Protzen mit Schlichtheit?!...

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.
Ja mein Lorb, kannst Du machen solange Du es selbst aufwischst.
 
Habe jetzt von einer, die sich mittlerweile ihre Klamotten selbst näht, gehört, dass gerade DAS auffällt in der Menge der LC-Leibchen. Nächstes WE werde ich zum ersten Mal im schlichten waidblauen Gewand mit Kopftuch (ihr kennt es von meiner Galerie) auf einen MA-Markt gehen. Mal sehen, was ich für Reaktionen bekomme - im LC-Gewand hat mich jedenfalls noch nie jemand drauf angesprochen, wo ich meine Klamotten herhab, war anscheinend zu offensichtlich ;) In der letzten Saison habe ich jedenfalls bemerkt, dass die Blicke eher bei Gothics, Fantasy-Gestalten (Orcs, Feen...), Hunnen und Kelten hängenblieben - einfach, weil diese Kostüme auffallen, weil es (noch) nicht so viele davon gibt. Ich selber gehe ja (als Tagestouri) erst seit 5 Jahren auf MA-Märkte und schaue eigentlich seitdem immer schon (auch ohne das zugehörige Wissen zu haben) mehr auf die Leute, die augenscheinllich selbstgemachte Ausrüstung mit sich tragen. Vor einem halben Jahr hätte ich mir noch net vorstellen können, LH zu machen, trotzdem habe ich mich für das interessiert, was da in den Lagern vor sich ging. Leider wurden Fragen, was denn da grad gearbeitet wurde, meist unfreundlich bzw. unwillig und mit deutlichen Anzeichen des Genervt-seins beantwortet. Wenn mein Sohn nicht darauf bestanden hätte, zu einem Lager zu gehen, in dem er jede Menge Waffen entdeckt hatte und von denen er wissen wollte, wie diese benutzt werden (der kleene Messer-Fetischist ;) ), hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht zur "Legende" getraut. Dieses Fragen brachte uns aber eine Einladung zum Lagern nächstes WE ein. Vielleicht ist das so eine Art Ping-Pong-Effekt: Touris stellen " blöde Fragen" - das wird von ihnen erwartet, bevor sie überhaupt ne Frage stellen - dementsprechend fällt die Antwort aus - dementsprechend reagiert der Touri...usw.
 
... Hunnen und Kelten hängenblieben - einfach, weil diese Kostüme auffallen, weil es (noch) nicht so viele davon gibt.
Auch bei Hunnen und Kelten handelt es sich nicht um Kostüme sondern um Gewandungen oder Trachten :cursing: . Wenn du schon seit 5 Jahren auf MA-Märkte gehst solltest du das wissen. Zumindest weißt du es jetzt :D greetz Roga :thumbup:
 
Das Wort "Kostüm" stammt aus der Theatersprache und so habe ich es verwendet: manche stellen etwas dar und manche spielen es nur...
 
Nun, da wir oder besser gesagt viele Teilnehmer versuchen so weit es möglich ist seine Kleidung historischen Vorgaben anzupassen ist der Ausdruck Kostüm ,auch wenn du es in Bezug auf Theater verwendet hast, wohl eher unangebracht. Ich spiele auf einem Markt kein Theater sondern versuche ein Bild auf zu zeigen wie ein Sarmate ausgesehen haben könnte. Diese Meinung wird dir öfter begegnen und manche werden dabei zornig, da sie sehr viel Zeit mit Recherche verbringen um an das Original heran zu kommen. Sei mir nicht böse aber versuche (auf Märkten) niemanden auf sein Kostüm an zu sprechen. greetz Roga :thumbup:
 
Ich bin dir nicht böse - dazu braucht es mehr, als seine Meinung zu sagen, um mich böse zu machen ;) Und auf sein "Kostüm" hab ich auch noch nie jemanden angesprochen. Es ist ein Bauchgefühl, was mich erkennen lässt, ob jemand Herzblut in seiner Ausstattung hat oder nicht - und nur die mit Herzblut sprech ich überhaupt an. Wenn du aber die zwei "Hunnen" letztes Jahr auf der Ebernburg gesehen hättest, die zwar fleißig Pferdeschweif auf dem Lederkäppi trugen, aber ansonsten Whisky aus Hörnern tranken und nicht mehr Herr ihrer Sinne waren - dann hättest du vermutlich Skrupel, ihnen den Status "Gewandung" zugestehen. Alenfalls den "Gewandungssäufer". Ich selber bin ja nun "Hochwald-Keltin in Ausbildung" und gestehe deshalb jedem "Kelten" zu, dass er erst mal mehr weiß als ich. Von Hunnen, Skythen, Sarmaten etc. will ich mal gar nicht reden, da könnte mir fast jeder erzählen, im Himmel sei Jahrmarkt. Es ging mir aber darum - wie in diesem Thread schon von vielen berichtet - welche Ausstattung nun mehr Augenmerk auf sich zieht. Und da habe ich eben die Erfahrung gemacht, dass das, was selten ist, mehr beachtet wird - unabhängig davon, ob es eine Gewandung ist, auf deren Recherche und Herstellung sehr viel Mühe verwendet wurde, oder eine Ausstattung, die zwar völlig der Phantasie entsprungen ist, die man aber trotzdem (noch) selten auf einem MA-sieht (auch ein Orc kann ein handgemachtes Kettenhemd, einen selbstgewebten Umhang tragen - es ist trotzdem ein "Kostüm" - im besten Sinne! Große Theater haben auch handgefertigte Ausstattungen!), Ich werde mich aber hüten - und habe mich immer gehütet - jemanden, der offensichtlich darstellt, auf sein "Kostüm" anzusprechen.
 
Das Wort Gewandung ist eigentlich auch schon wieder so was. Da streiten sich die Geister und einige A-Päpste gehen dazu über, von ihrer historischen Kleidung, als Kostüm zu sprechen. Gewandung klingt ein wenig wie Marktsprech. *duckwech* ;) Der Einwurf Morgans, das jeder Teil versucht seiner "Rolle" gerecht zu werden - da ist was dran. Oft will man ja auch nur nett sein und beginnt mit Small Talk. Das ist dann nicht unbedingt die historisch tiefschürfende Frage im Fall des MA Besuchers. Mancher Besucher will ja erst mal auch nur nett sein, weil er einen gerade anguckt. Die sind mir lieber als die Zoobesucher, die einen nicht grüßen, ansprechen oder in die Augen sehen, aber gleich wild fotografieren. Die nettesten Gespräche ergeben sich oft,bei den banalen Dingen. Dinge die heute auch noch heute täglich erledigt werden, wie kochen oder abspülen. Da ist es eigentlich egal, was man an hat. Es ist die Bewegung die oft das Auge lockt. Und oft lockt man damit Menschen jeden Alters, Kultur und Geldbeutels. Der Unterschied von damals zu heute ist offensichtlich und Vergleiche ziehen ist einfach. Trägt man Kopftuch, wird man auffallend oft von Frauen mit Migrationshintergrund angesprochen. Ich glaube die würden sonst nur von weitem gucken, aber gerade bei schlichten Darstellungen mit Kopftuch kommt man mit diesen Menschen sehr positiv ins Gespräch. Umgedreht habe ich mich schon sehr lange mit einem Biker in Kutte unterhalten, der mich fragte, ob es mit dem modernen Frauenbild zu vereinbaren sein, das Heimchen am Herd zu spielen. (ja ist es, denn ich habe ja die Wahl) Für mich ist es eine Art Vorsortierung. Die Leute die nach den Glitzerklamotten gucken, die wollen das was ich zu bieten habe, gar nicht wissen und umgedreht. Noch nie musste ich etwas über Burgfroilleins oder Ritters erzählen. :) Seht doch die einfache Darstellung als Schutz.
 
Noch nie musste ich etwas über Burgfroilleins oder Ritters erzählen. Seht doch die einfache Darstellung als Schutz.
Ich auch nicht. Solche Fragen stellt keiner im Museum, wenn er handwerkenden Leuten zuschaut. Ich sehe lieber unauffällig aus, trage naturfarbene Kleider und Kopftücher und begeistere die Leute für alte Handwerke, Museen und vergessenes Wissen. Muß man überhaupt protzen? Gruß Britta
 
Britta, das ist ja das "Protzen mit Schlichtheit"... Wenn Du da sitzt auf nem Markt, neben Dir der Kollege mit vollem Stand, wahnsinnig viel "Ware", "moderner Esse" etc. und Du kannst zeigen, wie Du fast das gleiche Kleinkram mit wesentlich weniger Gedöns machst, das ist für die Gäste spannend, allerdings auch so spannend, das die garnicht auf Kleidung etc achten.
 
Also zum Thema Kleidung sage ich den Leuten gerne, das ich dem Anlaß entsprechend gekleidet bin oder ob sie sich auch "verkleiden" wenn sie ins Theater gehen. Unser Lager ist auch eher schlicht, ohne große "Publikumsmagnete". Aber wenn ich mit meiner Tochter am Mast vom Sonnensegel stehe und wir zusammen an einem Fingerloop-band arbeiten erregt das doch Aufmerksamkeit...
 
Das hab ich auf dem letzten Markt auch erlebt. Unser Zelt ist ignoriert worden ( die zu verkaufende Steckstuhlansammlung im Lager gegenüber war auch viel verlockender...), aber als ich meine Spindel rausgeholt habe, hat man plötzlich auch nach uns geschaut! :)
 
Wenn die Besucher nicht ganz stumpf sind, bekommst Du mit "Action" immer Aufmerksamkeit. Ob das nun Fingerloop, Spinnen, Drechseln oder Nadelbinden ist. Ich habe in Wolfenbüttel schon in Endlosschleife Vorträge anhand eines Sockenpaars (im Werden) gehalten.
 
Hallo Katharina, Dein Bericht hat mich sehr amüsiert... das zeugt mal wieder, es ist doch etwas dran an der reservierten Meinungen der Frümi´s über die Protzritter. Wenn jemand wie Ihr sich Gedanken und eine ordentliche stimminge Darstellung der Epoche hinlegt sind diese Ritter einfach überfordert, jedenfalls die - die Ihre Zeit nur als Waffenstarrende Glänzende Epoche darstellen. Grüße sendet Olegson Wikinger aus Düsseldorf :wiki4
 
Also auf dem letzten Markt wurden wir auch, selbst von Bekannten, übersehen und das obwohl sie wußten, dass wir dort sind. Erst als ich dann mein Nähzeug rausholte und anfing einen Rest Leinenstoff zu umsäumen, gab es einige Blicke und auch interessierte Gespräche. Genauso ging es mir beim Kochen. Fazit: man muß sich bewegen und etwas tun um wahrgenommen zu werden. Uns schräg gegenüber lagerten ein paar laute, halb bekleidete "Wilde" in Kilts, da kommt man nicht gegen an. Die Tage auf dem Markt sind für mich aber sowieso nur eine Art Auszeit vom modernen Stress. Ich habe Spaß daran mir meine Kleider anzuziehen und damit in eine Rolle zu schlüpfen, die es mir ermöglicht mich auf die einfachen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Das zeigen und vermitteln von Wissen steht für mich erst an zweiter Stelle, das mag jetzt egoistisch klingen, ist aber ehrlich. Mir geht es darum herauszufinden wie man damals gelebt hat und zwar ganz praktisch. Dabei BIN ich diese Person und versuche mich dementsprechend zu verhalten. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich auf andere langweilig wirke, denn das Leben einer einfachen Bäuerin war wohl nicht so spannend.
 
Dabei BIN ich diese Person und versuche mich dementsprechend zu verhalten.
Dem Stimme ich zu. Wenn ich zur Arbeit gehe "Verkleide" ich mich, egal ob Anzug oder andere "Dienstkleidung". Auf´m Lager bin ich einfach. Und auch wenn die Klamotte noch nicht ganz meinen Ansprüchen entspricht, so ist es doch das einfache Sein, die Ausstrahlung die das Bild komplementier - die es lebendig macht. schattige Grüße
 

Neueste Beiträge

Oben