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Torben
Guest
Im Begrüßungsthread wurde eine Perlendiskussion angeregt... da ich nicht weiss, wo rüber genau, nehme ich mir mal heute das „Basisthema“: die Laufzeit von Perlen und deren Chronologische und Regionale Einteilung... Quellenangaben folgen, aber nicht zu jedem Punkt sondern gesammt erst am Ende nachstehend aufgezählt, sonst wäre das sehr unübersichtlich geworden... Perlen haben Laufzeiten. Dies ist das erste in Erscheinung treten - bis zum letzten. Zur Bestimmung müssen Beginn und Ende über z.B. Grabbeigaben, Siedlungs- oder Beifunde datierbar sein. Gleiche Perlen werden dabei zu Typen, sich ähnliche Typen und dann zu Gruppen zusammengefasst. Das Erscheinen der vorher einzelnen Perlen wird dann zu einer Laufzeit der Typen bzw. Gruppen zusammen gefasst. (Einmalige Perlen, eben Unikate, treten nur einmal auf und können dadurch nur über andere Funde datiert werden.) In der Praxis ergeben sich in der Regel Laufzeiten von bis zu drei Generationen, in extremen Fällen sogar fünf. Aus den Zusammenfassungen von Typen und Laufzeiten werden also „regional“ und zeitlich beschränkte „Typentafeln“ erstellt - die leicht 200 bis 300 Jahrhunderte umfassen. In solchen Typentafeln, wie z.B. im Perlensymposium für Nordbaden und Württemberg aus dem 7. Jhr., enthalten sind dann auch die Perlen, die tatsächlich über diese zeitlichen Grenzen hinweg verwendet worden sind - aber es wird darauf bei der Bezeichnung der Übersicht und Einteilung keine Rücksicht genommen - es ist dann eben das drin, was für diesen Rahmen gefunden wurde - und etwas mehr. An der Stelle ist auch anzumerken, das zwar das erste auftauchen den Beginn der Laufzeit markiert - es ist aber dadurch nicht bekannt, wie lange die Perle z.B. vor der Beigabe ins Grab bereits in Verwendung war. Dieser nicht bestimmbare Zeitfaktor ist archäologisch nicht fassbar! Dazu gibt es auch “Ausreißer“, z.B. wurden in Birka und Kaupang zur Wikingerzeit Perlen gefunden, die während der römischen Kaiserzeit gefertigt worden sind. Wesentlich enger datiert hingegen sind Perlenensembles, also die spezifische Kombination der zahlreichen Einzeltypen zu einer Kette. Perlenkombinationen beschränken sich in ihrer Laufzeit auf „wenige Jahre“. Hierfür werden Grabfunde herangezogen, die Regionen dieser Ensembles sind meist ein einzelner Bestattungsplatz. Die einzelnen Perlentypen aus so einem Ensemble aber können wesentlich längere Laufzeiten haben! Und Überregional zu finden sein (Handelswege...) Eine genau Aussage über den Herkunftsort lässt sich nur für wenige Perlen treffen - weil einfach nicht bekannt ist wo überall welche Perlen gefertigt worden sind. Wenn eine Werkstatt gefunden wird ist diese „in ihren Schichten datierbar“ - und wenn sich dort Perlen finden, ist auch bestimmbar ab wann dort (!) bestimmte Perlentypen gefertigt wurden. Und leider sind die datierbaren Werkstätten (oder deren Publikation) nicht sehr zahlreich. Perlentypen können aber auch parallel und vor allem unabhängig von verschiedenen Werkstätten an verschiedenen Orten „erfunden“ worden sein - oder dort imitiert. Dies erfordert dann einen Abgleich der Regionen, ethnischen Abstimmung, der Zeitstellung, Handelswege.... Davon Träume ich seit langem! Eine Abhandlung über Glasperlen im regionalen und überregionalen Vergleich unter Berücksichtigung von Landschaften, ethnischer Abstammung, Volksstämmen, Bestattungssitten, Handlungswegen, Ressourcen... und auch wenn einige Forscher/innen dieses eigentlich unüberschaubare Thema zu ihrer Lebensaufgabe gemacht (z.B. T. Haevernick, , M. Guido, M. Siegmann, A. Koch, R. Andrae, M. Dekówna, Z. L'vova und T. Stawiarska) und sehr viel Vorarbeit geleistet haben: Leider hört Niemand auf mich... es bleibt nur lesen, extrahieren, austauschen....