mit unserem gerupften und frisch ausgenommenen Huhn. Kommentar: "die halbfertigen Eier und Innereien müßt ihr auch in die Suppe tun, das merkt hinterher keiner!" Das gab strahlende Gesichter auf beiden Seiten. Und wegen dieser noch so kleinen Anerkennung, dieses Lächeln und das "Danke" beim Abschied...wegen dem mach ich das ganze Theater. Mal ehrlich, man muß schon was an der Waffel haben für ein Wochenende Zelt, Lager und den ganzen Kram herschleppen, aufbauen und zwei Tage später das Ganze retour :kopfhau . Und dann haben wir auch noch Spaß dabei.......völlig gaga! 8) Also nicht von der Masse unterkriegen lassen sondern gegen den Strom schwimmen. Die Andern werden nämlich irgendwann weggespült! Grüßle Doralf
 
Ach übrigens, die Mütze links ist von meiner Frau naalgebunden auf einem Lager. Und sobald ich vorne sitze und irgend etwas handwerkliches mache, bleiben viele Leute stehen und guggen was da gemacht wird. So als Tipp um Aufmerksamkeit zu bekommen: was basteln und die wirklich interessierten Besucher bleiben stehen. Wobei die Meisten sich nicht zu fragen trauen was man da macht. Gleich ansprechen, denn wir sind Darsteller und können uns einiges erlauben die Besucher schräg von der Seite anzuquatschen. Dann klappt es auch mit einer schlichten Darstellung ins Gespräch zu kommen. Weitermachen Doralf
 
Genau, Doralf...die Erfahrung hab ich auch gemacht. Wir haben zwar eine (niedere) Adelsdarstellung, aber handgenäht und bestickt statt LC und Lurexborte - und irgendwie ärgert es mich ein bißchen, daß hier die Darstellung des ritterlichen Standes doch recht häufig mit letzteren Materialien gleichgesetzt wird - und sobald ich handarbeitend an meinem Stickrahmen sitze, die Spindel drehe, nähe oder Haarnetze herstelle kommen die neugierigen Blicke. Bei denen würde es aber auch bleiben, wenn ich die Blickenden nicht aktiv ansprechen und näher bitten würde. Zwar gehen einige Leute nach ein paar Minuten Gespräch mit leicht glasigem Blick und ein wenig mit der Verarbeitung der unerwarteten Infos überfordert weiter, aber es gibt auch welche, die nachfragen, neugierig sind und wirklich wissen wollen, was ich da tue und warum. Und solche Gespräche wiegen dann einen Haufen zum gefühlt millionstenmal gestellte Fragen à la "esst Ihr das wirklich...?" wieder auf. Und übrigens: letztes WE waren wir in vergleichsweise schlichter Gewandung (ohne viel Schmuck und Gedöns) am Kloster Loccum - und wurden durchaus des öfteren fotografiert... 8)
 
Was ich sagen wollte, war nicht, dass schlicht als schlecht wahrgenommen wird, sondern dass schlicht schlecht wahrgenommen oder schlicht übersehen wird, Doralf ;) Eine schlichte Darstellung geht auf einem 08/15-Markt visuell und akustisch nun mal schnell unter. Dass das Aha-Erlebnis für die wenigen Besucher, die trotzdem stehen bleiben, um so größer ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Andererseits ist eine Veranstaltung, die historisches Mittelalter besteht auch nicht notwendigerweise aus
Ein paar Zelte für den Adel und den paar Rittern. Einige Planen die zum Schutz aufgespannt sind und Strohsäcke.
Abgesehen davon, dass das in der Knappheit eher Mittelaltermarkt light ist und nicht historisch, kann man ganz andere Szenarien darstellen: Mal wirklich einen historischen Markt, wie es "Geschichtsfenster" dieses Jahr in Lich gemacht hat; das Leben in einem Kloster, wie es jedes Jahr am Tag des offenen Denkmals in Wenau praktiziert wird, Haus- und Burgbelebungen oder auch eine höfische Zeltstadt mit allem drum und dran im Rahmen eines Hoftags (das geht sogar auf der grünen Wiese). Und natürlich kann auch eine historische VA bunt sein und ebenso können Spielleute auftreten. Der Unterschied zwischen 08/15-Markt und historisch besteht schließlich nicht in bunt und laut auf der einen und grau und still auf der anderen Seite, sondern in Beliebigkeit kontra zeitlicher Verortung (blödes Wort, aber ich wollte nicht schon wieder "historisch" benutzen).
 
Schrecklich, protzen mit Schlichtheit . . . Da müßte ich aufhören meine Tunika zu besticken. Ein bischen schick sein sei auch dem Frühmittelaltler gestattet. Und ein bisserl bewaffnet muß auch sein, würde es nicht ertragen wenn jemand anderes für mich die Rübe hinhält und sich verdreschen laßen müßte. Und ein Schild muß schon sein wenn's geht Marke Scheunentor und gebogen. Ich war vor zwei Jahren mal auf dem Slawen- und Wikingerfesstival auf Wollin. Schlichtheit wohin man blickte, auch die mit selbstgemachtemn Borten verzierten Kleider der Frauen oder die Tuniken der Männer haben nicht gerade protzig ausgesehen, allerdings war alles eher farbiger als das ganz zu Anfang angesprochene Bekleidungsequipment. Schönes Wochenende. Ulrichson
 
Ich erlebe das ja oft, da ich beide Darstellungen mache. Als graue Maus (Magd am Herd) interessieren sich die Leute nun mal mehr für das was im Topf drin ist, als für meine Darstellung bzw. Klamotte, obwohl in der auch viel Zeit und Aufwand drin steckt. Auf öffentlichen Marktfotos finde ich mich dann jedoch nie wieder und muss förmlich meine bessere Hälfte dazu prügeln, auch mal den Fotoapparat in die Hand zu nehmen, damit ich ein paar Erinnerungen habe. Und da der Mensch ja auch ab und zu mal etwas Bestätigung benötigt, um glücklich zu sein, habe ich dann noch die Tage, an denen ich mich aufrödel und "das Burgfräulein" mache. Allerdings auch dann handgefertigt und kein LC. Dann arbeite ich mit Materialien wie Seide, Brokat, Perlen, Edelsteinen etc. Das ist dann schon etwas aufwändiger und teurer als die Stangenware. Wer von sich behauptet, dass es ihm völlig egal ist, wie ihn andere Menschen wahrnehmen, beschwindelt sich meiner Meinung nach selbst. Das haben wir schon inder 5. Klasse mit der Maslowschen Bedürfnispyramide gelernt. Jedoch ist der eine genügsamer und freut sich, wenn einige Wenige seine einfachen, aber selbst gefertigten Sachen bewundert, der andere benötigt da schon etwas mehr Aufmerksamkeit von der großen anonymen Masse. :D
 
Wer von sich behauptet, dass es ihm völlig egal ist, wie ihn andere Menschen wahrnehmen, beschwindelt sich meiner Meinung nach selbst.
Dem kann ich eigentlich nur zustimmen, wenigstens mag ich es auch lieber, wenn man mich wahrnimmt. Das dies auch möglich ist, wenn ich in meinen unscheinbaren Bauernkleidern auftrete liegt daran, dass ich durch die Flachsverarbeitung in Bewegung bin und so schon eher zum hinschauen verleite. Wenn man dann wie schon erwähnt die Leute locker anspricht, klappt es meistens auch sehr gut, die Neugierde zu wecken. Naja, und wenn man am Brechen, Hecheln und Spinnen ist, fällt das natürlich auf ;) LG Martina
 

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