Mara
Well-known member
Ich habe jetzt mal den von Bogenschützin eröffneten Thread der Bogenschützinnen-Darstellung hierher verschoben. Mittlerweile grüble ich aber auch darüber, ob das ganze in das Thema "Historische Grundlagen" gehört? ?(
Also: 1. sehe ich da beim besten Willen nirgendwo eine Frau und 2. bin ich mir nicht mal sicher, dass das Bild 1381 entstanden ist. Sieht eher nach einer verklärten Kupferstichreproduktion des 18.-19. Jh. aus. Vorsicht bei solchen Quellen. Ähnlich könnte es jedem gehen, der eine getreue Darstellung der Lady Godiva machen will. Die Dame war eine angelsächsische Adlige des 11. Jh. Und ich bin mir sicher, dass sie sich nie so präsentiert hat, wie auf dem obigen Bild, das dann im 19. JH. von ihr aufgrund von Legenden entstanden ist. Das aber nur am Rande. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Lady_Godiva) Wer mit (Bild - oder Text-) Quellen aus Psaltern, Stundenbüchern, Evangelien o.ä. von 1381 oder davor belegen kann, dass es die Bogenschützin gab, dann soll er bitte so eine Darstellung als authentisch verkaufen, wenn es ihm Spaß macht. Wenn nicht, kann man immer noch gewandet auf den Markt gehen, Bogen schießen und dabei Spaß haben. Aber dann auch bitte nicht behaupten, das sei früher wirklich so gewesen!(http://www.boiseweekly.com/boise/how-to-run-a-protest-without-twitter/Content?oid=1086896) Siehe Bild ganz links, etwas schwer zuerkennen aber definitiv eine Frau! Bissi mehr dazu hier: http://www.bbc.co.uk/news/magazine-18373149
Damit Läßt sich doch arbeiten.Bevor jetzt gleich wieder grosse Aufregung in die Sache kommt, ich wurde ja auch gefragt inwieweit ich nun eine Darstellung praktizieren möchte. Ich habe erstmal NICHT vor museumreifes LH zu machen, und an völlig korrekt belegten Lagerungen und Veranstaltungen teilzunehmen...das würde mir denke ich zuviel des Guten werden. Respekt für die Leute hier, die die Sache sehr ernst und wissenschaftlich angehen. Meine Intension ist es, allzu grosse Schnitzer zu vermeiden und eine Darstellung zu finden, die es ungefähr so gegeben haben könnte. Mir wird deshalb die Vorstellung immer sympatischer eine aufständische Bauerin zu 'spielen' (1381 beispielsweise) die sehr wohl weiss wie man einen Bogen einsetzt. So und dann bin ich wieder bei der Frage hätte sie nun einen englischen Langbogen benutzt ? Wie sah eine Bäuerin 1381 in England (Essex) aus? Welche Kleidung ist am wahrscheinlichsten?
Wenn das für den einzelfall Belegt ist stellt das nicht den Normalfall im Living History dar sondern einen besonderen Fall von Reenactment Würd ich deshalb nicht sofort verteufeln :kopfstreichelNur damit wir uns richtig verstehen und was mir sauer aufstößt. Wir reden hier von einem Aufstand und damit von einer nicht alltagsgebräuchlichen Situation. Auch Wilfried's Bild zeigt keine alltägliche Situation. Dies alles zusammen ergibt, dass man keine Frauenrolle darstellen kann, welche im Mittelalter regulär zu den Waffen gegriffen hat. Die Bäuerin der Bauernrevolten in England hatte keine Wahl. Die hat genommen was sie konnte, Axt, Sense, Bogen. Sie war aber weder geübt mit dem Bogen, noch hat sie das nach der Bauernrevolte weiterhin gemacht. Soweit zu der Quellenlage wie sie sich im Moment darstellt. Demnach IST die Quellenlage einfach dünn und eine Rechtfertigung für eine professionelle Bogenschützin nicht gegeben, aber wir haben nie behauptet, dass Ungeübte zum Bogen gegriffen haben. Schließlich haben die Bauern in der Revolte auch Waffen in der Hand und du kannst getrost davon ausgehen, dass sie damit nicht umgehen konnten, auch als Männer. Aber welche Wahl hatten sie denn?
@Amici Allerdings muss ich dir hier voll und ganz zustimmen. Wozu wenn man auf nem Lager mal ab und an gemütlich Bogenschießen will so nen Aufriss betreiben ?( @Bogenschützin Gemütlich mal "nen paar Stöchen schmeißen" machen andere auch ohne das es in irgendeiner Form zur Darstellung passt. Bedenke das auch "Berufskrieger" wohl eher nicht 24/7 auf nem Lager mit ihrem Equipment rumlaufen. Also mach dir da wegen dem Bogen nich so nen Stress. Verlangt ja keiner von dir das du während der Lagerzeit nur weil du ne Frau bist kochst, putzt und stickst. Aber das ist natürlich nur meine Meinung Deinen Weg musst du selber suchen.Ich stelle jetzt mal eine Gegenfrage. Warum suchst du nach Rechtfetigungen und Darstellungsmöglichkeiten? Eine Darstellung impliziert, dass du dem Besucher etwas zeigst was es damals gab, eine Rechtfertigung suggeriert, dass du dem fragenden Besucher erzählen wirst, dass du deshalb einen Bogen tragen kannst weil du eine revoltierende Bauernfrau bist. Aber ist das nötig? Wir haben gerade erörtert, dass Frauen an den Waffen möglich, aber unwarscheinlich sind. Das bedeutet wenn du eine Bäuerin irgendeins Jahrhunderts in den Klamotten dieses Jahrhunderts darstellen würdest und dann auf Lager mit deinen Bogen auf die Bogenbahn gehst und dich einer fragt warum machst du das und ob das Usus war, ist es viel besser zu sagen, dass es nicht Usus war und du es machst weil du gerade Bock drauf hast Bogen zu schießen als sich irgendwelche Referate über revoltierende Aufständischen auszudenken. Deine Herangehensweise - ob nun LH oder Markttreiben - ist einfach ein wenig falsch finde ich. Such dir das Jahrhundert raus welches dir zusagt. Mach oder lass dir Klamotten und Ausrüstung aus diesem Jahrhundert machen, nimm deinen Bogen und hab Spaß dabei. Eine aufgezwungene Frauenrolle mit Bogen ist dabei nicht nötig. Im Gegenteil.
Ich verteufel es nicht. Nur um es Reenactment nennen zu dürfen müsste die gesamte Veranstaltung eine Begebenheit "reenacten". Wenn Bogenschützin also auf einen Markt geht, welcher die aufständischen Bauern vor den Toren Londons darstellen soll, dann kann sie eine bogesnchießende Bäuerin wortbedeutend "reenacten" Allerdings würde diese Veranstaltung dann nicht ganz so positiv für die Bauern enden ...Wenn das für den einzelfall Belegt ist stellt das nicht den Normalfall im Living History dar sondern einen besonderen Fall von Reenactment Würd ich deshalb nicht sofort verteufeln :kopfstreichel
Also ich weiß nicht, was Du da siehst, aber selbst wenn ich die Ratte mitrechne sehe ich danichts weibliches. Quelle immer noch: http://www.boiseweekly.com/boise/how-to-run-a-protest-without-twitter/Content?oid=1086896 Könnte genausogu ein Jüngling mit langen Haaren sein. Da von der Kleidung absolut nichts zu erkennen ist, wäre es strittig, nur nach Haarlänge Männlein oder Weiblein identifizieren zu wollen. Lange Haare waren im 14. Jh. durchaus auch bei Männern eine völlig normale Frisur. Wenn der Maler eindeutig hätte darstellen wollen, dass Frauen an Bögen mitgekämpft haben (was ja etwas Besonderes war), dann hätte er diese Figur vermutlich mehr in dern Vordergrund gezogen und mit eindeutig weiblichen Attributen, wie Brust, Kopfbedeckung, Kleid bedacht. Alles andere ist und bleibt für mich Spekulation. Klar, wenn ich DaVincis Abendmahl so betrachte, sehe ich gemäß Dan Brown in Sakrileg auch Maria Magdalena zur Rechten Jesu sitzen. Wenn ich es sehen will. Und wie schon mal gesagt, das Bild sieht mir nicht unbedingt zeitgenössisch aus. Also - noch einmal mein wirklich gut gemeinter Rat: Seriöse Quellen (Bilder, Berichte etc.) zur typischen Bogenschützin um 1380 und Du bekommst hier von jedem die Absolution. Ansonsten zieh mit Deinem Bogen auf den Markt und hab einfach Spaß. Auch da hat keiner was dagegen.es ist leider etwas schwer zu erkennen weil dunkel, Ratte mitgerechnet die vierte Person von unten. Hat langes wallendes offenes Haar....anyway...
http://www.google.de/imgres?um=1&hl...23&ved=1t:429,r:8,s:40,i:228&biw=1280&bih=681Engraved by J.Rogers and published in The National and Domestic History of England, United Kingdom, 1890.
@Mara: Wo ist denn der Anfang dieses aus - so glaube ich zumindest - verschiedenen Threads zusammengewürfelten Threads geblieben? Ich blicke hier gerade nicht mehr wirklich durch :huh:. Entschuldigt bitte meinen ff1-Einwurf, doch der Themenverlauf verwirrt mich jetzt schon ein klein wenig.Wenn Du da andere Erkenntnisse findest, sind wir hier immer sehr empfänglich. Denk aber bitte daran ...
Was hoffst du denn was wir finden sollen für das 1:0. Ein Bild auf dem ein Mann ein Schild hoch hält und in Mittelhochdeutsch geschrieben steht "Nein, Frauen haben keinen Bogen gebraucht?" ?(Oder können wir hier weiter machen? Wenn ich mal zusammenfasse: Bisher haben wir keine wirklichen Belege für typische Bogenschützinnen im Mittelalter gefunden, aber auch keine dagegen. Es steht also immer noch 0:0!
Laut Geldsetzer wird von diesem einzigartigen Fall am 12.6.1191 bei der Belagerung von Akkon berichtet. Sowohl Imad ad-Din (Imad Ad-Din Al-Isfahani) als auch Baha ad-Din (Baha' Ad-Din Ibn Shaddad), zwei Teilnehmer an der Schlacht um Akkon, berichten unabhängig voneinenander von der "Frau im grünen Mantel", die die muslimischen Angreifer geübt mit einem Bogen beschoss bis sie selbst getötet wurde. Über die Art des Bogens wird allerdings nichts berichtet. Geldsetzer schreibt, dass die einfachste Erklärung ist, dass die Frau von einem nahestehenden Mann aus nicht nachvollziehbaren Gründen vermutlich am Bogen ausgebildet wurde. Eine kollektive Ausbildung von Frauen am Bogen gab es jedoch nicht, zumal dies als Kampfreserve im Sommer 1191 auch wenig Sinn gemacht hätte, da nach dem Eintrefen der französischen und englischen Kreuzzugskontingente am 8. Juni kein Mangel mehr an männlichen Kämpfern geherrscht hatte. Quelle: "Frauen auf Kreuzzügen 1096 - 1291", Sabine Geldsetzer, wiss. Buchgesellschaft Darmstadt, 2003, S. 142 ff. In diesem Buch wird auf die Rolle der Frauen in Kreuzzügen recht anschaulich, aber auch gut recherchiert eingegangen. So wird u.a. von adeligen Frauen berichtet, die als Anführerinnen von Männergruppen durchaus an den Schlachen teilnahmen, allerdings nie als Frau gekleidet, sondern immer mit jeweilgem männlichem Rüstzeug. Bemerkenswert ist der Fall von Margarete von Beverley, die 1187 im belagerten Jerusalem wie ein Soldat gekleidet an den Mauern Wache hielt und den Verteidigern Wasser brachte. Sie ahmte jedoch die Rüstung eines Soldaten nur nach. Als Indiz hierfür könnte der Kochtopf herhalten, den sie wie einen Helm auf den Kopf gesetzt hatte. Es wird vermutet, dass dies öfter vorkam, einfach aus dem Grund heraus, dass den Agreifern dadurch suggeriert wurde, dass die Kampfkraft der Belagerten länger ausreicht. (Quelle: Siehe Geldsetzer, S. 126) Selbst bei der Anwehr von Angriffen sowie bei militärischer Aufklärung und als Wachposten wurden Frauen eingesetzt, ebenso beim Ausrichten der Belagerungstürme bzw. beim Vorbereiten des Geländes. Krankenbetreuung, Beten, Wassertragen, Essen kochen muss ich hier ja nihct explizit erwähnen. Die beschriebenen Waffen beschränken sich aber auf Küchenuntensilien, einfache Küchenmesser u.ä.Gern zitiert wird immer wieder die "Frau im grünen Mantel", die bei der Belagerung Akkons einen Angreifer nach dem anderen erschoss, bis sie endlich überwältigt werden konnte. Hier scheint es sich wirklich um eine gute, geübte Bogenschützin gehandelt zu haben.
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