Trachtzubehör: Glasperlen

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T

Torben

Guest
Im Begrüßungsthread wurde eine Perlendiskussion angeregt... da ich nicht weiss, wo rüber genau, nehme ich mir mal heute das „Basisthema“: die Laufzeit von Perlen und deren Chronologische und Regionale Einteilung... Quellenangaben folgen, aber nicht zu jedem Punkt sondern gesammt erst am Ende nachstehend aufgezählt, sonst wäre das sehr unübersichtlich geworden... Perlen haben Laufzeiten. Dies ist das erste in Erscheinung treten - bis zum letzten. Zur Bestimmung müssen Beginn und Ende über z.B. Grabbeigaben, Siedlungs- oder Beifunde datierbar sein. Gleiche Perlen werden dabei zu Typen, sich ähnliche Typen und dann zu Gruppen zusammengefasst. Das Erscheinen der vorher einzelnen Perlen wird dann zu einer Laufzeit der Typen bzw. Gruppen zusammen gefasst. (Einmalige Perlen, eben Unikate, treten nur einmal auf und können dadurch nur über andere Funde datiert werden.) In der Praxis ergeben sich in der Regel Laufzeiten von bis zu drei Generationen, in extremen Fällen sogar fünf. Aus den Zusammenfassungen von Typen und Laufzeiten werden also „regional“ und zeitlich beschränkte „Typentafeln“ erstellt - die leicht 200 bis 300 Jahrhunderte umfassen. In solchen Typentafeln, wie z.B. im Perlensymposium für Nordbaden und Württemberg aus dem 7. Jhr., enthalten sind dann auch die Perlen, die tatsächlich über diese zeitlichen Grenzen hinweg verwendet worden sind - aber es wird darauf bei der Bezeichnung der Übersicht und Einteilung keine Rücksicht genommen - es ist dann eben das drin, was für diesen Rahmen gefunden wurde - und etwas mehr. An der Stelle ist auch anzumerken, das zwar das erste auftauchen den Beginn der Laufzeit markiert - es ist aber dadurch nicht bekannt, wie lange die Perle z.B. vor der Beigabe ins Grab bereits in Verwendung war. Dieser nicht bestimmbare Zeitfaktor ist archäologisch nicht fassbar! Dazu gibt es auch “Ausreißer“, z.B. wurden in Birka und Kaupang zur Wikingerzeit Perlen gefunden, die während der römischen Kaiserzeit gefertigt worden sind. Wesentlich enger datiert hingegen sind Perlenensembles, also die spezifische Kombination der zahlreichen Einzeltypen zu einer Kette. Perlenkombinationen beschränken sich in ihrer Laufzeit auf „wenige Jahre“. Hierfür werden Grabfunde herangezogen, die Regionen dieser Ensembles sind meist ein einzelner Bestattungsplatz. Die einzelnen Perlentypen aus so einem Ensemble aber können wesentlich längere Laufzeiten haben! Und Überregional zu finden sein (Handelswege...) Eine genau Aussage über den Herkunftsort lässt sich nur für wenige Perlen treffen - weil einfach nicht bekannt ist wo überall welche Perlen gefertigt worden sind. Wenn eine Werkstatt gefunden wird ist diese „in ihren Schichten datierbar“ - und wenn sich dort Perlen finden, ist auch bestimmbar ab wann dort (!) bestimmte Perlentypen gefertigt wurden. Und leider sind die datierbaren Werkstätten (oder deren Publikation) nicht sehr zahlreich. Perlentypen können aber auch parallel und vor allem unabhängig von verschiedenen Werkstätten an verschiedenen Orten „erfunden“ worden sein - oder dort imitiert. Dies erfordert dann einen Abgleich der Regionen, ethnischen Abstimmung, der Zeitstellung, Handelswege.... Davon Träume ich seit langem! Eine Abhandlung über Glasperlen im regionalen und überregionalen Vergleich unter Berücksichtigung von Landschaften, ethnischer Abstammung, Volksstämmen, Bestattungssitten, Handlungswegen, Ressourcen... und auch wenn einige Forscher/innen dieses eigentlich unüberschaubare Thema zu ihrer Lebensaufgabe gemacht (z.B. T. Haevernick, , M. Guido, M. Siegmann, A. Koch, R. Andrae, M. Dekówna, Z. L'vova und T. Stawiarska) und sehr viel Vorarbeit geleistet haben: Leider hört Niemand auf mich... es bleibt nur lesen, extrahieren, austauschen....
 
...sehr schön, vielen Dank! :thumbup:
 
warte... ich schreib doch noch... hier erst zwischendurch die Literatur... Bead Study Trust: Ornaments from the Past: Bead Studies after Beck, ISBN: 974-911659-3 R. Andrae, Mosaikaugenperlen. Untersuchungen zur Verbreitung und Datierung karolingerzeitlicher Millefioriglasperlen in Europa. Acta Praehistorica et Archaeologica 4, 1973 Dobiat, C, Matthäus H, Raftery, B, Henderson, J: Glasperlen der vorrömischen Eisenzeit II nach Unterlagen von Th. E. Haevernick, ISBN: 3-89646-122-2 Ethelberg, P: Hjemsted - en gravplads fra 4. Og 5. Arh e. Kr., ISBN: 87-87584-04-2 Guido, Margaret: The Glass Beads of the Prehistoric and Roman Periods in Britain and Irland, ISBN: 978-0854312320 Haevernick, Thea Elisabeth: Die Glasarmringe und Ringperlen der Mittel- und Spätlatènezeit auf dem europäischen Festland, 1960 Karwowski, M: Latènezeitlicher Glasringschmuck aus Ostösterreich, ISBN: 3-7001-3285-9 Keltenmuseum Hochdorf/Enz: Bernstein- und Glasschmuck aus Novo Mesto Slowenien, 2003 Koch, U.: Mediterrane und fränkische Glasperlen des 6. und 7. Jahrhunderts aus Finnland. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie [Festschrift J. Werner]. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Ergänzungsband 1,2, 495-520. München. Maier, F: Die Ausgrabungen in Maching, 1989 Steppuhn, P: Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, Bd.32 : Die Glasfunde von Haithabu, ISBN: 3529019321 8 Wagner, H: Ausgrabungen und Forschungen 1, Glasschmuck der Mittel- und Spätlatènezeit am Oberrhein, ISSN: 1616-4180
 
...ich warte ja trotzdem auch noch auf mehr Infos von dir :D ;) LG Tom
 
ok.... Die ersten Perlen in Deutschland und „Umland“ waren klein, einfarbig und blau. Und genau dieser Perlentyp taucht durch die Jahrtausende immer wieder in unterschiedlichen Fundmengen an verschiedenen Orten auf, somit grundsätzlich ein universeller Perlentyp... aber zur Zeit der Merowinger sehr selten, bei den Kelten und Wikingern sehr stark vertreten... und bei den Wikingern schwankt die Zahl der Funde auch, es gibt eine so genannte „blaue Phase“ auf dem Skandinavischen Festland (700-800n.Chr.), von der Gotland vollkommen unberührt ist, da zu dieser Zeit dort noch immer eine eigene Perlenmode herrscht, mit den Hauptfarben rot, weiß, orange, gelb- ähnlich denen der Merowinger, aber die typischen polychromen Perlen der Merowinger finden sich nur in Finnland, nicht auf Gotland... Rote Perlen z.B. treten zum ersten mal mit den Römern nach 70 n. Chr. auf. Vorher war rotes Glas eine absolute Seltenheit. Zur Merowingerzeit war rot dann eine viel gebrauchte Farbe für Grundkörper und Verzierungen. In jüngerer Zeit in Skandinavien dann bei den Wikinger wird rotes Glas in der Regel für Verzierungen genutzt. Ein richtiges kräftiges rot als Grundfarbe eines Perlenkörpers ist dann selten. Oder die Melonen. Die ersten vereinzelten Melonenperlen sind im 5. und 4. Jhr. v. Chr. in Österreich zu finden. Sie treten aber neben den zeitgleichen Schichtaugenperlen in den Hintergrund, im Vergleich zu monochromen Perlen sind sie unscheinbar (Beispiel: Dürrnberg, Österreich, Zeitstellung Lt. A, es finden sich 5 blaue Melonen, 24 Augenperlen, 235 monochrome Perlen, davon sind 212 blau). Die Melonenperlen sind in keltischer Zeit damit sicher kein Leittyp, sie existieren zwar, aber ... Gegen 10 n.Chr. treten diese Perlen dann wieder auf und kommen dann in in verschiedenen Farben (um 70. n.Chr.) durch die Römern erst richtig in Mode und sind bis zum Anfang des 4.Jhr. nach Christus sehr zahlreich vertreten. Unter der Herrschaft der Merowinger in Mitteleuropa nimmt die Anzahl dieser Perlen ganz drastisch ab. Bei den Wikingern in Skandinavien zwischen 800 und 1000 n.Chr. ist dieser Perlentyp dann wieder sehr beliebt. Und selbst hier gibt es Phasen, in denen dieser Perlentyp verschieden stark vertreten ist. Es gibt somit eine Phase von mehreren hundert Jahren, in denen diese Perlenform nur sehr selten zu finden ist, bis sie dann wieder äußerst gefragt ist - und selbst dann in ihrer Anzahl (und Beliebtheit?) schwankt. Dazu kann die Melonenperle durch Anzahl der Rippen und zusätzliche Verzierungen näher klassifiziert werden.... Auch hier haben die unterschiedlichen Melonenperlentypen unterschiedliche Laufzeiten ;) ...ja, immer diese Römer. Die veränderten die Glasperlenmode drastisch. Mit dem "Aufkommen" der Römer (römischen Kultur) wurden die Kelten (keltische Kultur) verdrängt und damit auch die keltische Glaskunst. Erst gegen 10 n.Chr. werden Glasperlen wieder häufiger und vor allem bunter. Da haben wohl die Römer entdeckt, das man die bunten Kugeln mit Loch hervorragend an die Germanen verkaufen kann. Leider haben die Germanen zu der Zeit so vieles mit Ihren Toten verbrannt.... denn dies ist ein weiterer Grund für die Fundarmut in bestimmten Regionen zu bestimmten Zeitstellungen, nicht nur zur Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit. Das kann ich alles gar nicht überblicken, aber: Wie schön war doch die Beigabensitte. Zurück zu den Kelten, und ihrer bekanntesten Perle: der bereits oben genannten Schichtaugenperle (ein i.d.R. gelber Grundkörper mit Augen aus Glasschichten in weiß und blau). Diese Perlen sind der Leittyp (also die typischste Perle) der keltischen Zeitstellung: zu anderer Zeit gibt es sie nicht. In Deutschland gibt es etwa 170 und in Österreich 100 Schichtaugenperlen (Stand 1995). Ok, im Vergleich zu den monochromen Perlen sind dies sehr wenige Perlen, aber bei Leittypen und/oder Leittypengruppen werden halt für eine Zeit/Region charakteristische Glasperlen genommen. Dazu in eigener Sache: Einen Abriss zu den verschiedenen Perlen der Kelten gibt es in "bunte Tuche gleißendes Metall - Frühe Kelten in der Hallstattzeit" im Abschnitt "von Schichtaugen und Zickzackzier - Glasperlen in der Hallstattzeit" ISBN: 978-3-932077-31-9 herausgegeben vom Keltenmuseum Heuneburg. Anmerkung: Schichtaugen sind nicht zu verwechseln mit den Spiralaugen oder gar den so genannten Strahlenaugen. Es sind zwar alles Augenverzierungen, aber alle drei haben eine vollkommen andere Technik: bei den keltischen Spiralaugen werden Glasfäden in Spiralformen aufgelegt , bei den Strahlenaugen wird ein Mosaikstück mit eben diesem Muster auf einen Grundkörper aufgesetzt und mehr oder weniger vollständig eingeschmolzen. Schichtaugen aber werden geschichtet. Es bleiben dann nur noch die Mosaikaugenperlen. Hier werden Mosaike mit Augenmuster zu einer Perle zusammen geschmolzen. Nun ein zeitlicher und regionaler Sprung zu den Alamannen (Siedlungsgebiet war zwischen Rhein, Main und Lech). Gerne werden die "Bommelperlen" als die typische Glasperlen der Alamannen bezeichnet (an einer eckigen oder tonnenförmigen kleinen Grundperle hängt eine Kugel Glas). Die ältesten Perlen dieser Art werden in die Späte Kaiserzeit um 215. n. Chr. datiert, die jüngste Perle datiert auf 520/530 n.Chr. Aber auch Außerhalb des Alamannischen Siedlungsgebietes finden sich diese Perlen in kleinen Mengen z.B. gleich im benachbarten bajuwarischen Altenerding oder bei den Chauken/Altsachsen, im Landkreis Cuxhaven, dann in Dänemark, etc. . Als Alamannisch werden diese Perlen dennoch bezeichnet, da sie im Siedlungsgebiet dieses Volksstammes das stärkste Aufkommen haben. ...und die Laufzeit ist von 215 - 530 n.Chr. Wobei die Perlen bereits vor dieser Zeit gefertigt sein könnten, dies ist nur das gesicherte Auftreten. Fazit: Perlentypen wie eine blaue ringförmige Perle als Einzelfund hat gegen auffälligere Perlen definitiv keine Chance auf eine Zuordnung, sie treten halt immer wieder auf... nur in der Urnenfelderzeit sind sie Leittyp.... und nicht jede stammestypische Perle ist auf einen Volksstamm, eine Region und/oder Zeitstellung begrenzt. Aber (fast) jeder Perlentyp hat eine zeitliche und regionale Zuordnung die mehr oder weniger breit sein kann ......
 
Sorry, falls diese Frage hier nicht paßt oder zu speziell ist. Aber ich lese gerade einen Band zum oben erwähnten Kletthamer (Altenerdinger) Gräberfeld und wollte dich darum kurz fragen, Torben, ob du bei deinen Recherchen auch eine soziale Komponente bei der Verteilung von Perlen aufgedeckt hast, neben der regionalen und zeitlichen? Konkretes Beispiel: in Altenerding sind anscheinend keine blauen Perlen in den Gräbern alter Frauen gefunden worden (zumindest für die Belegungspase, für die ich die Auswertung gerade durchlese - vielleicht ändert sich das später). In den Gräbern jüngerer Frauen (die noch im gebärfähigen Alter waren) dafür durchaus. Bernsteinperlen waren anscheinend häufig mit honigfarbenen Glasperlen vergesellschaftet etc. Würde mich jetzt bloß interessieren, ob dir auch ähnliche Strukturen aufgefallen sind?
 
Hallo Perchta, deine Frage passt doch zu dem Thema Trachtzubehör, aber Altersbedingt ist ja nicht gleich sozialstruktur. Dein Beispiel bezieht sich ja auf die Kombination von Perlen und dem Alter der Verstorbenen. Daher: du hast Recht, das bestimmte Perlen zu bestimmten Zeiten in bestimmten Kombinationen auftreten. Genannt Kombinationsgruppen (z.B. nach Ursula Koch: Die fränkischen Gräberfelder von Bargen und Berghausen in Nordbaden ). Sich ähnliche/gleiche Perlen werden - wie bereits beschrieben - zu Typen/Gruppen zusammengefasst und diesen wird ein Laufzeit zugeordnet. Des weiteren kann ein Bestattungsplatz (oder Region) nach so genannten Kombinationsmodellen untersucht werden. Verständliches Beispiel: zu Gewissen Zeiten waren ja zum Beispiel enge Shorts in Mode, dazu wurde am Strand eine Sonnenbrille getragen. Dann kann man Unterscheiden in welchen Jahren wurden große Brillen den kleineren bevorzugt, wann wurden die Shorts zum Badeslip oder schlabbernden Hose (eben: Kombinationen...) So ermittelt man auch bei den Perlen für gewisse Kombinationen eine Zeitstellung. (Hier zeigt sich aber schon der Haken: was ist wenn jemandem große Brillen nicht gefallen oder er kein Geld für kleine hatte, sie ausverkauft waren.... Kurz: Achtung! Statistik!). Und auch da kann man die Altersauswirkung sehr gut erkennen: nicht jede Generation macht jede Mode mit. Wenn also in der gleichen Belegungsphase junge Frauen blaue Perlen haben, kann es daran liegen, das diese grade neu sind, die älteren Frauen hingegen haben schon "genügend Perlen gesammelt" haben oder sie liessen den jüngeren den Vortritt oder können sich mit den neuen Perlen einfach nicht anfreunden (?). Tatsache ist dennoch, das man erkennen kann, wann bestimmte Typen und Kombinatinen mehr oder weniger stark in den Gräbern auftreten. Anmerkung: Man kann daran aber nicht erkennen, wie lange die Perlen tatsächlich schon verwendet wurden. Die Laufzeiten Typologien und Kombinationsmodelle spiegeln nur die Zeiträume der Niederlegungen wieder! Es ist schließlich unwahrscheinlich das die Perlen direkt vor dem Tod erworben worden sind. Und ich persönlich finde es schwer, das einer Altersgruppe zuzuordnen. Denn auch die Altersgruppen umfassen in der Regel 10-20 Jahre. Und sind die älteren Frauen vielleicht alle in einem harten Winter gestorben? Gab es dann zu dieser Zeit guten Zugriff auf bestimmte Perlen, das man sich leichter von ihnen getrennt hat? Oder war es eine harte Zeit und man hat die Interessanten Perlen kurz vor dem Tode vererbt... oder sie "als Erinnerung aufgehoben"... Bezug nehmend auf dein Beispiel. Du findest in Altenerding blaue Perlen in den Gräbern jüngerer Frauen, nicht aber in den Gräbern älterer Frauen der gleichen Belegungsphase. Du hast somit ja eigentlich 2 unterschiedliche Perlenkombinationsmodelle in EINER Belegungsphase. Nun aber haben die älteren Frauen ja eine längere Lauf... Lebenszeit gehabt und haben ja schon früher angefangen Perlen zu erwerben. Die jüngeren Frauen werden andere Perlen gesammelt haben die für ihre Lebenszeit "en vogue" waren (oder grade erhältlich). Und schon hast du verschiedene Perlenmoden in der gleichen Belegungsphase. Somit kann es aber auch passieren das ein älteres Perlenkombinationsmodell (= aus einer einer älteren Belegungsphase) in einer jüngeren auftaucht. Und vorher wäre es ein typisches Kombinationsmodell gewesen. Jetzt aber nicht. Woran liegt das? Die Bestattung wurde dann nicht über die Perlen der Zeitstellung zugeordnet sondern über einen anderen Fund, z.B. einer Münze datiert. Dies kann daran liegen, das die Verstorbene nur -vielleicht- 3 Jahre länger gelebt hat - als die Statistik der Perlenmode das zulässt. Die Münze hingegen wird nicht auf ein zukünftiges Datum gemünzt sein. Wenn also nicht das Perlenensemble unanhängig von der Münze aufgrund der Lebenszeit der Frau datiert wird, gibt es schon wieder Abweichungen... Ob nun der Farbe blau hingegen Jugendlichkeit oder gar Gebärfähigkeit zugeschrieben wurde, kann man rein aus der Beigabensituation nicht erkennen. Ich halte solche Theorien für sehr gewagt. Sicher ist, das vor/zur Zeit der Bestattung ein Perlentyp "auf den Markt" kam und verwendet wurde. Und neuerdings findet bei solchen Beurteilungen auch noch die Ethnizität Berücksichtigung. Denn was ist, wenn du auf einen sächsischem Friedhof eine Perlenmode für eine Belegphase ermittelt hast, und ein Grab passt von den Perlen dort überhaupt nicht rein. War diese Person zugereist? Das kommt z.B. in Liebenau vor, wo neben den Sächsinnen auf wenigstens eine Fränkin bestattet wurde. Das Lebensalter habe ich jetzt nicht nachgeschlagen, ich denke das die Perlenmode schon für sich spricht, das sie anderer Ethnizität war. Und solche Bestattungen muß man natürlich berücksichtigen, das sie das Bild nicht zerstören... Abweichungen, Lebensalter, verschiedene Kombinationsmodelle... Das ganze ist ja auch wie jede andere Statistik ein Versuch Menschen und ihre Gewohnheiten zu systematisieren. Und dadurch lassen in den (neuzeitlich durch Jahreszahlen bestimmten) Bestattungsequenzen Muster (der tatsächlichen Beigaben) erkennen. Und genau darum geht es bei Perlentypen und Perlenkombinationsmodellen. Und so etwas ist genau was du sagtest, z.B. bernsteinfarbene Perlen finden sich oft mit Bernstein. ... Alle Klarheiten beseitigt?....
 
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Hallo Zusammen, auch wenn es viel mehr zu dem Thema Glasperlen und Frauen gibt (was daher immer noch in Arbeit ist), hier der link zum Thema Glasperlen in Männerbestattungen der Wikingerzeit in Skandinavien. Das hier würde sonst dem Rahmen hier sprengen.... [/font] 1 Einleitung 1.1 Forschungsstand 1.2 Ziele 2 Die Glasperlen auf Gotland 2.1 Die Funde 2.1.1 Die Funde aus den Gräber auf Gotland ohne Angabe der Fundlagen 2.1.2 Die Funde aus den Gräbern auf Gotland mit Angabe der Fundlage 2.2 Die Anzahl der Perlen je Bestattung 2.3 Die Art der Perlen 2.4 Farben und deren Kombination 2.5 Die regionale Verteilung der Glasperlenfunde auf Gotland 2.6 Die Lage der Glasperlen in den Gräbern auf Gotland 2.6.1 Perlen oberhalb des Kopfes 2.6.2 Perlen im Halsbereich 2.6.3 Glasperlenfund im Brustbereich 2.6.4 Perlen im Schulterbereich 2.6.5 Weitere Fundlagen 2.7 Der Sonderfall – Visby, Land Süd, Östra begravningpl. Skelett 5 3 Die Glasperlen in Schweden, beispielhaft auf Björkö 3.1 Die Funde 3.2 Die Bedeutung der Funde 4 Die Glasperlen in Norwegen 4.1 Die Funde 4.2 Die Bedeutung der Funde 5 Die Glasperlen in Lettland 5.1 Die Funde in den Männergräbern von Lettland 5.2 Die Bedeutung der Funde 6 Fazit 6.1 Bedeutung der Vorkommen 6.2 Bedeutung der Perlenfarben, -formen und -materialien 6.3 Mögliche Verwendungen 6.4 Die Bedeutung der Sonderfälle 7 Literatur Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Verhältnis der Perlenfarben und Materialien Abb. 2: Übersicht der Glasperlen in den Regionen Gotlands Abb. 3: Rekonstruktion des Fundes Abb. 4: Teilweise Rekonstruktion des Fundes Tabellenverzeichnis Tab. 1: Übersicht der Perlenfarben bei Grabfunden mit zwei Perlen Tab. 2: Übersicht der Gräber mit drei verschiedenen Perlenfarben
 
Hi Torben, sehr interessant vor allem dein Bericht über die Glasperlen in den Männergräbern :thumbsup:
 
Torben, ich liiiebe deine Seite, vielen Dank für die Mühe - jetzt brauch ich nur noch einen Abreißblock Zeit...
 
Wie ich bereits schrieb, sind die Forschungsergebnisse immer auf dem Stand des Wissens... Jetzt habe ich eine sehr gute Ausarbeitung der osteologischen Beurteilung der Knochenreste von 228 Brand- und Skelettgräber der Mälarseeregion bekommen. Als die archäologische Geschlechtsbestimmung in ihren Kinderstiefeln steckte, erfolgte die Beurteilung des Geschlechtes rein nach der Art der Beigaben. So galt z.B. ein Schwert als männlich, ebenso wie ein Wetzstein. Trachtnadeln und mehr als drei Glasperlen galt als 100% weblich. Eva Lagerholm und Kerstin Cassel konnten in ihrer Abhandlung „En pärla gön ingen kvinna? “ (sinngemäß Übersetzt: Perlen machen eine Frau?), gibt es bei dem "Institutionen för kultur och kommunikation, södertorns högskola, University colle in schwedisch als pdf" , diese Annahmen erfolgreich wiederlegen. Demnach hatten 75% der Männer keine Glasperlen in ihrem Grab. Wie viele Perlen hatten denn dann die Männer in ihrem Grab? Auch darauf geben die Autoren Antwort (ich nehme hier nur die Kurzversion ohne Angabe der Grabnummern. In elf Bestattungen fanden sich eine Perln, einmal zwei Perlen, in zwei Fällen vier Perlen. Hiermit wäre die klassische Annahme über die Anzahl der Perlen bei Männern erreicht. Es geht jedoch nach den osteologischen Bestimmungen viel weiter. Je zweimal wurden 10 und 44 (!) Perlen angetroffen4 Nur je einmal wurden 12, 15 18, 30, 50, 88, 125 bzw. 206 Perlen angetroffen!!! Es zeigt sich, das moderne Untersuchungsmethoden ältere Einstufungen des Geschlechtes der Bestatteten ein ganz anderes Licht auf die Beigaben werfen. Anmerkung: ich versuche auf jeden Fall die Art der Perlen heraus zu finden, aber das kann leider dauern. Dennoch, so viele Perlen bei den Männern bleiben die Aussnahme!
 
Au ja, ich finde es schön das ich bgründeter Weise nu auch was von meinen Perlen zujr Schau tragen und a* sein darf :) habe grade für das erste grab im Statens Historiska Museet ein S/W-Bild und die Textbeschreibung gefunden (Uppland Lunda Lovö RAÄ 27 A118 SHM 32300,l 125 Perlen, Alter 35-46)... der Abend ist gerettet! Bild folgt im Laufe der Woche oder erst in 2011 !
 
tja., welcher Mann wagt sich damit zu seiner Beerdigung...
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ja... nun ja, meine Idee wäre das ganz über Marketing zu beschönigen... z.B. so
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erinnert mich an ein Filmplakat, und die Kriegsbeute ist gar nicht mehr so ... ungewohnt...
 
Zuletzt bearbeitet:
mit dem richtigen Träger sieht es im übrigen nicht mehr tÜ auz!!!! schöner Kontrast zu dem gelben Kaften.
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