Moin, die Nuten im oberen Klingedrittel wurden offenbar mit einer Ziehklinge eingeschnitten, und zwar freihand, da der Schmied da wohl auch mal etwas daneben gehobelt hat. Auch wurden sie offenbar nicht zusätzlich nachgeschliffen. Die 7mm Klingestärke finde ich im übrigen nicht ungewöhnlich, im Gegenteil sind sie einer Hiebklinge durchaus angemessen. Auch denke ich, dass es sich um eine vollständig ausgearbeitete Waffe (in einem übrigens ausnehmend guten Zustand) handelt, nicht um einen Rohling, denn die Nuten schneidet man je nach Härtungsart und Materialkombination zweckmäßiger Weise entweder direkt vor oder nach dem Härten und Anlassen sowie dem Grundschliff ein. [Achtung Spekulation] Die Angel könnte meines Erachten durchaus so in den Griff eingearbeitet gewesen sein. Entweder indem sie in 2 Griffhalbschalen eingesetzte wurde, oder indem sie in ein vorher ausgearbeitetes Angelloch schlicht eingeschoben wurde. Evtl. hat sie der Schmied bloß mit 2-3 Schlägen angepasst, nachdem die Klinge vorher in einem etwas falschen Winkel zum Griff stand... ...mach ich gelegentlich auch so
Wenn man mal den Rücken der Klinge mit einem Lineal verlängert, sieht man, dass die Angel durchaus noch im Griff liegt. [Spektakulatius Ende] Leider wurde die Klinge recht stark blindkonserviert, so dass kaum Klingenstrukur erkennbar ist. Wirklich interessant wäre meines Erachtens erst der Klingenaufbau im speziellen. Gruß, Timm PS Bei solchen Originalen "in Privatbesitz" hab ich immer ein wenig Bauchschmerzen, da einfach die Gefahr groß ist, dass sie aus Raubgrabungen kommen und somit vollkommen dem Kontext entrissen sind. Selbst wenn sie bereits durch den Kunsthandel 'legalisiert' wurden, sind sie zumeist nur noch morphologisch einortbar, so dass der wissenschaftliche Wert gen Null tendiert. Zudem finde ich es (diplomatisch ausgedrückt) bedauerlich, das so viele tolle Stücke der Öffentlichkeit unzugänglich in irgendwelchen Privatsammlungen verstauben. So soll es angeblich noch eine ganze Anzahl an frühen Topfhelmen in Privatsammlungen geben, während der Öffentlichkeit und der Wissenschaft gerade mal 2-3 Exemplare bekannt sind... :cursing: Sicherlich kommt es stark auf die Bedeutung eines Fundes an sowie auf die Fundumstände (bei einem Streu- oder Flußbaggerfund ist eh kein auswertbarer Kontext vorhanden); und ein häufig vertretenes Stück liegt in einer Privatsammlung vermutlich besser, als wenn es in einem Magazin im wahrsten Sinne des Wortes vergammelt. Aber der hungrige Markt befeuert eben auch immermehr die Raubgräberei, bei der Befunde massenhaft unwiederbringlich zerstört werden. :thumbdown: