Einer der Autoren schreibt folgendes dazu: "Der Spieß , beim Gebrauche zu Pferde auch Speer genannt, die einfachste Stangenwaffe, ist in seiner ältesten Form ein Vermächtnis aus dem Altertume, und auch seine taktische Verwendung unterscheidet sich bis ins 12. Jhdt. in nichts von jener in der antiken Zeit. Der Spieß erscheint am Beginne des Mittelalters bei allen und auch den Babarischen Völkern als eine dünnschäftige Stoßwaffe mit langer und schmaler Stoßklinge. Der Reiter, wie der zu Fuß Streitende gebrauchen ihn in zwei gleichen Formen, die sich nur durch die Länge des Schaftes unterscheiden: Als Spieß oder Speer mit einer Schaftlänge von 3,5 bis 4m und als Wurfspieß (ger. pilum) mit einer Schaftlänge von 2 bis 2,25m. [Boeheim,1890,S.305] "Unter den Germanen ist sie (die Spießwaffe) die älteste und allgemeine Waffe und steigt später so sehr in der Achtung, dass nur dem freien Manne ihre Führung gestattet war: diese Schätzung des Spießes erhielt sich bis ins 9. Jahrhundert." [Boeheim, 1890,S.305] "Unter den vielen Spießformen mit verschiedenen Namen erscheinen zwei, welche in den meisten Ländern des Nordens verbreitet waren und beides sind Wurfspieße...[ ]...aus römischen Vorbildern erwachsen, der Ango in Aufnahme gekommen zu sein. Der selbe ist ein kleiner, schmaler Spieß mit fast meterlanger, dünner Dille, deren Schaft, rückwärts stärker werdend, in einer Reihe von Knöpfen endet. Das Spießblatt des Ango ist immer Bärtig, d. h. es besitzt beiderseits Wiederhaken. Der Ango hat sich, und fast in gleicher Gestalt, im nördlichen Europa als "Harpune", wenn auch nur noch zum Jagdzweck dienend, erhalten" [Boeheim,1890,S.305] (Auf den zweiten Wurfspieß, dem "Framea", den die Germanen verwendeten, gehe ich jetzt nicht näher ein.) "Ab Mitte des 12. Jhd nahm die Erfahrung aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt an und veränderte die Form und Länge der Stangenwaffen grundlegend. Der Wurfspieß verschwindet allmählich aus den deutschen und Französischen Heeren (die Italiener behielten sie noch bei). Da Stangenwaffen hauptsächlich bei der Reiterei im Einsatz waren, war man nun bemüht ihre Wirkung zu erhöhen. Dies führte zur Verlängerung und Verstärkung der Schäfte. Bis dahin hatten sie am Schaftende nur eine durchschnittliche Stärke von 3,3 cm und eine durchschnittliche Länge vom um die vier Meter. Nun hatten sie eine durchschnittliche Dicke von rund 4,5 cm und eine ~ Länge von fünf Metern. [Boeheim,1890,S.311ff] "Bei der Infantrie war die Veränderung der Stangenwaffen im Laufe des 12.Jhdt. noch bedeutender. Sie hatte eine durchschnittliche Schaftdicke von 4,75 bis 5 cm und wurde wegen der extremen Länge und der damit verbundenen schlechten Führbarkeit und der stark eingeschränkten Bewegunsfreiheit so stark eingekürzt, dass sie nun nur noch selten eine Manneslänge weit überragten. Dies blieb dann in zahlreichen Varianten bis ins 17. Jhd. so in Gebrauch." [Boeheim,1890,S.312] Quelle: -Handbuch der Waffenkunde, von Wendelin Boeheim, 1890, Reprint der Originalausgabe von 1890 nach dem Exemplar der sächsichen Landesbibliothek Dresden, Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1985