Um noch mal Missverständnisse auszuschalten, die leider durch manche Literaturquellen immer wieder auftauchen und damit zum Gebrauch falscher Begriffe führen: Keramik wird zunächst einmal in 2 Gruppen aufgeteilt, nämlich in
ungesintert, also porös, und in
gesintert also flüssigkeitsdicht. Beide Gruppen teilen sich nun wie folgt auf: 1.
ungesintert >
unglasiert >
oxidierend gebrannt >
Irdenware ( mit oder ohne Engobe) 2.
ungesintert >
unglasiert >
reduzierend gebrannt >
Irdenware ( Grau- oder Schwarzware ) 3
. ungesintert > glasiert >
oxidierend gebrannt >
Irdenware ( Bleiglasur/Fritteglasur) 4.
ungesintert > glasiert >
oxidierend gebrannt >
Fayence (Zinnoxid-/Bleiglasur) 5.
ungesintert > glasiert >
oxidierend gebrannt >
Steingut (Frittenglasur) 1.
gesintert >
oxidierend gebrannt >
Steinzeug ( tonfarben, Engobe,Anflugglasur, Feldspatgalsur) 2.
gesintert >
reduzierend gebrannt >
Steinzeug ( grau, Salzglasur) 3.
gesintert >
reduzierend gebrannt >
Porzellan ( Feldspatglasur) Zur Erklärung des Begriffs "Fritteglasur" : hierbei handelt es sich um eine Glasur bei der im Vorfeld giftige und wasserlösliche Substanzen mit Quarzsand verschmolzen werden (gefrittet), anschließend gemahlen und dann als Glasur aufgetragen werden. Das Endergebnis ist eine wasserundurchlässige Glasur, die wesentlich früher schmilzt als Rohglasuren. nach Beckmann teilt man die MA-Keramiken in 4 Perioden ein: Periode 1 : Mitte des 12.Jhd > Irdenware wie z.B. Pingsdorfer oder Paffrather Machart Periode 2: Ende 12.Jhd./ Anfang 13.Jhd. > ebenfalls noch Irdenware Periode 3: Mitte 13.Jhd. > Proto-/oder Faststeinzeug, Periode 4: um 1300 > Frühsteinteug mit noch groben Scherben, aber schon deutlich gesintert
Ein nachträgliches Dichtbrennen funktioniert meist nicht, weil die Irdenwaretone (speziell farbige) keine hohen Temperaturen vertragen
Der übliche Brennprozeß sieht vor, daß in 2 Brennphasen gearbeitet wurde, und dabei die Temperaturin der 2. Brennphase auf ca. 1000 °C erhöht wurde. Diese Unterschiedlichen Phasen dienen einmal der Wasserreduktion, dem Verbrennen von "organischen" Verunreinigungen, der ersten, mechanischen verfestigung der Tonmoleküle und anschließend der kristallinen Umbildung, bzw. ab 1000°C der Übergang in die "Glasphase"
Frühe Steinzeugkeramik gab es übrigens in Europa schon ab etwa 1250, und zwar u.a. im Rheingau (Aulhausen, Marienthal usw.).
Richtig, die Töpfer haben sich aber an den Rheinischen Töpfern orientiert. Man muß aber auch dazu sagen, daß viele Autoren gerne den Begriff Steinzeug/Früsteinzeug fälschlicherweise für alle möglichen Keramiken verwenden. Die Gefäße sind auch optisch aufgrund ihrer Glasur nicht zu unterscheiden, lediglich eine Materialanalyse mit Röntgen oder Dünnschliff lassen eine sichere Unterscheidung und Klassifizierung zu, und das ist bei der Rheinischen Keramik bis ultimo durchgeführt worden. Und nur wenn man reichlich frühe Keramikvarianten in der Hand gehaltenhat, kann man, zumindestens "relativ sicher", eine Einordnung und Datierung, auch ohne Dünnschliff etc., nur durch Belegstücke wagen...
Das Abdichten mit Speiseölen, Milch usw. funktioniert, allerdings zersetzen sich diese Stoffe, und Bestandteile (Aflatoxine) der Fäulnisprodukte gehen sukzessive ins Essen bzw. in die Getränke über. Das ist nach heutiger Erkenntnis mit ein Grund für die geringere Lebensdauer der Menschen in Vorzeit und Mittelalter.
Das kann leider nicht unwidersprochen bleiben.
Aflatoxine(
Gift des Schimmelpilzes Aspergillus flavus) sind definitiv letal wirksam, das ist korrekt, allerdings in einer oralen Aufnahmemenge von
1-10 mg /kgKG beim Erwachsenen (je nach Konstitution) und das
nur bei akuter Aufnahme. Man fällt dabei allerdings nicht auf der Stelle tot um, sondern "beschäftigt" sich noch ein paar Tage mit seinem akuten Leberversagen, ähnlich wie es heutzutage auch bei der Paracetamolvergiftung vorkommt. Diese benötigte Menge wird aber kaum durch einen verunreinigten Becher erreicht werden. Bei chronischer Einnahme von diesen Toxinen kommt es aber zu einer zunehmenden Leberfunktionstörung bzw.
Aflatoxine sind häufige Auslöser des
Leber-Karzinoms. Gefährlicher ist es eher die
Sporen dieses Schimmelpilzes einzuatmen (
Aspergillus flavus), da es damit zu schwerwiegenden Lungenentzündungen kommt, die auch heute noch nicht selten zum Tode führen. Aber Aspergillus als Todesursache des MA-Menschen ist mit Sicherheit nicht sehr häfig gewesen, hier war im Falle der Nahrungsaufnahme eher der Ergotismus (Vergiftung durch
Mutterkorn-Alkaloide im Getreide), die Parasitenerkrankung (Würmer,Trichinen), sowie die die üblichen bakteriellen Erkrankungen wie Typhus, rote Ruhr, Cholera, Syphilis, Pest und diverse Infektionen wie Wundbrand etc.... Quellen: B.Beckmann; "Der Scherbenhügel in der Siegburger Aulgasse" Rheinland Verlag, Bonn 1975; E. Hähnel: " Siegburger Steinzeug" Bd. II ,Rheinland Verlag Köln 1992; Löffler, Petrides : Biochemie & Pathobiochemie, Springer-Verlag