Stoffqualität für Leinenzelt

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Darf ich die Frage stellen warum du ausgerechnet buntes Leinen willst? Von der historischen Seite her ist das vermutlich ziemlicher Quark (korrigiert mich bitte wenn ich da falsch liege), also kannst du auch Baumwolle nehmen. Die hat (außer der historischen Seite) deutliche Vorteile. Wenn du es aber historisch willst, warum dann das Leinen färben?
 
Wenn das Leinen nicht impregniert ist muss es erst quellen um dicht zu werden. Da ist der Test unter dem Wasserhahn nicht sehr aussagekräftig.
 
Hab ich nicht irgendwo gelesen, dass man breitere Bahnen nicht gewebt hat?? Wäre vielleicht mal eine Frage an die Weber(innen) hier...
Ich bin zwar keine Weberin, weiß aber, dass zum Beispiel auch Katrin Kania davon sprach, dass es im MA durchaus auch breitere Webbreiten gab. @Satir: Ein handgenähtes Leinenzelt chemisch bunt gefärbt? Ist das nicht ein bisschen Schade um die enorme Arbeit, die Du Dir da machen willst, um es möglichst korrekt hinzubekommen? LG Martina
 
@Paranoia: Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass vom Osebergzelt sowieso nur das Gestänge gefunden wurde. D.h. ich hätte was die Zeltplane angeht sehr großen Interpretationsspielraum, auch was die Farbe angeht. Baumwolle gab es in der Zeit, die ich darstellen will nicht, deswegen fällt das weg. @Martina: Das ist natürlich ein berechtigter Einwand. Ich will hier jetzt keine Diskussion über die historische Korrektheit von unseren "Zeltlagern" lostreten, das gab es hier schon ein paar mal. Aber ich finde das ewige natur beige irgendwie auf Dauer "langweilig". Deswegen wollte ich gerne mit Farbe arbeiten. Und wenn die chemische Farbe halbwegs aussieht, als wäre es pflanzlich gefärbt, wäre es doch ok. Aber ich merke schon, dass ich das vllt doch lassen sollte wenn ich schon so einen Aufwand betreiben will... Hmm, das muss ich mir dann nochmal überlegen. Btw: Konnte man Leinen nicht auch pflanzlich färben? Nicht das ich das bei dem Zelt vorhätte, bei der Menge an Stoff bräuchte ich bestimmt einen 100l Kessel, wenn nicht noch mehr.
 
Btw: Konnte man Leinen nicht auch pflanzlich färben? Nicht das ich das bei dem Zelt vorhätte, bei der Menge an Stoff bräuchte ich bestimmt einen 100l Kessel, wenn nicht noch mehr.
soweit ich das im Kopf habe gibt es nur einen Fund von gefärbtem Leinen in blau aus Birka :S
 
Die Beleglage für farbiges Leinen ist (um es freundlich zu sagen) sehr dünn. Und sowas dann noch für eine Zelthaut zu "verschwenden" denke ich eher utopisch. Daher der Vorschlag mit der Baumwolle, wenn es eh nicht historisch ist kannst du auch BW nehmen, wenn es historisch sein soll überleg dir das mit der Farbe lieber nochmal. Edit: Bei der Menge an Stoff kannst du es vergessen alles an einem Stück zu planzlich zu färben. Den großen Kessel musst du schon für 4m Wolle bemühen. Bei 30 oder mehr Metern ist da im Hausgebrauch nix zu holen :p
 
Die Belege sind vermutlich auch deshalb so dünn, weil Leinen pflanzlich zu färben (außer mit Indigo / Waid) vom Ergebnis her nicht wirklich schön und lohnenswert ist. In der Zwischenzeit habe ich mehrfach Leinenläppchen mit verschiedenen Beizen wie Essigsaurer Tonerde, Sauermilch, Ampfer und anderen säurehaltigen Pflnazen etc. und mit verschiedenen Pflanzenfarben bzw. Färbemethoden (auch eine Art "Gärungsfärben") ausprobiert. Die Ergebnisse waren jedes Mal wenig haltbar und von den Farben her sehr - äh - gewöhnungsbedürftig. Einfach blässlich, hässlich, pfui. Ich wollte es ja selber nicht glauben, dass Leinen pflanzlich nicht sinnvoll zu färben geht, deshalb der ganze Aufwand, dessen Ergebnis die Mühe nicht lohnt.
 
LOL.. Frage an die Hausfrauen: Was macht man, damit die Tischdecke nicht so schn ell dreckig wird und die Flecken nachher wieder rausgehen? Dabei verhalten sich Ligninfasern ja gleich, egal , ob BW, Leinen oder Hanf.. Und welche Flecken sind auch noch nach Jahren richtig schön kräftig? Die Fehler, die Ihr da gemacht habt, die müßt ihr machen, wenn Ihr Pflanzenfasern färben wollt. Saure Beizen etc gehen ja nun nicht, wie wir oben gelesen haben... Bekanntlich sind ja Tintenflecken die hartnäckigsten, vor allem, wenn Ihr das Tuch vorher nicht im letzten Waschgang mit Essigwasser gespült habt. Und garnicht mehr raus gehen diese Flecken, wenn man den nicht gesehen hat und in Esssigwasser gespült. Also nach dem basischen Waschen klarspülen, Sonnenbleiche, ab in eine basische , kräftige Tintenlösung und nach dem der Stoff eine kräftige Farbe angenommen hat, in Essigwasser spülen ..
 
Gibt es viele erhaltene originale Zelte? ich kenne nur eins aus dem 17. Jahrhundert, Material wird nicht näher definiert, wird nur komplett Segeltuch bzw Canvas genannt. Dort ist jedenfalls die Zelthaut selbst weiß, aber jede Naht mit einem blauen Saumband eingefasst. Die Spitzenverstärkung ist ebenfalls komplett blau. Also auch der blaue Teil wird als Segeltuch bezeichnet. Auf Miniaturen sieht man häufig Zelte, die sind für gewöhnlich komplett bunt, bemalt, bestickt oder zumindest wie oben beschrieben verarbeitet. Und hier sogar aus einer Zeit vor der Heraldik: http://manuscriptminiatures.com/5006/15591/ Bunte Zelte scheinen also den Zeitgeist wiederzuspiegeln. Und wenn wir derzeit der Meinung sind, Zelte waren aus Leinen, wir aber noch keinen Weg gefunden haben Leinen pflanzlich zu färben, heißt das für mich nicht, dass Zelte alle weiß gewesen sein müssen. Und ein wasserdichtes Zelt aus Wolle oder Seide, sofern möglich, kann sich wohl erst recht keiner mehr leisten heutzutage. Ich sehe in buntem Leinen also einen netten Kompromiss.
 
Firiel hatte gerade mit unreifen Kreuzdornbeeren ein sehr schönes Gelb hinbekommen, Rezept dazu steht in Handbuch der Naturfarbstoffe von Schweppe. Ansonsten gibt es immer mal wieder Belege von gefärbtem Leinen, wenn auch selten, gerade Blau war da nicht nur machbar, sondern auch viel gehandelt, z.B. Köln. Dann schau mal bei Klaus Tidow "Ausgrabungen aus Kirchenschätzen", da sind auch gefärbte Leinenfutter in blau, rosa und braun erwähnt. Braun und blau gefärbtes Leinen konnte ich zum Beispiel selber in der Teppichausstellung von Kloster Wienhausen anschauen. Des weiteren wird in den Rechnungsbüchern der Stadt Konstanz neben schwarzem, dem Hauptexportschlager einmal auch rotes und grünes Leinen erwähnt, ect. Das bezieht sich allerdings alles ab 1300 aufwärts. Von früheren Belegen habe ich gehört, aber nicht weiter verfolgt. Daher weiß ich ebenfalls nicht, ob es zu Deiner Zeit gefärbte Zelte gab. Später findet man immer mal wieder Abbildungen, einige lassen auch darauf schließen, dass die Zelte teilweise kunstvoll bemalt waren. Was die historische Korrektheit angeht, auch ich wollte da nichts lostreten, war nur so ein Gedanke meinerseits. Da ich meine Kleidung selber von Hand nähe, kann ich mir vorstellen, wieviel Arbeit erst in so einem Zelt steckt und habe mich nur gefragt, ob man sich da später nicht vielleicht doch ärgern würde, wenn es zu arg nach Chemie aussieht.
 
@Wilfried: Die Überlegung war einfach die, dass Wolle sauer, Leinen aber basisch ist. Wenn man Wolle mit Basischem beizt, um die Fasern aufzuschließen (das Gleiche macht übrigens auch der Friseur, wenn er einem die Haare färbt), dann müsste man Leinen mit was Saurem beizen, um den gleichen Effekt zu erhalten. Mit Essigsaurer Tonerde gelang mir das übrigens halbwegs ordentlich, diese war aber im D meines Wissens nach erst ab dem SpäMi bekannt, was Martinas Anmerkungen bezüglich des farbigen Leinengarns untermauert.
 
Um ein schönes Rot hinzukriegen, brauchst Du schon eine ziemliche Menge geschrotete Rote Beete.... Wenn Du vorher ordentlich "Eigelbflecken" reinmachst, wirds "schmutzig" Orange, aber die Menge "Rot" verringert sich bei rote Beete erheblich, weil Du das Eiweiß des Eis färbst .. Nur Vorsicht, kalt bleiben bei den roten Beeten, sonst wirds braun... Aber das Dumme bei sowas, der Stoff wird imprägniert und könnte "nicht Dicht" werden
 
Bitte, das Färben von Leinen soll hier überhaupt nicht Thema sein ^^ Das war eher eine Randbemerkung meinerseits. Aber ich denke ihr habt mich überzeugt, und ich werde historisch so gut es geht korrekt bleiben und naturfarbenes Leinen nehmen.
 
War die Rekonstruktion des Oseberg-Zeltes nicht zweifarbig? Rot-Weiß, oder habe ich das falsch in Erinnerung.
 
War die Rekonstruktion des Oseberg-Zeltes nicht zweifarbig? Rot-Weiß, oder habe ich das falsch in Erinnerung.
Du hast vollkommen Recht. Die Rekonstruktion von hurstwic.org (auf die ich mich ja die ganze Zeit beziehe) war rot/natur. Aber das sagt ja nichts zur historischen Korrektheit aus ;) . Es ist eben auch "nur" eine Rekonstruktion.
 
Ah ... soweit habe ich nie gedacht. Aber es stimmt, sie haben sich ja vor allem auf die Holz-Funde bezogen. Daraus kann man vermutlich nicht viel über die Farbgebung des Stoffes ableiten.
 
Hallo zusammen, auch wenn @Sartir jetzt schon viele Antworten bekam, muss ich mich mit eine Off-Topic Frage einschalten: Da ich auch immer auf der Suche nach Leinen bin, frage ich mich: gibt es kein güstigeres Leinen zum Zeltbau? Dann wären ja die Preise der mir bekannten anbieter aus Polen ein Schnäppchen! Oder?
 
Hakko Mathias Zu dem Schluss bin ich auch gekommen und habe bei Tentorium gekauft, anstatt selbst zu nähen. Freundliche Grüsse Gerald von Ameningen
 
Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt mir ein Zelt zu nähen. Nach gründlicher Recherche und den Preisen für zelttaugliches Leinen bin ich bei Tentorium gelandet. Es wurde ein Speichenradzelt - Speichendurchmesser 4,4 m, unten 5,6 m. Die Materialkosten hätten mich fast so viel gekostet wie das fertige Zelt. Das Zelt ist übrigens super geworden. Das Leinen und die Verarbeitung sind super. Die Holzkonstruktion ein Traum, richtig stabil - nichts mit dünnen Ästchen. Das Zelt hat bereits beim ersten Aufbau Regen und Sturmböen abbekommen und es hat alles standgehalten. Wenn ich am Wochenende Zeit habe stelle ich ein paar Bilder ein. Liebe Grüße Sabine
 

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