Seriöse Geschenke im Mittelalter

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Malkavianer

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Ich habe vor ein paar Tagen ein seriöses Geschenk für meinen Freund gesucht. Er befasst sich gerne mit dem Thema und hat auch mal eine ganze Weile als Scherge auf einem mittelalter Markt gearbeitet. Daher habe ich mich nach sowas wie einem traditionellen Geschenk aus der Zeit umgesehen, aber leider nichts gefunden was ich als ernstzunehmend empfand. Daher die Frage an die Experten: Gibt es so etwas wie ein tradionelles Geschenk von Frauen an ihre Männer aus der Zeit? Ich bin mir da selbst nicht so sicher, zumal man ja immer hört, dass zu der Zeit die Liebe ja nicht wirklich ausgelebt wurde. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen
 
Was die Frauen damals den Männern schenkten, war sicherlich abhängig vom Geldbeutel. Das fing möglicherweise bei Kleidung bzw. Alltagsgegenständen bei mittellosen Volk an (wobei ich hier allen Ernstes bezweifel, dass Geburtstage so wie heute gefeiert wurden) udn endete bei Ländereien beim Adel. Ich denke, das kann man nicht 1:1 ins heutige übertragen. Ich weiß, meine bessere Hälfte freut sich immer über was Selbstgenähtes, was für die Ausrüsung oder einen Büchergutschein bzw. direkt ein Buch, von dem ich weiß, dass es schon lange danach suchte.
 
Ich meine gehört zu haben, dass ohnehin die Namenstage wichtiger waren als die Geburtstage - vielleicht, weil nicht immer und überall Geburten schriftlich fixiert wurden, die Heiligentage aber bekannt waren. Erst die Protestanten gingen allmählich dazu über, statt der Namenstage der von ihnen nicht verehrten Heiligen die tatsächlichen Geburtstage zu feiern.
 
Bei den Katholiken waren die Namenstage bis in die Gegenwart von wichtiger, als die Geburtstage, weil der Geburtstag zufällig ist, der Namenspatron aber (im Idealfall) sorgfältig ausgewählt wurde. Andererseits weiß ich nicht, inwieweit das schon im Mittelalter eine Rolle spielte, da zumindest im Hochmittelalter der erste Sohn oft nach dem Vater benannt wurde.
 
Rein vom Gefühl her, würde ich sagen Kleidung. Das einfache Volk hatte sicher nichts dagegen, wenn kaputte Sachen ausgetauscht werden konnten, oder vielleicht sogar etwas besseres/wärmeres in die Kleidungstruhe gewandert ist. Bei Königen usw. waren edel verarbeitete Stoffe und fertige Kleidungsstücke daraus hochgeschätzte Geschenke. Diese konnten das Ansehen des Trägers durchaus steigern. Ich denke im Gegensatz zu heute, konnte man damals mit Kleidung als Geschenk nur wenig falsch machen.
 
erstmal danke für die vielen schnellen antworten! sollte ach mehr ein zwischendurch geschnk sein als ein geburtstagsgeschenk. hm sehr schade soweit, dachte es gibt da vielleicht den ein oder anderen lustigen kleinen brauch oder so^^ vlt guck ich mich mal nach fellen oder so um, denke sowas müsste auch gehen, solange es jetzt nicht gegen meine ethnischen ansichten verstößt, also sowas richtung kaninchen oder schafsfelle sind doch auch okay oder?
 
Wie handwerklich bzw. handarbeitlich geschickt bist Du denn? Kannst Du sticken? Wenn Du mehr so ein kleines, eher romantisches Geschenk für Deinen Freund suchst, stick ihm doch ein kleines Minnetuch. Wie belegbar/"seriös" das ist entzieht sich zwar letztlich meiner Kenntnis, und es ist wenn überhaupt dann eine Sitte aus Adelskreisen, aber ein hübsches, persönliches Geschenk einer Frau für Ihren Mann ist es bestimmt...
 
Da wir im Unterforum "Historische Grundlagen" - "Das historische Mittelalter" diskutieren, jetzt ein historischer Einwand: Meines Wissens waren Geschenke im Mittelalter nichts Privates, wie heute, sondern erfolgten in der Regel im Rahmen öffentlicher Zeremonien. Geschenke besiegelten Ehen, Lehns- und Treueeide oder sie zeigten die Großzügigkeit derer, die es sich leisten konnten, wenn der Adel bei Festen Geld, Kleidung, Pferde etc. verschenkte. Aber das Wesentliche ist, dass es öffentlich erfolgte. Geschenke von Frauen an ihre Männer sind mir überhaupt nicht geläufig; umgekehrt kommen sie häufig vor.
 
Das sehe ich ähnlich wie Eilika. Zudem Frauen ja früher nur über wenig eigenes Geld verfügten - da wird wohl eine Kerze, die sie ihrem Mann für Heilung oder eine glückliche Heimkehr von der Reise in der Kirche entzündete, ein großzügiges Geschenk gewesen sein... Auch mir ist von Geschenken zwischen Eheleuten nichts bekannt, allerdings: de normalibus non in actis... Das Alltägliche wurde eher selten der Überlieferung für würdig befunden.
 
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine einfache Frau ohne wirkliche finanzielle Mittel etwas Selbstgemachtes und Alltägliches verschenkt hat, zB wie schon erwähnt was kleines besticktes oder einfach ein besonders leckeres selbstgebackenes Brot; einen selbstgepflückten Apfel, einen Wildblumenstrauß oder sowas. Nur so als kleine Aufmerksamkeit, da ging es dann bestimmt eher um das Symbolische und nicht so sehr um den materiellen Wert. Aber das sind nur Vermutungen meinerseits, ich kann nichts belegen! Mit den Initialen des Liebsten bestickte Stofftaschentücher wurden in späterer Zeit sehr gerne verschenkt, das kennt man aus Märchen/Gedichten/von Oma...
 
Ist zwar Anfang 17. und sicher nichts alltägliches, aber zumindest war das ein Weihnachtsgeschenk an den Kurfürsten von seiner eigenen Mutter: http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=289184 Für meinen Geschmack noch heftiger als der kaiserliche Krönungsmantel, aber man könnte daraus vielleicht schließen, dass Kleidung ein schönes Geschenk war, aber dann auch prunkvoller sein sollte als das alltägliche. Geht man zur mittelalterlichen Minne, findet man da noch Taschentücher, Handschuhe und sowas. Also eine Frau schenkte ihrem Minnaeren einen IHRER Handschuhe, den er aber jederzeit zurückgeben und damit die Liebe kündigen konnte, ansonsten wurde der hübsch an die Rüstung gehängt oder von innen an den Schild getackert. Wo ich Handschuhe sag... Ja, Handschuhe! Handschuhe wurden ständig verschenkt. Vom Adeligen an den Bürgermeister um die Genehmigung für vielleicht den Dorfmarkt zu erteilen, von niederem Volk an den adeligen um die Treue zu schwören... Doch, ich empfehle Handschuhe. Und dann siehe erster Absatz, nicht ganz alltägliche, vielleicht mit einer hübschen Borte am Schaft.
 
Was auch gut kommt sind dekorative Aufbewahrungsbehaelter. Als Beipiel siehe die drei die ich in der Galerie hoch geladen habe. Denn man hat immer irgendwelchen Kleinkram der droht verloren zu gehen.
 
Geschenke von Frauen an ihre Männer sind mir überhaupt nicht geläufig;
Gab es aber auch ! ^^ Siehe z.B. im Lied " Es fügt sich" von Oswald von Wolkenstein
Ain künigin von Arragon, was schon und zart, da für ich kniet, zu willen raicht ich ir den bart, mit hendlein weiss bant si darein ain ringlin zart lieplich und sprach: »non maiplus dis ligaides.« Von iren handen ward ich in die oren mein gestochen durch mit ainem messin nädelein, nach ir gewonheit sloss si mir zwen ring dorein, die trüg ich lang, und nennt man si raicades. ...
zitiert aus: K.J. Schönmetzler: "Oswald von Wolkenstein -Die Lieder", Phaidon Verlag, Essen 1990, S. 329, Strophe III
 

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