Schnittmuster Cotte 14tes Jahrhundert

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user2258

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Guten Morgen, ich möchte mir in naher Zukunft eine Wollcotte nähen. Ich wollte daher fragen, ob jemand eine verlässliche Quelle im Internet kennt, wo ich ein historisches Schnittmuster finden kann. Zeit um 1360, Raum Deutschland. Viele Grüße und schonmal vielen Dank, Oswald
 
Hallo :) Also für Kleidung im 14. ist das Buch "Woven into earth" bzw. "Medieval Garments reconstructed" als Dokumentation der Herjofnesfunde sehr praktisch, allein vom Verständnis der Schnittechnik. Ist auch für unsere Mode vom Schnitt her sehr wahrscheinlich. 1360 ist die Frage wo in D (ob Grenze zu F oder weiter weg z.b.?) da das 14. doch mit den "großen modischen Umwälzungen" begann, also da würd ich mir sehr genau das Bildmaterial aus deiner Region einmal ansehen um zu sehen was bei dir grad "modern" war. Bzw. sehen ob in deinen größeren Städten bei dir irgendwelche Chroniken/Rechnungen/Verordnungen noch auftreibbar sind. Für 1360 könnts da schon eine rel. gute Quellenlage auch an Primärquellen geben. Ansich kann man aber sagen, dass die Grundform der Cotte um 1360 noch recht klassisch ist, eher die Details, wie Knöpfe, da schon aufkommen, die es aufpeppen. Aber das ganze Teil wird ja im Laufe des 14. Jh. enger/anliegender wird (hat sich ja dann zur Schecke entwickelt ^^) Lies evtl. auch die "Fastis Limburgenses 1336-1398" - ist ne zeitgenössische Chronik, die auch immer wieder auf modische Eigenheiten der jeweiligen Zeit eingeht und schau dir auch Fashion in the age of the Black Prince" (England, aber sehr aufschlussreich) an. Da sind die englischen Textil-Abrechnungen ausführlich dokumentiert für die Mitte/2. H. des 14. Jh. :) LG
 
Hallo Firiel, dank dir für die umfassende Ausführung :) Mein Darstellung ist angesiedelt im Braunschweiger Land. Also Südniedersachsen. Vielleicht finde ich ja sogar im hiesigen Museum was dazu, mal sehen bei Gelegenheit... Für das "klassische Muster" kann ich das hier als Grundlage nehmen (Ganz unten bei historische Schnitte)? http://www.grossmaenner.de/taron/cotte.htm Viele Grüße
 
hm warum sind die Knöpfe da bei der Skizze hinten? *grübel* ^^ Glaub ich hab wieder was zum recherchieren am WE in den Büchern ^^ Aber vom Schnitt her wäre das ein Beispiel eines Herjolfnes-Kleides! Kauf dir die beiden Bücher dazu auf jeden Fall, wirst es nicht bereuen ;) V.a. gibts im "Medievla Garments Reconstructed" (welches ja auf die guterhaltenden H.-Kleidern zurückgreift) sehr genaue Schnittmuster ;) Aber man braucht auf jeden Fall beide Bücher, eins alleine finde ich unzureichend! Für die Braunschweiger Gegend hast eh viel Material, schau da mal z.b. nach Wienhausen ins Kloster zu den Stickereien etc., Museum in Braunschweig (neben dem Platz mit den Löwen, frag mich grad nicht wie das heißt ^^) - da gibts auch was ich mich erinnere viele 14.-jh.-Stickereien mit bildlichen Abbildungen.
 
ja, die Bücher sind das :) Bei mir immer in Reichweite weil total toll aufbereitet, auch was Nähtechnik etc. betrifft. Einziges Manko halt die nicht 100% eindeutige Datierung, aber mit etwas Erfahrung im Textilen & Augenmaß kann mans gut verwenden. Wienhause, Braunschweig & Hannover sind (plus Goslar natürlich) Paradiese zum Ausflüge machen ^^ hab dort hunderte Pics gemacht in den Museen, etc. ;) Allein die Truhen in Wienhausen (da gibts übrigens auch nen dicken Wälzer zu den Kisten ggf ^^) sind schon den Besuch wert! Aber auch die Spanschachtel etc. dort und die Kapelle/Kirche ausm 13. Jh. *sabber* :D Hat nen ganz eigenen Charme!
 
@ firi, wie hieß noch der fund, wo roland das buch in schwedisch hat, wo sie den Mann mit seiner gesamten Ausstattung ausgegraben haben? Das wär eine tolle Quelle auch glaubich.
 
Moin Oswald, für Norddeutschland ist ja meine persönliche Lieblingsquelle der Hörder Heilsspiegel (Speculum Humanae Salvationis MS 2505, Darmstadt,d er auf 1360 datiert wird. Hatte ich auch mal in einem anderen Zusammenhang gsagt. Da findest Du schon eine Menge. Dazu vielleicht als übergreifendes Buch "Fashion in the age of the black prince", das für mich in einigen Punkten ein Augenöffner war. Im Augenblick finde ich die Hjernofsnes-Funde etwas schwierig, da sie von den Schnitten her eigentlich so gar nicht zu den Bildern und Statuen passen - zumindest, was die etwas elaboriertere Kleidung angeht. Für die Techniken finde ich sie hervorragend, doch imo sind sie doch arg bäuerlich udn ansonsten eher 20 - 30 Jahre vorher verwendbar. Kommt halt drauf an, was man machen möchte ... Man muss immer bedenken, dass Grönland wirklich seeeehr weit weg war vom Standard, wie er in Zentraleuropa geherrscht hat. Ich propagiere sie nur noch für einfachere Kleidung. Da muss man wirklich gucken. Btw war der Bocksten Mann nicht per C14 auf 1330 - 1340 datiert? Ansonsten sieht´s bis auf details ja recht mau mit Funden aus. Das meiste muss eh rekonstruiert werden. Wenn man ein wenig Ahnung vom Schneidern und Zuschneiden hat, finde ich den "Medieval Tailor´s assistant" da recht hilfreich, da gibt´s von VS-Books jetzt auch eine deutsche Übersetzung (bin aber zu faul den Link zu suchen und mein Rezensionsexemplar vom Dach zu holen :D). Hoffe, das konnte helfen. Bis denn Thorsten
 
So viel Rückmeldung, vielen Dank! Liefert denn dieses "Fashion in the age of the black prince" auch Umsetzungen der Manuskripte in Schnittmuster? Das würde ich mir dann nämlich zulegen wollen. Klingt doch sehr versprechend. Also meine Darstellung soll gehobeneren Standard haben. Weil ich da auch mehr mit Farben machen kann :) Viele Grüße, Oswald
 
Oswald nein, Schnitte gibts da nicht. Aber eine ganz genaue Aufstellung welche Modetorheit grad in welchem Jahr populär war, sprich du hast wirklich eine ganz genaue Übersicht in welchen Zeitabständen gewisse Sachen rübergeschwappt sind. Also sehr interessant, auch wenn England, und man kann sich dann in Zusammenhang mit Bildmaterial schon sehr genau Dinge ableiten. Absolut lesenswert!
 
Wie gesagt, wenn man Schnitte erarbeiten will - und da bleibt einem in diesem Zeitrahmen nichts anderes übrig - würde ich das Mittelalterliches Schneidern als Zusatzliteratur empfehlen, da man hier die Techniken sowohl für das Erarbeiten der Schnitte als auch für die praktische Umsetzung (Nähtechniken, Accessoires etc.) erlernen kann. Hilfe beim Recherchieren gibt es nur bedingt. Bis denn Thorsten
 
Guten Morgen, ich habe mal ein Bild meiner ersten Cotte hochgeladen, auf dem auch der Schnitt deutlich wird. http://www.mittelalterforum.com/wcf/images/photos/thumbnails/medium/photo-3111-ead5d1be.jpg So ohne weitere Informationen hatte ich zunächst daran gedacht, die Ärmel bei der Neuen vorne enger zu machen und außerdem zusätzlich Vorne und auf der Rückseite Keile einzufügen. Ein Sammlung mit Abbildungen aus der Zeit ("Fashion in the age of the black prince") würde mir sehr weiterhelfen. Viele Grüße, Oswald
 
Also der Schnitt dieser Kotte ist, gerade wenn du höher gestellte Persönlichkeiten machen willst, viel zu 13. Jhdt und viel zu schlicht. um 1360 herum hast du schon erste Versuche der Armkugel (runder Armausschnitt). Die Kotte liegt an den Unterarmen viel enger an, wird teils schon mit Knöpfen auf Körperform gebracht und die Ärmelnaht muss definitiv hinten sein. Kein Keil unterm Ärmel, dafür an der Rückseite in die Ärmelnaht eingefügt. Und unten rum darf die Gere fast noch ein bisschen breiter sein, der untere Saum wellt sich auf den Bildern fast schon, so weit ist er. Deine Ärmel sehen auch etwas kurz aus, aber das kann ich so am Boden nicht einschätzen ^^
 
Jo, kann im allgemeinen Rotschopf nur unterstützen, wobei Armkugel schon mindestens seit dem 11. Jhdt. in Gebrauch ist. Um 1360 wird´s sogar noch komplizierter, da gibt es schon den "Grand Assiette" Schnitt mit extremem Armausschnitt, wie z.B. bei einem der wenigen übergekommen Stücke, dem sogenannten Pourpoint von Charles of Blois . Was ich zumindest für Norddeutschland nicht sagen kann, ist das die in der 14. Jhdt. Szene so beliebten Knopfleisten um 1360 weit verbreitet waren. Um die Quelle des Heilsspiegels mal wieder ran zu ziehen, da sind bei sicher einigen hundert Figuren nur 5 mit Knopfleisten und diese sind fast alle mit den Grand Assiette Schnitten verbunden. Und das zieht sich eigentlich durch die ganze norddeutsche Ikonographie. Bis denn Thorsten
 
Diesen Knopflocheinwand find ich auch an Belegen im Ö-Raum recht stark. Zw. 1300 und 1350 hast du eine Handvoll Abbildungen von Knöpfen (meist nur 3-5 an Hals und Handgelenk), davon sicher 95% Männer, Frauen sind nur 2-3 (ein wenig am Handgelenk geknöpft) auffindbar bei dutzenden Frauenabbildungen, diese stellen i.d.Regel hochrangige Persönlichkeiten dar wie es scheint. Vermehrt bei Frauen kann man die Knöpfe für den österr. Raum erst so mit 1350-1370 rum nachweisen, dann aber auch durchgeknöpft. Wobei halt wieder die Schriftquellen da teils anderes sagen, bzw. auch immer die Frage ist welche Einflüsse in der jeweiligen Gegend grad existierten, wie weit eine Durchdringung der Mode in die einfache Bevölkerung tatsächlich stattfand, bzw. wie deine Darstellung sich durch Vorgaben des Standes beeinflussen lassen musste (Hochadel hat so "Torheiten" sofort angenommen, einfach aus dem gesellschaftlichen Zwang heraus) etc. - ist halt viel eine Interpretationssache...
 
Naja, in Norddeutschland und im Einflussbereich des nördlichen Seehandels und von England würde ich 1 bis 3 Knöpfe am Arm nicht unrealistisch finden. Ich sprech jetzt nicht von einer Knöpfung bis zum Ellbogen. Insbesondere bei Männern. Am Ausschnitt ist es schon eher experimentell. Und er ist ja kein Bauer, sonder jemand, der sich modisch schon ein bisschen mehr leisten kann.
 
Guten Morgen, Das Schnittmuster schaut ja kompliziert aus. Allein zehn Stücke für einen Ärmel... *puh* Also an der Front auch eine Reihe Knöpfe, damit ich es öffnen kann. Aber Knöpfe bis zum Ellbogen? ...das ist dann mehr der modische Aspekt, als der praktische, oder? Und das ganze taillierter und enger, gut. Vielen Dank für eure Mühe soweit :) Viele Grüße
 

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